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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2025

Gesellschaftsroman vom Feinsten

Aufsteiger
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„Der Aufsteiger „ist der zweite Roman, den ich von diesem Autor lese und er hat mir genauso gut gefallen wie „Der Honigmann“.
Dem Autor gelingt es einfach sehr gut Gesellschaftsromane aus einer Kombination ...

„Der Aufsteiger „ist der zweite Roman, den ich von diesem Autor lese und er hat mir genauso gut gefallen wie „Der Honigmann“.
Dem Autor gelingt es einfach sehr gut Gesellschaftsromane aus einer Kombination aus Witz und Ernsthaftigkeit zu schreiben, die einen sowohl gut unterhalten ,als auch zum Nachdenken anregen.Sie halten der Gesellschaft den Spiegel vor und legen deren Ungereimtheiten schonungslos bloß. Man schmunzelt und schüttelt den Kopf und wundert sich eigentlich über nichts mehr.

Felix, Anfang fünfzig, ist stellvertretender Chefredakteur einer der renommiertesten Zeitungen Deutschlands.Nach dem sich der Chefredakteur eine großen Fauxpas geleistet hat und gehen muss, ist sich Felix sicher, seine Nachfolge anzutreten. Doch leider geht die Rechnung nicht auf. Der Inhaber der Zeitung, ein Mann, der seine Milliarden mit dem Vertrieb von Kleidung in der rechten Szene verdient hat, möchte seiner Frau, die er über alles liebt und die ihre Vergangenheit nun durch die Unterstützung der feministischen Szene rein waschen möchte, ihren Wunsch erfüllen und so stellt diese eine junge Frau ein, die schon ihr Volontariat bei der Zeitung gemacht und sich der linken Szene zugehörig fühlt. Für Felix ein Schock, auch deshalb , weil er Zoe sehr gut kennt und eine spezielle Beziehung zu ihr hat. Die Entscheidungen,die er daraufhin trifft, beeinflussen seinen weiteren Lebensweg maßgeblich.

Es hat einfach Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Vieles wird mit einem Augenzwickern erzählt, ohne den Ernst der Situation zu relativieren. Themen wie Klimakleber, LGPTQ,Feminismus,Gendern,Diversität,Transgender, Social Media stehen Mittelpunkt und zeigen oft, wie verrückt und Ideologie getrieben manche Entscheidungen sind, die dann einfach überhaupt keinen Sinn mehr machen.
Aber auch der Wandel in unserer Informationsbeschaffung wird gezeigt. Gut recherchierter Journalismus, der abgelöst wird durch schnelle populistische Sozial Media Beiträge, die auf die Menge an Klicks abzielen und auf faktische Grundlagen verzichten. Die Hauptsache, die Emotionen werden getriggert, die Massen aufgemischt und die Gesellschaft gespalten.
Ein Bild unserer Gesellschaft auf der Höhe unserer Zeit. Und genau dadurch, dass der Autor dies mit Witz und Ironie beschreibt und nicht mit erhobenem Zeigefinger, kommt es beim Leser noch besser an.


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Veröffentlicht am 17.11.2025

ein großer Wurf

Die Verlorene
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Mit dem Buch " Die Verlorene" hat die Schriftstellerin Miriam Georg den Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, wie hier Schlesien ein Denkmal gesetzt.
Ich finde , es ist ihr mit diesem ...

Mit dem Buch " Die Verlorene" hat die Schriftstellerin Miriam Georg den Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, wie hier Schlesien ein Denkmal gesetzt.
Ich finde , es ist ihr mit diesem Roman ein großer Wurf gelungen. Das Buch berührt und setzt das Thema Flucht, was ja auch bei uns ein großes Thema ist noch mal in einen wichtigen Kontext.

Geschrieben ist das Buch auf zwei Zeitebenen. 2019 und 1944/45.

2019. Änne die Mutter von Ellen und Großmutter von Laura stürzt bei dem Versuch mit einer Leiter das obere Fach ihres Schranlkes zu erreichen. Da Änne schon hoch betagt ist, ist dieser Stürz für sie lebensgefährlich. Sie fällt ins Koma und verstirbt.
Ellen, die immer ein etwas distanziertes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte, weil sie auf viele Fragen von Ellen keine Antwort gab, ist schockiert, auch deshalb, weil sie nun keine Antworten bekommt. Als Laura, Ännes Enkelin, ein Bild findet und die Geburtsurkunde von einer Elena, beschließt sie dem Geheimnis ihrer Großmutter auf den Grund zu gehen und nach Schlesien zu reisen auf den Pappelhof, dem Geburthaus ihrer Großmutter.

In Rückblicken erfahren wir nun Ännes Geschichte und die ihrer Familie, vor allem aber auch vieles über ihr enges Verhältnis zu ihrer Schwester Luise.

Was für ein Buch ! Selten hat mich ein Buch so berührt und mitgenommen, wie " Die Verlorene". Sicherlich hat man schon viele Bücher über diese Zeit gelesen und auch Fluchtgeschichten gehört, doch dieses Buch vereint sehr viel.
Die Situation von Menschen , die anders waren und die daraus resultierenden Konsequenzen, die Situation von Menschen, die nach der Kapitulation ihre Heimat verloren ohne dafür verantwortlich zu sein und bedingungslose Geschwisterliebe.
Miriam Georg hat als Grundlage für dieses Buch Manuskripte ihres Vaters genutzt, um diesen Roman zu schreiben, denn ihr Vater hatte seine Geschichte aufgeschrieben, fand jedoch keinen Verlag, weil nach dem Krieg niemand mehr etwas von Krieg und Flucht lesen wollte.
Ihr Vater wäre sicher sehr stolz auf sie, wenn er dieses Buch lesen würde, denn es ist ein Buch das nicht nur ein Denkmal für die Menschen aus den Ostgebieten ist, sondern auch ein Buch das dem Leser lange im Gedächtnis bleiben wird, weil es die Vergangenheit lebendig hält, was ich als sehr wichtig empfinde.

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Veröffentlicht am 12.11.2025

atmosphärischer Südstaatenroman

Unsere letzten wilden Tage
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„Unsere letzten wilden Tage „ist ein Südstaatenroman der anderen Art. Keine Südstaatenromantik wie in „Vom Winde verweht“ sondern eine realistische , nicht immer schöne Schilderung eines kleinen Ortes ...

„Unsere letzten wilden Tage „ist ein Südstaatenroman der anderen Art. Keine Südstaatenromantik wie in „Vom Winde verweht“ sondern eine realistische , nicht immer schöne Schilderung eines kleinen Ortes in Louisiana, namens Jacknife.

Loyal,von Beruf Journalistin, kehrt nach Jahren in ihren Heimatort zurück. Sie verließ mit 15, zusammen mit ihrem Vater den Ort, auch weil sie sich mit ihrer besten Freundin Cutter zerstritten hatte,nun hat sie die Hoffnung die Freundschaft wiederaufleben zu lassen. Als sie zurückkehrt zeigt nicht nur ihre Mutter Anzeichen einer Prädemenz, sondern auch der Ort hat sich verändert. Alkoholismus, Drogensucht und Rechtsradikalismus bestimmen den Alltag und Zeichen der Armut sind zu erkennen in dem Ort, in dem viele von der Alligatorenjagd leben, auch Cutters Familie, die nach dem frühen Tod der Eltern versucht durchzukommen. Cutters jüngster Bruder hat mit Drogen zu kämpfen, ihr ältester Bruder ist für seine Brutalität bekannt.
Eines Tages wird eine weibliche Leiche in den Sümpfen gefunden , die als Cutter identifiziert wird. Die Polizei hat schnell Gründe parat. Unfall oder Selbstmord, doch Loyal hat eine andere Vermutung. Sie versucht hat selbst herauszufinden, was mit ihrer Freundin passiert ist.

Die Stärke dieses Romans sind die atmosphärische Beschreibungen. Man spürt die flirrende feuchte Hitze in jeder Zeile und hat den heruntergekommen Ort vor Augen. Es ist eine bedrückende Stimmung , die die Szenerie bestimmt und auch die Geschichte ist tragisch und berührend.
Ich hatte das heutige ländliche Amerika vor Augen, das zur Wiederwahl seines Präsidenten geführt hat.
Es braucht allerdings etwas , um in die Geschichte zu kommen, doch der zweite Teil des Buches ist spannend und flüssig geschrieben.
Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen.

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Veröffentlicht am 12.11.2025

ich bin begeistert

Die Briefeschreiberin
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" Die Briefeschreiberin" von Virginia Evans ist das Debüt der amerikanischen Schriftstellerin und konnte mich mehr als begeistern.

Was für eine tolle Idee einen Roman in Briefform zu schreiben, in einer ...

" Die Briefeschreiberin" von Virginia Evans ist das Debüt der amerikanischen Schriftstellerin und konnte mich mehr als begeistern.

