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Veröffentlicht am 08.10.2022

Ein spannender und komplexer Thriller mit einem fulminanten Finale!

Schmerzmädchen (Thriller)
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,,Schmerzmädchen" ist der aktuelle Thriller von Gunnar Schwarz, welcher am 29.09.2022 im FeuerWerke-Verlag erschienen ist. Der Serienkiller-Thriller enthält als Print-Ausgabe 312 Seiten, die mich wieder ...

,,Schmerzmädchen" ist der aktuelle Thriller von Gunnar Schwarz, welcher am 29.09.2022 im FeuerWerke-Verlag erschienen ist. Der Serienkiller-Thriller enthält als Print-Ausgabe 312 Seiten, die mich wieder einmal hervorragend unterhalten haben. Ich habe bis jetzt alle Thriller des Autors gelesen, weshalb ich umso gespannter und neugieriger auf diesen Inhalt war. 42 Kapitel plus Prolog und Epilog haben mich mit dem Kommissar David Richter und der Gerichtsmedizinerin Dr. Nora Mors mitfiebern lassen, da sie mich bei ihrer rasanten und verzweifelten Suche nach einem wahnhaften Serienmörder mit einer extrem verzerrten Wahrnehmung mitgenommen haben. Es bleibt lange Zeit rätselhaft um die hier geschilderten Taten eines Wahnsinnigen, dessen ausgeübte Morde die Polizei ständig auf Trab hält. Auch in diesem Thriller bin ich einem außergewöhnlichen Ermittlerteam begegnet, welches sich gemeinsam den menschlichen Abgründen stellt – bis Nora selbst zur Zielscheibe des Killers wird und sie sich ihrem nicht verarbeitetem Trauma stellen muss.

Einige traumatische Ereignisse und psychologische Zusammenhänge gehören zum Inhalt, die erst einmal einige Fragen in den Raum geworfen haben. Nachdem ich einige Kapitel später mehr Details aus dem Leben der Oper und vor allem vom traumatischen Erlebnis der erfolgreichen Gerichtsmedizinerin Nora Mors erfahren hatte, ergaben diese Informationen für mich gegen Ende ein stimmiges und unvorhersehbares Gesamtbild mit verstörenden Erkenntnissen. Sowohl der zunächst geheimnisvollen Rechtsmedizinerin als auch dem hochsensiblen jungen Kommissar Richter konnte ich während den verzwickten Ermittlungsarbeiten gut über die Schulter schauen, sodass ich detaillierte Einblicke erhielt. Auch wechselt sich während des Lesens die Erzähl-Perspektive zwischen den beiden ab, sodass ich mich in dessen Gedanken, Handlungen und Gefühle sehr gut hineinversetzen konnte. Richter, der sich schnell um Nora Gedanken und Sorgen macht, habe ich als sehr sympathisch und einfühlsam wahrgenommen. Nora ist ebenfalls ein sympathischer Charakter, der jedoch lange ein schweres Päckchen mit sich rumgetragen hat und das nun durch die Mordserie an die Oberfläche getreten ist. Die Rechtsmedizinerin ist sehr pflichtbewusst und ebenfalls ein sehr sensibler Mensch. Ein Fehler aus ihrer Vergangenheit hat sie verunsichert und schwer getroffen, trotzdem gibt sie in ihrem jetzigen Beruf alles. Als sie plötzlich mit in die polizeilichen Ermittlungen hineingezogen wird muss sie erkennen, dass es Zeit ist, sich der Vergangenheit zu stellen.

Als es gegen Ende erneut um Leben und Tod ging, konnte ich gar nicht anders als intensiv mitzufiebern. Es herrscht von Anfang an eine komplett düstere und angespannte Atmosphäre, die zum Greifen nahe war. Besonders dann, als der Täter zwischendurch immer mal wieder kurz das Wort ergriff und ich das Leiden der verschiedenen Opfer miterleben konnte. Was alle Opfer gemeinsam hatten und warum der gestörte Täter die grausam geschilderten Mordmethoden gewählt hat, habe ich bis zur Auflösung nicht erahnen können. Auch warum Nora Mors das perfekte Opfer für den Geistesgestörten war, wurde gut durchdacht mit eingearbeitet. Wie immer hat der flüssige, bildliche und authentische Schreibstil dafür gesorgt, dass mich diese undurchsichtige und komplexe Geschichte von Anfang bis Ende in den Bann gezogen hat. Auch sind alle Protagonisten meiner Meinung nach authentisch und differenziert gezeichnet. Die Spannung wird von Kapitel zu Kapitel immer höher, sodass meine Neugier nach Antworten schnell geweckt wurde. Am Ende hat mich ein rasantes, nervenaufreibendes und fulminantes Finale erwartet, anschließend wurden alle losen Fäden klar zusammengeführt. Hier war dann nochmal heftiges mitzittern angesagt, sodass ich das Buch nach der letzten Seite zufrieden stellend an die Seiten legen konnte. Mir hat dieser spannende und unterhaltsame Thriller sehr gut gefallen, von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Eine handwerklich hervorragende Erzählung!

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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Detective Robert Hunter und sein Partner Garcia jagen einen perfiden Serienkiller. Die blutige Art des Tötens ist nicht das Einzige, was diesen Killer antreibt. Für ihn sind Angst, Schmerz und der Tod ...

Detective Robert Hunter und sein Partner Garcia jagen einen perfiden Serienkiller. Die blutige Art des Tötens ist nicht das Einzige, was diesen Killer antreibt. Für ihn sind Angst, Schmerz und der Tod Teil einer Lektion. Und er ist der Lehrmeister. Als eine zweite Frau grausam umgebracht wird, fragen Hunter und Garcia sich, wie viele Gedichte dieser Serienkiller noch schreiben wird. Ihnen bleibt nicht viel Zeit …




Ich bin ein großer Fan von Chris Carter und konnte es nach dem elften Band nicht erwarten, endlich eine Fortsetzung in meinen Händen zu halten. Chris Carter ist mit seinem zwölften Band ,,Blutige Stufen" eine gelungene Thriller-Erzählung gelungen, er hat es wieder einmal geschafft, mich mit seiner extrem spannenden Geschichte in den Bann zu ziehen und mir so ein absolutes Lesevergnügen und Highlight beschert. In diesem Thriller habe ich mehrere Facetten an Emotionen durchlebt, der Inhalt ist wie seine Vorgänger sehr beklemmend und abgrundtief böse, für Nervenkitzel wurde reichlich gesorgt. Der zwölfte Hunter-und-Garcia-Thriller ist am 01.09.2022 im Ullstein-Verlag erschienen und beinhaltet 496 Seiten pure Spannung, die mir regelmäßig Gänsehaut beschert haben. Für mich ist die Serie um die Detectives von der Spezialeinheit für brutale Verbrechen des LAPD eine der brutalsten, besten und erfolgreichsten Thriller-Reihen. Ich verfolge diese seit dem ersten Band und ich bin immer wieder aufs neueste schockiert, was der Autor für krasse Ideen hat, die er für seine Leser/innen aufs Papier überträgt.

In diesem verstörenden, blutigen und psychologisch hervorragend ausgefeilten Thriller sorgen nicht nur entsetzlich zugerichtete Leichen für reichlich schockierende Momente, dessen Täter Detective Robert Hunter und sein Partner Garcia vom LAPD Ultra Violent Crimes schnellstmöglich fassen müssen. Auch das Thema psychische Gesundheit, speziell Depressionen, wurde hier sehr gut eingearbeitet und sorgt für psychologische Tiefe. Da Chris Carter selbst ein tragisches Erlebnis zu verarbeiten hatte, kommt dieser Punkt sehr realistisch zur Geltung. Jahrelang hat er als Kriminalpsychologe für die Polizei in Los Angeles gearbeitet und somit eine Menge interessantes Fachwissen eingearbeitet. Dies macht seine Ermittler auch so einzigartig, weshalb die Geschichte viel mehr zu bieten hat als erschreckende Fiktion, einen hochgradig gestörten, jedoch perfiden Killer und blutige, sehr detaillierte Morde. Für Zartbesaitete sind diese Beschreibungen mit Sicherheit nichts, deshalb sollte man wirklich mit sehr verstörenden Bildern klarkommen.

