Profilbild von Island

Island

Lesejury Star
offline

Island ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Island über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2023

Deutsche Geschichte mal aus einer anderen Perspektive

Als Großmutter im Regen tanzte
0

Die Norwegerin Juni ist frisch getrennt von ihrem gewalttätigen und trinkenden Ehemann und oben drauf schwanger von ihm. Um sich darüber klar zu werden, wie alles weitergehen soll, zieht sie sich in das ...

Die Norwegerin Juni ist frisch getrennt von ihrem gewalttätigen und trinkenden Ehemann und oben drauf schwanger von ihm. Um sich darüber klar zu werden, wie alles weitergehen soll, zieht sie sich in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern auf einer kleinen norwegischen Insel zurück. Ihre Mutter, die ihr gegenüber immer eher distanziert war, ist ebenfalls kürzlich verstorben und hat das Geheimnis, wer Junis Vater ist, mit ins Grab genommen. Im Haus der Großeltern entdeckt Juni dann ein Foto ihrer Großmutter Thekla mit einem deutschen Soldaten und stellt fest, dass ihre Großmutter ihren norwegischen Mann erst nach der Geburt von Junis Mutter geheiratet hat. Sie beginnt nachzuforschen, was es damit auf sich hat und begibt sich auf die Spuren ihrer Großmutter, die sie schließlich nach Demmin in der ehemaligen DDR und nach Berlin führen. So erfährt sie nach und nach, wie die Geschichte ihrer Großmutter auch noch das Leben ihrer Mutter und sogar ihr eigenes beeinflusste.

Mich hat die Geschichte sehr gefesselt, ich fand es interessant zu erfahren, welche Folgen es für eine norwegische Frau wie Thekla hatte, wenn sie sich in einen deutschen Soldaten verliebte und welche schlimmen Schicksalsschläge sie dann auch in Deutschland ereilten, wo es ihr nicht anders ging als Millionen anderer Frauen nach Kriegsende. Das alles lässt Thekla, verständlicherweise, ihr Leben lang nicht los und hat auch Einfluss auf das Leben ihrer Tochter und Enkelin, ohne, dass Thekla ihnen je viel über ihre Vergangenheit erzählt hat. Das alles schildert die Autorin sehr fesselnd und eindrucksvoll und auch in Juni und ihre Gefühlswelt konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Der Roman ist sicher nicht immer leichte Kost, aber sehr empfehlenswert für alle, die sich für die Kriegs- und Nachkriegszeit interessieren. Durch Theklas Perspektive habe ich auch noch einiges erfahren, was mir bisher nicht so bewusst war, weil es nie groß thematisiert oder bewusst verschwiegen wurde und auch im Geschichtsunterricht keine Rolle spielt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2023

Turbulenzen rund ums Storchennest

Storchenherzen
0

Madita tritt nach ihrer Ausbildung und einer kurzen Phase im Krankenhaus einen neuen Job in der Hebammenpraxis Storchennest an, die von Monika und Helga betrieben wird. Helga ist wenig begeistert von der ...

Madita tritt nach ihrer Ausbildung und einer kurzen Phase im Krankenhaus einen neuen Job in der Hebammenpraxis Storchennest an, die von Monika und Helga betrieben wird. Helga ist wenig begeistert von der jungen Kollegin, da diese ihr viel zu viel redet und lauter neue Ideen für die Praxis hat, während Helga mit ihrer ruppigen Art öfter aneckt. Zudem hat Helga auch privat Probleme in ihrer Ehe. Madita scheint aber ebenfalls kein Glück mit Männern zu haben und auch mit ihrer neuen WG läuft es alles Andere als ideal. Nur bei den Schwangeren kommt sie wirklich gut an mit ihrer Art.

Ich habe zunächst etwas gebraucht, um mit Helga und Madita warm zu werden, dann sind sie mir aber echt ans Herz gewachsen, trotz oder wegen mancher Eigenheiten. Die Beschreibung ihrer Arbeit wirkt authentisch und nicht verklärt oder geschönt, stellenweise klingt auch Kritik an den Arbeitsbedingungen von Hebammen durch. Auch abseits vom Hebammenalltag hat mich die Geschichte gut unterhalten. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven, abwechselnd aus Maditas und Helgas Sicht, wurde Spannung aufgebaut und es war abwechslungsreich. Nicht empfehlen würde ich den Roman aber für zu sensible Schwangere, da im Buch nicht immer alles ganz glatt läuft, sondern auch weniger angenehme Vorfälle aus dem Hebammenalltag thematisiert werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2023

Coming-of-Age-Roman um einen jüdisch-orthodoxen Jungen in den USA

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
0

Hoodie Rosen ist mit seiner Familie und vielen weiteren Mitgliedern ihrer jüdisch-orthodoxen Gemeinde in eine Kleinstadt an der Ostküste der USA gezogen, wo sie mit Hilfe weiterer Bauprojekte Wohnraum ...

Hoodie Rosen ist mit seiner Familie und vielen weiteren Mitgliedern ihrer jüdisch-orthodoxen Gemeinde in eine Kleinstadt an der Ostküste der USA gezogen, wo sie mit Hilfe weiterer Bauprojekte Wohnraum für noch mehr orthodoxe Juden schaffen wollen, was bei manchen Bewohner:innen der Kleinstadt und auch der Bürgermeisterin auf wenig Begeisterung stößt. Hoodie lernt dann ausgerechnet die Tochter der Bürgermeisterin näher kennen, befreit mit ihr jüdische Grabsteine von Hakenkreuzen und verliebt sich in sie, was in den Augen seiner streng orthodoxen jüdischen Gemeinde eine schwere Sünde ist und auch harte Strafen nach sich zieht.

