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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2018

Flacher Sommerroman

Azurblau für zwei
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Sommer, Sonne und saure Zitronenlimonade - Emma Sternberg nimmt uns mit nach Capri und lässt ihre Protagonistin Isa in "Azurblau für Zwei" eine alte und eine neue Liebe entdecken.
Ich mag es sehr gerne, ...

Sommer, Sonne und saure Zitronenlimonade - Emma Sternberg nimmt uns mit nach Capri und lässt ihre Protagonistin Isa in "Azurblau für Zwei" eine alte und eine neue Liebe entdecken.
Ich mag es sehr gerne, solche leichten sommerlichen Romane auf Autofahrten als Hörbuch zu hören. Daher dachte ich, diese Geschichte wäre genau das Richtige für mich. Die eigentliche Idee finde ich auch weiterhin gut, leider hat mir die Umsetzung nicht sonderlich gut gefallen.
Protagonistin Isa ist eine authentische junge Frau mit echten Problemen, verliert sich aber meiner Meinung nach ein wenig zu sehr in Gedanken. Diese fand ich wie so manchen gestelzten Dialog teilweise etwas anstrengend und die sehr...blumige Erzählweise von Sprecherin Vanida Karun hat es für mich nicht besser gemacht.
Manchem mag es vielleicht gefallen, wenn gerade die italienischen Männer alle mit Schmonzetten-Akzent imitiert werden, ich fand es aber eher nervig und auch unglaubwürdig, da Isa schließlich Italienisch mit ihnen spricht.
Ein Lichtblick war immer die alte Granddame Mitzi, deren Lebensgeschichte wirklich interessant angelegt war, sich aber wie alles andere auch etwas zu sehr ins Perfekte fügte.
Das Thema Kinderlosigkeit wird in diesem Roman teilweise sehr mitfühlend aufgegriffen, an anderen Stellen ist es mir aber auch etwas zu klischeehaft.
Leider gibt es für dieses Hörbuch von mir nur 2,5 Sterne - ein leichter Sommerroman, der streckenweise eher flach ist und ggf. lieber selbst gelesen als gehört werden sollte!

Veröffentlicht am 26.05.2018

Ganz außergewöhnlich

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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Robin ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie ist wild, abenteuerlustig, hat aber auch viele verletzliche Seiten, die sie nicht zeigen mag. Diese verkörpert eher ihre Schwester Cat, die ihr stets wie ein Schatten ...

Robin ist ein ungewöhnliches Mädchen. Sie ist wild, abenteuerlustig, hat aber auch viele verletzliche Seiten, die sie nicht zeigen mag. Diese verkörpert eher ihre Schwester Cat, die ihr stets wie ein Schatten folgt. Doch was macht ein Kind, das im Zentrum seiner Familie steht und sich in der Aufmerksamkeit sonnt, wenn es plötzlich fast alleine ist?
Beauty ist eine kluge und starke Frau. Sie hat studiert, einen guten Beruf gelernt und ihre Kinder zu aufrechten Menschen erzogen. Aber: Beauty ist schwarz und hat daher nicht die Freiheiten und Rechte, die man ihr als Leser wünschen würde. Wir begleiten Beauty auf der Suche nach ihrer Tochter, und dabei, wie sie für ein anderes Mädchen zur zweiten Mutter wird.
„Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ hat einen tollen Titel, ein schönes Cover und ist durch das besondere Design des Wunderraum-Verlags auch haptisch ein Erlebnis. Das allerdings wird nur wenigen Lesern ausreichen. Für mich ist viel wichtiger, dass mich die Geschichte von Robin und Beauty, eine Erzählung über Apartheid, Rassentrennung und Vergebung, sehr gepackt und berührt hat. Bianca Marais hat dieses Buch ganz wunderbar einfühlsam geschrieben – zugleich ist es perfekt recherchiert und man merkt, dass das Mädchen Robin viele ihrer persönlichen Erfahrungen in sich trägt. Robin ist unheimlich authentisch – so sehr, dass ihre kindliche Unvernunft für mich an vielen Stellen eine echte Herausforderung war und mich wahnsinnig gemacht hat! Das aber im positivsten Sinne, denn selten schaffen Romanfiguren das in dieser Weise. Obwohl das Buch viele Seiten hat, hätte ich die beiden gerne noch weiter begleitet und mochte die Geschichte zu keiner Zeit lange verlassen. Ein gewichtiges Buch über ein wichtiges Thema – von dem man nie aufhören darf zu erzählen! Klare Lessempfehlung

Veröffentlicht am 23.05.2018

Auf zu neuen Happy Ends

Sommer in Bloomsbury
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Ein halbes Jahr Vorfreude und Warten auf den zweiten Band der Geschichte um den Buchladen „Happy Ends“ – hat sich das gelohnt? Insgesamt betrachtet kann ich diese Frage auf jeden Fall mit Ja beantworten ...