Der Thriller ist exzellent verzwickt und kein bisschen vorausschaubar. Obwohl ich mir regelmäßig meine Gedanken über die Motive des Täters gemacht habe, wurde ich immer wieder aufs Neue überrascht. Geniale Wendungen, 99 kurze Kapitel und Cliffhanger an den richtigen Stellen haben es mir schwer gemacht, mich von dem Buch zu trennen. Ein abwechslungsreicher Perspektivenwechsel der furchtlosen Detectives, der Opfer und auch später vom perfiden Täter, der sich selbst als Mentor bezeichnet, sorgen für einen rasanten Lesefluss. So konnte ich mich bestens in die Lage der jeweiligen Protagonisten hineinversetzten. Auch hier erhielt ich eine Menge Einblicke in menschliche Abgründe.

Das Ermittlerduo Hunter und Garcia steht vom ersten verstörenden Mord an vor einem Rätsel, als eine grausam zugerichtete Frauenleiche aufgefunden wird. Vorher gefoltert und anschließend bizarr drapiert, findet Hunter eine Botschaft in Form eines kleinen Gedichts. Dies wird anschließend zum Markenzeichen des Killers, denn es wird eine Mordserie draus. Da alle Opfer auf verschiedene, grauenhafte Weise gefoltert und ermordet werden, suchen die Detectives nach Zusammenhänge, die mich bis zum Schluss auf Trab gehalten haben. Es entwickelt sich ein rasanter Spannungsbogen, besonders die Parallelhandlungen beschleunigen die Handlung enorm. Neben reichlich blutigen Stufen ist es Chris Carter wieder einmal hervorragend gelungen, eine handwerklich gute Erzählung bis hin zur stimmigen Auflösung zu schildern. Ein flüssiger, bildlicher und detaillierter Schreibstil hat mich in eine dunkle Welt eintauchen lassen und mir so unterhaltsame Lesestunden beschert. Von mir glasklare fünf Sterne plus!

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Ein packender Plot, der erschreckende und aktuelle Themen aufgreift!

Todland
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,,Todland" ist ein spannender und unterhaltsamer dänischer Kriminalroman von dem Autorenduo Kim Faber und Janni Pedersen, der am 27. Dezember 2021 im Blanvalet-Verlag erschienen ist. Der zweite Fall für ...

,,Todland" ist ein spannender und unterhaltsamer dänischer Kriminalroman von dem Autorenduo Kim Faber und Janni Pedersen, der am 27. Dezember 2021 im Blanvalet-Verlag erschienen ist. Der zweite Fall für die Ermittler Martin Juncker und Signe Kristiansen besteht aus 576 Seiten, die ich mit großem Vergnügen gelesen habe, da mich der Inhalt von der ersten bis zur letzten Seite komplett in den Bann gezogen und gefesselt hat. Erzählerisch sowie spannungstechnisch hat mich diese hervorragende Spannungsliteratur auf ganzer Linie überzeugt. Denn unter anderem haben mich facettenreiche, interessante und vor allem tief ausgearbeitete und individuelle Charaktere mit ausreichend Persönlichkeit erwartet, die mit ihren Ecken und Kanten unheimlich authentisch rüberkamen. Deshalb fiel es mir auch nicht schwer, mich in dessen Gedanken, Handlungen und Gefühle hineinzuversetzen. Insgesamt ist den Autoren ein spannender und komplexer Plot gelungen, der übersichtlich und mit klaren Strukturen aufgebaut ist. Dazu wurden Wendungen und Offenbarungen, mit denen ich nicht gerechnet habe, an den richtigen Stellen eingebaut. Der politische Strang ist meiner Meinung nach nicht weit von der Realität entfernt, weshalb mich die Geschichte aufgewühlt und zum Nachdenken angeregt hat. 


In diesem facettenreichen Kriminalroman mit einer hohen Sogwirkung wurden neben den spannenden Ermittlungsarbeiten auch private Probleme der Charaktere, besonders die von Junker und Kristiansen, berücksichtigt. Auch Charlotte, Junkers noch Ehefrau, bekam eine größere und wichtige Rolle. Der wechselnde Perspektivenwechsel ist nicht nur abwechslungsreich, sondern so konnte ich jedem wichtigen Charakter besser über die Schulter schauen. Die Themen Trennung, Vertrauen und Verrat werden aufgegriffen und tauchen regelmäßig auf. Besonders der Verrat hat mich sehr überrascht, da ich mit einer ganz bestimmten Wendung überhaupt nicht gerechnet habe und so bekam ich zum Ende hin völlig neue Blickwinkel. Auch bei der Auflösung der hier vorkommenden Fälle wurde ich geschickt an der Nase herumgeführt. Offenbarungen, die ganz langsam an die Oberfläche gekommen sind, haben mich wirklich geschockt, da diese, wie erwähnt, nicht weit von der Realität entfernt sind. Natürlich hat das Autorenduo mit diesem Buch ihre einfallsreiche Fantasie unter Beweis gestellt und auch klasse angewendet, die sich hervorragend mit einer erschreckenden Realität vermischt. Die politischen Hintergründe dieser Geschichte sind nichts für schwache Gemüter. 


Obwohl die Morde zwar detailliert und bildlich beschrieben wurden, haben es Kim Faber und Janni Pedersen nicht auf eine blutige Story abgesehen. Das war hier auch überhaupt nicht nötig, denn das Böse, welches die ganze Zeit lauert, hatte einen viel größeren Schockeffekt und es kamen nach und nach schaurige Abgründe an die Oberfläche. Ein dunkles und sehr belastendes Geheimnis, welches Signe hütet, wurde zwar ab und zu kurz angedeutet und erklärt ihr angespanntes Verhältnis zu ihrem Kollegen und Polizeikommissar Troels Mikkelsen. Richtig darauf eingegangen wurde jedoch nicht. Diesem Thema wurde dafür aber im Nachfolgeband umso mehr Beachtung geschenkt. Trotzdem hat Signe hier für eine Menge Aufruhr gesorgt und kam Geheimnissen auf die Spur, die sie nicht länger für sich behalten konnte. Ihre Zusammenarbeit mit Charlotte fand ich ziemlich interessant und spannend, zusammen begeben sie sich in großer Gefahr, um endlich die erschütternde Wahrheit über den Ablauf des schrecklichen Terroranschlags in Kopenhagen ans Licht zu bringen. In einigen Situationen hat mich die taffe und eigenwillige Ermittlerin positiv überrascht, auch wenn ich ihr Verhalten in einem Punkt überhaupt nicht korrekt fand.


Während Signe Kristiansen Charlotte bei der heiklen Aufklärung des Anschlags hilft, ermittelt Martin Juncker in dem Mordfall des toten Anwalts. Er durchleuchtet unter anderem dessen Familie und wird gleichzeitig für sein Schweigen und Vertuschung bestraft, denn er muss deshalb um das Leben seiner Frau bangen, die sich durch ihre Recherchen des Terroranschlags in großer Gefahr begibt. Um seine Fehler wiedergutzumachen und das Leben seiner Frau zu retten, macht er sich auf die Suche nach den Personen, die ihn zum Stillschweigen aufgefordert haben. Es beginnt eine rasante Jagd und mit der Zeit kommen immer heiklere Details ans Licht, der Mord an dem Anwalt bekommt eine erschreckend neue Wendung. Ich wurde während der Handlung mehrmals überrascht und wiederholt vor neue Beweise, Erkenntnisse sowie Fragen gestellt. Die Autoren haben meiner Meinung nach ihre schriftstellerischen Qualitäten und ihr Facettenreichtum unter Beweis gestellt und mich wiederholt überzeugen können. Man kann diesen Band ohne Vorkenntnisse des Vorgängerbands lesen, ich empfehle jedoch mit dem Auftakt zu beginnen und die bis jetzt erschienenen drei Bände chronologisch zu lesen, damit keine offenen Fragen vorhanden bleiben. 