Was für eine tolle Idee einen Roman in Briefform zu schreiben, in einer Zeit, in der E-mails und Whatsapp dies mittlerweile übernommen haben.
Doch Sybil van Antwerp, erfolgreiche Juristin, mittlerweile 73 und im Ruhestand, greift immer wieder zu Briefpapier und Stift, um an Freunde Verwandte, Service-Mitarbeiter und auch Schriftsteller zu schreiben, denn auch das Lesen ist eine Leidenschaft von ihr, um so schlimmer, als dass sie bald Gefahr geht zu erblinden.
In den verschiedenen Briefen , die Sybil schreibt, erfährt der Leser nach und nach von Sybil`s Leben, das nicht einfach war.
Als Adoptivkind hat sie sich immer nach einer Familie gesehnt, hat geheiratet, drei Kinder bekommen und war auch in ihrem Beruf als Juristin erfolgreich.
Doch das Leben wäre nicht das Leben, wenn es nicht auch Schicksalschläge bereit hielte.

Dieses Buch zu lesen war berührend, interessant und mehr als unterhaltsam.
Am Ende des Buches gibt es ein Personenverzeichnis, was ich oft aufgeschlagen habe, um die Personen mit denen Sybil sich austauschte auch immer richtig einordnen zu können.
Die Darstellung von Sybil fand ich gelungen, man erfährt nach und nach, dass sie eine Person ist, die kein Blatt vor den Mund nimmt, womit sie natürlich auch manchmal aneckt, aber ich fand sie sympathisch. Ihr Leben war bunt, schmerzhaft und ganz bestimmt nicht einfach und eigentlich ist sie eine Person, die sich vor Menschen zurückzieht, doch durch das Schreiben hält sie Kontakt zu ihrn Mitmenschen.

Nach dem Beenden des Buches habe auch ich wieder Lust Stift und Papier zur Hand zu nehmen, um an Freunde und Verwandte zu schreiben, denn dieses Buch hallt nach, regt zum Nachdenken an und wird mir sicher in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 03.11.2025

Neuanfang

Little Germany - Der Geschmack von Freiheit
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"Little Germany- der Geschmack von Freiheit " ist der zweite und letze Teil der Dilogie um die beiden Auswanderinnen Lissi und Julia, die sich im New Yorker Stadtteil " Little Germany mit einer Bäckerei ...

"Little Germany- der Geschmack von Freiheit " ist der zweite und letze Teil der Dilogie um die beiden Auswanderinnen Lissi und Julia, die sich im New Yorker Stadtteil " Little Germany mit einer Bäckerei selbstständig gemacht haben.

Wir schreiben das Jahr 1904. Am 15.Juni ereignete sich eine der größten zivilen Katastrophen der US Geschichte, in dem ein Brand auf einem Schiff , der " General Slocum", einem Ausflugsdampfer ausbrach.
An Bord waren überwiegend deutsche Familien, die zum großen Teil ums Leben kamen. 1021 menschen starben, weil das Schiff nicht richtig gewartet wurde und Feuerwehrschläuche und Rettungswesten nicht zu gebrauchen waren.
Auch Lissis Mann Paul ist unter den Opfern, ihre Tocher wird Gott sein Dank von Giovanni gerettet, genauso wie Julia, deren Retter ihr Mann Frederik ist, der sich gerade in New York aufhält. Dieses Ereignis schweißt die beiden wieder zusammen.
Die Katastrophe führt dazu, dass der Stadtteil Little Germany in Schockstarre gerät. Fast jeder hat Angehörige verloren und Lissi und Julia stehen vor der Frage, wollen sie weitermachen oder in einem anderen Teil New Yorks neu beginnen, denn ihr Stadtteil existiert so gut wie nicht mehr?.
Trotzdem Lissi lange braucht , um über den Tod ihres Mannes hinwegzukommen, entscheiden sich die beiden Frauen einen neuen Schritt zu wagen und eröffnen am German Broadway eine Konfisserie.
Auch ihr Privatleben erfährt eine Wendung und auch hier ist die Frage, ob man den Mut hat Neues zu wagen.
Auch über die Nebenfiguren wie Giovanni , Nonna Antonella, Bernado, Peter Link, Harry und Annedorle, sowie Auguste und Richard von Varell erfährt der Leser einiges.

Alles in allem hat es wieder viel Spaß gemacht dieses Buch zu lesen, einzutauchen ins historische New York und den beiden Auswanderinnen zu folgen und dabei noch einiges über eines der wichtigsten historischen Ereignisse Amerikas zu erfahren.
Eine sehr unterhaltsame und interessante Dilogie, die ich gerne weiterempfehle.

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