Ein halbes Jahr Vorfreude und Warten auf den zweiten Band der Geschichte um den Buchladen „Happy Ends“ – hat sich das gelohnt? Insgesamt betrachtet kann ich diese Frage auf jeden Fall mit Ja beantworten und bewerte die süße Geschichte um Verity und ihren gar nicht mehr so imaginären (Schein-)Freund Johnny mit 3,5-4 Sternen.
Pro: Positiv sind für mich auf jeden Fall die toll integrierten Zitate aus Jane Austens „Stolz und Vorurteil“, die Liebe zu Büchern, die aus jedem Kapitel spricht, sowie die vielen Momente zum Schmunzeln. Verity ist eine sehr sympathische und durchaus außergewöhnliche Heldin, was die Geschichte erfrischend anders macht als jene um Posy und Sebastian.
Contra: Sicherlich war doch Einiges in diesem Roman sehr überspitzt und scharf am Kitsch vorbei – zudem hätte ich mir noch etwas mehr Handlung in der Buchhandlung gewünscht. Veritys innere Monologe und teilweise ein wenig aus der Luft gegriffenen Schlussfolgerungen zum Thema Johnny wirkten teilweise konstruiert, und auch den ganze Aufruhr um Verity und ihre diversen Schwestern ist natürlich eher typisch für dieses Genre.
Fazit: Mit leichten Schwächen und typischen Frauenroman-Elementen behaftet ist die Geschichte um Verity und Johnny trotzdem sehr liebens- und lesenswert. Ich finde, der zweite Band steht dem ersten in wenig nach – vielleicht fand ich diesen noch einen Tick besser, dafür haben mich die Missverständnisse zwischen Posy und Sebastian noch mehr aufgeregt. In „Sommer in Bloomsbury“ werden die Nerven des Lesers geringfügig mehr geschont! Für alle, die gerne Reihen mögen und etwas Leichtes für den Liegestuhl suchen, kann dieses Buch kein Fehlkauf sein!

Veröffentlicht am 23.05.2018

Der Neue auf dem Schulhof

Der Neue
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Das tragische Schicksal von Shakespeare’s Othello scheint in der heutigen Zeit leider wieder fast aktuell: aufgrund seiner Hautfarbe einerseits interessant, andererseits aber vor allem geringgeschätzt, ...

Das tragische Schicksal von Shakespeare’s Othello scheint in der heutigen Zeit leider wieder fast aktuell: aufgrund seiner Hautfarbe einerseits interessant, andererseits aber vor allem geringgeschätzt, verguckt er sich in die allseits beliebte Desdemona, die bei Tracy Chevalier Dee heißt, und gerät dadurch in ein gefährliches Intrigenspiel, das schlussendlich nur Opfer kennt. „Der Neue“ ist als Teil des Hogarth Shakespeare Projekt die Neuinterpretation des Othello und wird von Tracy Chevalier, die einfach einen tollen Schreibstil hat, wunderbar in die Moderne übertragen. Chevaliers Othello heißt Osei, kurz O, und kommt als Neuer an die Schule. Dieser Schauplatz für die Othello-Geschichte ist meiner Meinung nach ideal gewählt, denn durch das Setting unter Halbwüchsigen werden die Urinstinkte des Menschen, die in der Pubertät den zwischenmenschlichen Umgang regieren können, wunderbar deutlich und die Konflikte der Figuren entstehen nicht nur vor einem rassistischen Hintergrund. Ausgrenzung, Cliquenbildung und Mobbing greifen in unserer Gesellschaft nicht nur in der Schule um sich, finden dort aufgrund der verschiedenen Charaktere und Unsicherheiten jedoch besonders guten Nährboden.
Mir gefällt an Tracy Chevaliers Plot nicht nur die Aktualität, sondern auch die Tiefe der Figuren. Obwohl die gesamte Handlung an einem Tag spielt und das Buch eher dünn daherkommt, gewinnt die Figur des Ian (Jago im Original) hier beispielsweise an Tiefe, da auch seine Perspektive menschlicher beleuchtet wird. Bei einem Kind oder Jugendlichen ist man als Leser einfach mehr geneigt, schlechtes Handeln zu verzeihen und trennt Verhalten und Charakter möglicherweise noch besser. Wie die Protagonisten im Buch hätte auch ich die Geschichte in einem Tag durchleben können, habe mich jedoch zwischendurch gezwungen, das Buch nochmal wegzulegen. Das Ende ist mir eine Spur zu offen, vielleicht auch ein wenig zu frei, daher gibt es einen kleinen Abzug. Für Fans von Chevaliers gutem Schreibstil und modernen Klassikern kann ich das Buch in jedem Fall weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 18.05.2018

