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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2017

Packender Thriller von der ersten Minute an

The Couple Next Door
1

Selten ist ein Thriller-Debüt so gelungen wie bei Shari Lapena mit „The couple next door“.

Es war eine schreckliche Idee, nebenan zu feiern, während das Baby daheim in seinem Bettchen schläft. Wie schrecklich, ...

Selten ist ein Thriller-Debüt so gelungen wie bei Shari Lapena mit „The couple next door“.

Es war eine schreckliche Idee, nebenan zu feiern, während das Baby daheim in seinem Bettchen schläft. Wie schrecklich, wird Anne und Marco Conti erst klar, als sie ihre Cora nach der Feier nicht mehr in ihrem Bettchen vorfinden. Wo ist die Kleine hin? Wer hat sie entführt? Und wie viel Zeit bleibt ihnen, sie zu finden?

Im rasanten Tempo stürzen wir uns direkt ins Geschehen, erleben die Verzweiflung, die Vorwürfe, das Misstrauen und die Verdächtigungen hautnah mit. Spannung ist von Anfang an garantiert. Der fliegende Wechsel der Charakterperspektiven gleicht dem Schwenk einer Kamera, die immer wieder eine andere Person in den Fokus holt. Und tatsächlich scheint es, als habe jede auch ihr eigenes Bündel zu tragen und sei einen genaueren Blick wert. Düstere Geheimnisse werden mit der Zeit ans Licht gezerrt. Währenddessen bleibt reichlich Platz zum Mitraten und Mitfiebern.

Sehr gut erdacht und perfekt umgesetzt. Ich mochte das Buch nicht aus der Hand legen, so nah fühlte ich mich der Handlung. Das wird gewiss nicht mein letzter Lapena-Roman gewesen sein.

Ein kleiner Bonus für „Grey's Anatomy“-Fans: Die Autorin hat offenbar einen Faible für Charakternamen, die es auch schon aus Shonda Rhimes Feder gibt. Viel Spaß beim Entdecken!

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Veröffentlicht am 13.03.2017

Stalken - mehr als ein Hobby

Kaltes Verlangen
1

Wer sich schon mal als hormongesteuert erlebt hat und sich dabei zuweilen selbst fremd wurde, der kann vielleicht erahnen, wie es sein muss, wenn eine psychische Krankheit das Tun und Handeln bestimmt. ...

Wer sich schon mal als hormongesteuert erlebt hat und sich dabei zuweilen selbst fremd wurde, der kann vielleicht erahnen, wie es sein muss, wenn eine psychische Krankheit das Tun und Handeln bestimmt. Permanent.

Nathalie Tielckes „Kaltes Verlangen“ ist ein moderner Psychothriller, geschrieben aus der Sicht einer Stalkerin.

Hier werden Einblicke in das Innenleben, die Denkprozesse und Dynamiken der jungen Kim gegeben, die davon besessen ist, Menschen zu beobachten, ihnen unbemerkt näher zu kommen und die dafür auch zunehmend bereit ist, Risiken einzugehen und Gesetze zu brechen. Geheimnisvolle Tagebucheinträge unterbrechen die Handlung und berichten über düstere Geschehnisse aus der Vergangenheit.

Kim ist anfangs eine wunderbare Informationsquelle, da Kim alles in sich aufsaugt: ihre Umgebung, die Menschen um sie herum. Sie stellt dabei Fragen, die dem Leser selber auf der Zunge liegen. Doch schon bald muss man feststellen, dass es über das normale Maß hinausgeht.

Ein starker Anfang, doch leider baut die Geschichte im weiteren Verlauf stark ab.

Einige Passagen lassen sich mit Kopfschütteln lesen, andere geben Rätsel auf und wieder andere halten überraschende Wendungen parat. Langweilige Charaktere gibt es nicht. Genauso wenig welche, denen nicht mindestens eine kleine psychische „Macke“ unterstellt werden darf. Sind wir eben nicht alle ein bisschen verrückt? Liegt der einzige Unterschied vielleicht nur darin, wie angepasst an die Gesellschaft der Einzelne mit seinen Verrücktheiten leben kann?

Trotz viel Fantasie und einigen angedachten Thriller-Momenten vermochte mir persönlich das Buch nicht einmal ein Schaudern zu entjagen, da es gleichzeitig häufig ins Unwahrscheinliche bis Unmögliche abdriftete, was die Glaubwürdigkeit der Geschichte zu stark beeinträchtigte. Auch bleiben offene Fragen zurück, die mich unbefriedigt zurücklassen. Zusammengefasst ist der Roman in seiner Abgehobenheit genauso irrwitzig wie seine Charaktere.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Schlafwandelnd morden

Das Schlaflabor
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Tom Sonnborn leidet an Schlaflosigkeit. Eine neue Methode verspricht die erhoffte Heilbehandlung mit jedoch nicht absehbaren Folgen…zu was für einem Menschen hat ihn das Schlaflabor gemacht? Das muss Tom ...

