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Veröffentlicht am 20.11.2022

Schlafwandelnd morden

Das Schlaflabor
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Tom Sonnborn leidet an Schlaflosigkeit. Eine neue Methode verspricht die erhoffte Heilbehandlung mit jedoch nicht absehbaren Folgen…zu was für einem Menschen hat ihn das Schlaflabor gemacht? Das muss Tom ...

Tom Sonnborn leidet an Schlaflosigkeit. Eine neue Methode verspricht die erhoffte Heilbehandlung mit jedoch nicht absehbaren Folgen…zu was für einem Menschen hat ihn das Schlaflabor gemacht? Das muss Tom dringend herausfinden, bevor in seinem Umkreis noch mehr Menschen sterben.

Das Schlaflabor vermittelt vom Titel her einen Schauplatz des Geschehens, der tatsächlich eine weniger große Rolle einnimmt, als man zu Anfang vielleicht erwarten mag. Dennoch ist er wiederum Kern- und Angelpunkt der Erzählung und damit ein würdiger Namensgeber.

Tom Sonnborn wird als Person deutlich skizziert. Er hat seinen eigenen Sinn für Humor und seine eigene Art im Umgang mit seinen Mitmenschen. Seine Handlungen und sein Charakter waren insgesamt nicht sonderlich sympathisch, sodass die Sorge um die Person und das Mitfiebern für den „Thrill“ ausblieben, was das Buch mehr zu einem Krimi reduzierte.

Es ist dem Buch anzumerken, dass der Autor viel Zeit in gewissenhafte Recherche investiert hat. Dies bestätigt sich auch über die Danksagung, die u.a. an Mediziner gerichtet ist. Er gibt sich äußerst Mühe Begriffe wie neuronale Plastizität, Panpsychismus, Gaslighting und Konstruktivismus dem Leser näherzubringen. Manchmal auch in Wiederholung, was dem ein oder anderen Leser zu viel des Guten sein könnte. Hier hätte eine Kürzung auf wesentliche Zusammenhänge streckenweise zu einer besseren Lesbarkeit geführt.

Ausgenommen dieser Passagen geht die Geschichte flüssig voran und behält ein gutes Tempo im Fortgang der Erzählung bei. Es wird im Wechsel aus der Perspektive des Hauptcharakters und aus der Sicht der Ermittler jeweils investigativ versucht, die Gesamtzusammenhänge herzustellen, neue Erkenntnisse zu entwickeln, zu analysieren, zu hinterfragen. Der Thriller bietet dabei viel Raum zum Miträtseln, worin deutlich seine Stärke liegt.

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Veröffentlicht am 26.02.2022

"Kurzgeschichte" mit viel Tiefe

Der Zopf
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Drei Geschichten. Von Smita aus Indien, Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada. Drei ganz unterschiedliche Leben, aber in ihrem Schicksal miteinander verflochten zu einem großen Ganzen.

Dieses Buch ...

Drei Geschichten. Von Smita aus Indien, Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada. Drei ganz unterschiedliche Leben, aber in ihrem Schicksal miteinander verflochten zu einem großen Ganzen.

Dieses Buch führt vor Augen, warum man von SchreibKUNST spricht. Laetitia Colombani versteht ihr Handwerk, versorgt uns Leser zum Ende jedes Kapitels mit einem Cliffhanger, sodass man ihr fast böse ist, dass immer zwischen den drei Charakteren gewechselt wird, obwohl jede Figur ihren Reiz hat. Die Charaktere erzählen über sich, über ihr Leben, ihre Ängste und Nöte. Ihr Schmerz ist nachvollziehbar und nachzuempfinden. Colombani arbeitet mit ausdrucksstarken Sätzen und koloriert ihre Erzählung mit Metaphern und Umschreibungen.

„Sie haben sie bereits in die Grube hinuntergelassen, werfen schaufelweise Lächeln und kräftig unaufrichtiges Mitleid hinterher. In beruflicher Hinsicht ist sie tot. Sie weiß es. […] In ihren Augen ist sie keine kranke Rechtsanwältin, sondern eine Kranke, die Rechtsanwältin ist.“

„Die Nonna hat sich bereits Sorgen gemacht, zur Beruhigung behauptet Giulia, sie habe einen Platten gehabt. Doch das ist nicht die Wahrheit: Ihr Fahrrad ist völlig intakt, es ist ihr Herz, das ins Schlingern geraten ist.“

Für die drei Frauen hat die Autorin vorher einige Mühe in Recherchearbeit gesteckt, insbesondere zur indischen Kultur. Das zahlt sich aus. Sie erzählt eine glaubhafte Sichtweise Smitas, welche dem realen Leben sehr nahkommen mag. Das Buch zu lesen ist Genuss.

Soviel zu den positiven Seiten, aber die negativen sollen auch nicht verschwiegen werden. Die Geschichte ist mit 282 Seiten schnell erzählt und dadurch sehr kurzweilig. Eigentlich ist sie noch kürzer, denn direkte Rede wird hier nicht mit Anführungszeichen versehen, sondern durch eigene Absätze gekennzeichnet, welche den Text in die Länge ziehen.
Das Ende ist abrupt gekommen. Die Strähnen laufen noch weiter, aber sind doch schon zusammengefasst zu einem Ganzen.
Wie bei einer Gute-Nacht-Geschichte, in der Mutter oder Vater kurz innehalten, kurz das Gelesene kommentieren und mit ihrem Kind Vermutungen anstellen, was noch folgen mag, wird hier mehrmals unterbrochen und auf die Metaebene gewechselt. Auf je etwa einer Doppelseite beschreibt die Autorin ihre Inneneinsichten. Sie ist diejenige, die jene drei Fäden knüpft, der Raum für ihre Ergötzung sei ihr gegönnt, jedoch hätte es dieser Worte meiner Ansicht nach nicht bedurft. Ihre Zuneigung und Fürsorge, die sie für ihre drei starken Frauen empfindet, wird über die Zeilen an sich schon ausreichend geteilt.

Eine Empfehlung kann ich insgesamt definitiv aussprechen. Ich selber habe das Buch trotz Leseprobe, die ich bei Erscheinen auf der Frankfurter Buchmesse erhielt, und die mir auch gefiel, erst später gegen Spende für einen guten Zweck erhalten. Ich bin sehr froh, dass ich den Roman in seiner unbestreitbaren Qualität doch noch kennenlernen durfte.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Fasars Intrigen und die ungnädige Wüste fordern ihren Tribut

Die Phileasson-Saga - Rosentempel
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Im siebten Band der Phileasson-Saga liefert sich Phileasson mit Beorn dem Blender ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die nächste Aufgabe auf ihrer Wettfahrt um den Titel „König der Meere“. Der Rosentempel soll ...

Im siebten Band der Phileasson-Saga liefert sich Phileasson mit Beorn dem Blender ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die nächste Aufgabe auf ihrer Wettfahrt um den Titel „König der Meere“. Der Rosentempel soll gefunden werden und die alten Artefakte der Elfengöttin Orima zurückgegeben werden. Ihre Reise führt über Fasar, eine Stadt, die viel zu geben, aber auch viel zu nehmen weiß…

Gab es vorweg zu Galaynes Vergangenheit bereits einige Verweise und Andeutungen, ist ihm diesmal der Prolog gewidmet und es wird nicht nur sein Verhältnis zu Pardona, sondern auch zu Galandel weiter ausgebaut.

Wieder einmal wirkt das Buch trotz der zwei Autoren wie aus einer Hand geschrieben. Die Übergänge sowohl zwischen den Ottajaskos als auch den einzelnen Figuren sind gut gewählt, jedoch lassen Fortschritte des namentlichen Hauptplots, der Suche nach dem Rosentempel, lange auf sich warten, sodass sich der Text stellenweise sehr in die Länge zieht.

Erster Teil der Aufgabe ist nämlich, den richtigen Propheten in Fasar zu finden, der den Weg zum Rosentempel weist. Doch in dieser Stadt wimmelt es von Menschen und erst recht von falschen Propheten, sodass die Aufgabe unlösbar scheint. Kaum in Fasar angekommen, geraten beide Gruppen darüber hinaus ins Netz der Erhabenen, der Machthaber Fasars, die über dem gemeinen Volk stehend (dies ist durchaus auch räumlich zu verstehen) ihre eigenen Ziele verfolgen und das nicht auf thorwal’sche Art, also nicht auf dem direkten Weg.

Andere, kleinere Geschichten finden dadurch ihren Platz und stellen alte sowie neue Charaktere gut heraus, dennoch wirken sie teils sehr abschweifend und sind vermutlich nicht für jeden Leser von Interesse.

Aventurien ist voll beladen mit genauen Beschreibungen von Orten und Kulturen, die in dem Roman wunderbar umgesetzt wurden. So gibt es sicher auch viele Fans der orientalischen Welt Festums, Fasars und der Wüste Khôm, die sich über die feinen Details freuen und auch über namhafte Persönlichkeiten, die ihren Auftritt haben. Dennoch bleibt alles deutlich hinter dem starken Ende zurück, welches sich wie schon bei Phileasson in „Schlangengrab“ (zu) kurzgefasst der Aufgabe widmet.

In üblicher Tradition werden auch in diesem Band wieder bestimmte Figuren in den Vordergrund gerückt. Dieses Mal sind es unter anderem Zidaine, Pardona, Mirandola, Praioslob und Abdul (neue Charaktere ausgeklammert). Der Charme der (je nachdem) liebenswerten oder hassenswerten Figuren, verliert sich auch im siebten Band nicht.

Im Vergleich mit den anderen Phileasson-Bänden ist mein persönliches Fazit, dass ich noch nie so langsam ein Phileasson-Buch gelesen habe. Es war teils derart langatmig, dass ich es zur Seite legte. Es entsprach vielleicht auch einfach nicht der Erwartung, denn ich hatte weniger mit städtischen Intrigen als mit einer langen Reise durch die Wüste gerechnet, mehr entsprechend Bild und Titel des Buches. Auch vermisste ich etwas den Humor aus früheren Teilen.

Auch wenn Rosentempel gefühlt für mich nicht der beste Roman aus der Reihe war: Am 09. März 2020 kommt mit „Elfenkrieg“ die Fortsetzung raus, die man sich trotzdem nicht entgehen lassen sollte, um zu erfahren, wie es mit unseren Abenteurern weitergeht.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Langes Warten auf ein unbefriedigendes Ende

Zeit zu sterben
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Säde hat es satt, ständig die Misshandlungen ihrer Besucher im Frauenhaus sehen zu müssen und deren Angst zu erleben, die nur zu oft verhindert, dass die Fälle zur Anzeige gebracht werden. Kurzentschlossen ...

Säde hat es satt, ständig die Misshandlungen ihrer Besucher im Frauenhaus sehen zu müssen und deren Angst zu erleben, die nur zu oft verhindert, dass die Fälle zur Anzeige gebracht werden. Kurzentschlossen beginnt sie, die Sache selber in die Hand zu nehmen.

Dieses Buch hat schon für einige Lacher gesorgt, jedoch weniger des Inhalts wegen, immerhin handelt es sich um einen Thriller. Sondern aufgrund der Tatsache, dass ich es – man beachte den Titel – von meiner Schwiegermutter geschenkt bekam. Hier soll aber nicht Gegenstand sein, ob meine Schwiegermutter mich nun mag oder nicht, sondern betrachtet werden, ob das Buch inhaltlich überzeugen konnte.

Immerhin ist Leena Lehtolainen eine der international erfolgreichsten, finnischen Autorinnen. Es handelt sich obendrein auch schon um den offiziell 11ten Band zur Buchreihe um Maria Kallio, eine Anwältin und Kommissarin. So wird diese auch auf dem Buchrücken explizit erwähnt. Es wird dabei aber eine falsche Erwartungshaltung geweckt. Es soll direkt gesagt sein, dass Maria Kallio, mag sie auch in vielen anderen Büchern die Hauptrolle spielen, hier eine Randfigur ist und die Geschichte stattdessen aus Sicht einer anderen Person erzählt wird, nämlich Säde, Sozialpädagogin im Frauenhaus.

Eine starke Idee, die Geschichte aus der Warte der Täterin aufzuziehen. Es wechselt zwischen ruhigen Passagen bei ihr Zuhause und in ihrem Alltag, in der ihr Verarbeitungsprozess zu Tage tritt und den sich zuspitzenden Situationen, in denen die mörderischen Pläne von ihr in die Tat umgesetzt werden wollen. Hauptspannung zieht das Buch dabei vor allem bei der Frage, wie lange das noch gutgehen kann. Früher oder später wird sie auffliegen. Mit ebenjener Überzeugung wartet man nur noch auf den Moment, in dem es soweit ist. Dabei schweben viele Fragen im Kopf herum: Wie wird es passieren? Wie wird ihr normales Umfeld darauf reagieren? Besteht noch die Möglichkeit, dass sie sich da irgendwie rausmanövriert?

Die ganze Zeit bleibt man nah an der Figur Säde, bekommt Einblicke in ihr Denken und Handeln, dass sich dennoch nicht immer nachvollziehen lässt. Säde will sich vieles nicht mehr gefallen lassen und wer hat sich das – so wie ich – nicht auch häufig genug geschworen. Sie schafft es damit, ordentlich Sympathiepunkte aufzubauen. Alle positiven Erlebnisse in ihrem grauen und nicht allzu lebhaften Dasein gönnt man ihr gerne, obwohl sie eine Mörderin ist. Das hat Frau Lehtolainen gut hinbekommen.

Ja, das Buch hätte richtig gut werden können, doch dann ist da eben noch das Ende und die schreckliche Enttäuschung, die man nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Thriller auf den letzten Seiten noch mit einer Überraschung aufwarten. Leider gab es schon vorher etliche, bis dahin nervig-unaufgelöste Andeutungen, sodass sie schon zu erahnen war und auch der große Knall, vor dem wir uns halb-neugierig, halb-gruselnd in Acht nahmen, tauchte eher in Gestalt einer zarten Flamme auf, die jemand auspustet, noch bevor sie an Kraft gewinnt. Bis auf den Schluss lesenswert, aber da man selten vor den letzten 50 Seiten stoppt, kann ich dieses Mal keine Empfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 23.03.2020

Starker Anfang, schwach im weiteren Verlauf

Die letzte Dichterin
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Geschichtenerzählerin Minna Fabelreich und Schatzsucher Finn Mienengräber haben ein gemeinsames Ziel: die legendäre Stadt Fernab, in der Künstler geschätzt werden und Magie noch existiert. Die Königin ...

Geschichtenerzählerin Minna Fabelreich und Schatzsucher Finn Mienengräber haben ein gemeinsames Ziel: die legendäre Stadt Fernab, in der Künstler geschätzt werden und Magie noch existiert. Die Königin Fernabs webt derweil ihr düsteres Netz und wartet darauf, dass sie sich darin verfangen.

Minna Fabelreich verbindet mit uns als Leser die Liebe zum Wort und lässt uns mit ihr wunderbar darin schwelgen. Leider haben die Menschen Phantopiens kaum Zeit für Künste, wie u.a. auch für Musik und Tanz. Hier reflektiert man schnell seine eigene Einstellung und die Wahrnehmung der Gesellschaft, was den Wert von Kunst anbelangt.

Die entworfenen Figuren haben eine ausführliche Hintergrundgeschichte. Ihre und überhaupt die Einführung der Geschichte ist sehr ausführlich und bildhaft gestaltet. Gerade deshalb fällt vielleicht im nächsten Teil besonders auf, wie schnell die Geschichte weiter abgehandelt wird, mit manchen Ungereimtheiten und/ oder Einfachheiten. Als könne man aus Platzmangel nicht alles im Buch unterbringen.

Die Kapitel haben neben dem Namen der Person, aus deren Sicht es geschrieben ist, zusätzlich eine Überschrift, die Ausblick auf den Inhalt gibt. Manchmal griffen sie zu viel vorweg und vielleicht wäre es besser gewesen, ganz auf sie zu verzichten.
Was etwas stört, ist eine häufige Wortwiederholung, bis dass es einen vom vielen Kribbeln selbst irgendwann kribbelt.

Das Verhalten der Charaktere ist nicht in allen Belangen nachvollziehbar. Wenn zum Beispiel jemand sich um einen anderen Menschen sorgt und dann keinerlei Handlung dies erkennen lässt. Dennoch sind die Figuren allesamt sehr schön beschrieben und haben alle ihren Charme, selbst die durchtriebenen. Der Personenkreis bleibt wie schon in Secks vorigem Roman „Tochter des dunklen Waldes“ überschaubar.


Dafür, dass eine komplett neue Welt, Phantopien, erschaffen wurde, wird diese nicht gerade viel bereist und man erfährt auch nicht viel über sie. Die Orte, die enthalten sind, sind gut vorstellbar und atmosphärisch gelungen.

Fazit: Schnelle Lektüre, die hauptsächlich durch die Atmosphäre und sympathische Figuren besticht, weniger durch Logik.

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