Eine Lady zwischen Büchern

Das Versprechen der Jahre
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Lady Celia Lytton ist zwar von edler Geburt, heiratet jedoch ihrem Herzen folgend einen Londoner Verleger. Mit ihm stürzt sie sich nicht nur ins eigene Familienleben, sondern auch in das Verlagsgeschäft. ...

Lady Celia Lytton ist zwar von edler Geburt, heiratet jedoch ihrem Herzen folgend einen Londoner Verleger. Mit ihm stürzt sie sich nicht nur ins eigene Familienleben, sondern auch in das Verlagsgeschäft. Mit ihren guten Ideen macht sie sich bald einen eigenen Namen, ahnt aber noch nicht, dass sie in der Zeit des ersten Weltkriegs auf einmal das ganze Unternehmen lenken muss...
"Das Versprechen der Jahre" ist der Auftakt einer neuen Reihe, die dieses Jahr im Goldmann-Verlag erscheint und spielt im wunderbaren London. Um die Jahrhundertwende ist die Welt dort noch in Ordnung und der Buchhandel läuft gut. Mir hat gefallen, wie man als Leser trotz der vielen Jahre, die dieser erste Teil umspannt, immer gut folgen konnte und nie das Gefühl hatte, etwas zu verpassen. Große Zeitsprünge sind oft etwas, was mich an Romanen dieser Art stört, hier ist es aber ideal gelöst. Die Geschichte ist bevölkert von spannenden und durchweg sehr authentischen Figuren. Es gibt die, die man einfach mögen muss und jene, die einem das Leben wirklich schwer machen ;) Gerade Protagonistin Celia schwankte für mich zwischen beiden Kategorien, da sie auf der einen Seite eine bewundernswert starke und kluge Frau ist, aber an manchen Stellen auch schrecklich unvernünftig und emotional. Und gerade das macht sie für mich so lebensecht - sie ist einfach wie jede von uns, die um ihre Ziele kämpft, aber öfter auch von ihren Emotionen übermannt wird. Eine weitere starke Frau ist ihre Schwägerin LM, die für viele emanzipierte Frauen ihrer Zeit steht und deren Leben nicht immer einfach verläuft. Die Männer in der Geschichte haben auch ihre Reize, stehen aber klar im Hintergrund. Der heimliche Star ist für mich Celias Mutter, Lady Beckenham, die kein Blatt vor den Mund nimmt und sich nicht scheut, Leute vor den Kopf zu stoßen. Dennoch hat sie eigentlich ein großes Herz.
Ein großer Aufhänger der Geschichte sind die Kinder von Celia - diese sind für mich auch einer der Gründe, warum ich den zweiten Band ebenfalls gerne lesen möchte. Die Geschichte ist sehr spannend, kann aber für mich auch als abgeschlossener Roman einzeln gelesen werden. Gerade weil man aber merkt, dass die Familie noch lange nicht zur Ruhe kommt, freue ich mich auf den nächsten Teil.
Insgesamt ist "Das Versprechen der Jahre" ein gut geschriebener und interessanter Roman. Es wird nicht mein Lieblingsbuch werden, auch das sage ich ehrlich, weil mir dafür einige der Figuren doch zu anstrengend waren. Dennoch habe ich es durchweg gerne gelesen und gebe 3,5-4 Sterne!