Tom Sonnborn leidet an Schlaflosigkeit. Eine neue Methode verspricht die erhoffte Heilbehandlung mit jedoch nicht absehbaren Folgen…zu was für einem Menschen hat ihn das Schlaflabor gemacht? Das muss Tom dringend herausfinden, bevor in seinem Umkreis noch mehr Menschen sterben.

Das Schlaflabor vermittelt vom Titel her einen Schauplatz des Geschehens, der tatsächlich eine weniger große Rolle einnimmt, als man zu Anfang vielleicht erwarten mag. Dennoch ist er wiederum Kern- und Angelpunkt der Erzählung und damit ein würdiger Namensgeber.

Tom Sonnborn wird als Person deutlich skizziert. Er hat seinen eigenen Sinn für Humor und seine eigene Art im Umgang mit seinen Mitmenschen. Seine Handlungen und sein Charakter waren insgesamt nicht sonderlich sympathisch, sodass die Sorge um die Person und das Mitfiebern für den „Thrill“ ausblieben, was das Buch mehr zu einem Krimi reduzierte.

Es ist dem Buch anzumerken, dass der Autor viel Zeit in gewissenhafte Recherche investiert hat. Dies bestätigt sich auch über die Danksagung, die u.a. an Mediziner gerichtet ist. Er gibt sich äußerst Mühe Begriffe wie neuronale Plastizität, Panpsychismus, Gaslighting und Konstruktivismus dem Leser näherzubringen. Manchmal auch in Wiederholung, was dem ein oder anderen Leser zu viel des Guten sein könnte. Hier hätte eine Kürzung auf wesentliche Zusammenhänge streckenweise zu einer besseren Lesbarkeit geführt.

Ausgenommen dieser Passagen geht die Geschichte flüssig voran und behält ein gutes Tempo im Fortgang der Erzählung bei. Es wird im Wechsel aus der Perspektive des Hauptcharakters und aus der Sicht der Ermittler jeweils investigativ versucht, die Gesamtzusammenhänge herzustellen, neue Erkenntnisse zu entwickeln, zu analysieren, zu hinterfragen. Der Thriller bietet dabei viel Raum zum Miträtseln, worin deutlich seine Stärke liegt.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 26.02.2022

"Kurzgeschichte" mit viel Tiefe

Der Zopf
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Drei Geschichten. Von Smita aus Indien, Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada. Drei ganz unterschiedliche Leben, aber in ihrem Schicksal miteinander verflochten zu einem großen Ganzen.

Dieses Buch ...

Drei Geschichten. Von Smita aus Indien, Giulia aus Sizilien und Sarah aus Kanada. Drei ganz unterschiedliche Leben, aber in ihrem Schicksal miteinander verflochten zu einem großen Ganzen.

Dieses Buch führt vor Augen, warum man von SchreibKUNST spricht. Laetitia Colombani versteht ihr Handwerk, versorgt uns Leser zum Ende jedes Kapitels mit einem Cliffhanger, sodass man ihr fast böse ist, dass immer zwischen den drei Charakteren gewechselt wird, obwohl jede Figur ihren Reiz hat. Die Charaktere erzählen über sich, über ihr Leben, ihre Ängste und Nöte. Ihr Schmerz ist nachvollziehbar und nachzuempfinden. Colombani arbeitet mit ausdrucksstarken Sätzen und koloriert ihre Erzählung mit Metaphern und Umschreibungen.

„Sie haben sie bereits in die Grube hinuntergelassen, werfen schaufelweise Lächeln und kräftig unaufrichtiges Mitleid hinterher. In beruflicher Hinsicht ist sie tot. Sie weiß es. […] In ihren Augen ist sie keine kranke Rechtsanwältin, sondern eine Kranke, die Rechtsanwältin ist.“

„Die Nonna hat sich bereits Sorgen gemacht, zur Beruhigung behauptet Giulia, sie habe einen Platten gehabt. Doch das ist nicht die Wahrheit: Ihr Fahrrad ist völlig intakt, es ist ihr Herz, das ins Schlingern geraten ist.“

Für die drei Frauen hat die Autorin vorher einige Mühe in Recherchearbeit gesteckt, insbesondere zur indischen Kultur. Das zahlt sich aus. Sie erzählt eine glaubhafte Sichtweise Smitas, welche dem realen Leben sehr nahkommen mag. Das Buch zu lesen ist Genuss.

Soviel zu den positiven Seiten, aber die negativen sollen auch nicht verschwiegen werden. Die Geschichte ist mit 282 Seiten schnell erzählt und dadurch sehr kurzweilig. Eigentlich ist sie noch kürzer, denn direkte Rede wird hier nicht mit Anführungszeichen versehen, sondern durch eigene Absätze gekennzeichnet, welche den Text in die Länge ziehen.
Das Ende ist abrupt gekommen. Die Strähnen laufen noch weiter, aber sind doch schon zusammengefasst zu einem Ganzen.
Wie bei einer Gute-Nacht-Geschichte, in der Mutter oder Vater kurz innehalten, kurz das Gelesene kommentieren und mit ihrem Kind Vermutungen anstellen, was noch folgen mag, wird hier mehrmals unterbrochen und auf die Metaebene gewechselt. Auf je etwa einer Doppelseite beschreibt die Autorin ihre Inneneinsichten. Sie ist diejenige, die jene drei Fäden knüpft, der Raum für ihre Ergötzung sei ihr gegönnt, jedoch hätte es dieser Worte meiner Ansicht nach nicht bedurft. Ihre Zuneigung und Fürsorge, die sie für ihre drei starken Frauen empfindet, wird über die Zeilen an sich schon ausreichend geteilt.