Ich fand diesen Jugendroman sehr interessant, weil man Einblicke in das Leben streng orthodoxer Juden in den USA bekommt. Obwohl ich schon gewisse Grundkenntnisse über das Judentum hatte, habe ich doch noch einiges Neue erfahren und war doch auch überrascht, wie sehr das Leben orthodoxer Juden auch außerhalb Israels von der Religion beeinflusst ist. So geht Hoodie auf eine spezielle, religiöse Schule, in der Bibel- und Gesetzesstudium einen sehr großen Teil des Unterrichts einnimmt und die Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft kapseln sich regelrecht von allen Außenstehenden ab. Hoodie hat aber eine sehr sympathische und gewiefte Art und schafft es irgendwie meist, alle Regeln so auszulegen, dass er doch gewisse Freiheiten hat und auch seine große Schwester sieht nicht alles so verbissen, wie die ältere Generation.

Was den Schreibstil angeht, ist dieser aber schon recht anspruchsvoll für ein Jugendbuch, da oft auch Anspielungen auf Passagen aus der Heiligen Schrift oder der sonstigen Gesetzestexte vorhanden sind oder diese recht ausführlich diskutiert werden, ob man sie so oder doch anders verstehen kann. Ich fand das interessant, denke aber, Jugendliche bis inklusive der zehnten Jahrgangsstufe sind damit überfordert, sodass ich mir das Buch gut als Schullektüre in der Oberstufe vorstellen kann. Vielleicht auch im Fach Religion oder Ethik, wenn dort das moderne Judentum thematisiert wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.03.2023

Macht Lust auf einen (Kurz-)Trip in die Ortenau

Glücksorte in der Ortenau
0

Am Cover dieses Buches erkennt man gleich, dass es zur "Glücksorte"-Reihe gehört, deren Bände alle einen einheitlichen Stil und ein identisches Layout aufweisen. Die Illustrationen auf dem Titelbild zeigen ...

Am Cover dieses Buches erkennt man gleich, dass es zur "Glücksorte"-Reihe gehört, deren Bände alle einen einheitlichen Stil und ein identisches Layout aufweisen. Die Illustrationen auf dem Titelbild zeigen allerdings typische Orte der Ortenau und geben so einen kleinen Vorgeschmack auf den Inhalt.

Marion Stieglitz hat 80 abwechslungsreiche Orte zwischen Oberrhein und Schwarzwald liebevoll ausgewählt und stellt diese jeweils in Form von einer Seite Text und einem ganzseitigen Foto im Hochformat vor. Ihre Beschreibungen weisen alle eine persönliche Färbung auf und heben sich so von Standard-Reiseführern ab. Die Foto sind sehr ansprechend und machen Lust darauf, die vorgestellten Highlights in echt zu erkunden.

Was die Auswahl der Glücksorte angeht, ist eine große Vielfalt vorhanden, sodass für jeden etwas dabei ist, egal ob Naturliebhaber:in oder shoppingbegeistert. Es finden sich Übernachtungstipps für alle, die nicht in einem gewöhnlichen Kettenhotel absteigen wollen, kulinarische Tipps in Form von Restaurants, einer Kaffeerösterei und einer Brennerei, ausgefallene Shoppingmöglichkeiten, Museen und natürlich auch Tipps, wo die Natur in der Ortenau besondere Orte zu bieten hat. So findet jede:r einiges an Inspiration, um vielfältige Tage in der Ortenau zu verbringen und dabei auch Dinge zu entdecken, auf die er/sie nicht auch durch Zufall gestoßen wäre. Eine Karte hinten im Einband, in der alle Glücksorte eingezeichnet sind, bietet dabei nochmal zusätzliche Orientierung. Auf jeden Fall macht das Buch Lust darauf, die Gegend bald einmal selbst zu erkunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2023

Eine Donauschifffahrt in einer aufregenden Epoche

Das Schiff der Träume
0

Alma Engel tritt 1925 spontan eine Stelle als Zimmermädchen auf einem Donaukreuzfahrtschiff von Passau nach Belgrad an, um eine unglückliche Liebe zu vergessen. Auf dem Schiff ist auch der Sohn des Eigners ...

Alma Engel tritt 1925 spontan eine Stelle als Zimmermädchen auf einem Donaukreuzfahrtschiff von Passau nach Belgrad an, um eine unglückliche Liebe zu vergessen. Auf dem Schiff ist auch der Sohn des Eigners inkognito unterwegs, um einen Dieb zu stellen und eine junge Frau, die ein geheimes Dokument sicher nach Belgrad bringen soll. Und auch ansonsten gibt es während der Fahrt alle möglichen Komplikationen und Turbulenzen, auch bedingt durch den schlechten Zustand der Maschinen.

Ich fand es sehr unterhaltsam und interessant, in die Zeit vor gut 100 Jahren zurückzureisen und mitzuerleben, wie es damals auf so einem mondänen Flusskreuzfahrtschiff zuging. Alma Engel war mir als Protagonistin sehr sympathisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Es gab auch eine gute Portion Lokalkolorit, indem man auch mehr über die Orte entlang der Route erfuhr und diese zusammen mit den verschiedenen Personen erkundete. Auch historische Bezüge waren vorhanden, was mir gefallen hat. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und anschaulich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere