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Veröffentlicht am 06.03.2024

Großartige Einführung in eine fremde Welt

Die Erste Tochter / Adelsspross
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Die neunjährige Mynrichwy – Myn genannt – wächst wohlbehütet im singisischen Reich auf. Auch wenn die Gesellschaft stark patriarchalisch geprägt ist und Myn vorzugsweise die Dinge interessieren, die laut ...

Die neunjährige Mynrichwy – Myn genannt – wächst wohlbehütet im singisischen Reich auf. Auch wenn die Gesellschaft stark patriarchalisch geprägt ist und Myn vorzugsweise die Dinge interessieren, die laut den herrschenden gesellschaftlichen Konventionen nicht für Mädchen geeignet sind, so hat Myn erstaunlich viele Freiheiten und eignet sie sich mehr Wissen an, als es sich geziemt und lernt, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Dabei wird sie besonders von ihrem Bruder Vairrynn unterstützt.

Eigentlich sollte sie als Adelstochter ein relativ sorgenfreies Leben vor sich haben, doch mit der überraschenden Wahl Asnuors zum Oberpriester beginnt sich ihre Welt zu wandeln. Asnuor ist machthungrig, intrigant und bald wird es für jene unangenehm, die anders denken als er oder die ihm im Wege stehen könnten. Auch die bereits stark eingeschränkten Rechte von Frauen hat er im Blick, denn seiner Auffassung nach genießen sie immer noch viel zu viele Freiheiten.

Myn erlebt die langsam einsetzenden Veränderungen in der Gesellschaft, die letztlich auch nicht vor ihrer Familie halt machen.

Adelsspross ist der erste Teil von Katharina Maiers Reihe „Die erste Tochter“. Geplant sind sieben Bände, doch das nur am Rande. Auch wenn der erste Band durchaus in erster Linie als Einführung in die von der Autorin erdachten Welt mit ihren Strukturen und Personen angesehen werden kann, so hat mich das Buch bereits nach wenigen Seiten begeistert. Schuld war zunächst weniger der Inhalt, als vielmehr die Sprache.

Katharina Maier schreibt wort- und bildgewaltig, findet wunderbare Beschreibungen und lässt Personen und Orte im Handumdrehen vor meinem inneren Auge erstehen. Es war für mich ein Leichtes, tief in Myns Welt einzutauchen. Das Weltengefüge ist komplex, dennoch hatte ich keine nennenswerten Schwierigkeiten mich zurechtzufinden. Das singisische Reich hat seine eigenen Mythen und Sagen, seine gesellschaftlichen Konventionen - und auch seine eigenen Namen. Diese mögen für den ein oder anderen Leser durchaus einige Stolpersteine bereithalten, da sie für uns sehr fremdartig klingen. Mynrichwy und Vairrynn sind nur zwei Beispiele. Auch wenn ich beim Lesen keine Schwierigkeiten mit den Namen hatte, bin ich dennoch froh, dass ich das Buch nicht laut vorlesen musste, sondern ganz allein für mich genießen konnte.

Das Buch hat natürlich zahlreiche phantastische Elemente, über Myns Heimatplaneten kreisen Raumschiffe, und dennoch neige ich dazu, das Buch vor allem auch als Gesellschaftsroman einzuordnen. Das ein oder andere kommt einem trotz der fremdartigen Einbettung erschreckend vertraut und bekannt vor…

Da es der erste Band einer Reihe ist, ist das Tempo eher verhalten, doch es war zu keiner Zeit langatmig oder gar langweilig. Auch ohne viel Action gelingt es Katharina Maier Spannung zu erzeugen und aufrecht zu erhalten.

Ich freue mich sehr auf die weiteren Bände und gebe Adelsspross von Herzen volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Sehr unterhaltsam!

Meine Witze sind alle nur gecloud
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Kaum jemand kam im vergangenen Jahr am kontrovers diskutiertem Thema Künstliche Intelligenz vorbei. KIs - insbesondere ChatGPT - waren in aller Munde. Ich habe selbst ein wenig mit ChatGPT herumexperimentiert, ...

Kaum jemand kam im vergangenen Jahr am kontrovers diskutiertem Thema Künstliche Intelligenz vorbei. KIs - insbesondere ChatGPT - waren in aller Munde. Ich habe selbst ein wenig mit ChatGPT herumexperimentiert, wenn auch eher halbherzig. Der Autor Cornelius W.M. Oettle hingegen hat sich ausführlich damit beschäftigt - wie er sagt, aus purer Faulheit heraus. Schließlich wurden diverse Szenarien entworfen, in denen künstliche Intelligenzen unsere Arbeit übernehmen werden. Nur seinen Job wird so schnell wohl niemand anderes erledigen, schließlich heißt es, das KIs keinen Humor besitzen und keine Witze erzählen können. Und das ist ja wohl ungerecht!

Cornelius W.M. Oettle, der sonst unter anderem für das Satiremagazin TITANIC, den Postillon oder auch für Die Anstalt schreibt, beschloss daher, ChatGPT das Witzschreiben beizubringen. „Meine Witze sind alle nur gecloud“ ist das Ergebnis dieses Experiments. In Gesprächsform gibt er wieder, wie er und Quippy – die KI als Gesprächspartner brauchte schließlich einen Namen – sich dem Thema Humor genähert haben.

„Du bist so lustig wie drei Seiten Excel.“ (S.23)

Gut, das ist vielleicht nicht der lustigste Spruch, aber der Satz stammt schließlich vom Beginn des Buches und Quippy muss immerhin erst lernen, was Humor ist,

Nach 3 (!) Vorworten (bitte unbedingt alle lesen!) geht es ans Eingemachte. Das Buch lässt sich wunderbar leicht lesen und eignet sich auch für die Lektüre zwischendurch. Es ist unterhaltsam und zeigt, dass nicht nur Cornelius W.M. Oettle lustig sein kann. Ich würde sagen, auch wenn Quippy das Buch nicht ganz eigenständig geschrieben hat, das Experiment ist definitiv gelungen. Ich habe mich sehr amüsiert und so ganz nebenbei sogar ein paar Dinge gelernt.

Für mich insgesamt ein gelungenes Buch und eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für künstliche Intelligenz und optimalerweise humoristische Bücher interessieren.

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Veröffentlicht am 06.01.2024

Gelungene, düstere Romantasy

Spirit Dolls
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Das Aconite Institute in Edinburgh scheint für Runa die Lösung all ihrer Probleme. Weg von den Streitigkeiten mit ihrer Mutter und hoffentlich auch weg von den Alpträumen, die sie ständig plagen.

Doch ...

Das Aconite Institute in Edinburgh scheint für Runa die Lösung all ihrer Probleme. Weg von den Streitigkeiten mit ihrer Mutter und hoffentlich auch weg von den Alpträumen, die sie ständig plagen.

Doch letztere Hoffnung erfüllt sich nicht. Im Gegenteil, die Albträume werden in Edinburgh immer schlimmer und vor allem immer realistischer. Runas Mentor Kyril taucht in ihnen auf und – noch verstörender – ihr Vater, den sie nie kennengelernt hat und dessen Namen ihre Mutter nie preisgeben wollte.

Schließlich ist es ausgerechnet der unnahbare Kyril, der ihr die Ursache ihrer Alpträume erklärt. Sie ist eine Schattenspringerin, sie kann die Seelen Verstorbener ins Jenseits begleiten. Doch was bedeutet das für sie? Und was bedeutet es für die Suche nach ihrem Vater?

Die Autorin Ria Radke erzählt Runas Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Runa und von Kyril. Dadurch lernen wir beide gleichermaßen gut kennen und können zudem einen Blick in die Vergangenheit der beiden werfen. Ich weiß nicht, wie es anderen Lesern erging, aber ich konnte dadurch Runas Verhalten weit besser verstehen, denn ehrlich gesagt, manchmal fand ich sie dann doch etwas anstrengend.

Die Geschichte ist spannend und Ria Radkes Idee der Schattenspringer gefällt mir sehr. Das Setting ist ebenfalls sehr gelungen. Das Gemäuer des altehrwürdigen Aconite Institue wird wunderbar beschrieben. Ria Radke erzeugt eine düstere Stimmung und schafft es immer mal wieder Gänsehaut zu erzeugen. Es liegt eine Bedrohung in der Luft, die man nicht greifen kann, die aber stets unterschwellig zu spüren ist.

Natürlich tauchen auch die schon im Titel erwähnten Puppen auf. Ich frage mich ja immer, wieso ausgerechnet ein Kinderspielzeug in der Literatur- und Filmgeschichte immer mal wieder für unheimliche Momente sorgt. Doch ich will hier nicht zu viel verraten.

Der Romance Anteil ist aus meiner Sicht gut dosiert. Weder überlagert er die Geschichte noch ist er übertrieben oder unglaubwürdig. Es knistert zwischen den beiden und es macht Spaß zu sehen, wie sich Runa und Kyril näherkommen.

Doch nicht nur von den beiden habe ich gerne gelesen, auch die übrigen Charaktere sind wunderbar lebendig und es macht Spaß, sie kennenzulernen - gut, auf manche hätte ich sozusagen verzichten können, aber Antagonisten braucht man schließlich auch

Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 05.01.2024

Spannende Abenteuergeschichte

Die Völker von Calvaria
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„Der Piratenkodex steht über allem…“ (S.20) Das haben die Geschwister Saria und Arius von klein auf gelernt. Nun sind sie mit 13 beziehungsweise 15 Jahren alt genug, um als Piratenanwärter diverse Prüfungen ...

„Der Piratenkodex steht über allem…“ (S.20) Das haben die Geschwister Saria und Arius von klein auf gelernt. Nun sind sie mit 13 beziehungsweise 15 Jahren alt genug, um als Piratenanwärter diverse Prüfungen zu durchlaufen, um rechtmäßige Piraten zu werden.

Die beiden stammen aus dem Volk der Trockenländer und trotz aller Aufregung freuen sich die beiden auf das bevorstehende Abenteuer. Gemeinsam mit Anwärtern der anderen Völker erlernen sie den Kodex und meistern eine Prüfung nach der anderen. Dabei gibt es die ein oder andere gänzlich unerwartete Überraschung. Die erste taucht in Gestalt von Damon und Kiera aus dem Volk der Feueraugen auf. Seit Jahren gab es keine Anwärter mehr aus diesem Volk, dass sich nicht wie alle anderen an den Kodex hält. Warum schicken die Feuerländer mit einem Mal doch Anwärter?

Dieses und andere Geheimnisse wollen gelöst werden, denn plötzlich scheint die Freiheit der Völker Calvarias bedroht…

Renate F. Tintenheld startet mit „Die Völker von Calvaria – Der Ruf der Gezeiten“ in eine neue, spannende Abenteuerreihe für junge Leser. Das Erste, das an dem Buch auffällt ist die liebevolle Gestaltung. Bereits auf das Vorsatzpapier ist die wunderschöne Karte Calvarias gedruckt und auch im Inneren des Buches finden sich zahlreiche Illustrationen, die ebenfalls aus der Feder der Autorin stammen. Mal sind es nur kleine Symbole am Rand, mal gehen die Illustrationen über eine ganze Seite. Die Bilder stellen Elemente der Geschichte dar, lockern das Buch ein wenig auf und harmonieren wunderbar mit dem Text.

Die Geschichte ist spannend erzählt und auch wenn es sich um ein Fantasy-Buch handelt, ich würde es dennoch eher zu Abenteuergeschichten zählen. Die Erlebnisse der Geschwister und der anderen Anwärter machen Lust auf mehr und auch mein Sohn freut sich auf eine Fortsetzung.

Den Schreibstil habe ich zu Beginn ab und an als etwas holprig empfunden, dies hat sich zum Glück schnell gelegt. Das Einzige, über das ich bis zum Ende hin immer wieder gestolpert bin, ist die Wahl der Namen. Vielleicht bin ich da eigen, aber für mich waren die Namen sozusagen nicht aus einem Guss. Natürlich passte es, wenn jedes Volk seine Eigenheiten hätte, doch das war es nicht. Die Schiffe der Völker heißen zum Beispiel Balaena, Liberty, Flame, Terrana und Fortune. Arius und Saria tragen den Nachnamen Vane und als Beinahmen Shadow beziehungsweise Curly. Die Leitsprüche der Völker sind auf Latein. Dieser bunte und auf mich willkürlich wirkende Mix verschiedener Sprachen hat mich immer wieder irritiert. Meinem Sohn, der mit seinen zehn Jahren wohl eher zur eigentlichen Zielgruppe gehört, hatte keine Probleme mit den Namen; höchstens insofern, als dass er die englischen Begriffe nicht alle kannte und aussprechen konnte.

Während wir bei den Namen also uneins waren, haben wir uns allerdings beide gewundert, weshalb nur so wenige Anwärter aus den Völkern zusammenkommen. Gibt es nicht noch mehr Kinder, die das entsprechende Alter haben, um die Prüfungen abzulegen? Hier wäre die ein oder andere zusätzliche Erklärung zum generellen Weltenaufbau und der Kultur der Völker hilfreich gewesen. Will nicht jedes Kind ein echter Pirat werden?

Die in die Geschichte eingewobenen Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt oder auch Vorurteile werden gut und dem Alter der Zielgruppe entsprechend umgesetzt.

Am Ende bleiben noch ein paar Fragen offen, doch ich denke, diese werden vielleicht in weiteren Bänden noch geklärt.

Insgesamt ein gelungenes Abenteuerbuch für Kinder ab etwa 9 Jahren.

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Tolkien-Fans aufgepasst! Wunderschön aufgemacht.

Die große Hobbit-Enzyklopädie
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„Die große Hobbit Enzyklopädie – Tolkiens Legendarium“ ist ein wunderschön aufgemachtes Buch. Auf 340 Seiten werden ganz unterschiedliche Themen aufgegriffen. Die ersten knapp 100 Seiten widmen sich den ...

„Die große Hobbit Enzyklopädie – Tolkiens Legendarium“ ist ein wunderschön aufgemachtes Buch. Auf 340 Seiten werden ganz unterschiedliche Themen aufgegriffen. Die ersten knapp 100 Seiten widmen sich den Charakteren. Von Azog und Bolg, über Balin, Familie Tuk, Girion, Gollum und Smaug bis hin zum Weißen Rat werden 27 Charaktere beziehungsweise Personengruppen vorgestellt. Der nächste große Abschnitt beschäftigt sich mit den Völkern, dann geht es um Sprachen und Schriften (mein Lieblingsabschnitt), Gegenstände und Bauten, Orte des Geschehens, bedeutende Ereignisse, wie etwa die Plünderung von Doriath bis hin zu Tolkiens Inspirationen und Einflüsse (ebenfalls sehr interessant). Den Abschluss bildet ein umfangreiches Verzeichnis, in dem unter anderem die Quellen aufgelistet werden.



Die Texte gehen zum Teil sehr in die Tiefe, lassen sich dabei aber sehr gut lesen und haben zumindest mir immer wieder neue Dinge offenbart, über die ich entweder noch nie nachgedacht habe oder die ich spontan anders eingeordnet hätte. Man merkt den Autorinnen und Autoren ihre Begeisterung und Faszination für Tolkiens „Hobbit“ an, man wird regelrecht davon angesteckt (sofern man die Begeisterung nicht schon zuvor geteilt hat).



Allein die Texte machen das Buch schon zu einem wunderbaren Nachschlagewerk, das zum Stöbern einlädt. Die Aufmachung des Buches macht es dann zu einem echten Highlight. Das großformatige Hardcover ist durchgehend illustriert. Auf beinahe jeder Seite findet sich eine Illustration von Xavier Sanchez oder Sandrine Gestin. Die Illustrationen sind teils farbig, teils schwarz-weiß Zeichnungen oder Skizzen und nehmen mal eine ganze Seite, mal nur einen kleineren Teil einer Seite ein. Der Stil der Illustrationen ist ebenso abwechslungsreich wie der Inhalt. Findet sich mal keine Illustration, Ornamente von Leslie Boulay zieren auf jeden Fall eine jede Seite.

Insgesamt ein liebevoll und hochwertig aufgemachtes Buch, das sich natürlich perfekt zum Verschenken eignet oder eine großartige Ergänzung zur eigenen Tolkien-Sammlung ist. Ich werde mein Exemplar sicher nicht aus der Hand geben, es aber garantiert immer wieder zum Schmökern aus dem Regal nehmen.

PS. Schaut unbedingt auf der Verlagsseite nach, dort gibt es Bildern vom Inneren des Buches!

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