Eine Empfehlung kann ich insgesamt definitiv aussprechen. Ich selber habe das Buch trotz Leseprobe, die ich bei Erscheinen auf der Frankfurter Buchmesse erhielt, und die mir auch gefiel, erst später gegen Spende für einen guten Zweck erhalten. Ich bin sehr froh, dass ich den Roman in seiner unbestreitbaren Qualität doch noch kennenlernen durfte.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Fasars Intrigen und die ungnädige Wüste fordern ihren Tribut

Die Phileasson-Saga - Rosentempel
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Im siebten Band der Phileasson-Saga liefert sich Phileasson mit Beorn dem Blender ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die nächste Aufgabe auf ihrer Wettfahrt um den Titel „König der Meere“. Der Rosentempel soll ...

Im siebten Band der Phileasson-Saga liefert sich Phileasson mit Beorn dem Blender ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die nächste Aufgabe auf ihrer Wettfahrt um den Titel „König der Meere“. Der Rosentempel soll gefunden werden und die alten Artefakte der Elfengöttin Orima zurückgegeben werden. Ihre Reise führt über Fasar, eine Stadt, die viel zu geben, aber auch viel zu nehmen weiß…

Gab es vorweg zu Galaynes Vergangenheit bereits einige Verweise und Andeutungen, ist ihm diesmal der Prolog gewidmet und es wird nicht nur sein Verhältnis zu Pardona, sondern auch zu Galandel weiter ausgebaut.

Wieder einmal wirkt das Buch trotz der zwei Autoren wie aus einer Hand geschrieben. Die Übergänge sowohl zwischen den Ottajaskos als auch den einzelnen Figuren sind gut gewählt, jedoch lassen Fortschritte des namentlichen Hauptplots, der Suche nach dem Rosentempel, lange auf sich warten, sodass sich der Text stellenweise sehr in die Länge zieht.

Erster Teil der Aufgabe ist nämlich, den richtigen Propheten in Fasar zu finden, der den Weg zum Rosentempel weist. Doch in dieser Stadt wimmelt es von Menschen und erst recht von falschen Propheten, sodass die Aufgabe unlösbar scheint. Kaum in Fasar angekommen, geraten beide Gruppen darüber hinaus ins Netz der Erhabenen, der Machthaber Fasars, die über dem gemeinen Volk stehend (dies ist durchaus auch räumlich zu verstehen) ihre eigenen Ziele verfolgen und das nicht auf thorwal’sche Art, also nicht auf dem direkten Weg.

Andere, kleinere Geschichten finden dadurch ihren Platz und stellen alte sowie neue Charaktere gut heraus, dennoch wirken sie teils sehr abschweifend und sind vermutlich nicht für jeden Leser von Interesse.

Aventurien ist voll beladen mit genauen Beschreibungen von Orten und Kulturen, die in dem Roman wunderbar umgesetzt wurden. So gibt es sicher auch viele Fans der orientalischen Welt Festums, Fasars und der Wüste Khôm, die sich über die feinen Details freuen und auch über namhafte Persönlichkeiten, die ihren Auftritt haben. Dennoch bleibt alles deutlich hinter dem starken Ende zurück, welches sich wie schon bei Phileasson in „Schlangengrab“ (zu) kurzgefasst der Aufgabe widmet.

In üblicher Tradition werden auch in diesem Band wieder bestimmte Figuren in den Vordergrund gerückt. Dieses Mal sind es unter anderem Zidaine, Pardona, Mirandola, Praioslob und Abdul (neue Charaktere ausgeklammert). Der Charme der (je nachdem) liebenswerten oder hassenswerten Figuren, verliert sich auch im siebten Band nicht.

Im Vergleich mit den anderen Phileasson-Bänden ist mein persönliches Fazit, dass ich noch nie so langsam ein Phileasson-Buch gelesen habe. Es war teils derart langatmig, dass ich es zur Seite legte. Es entsprach vielleicht auch einfach nicht der Erwartung, denn ich hatte weniger mit städtischen Intrigen als mit einer langen Reise durch die Wüste gerechnet, mehr entsprechend Bild und Titel des Buches. Auch vermisste ich etwas den Humor aus früheren Teilen.

Auch wenn Rosentempel gefühlt für mich nicht der beste Roman aus der Reihe war: Am 09. März 2020 kommt mit „Elfenkrieg“ die Fortsetzung raus, die man sich trotzdem nicht entgehen lassen sollte, um zu erfahren, wie es mit unseren Abenteurern weitergeht.

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