Mit diesem komplexen und authentischen Kriminalroman konnte ich Fakten auf spannende Art mit meiner Fantasie vereinen. Die klare Struktur hat dafür gesorgt, dass ich zu keiner Zeit den Faden verloren habe. Ein rätselhaftes Verbrechen und die extrem heikle Aufklärung im Fall des Anschlags wurden durch Recherchen und Fachwissen des Autorenduos ergänzt. Die Aufklärung aller Motive hat all meine Fragen zufrieden stellend beantwortet. Der Schreibstil ist sehr authentisch, flüssig, detailliert und unheimlich lebendig, sodass während des Lesens klare Bilder vor meinen Augen entstanden sind, auch habe ich mehrmals mit den Protagonisten mitgefiebert. Dadurch entstand ein schneller Lesefluss und die 576 Seiten waren viel zu schnell durchgelesen. Mir hat der unheimlich packende Plot, der aktuelle Ereignisse aufgreift und sich mit Themen auseinandersetzt, mit denen ich mich sehr gut identifizieren und in einem anschaulichen Stil verarbeiten konnte, sehr gut gefallen. Deshalb gibt es von mir selbstverständlich eine klare Leseempfehlung und volle fünf Sterne! 



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Veröffentlicht am 19.09.2022

Eine bizarre Familiengeschichte mit dunklen Geheimnissen, Lügen und Verrat!

Als das Böse kam
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,,Als das Böse kam" ist ein 320 Seiten langer Thriller von Ivar Leon Menger, der am 20. Juli 2022 in der dtv Verlagsgesellschaft erschienen ist. Mir hat diese düstere Familiengeschichte, die mit der Zeit ...

,,Als das Böse kam" ist ein 320 Seiten langer Thriller von Ivar Leon Menger, der am 20. Juli 2022 in der dtv Verlagsgesellschaft erschienen ist. Mir hat diese düstere Familiengeschichte, die mit der Zeit eine Menge Geheimnisse und Lügen offenbart, im Großen und Ganzen gut gefallen. Der Plot ist interessant und ich wurde an den richtigen Stellen mit Wendungen überrascht, die ich nicht vorausgesehen habe. Es herrscht von Anfang an eine angespannte Atmosphäre, obwohl es auf den ersten Blick erst einmal einige Seiten recht harmonisch zugeht. Ich bekam direkt ein klares Bild einer Familie, die sich auf einer einsamen Insel ihre eigene Idylle aufgebaut hat, da sich der Vater durch einen Verrat Feinde gemacht hat und diese sich nun an der kompletten Familie rächen wollen. Der einzige Kontakt zur Außenwelt ist Onkel Ole, der die Eltern in regelmäßigen Abständen aufsucht. Er ist der einzige, der weiß, wo sich das bizarre Ehepaar befindet, von der Existenz ihrer beiden Kinder Juno und Boy ahnt selbst er nichts. Denn die beiden einsamen und weltfremden Kinder müssen sich streng an einige Regeln halten, eine davon lautet, dass sie sich verstecken müssen, wenn Onkel Ole zu Besuch kommt. Bis der Tag kommt, als Juno aus Neugier zufällig von dem ominösen Onkel entdeckt wird und so endlich Hoffnung auf ein normales Leben in ihr aufkommt. Doch für Juno und ihrem jüngeren Bruder kommt es anders als erwartet, weshalb sie in einen Strudel aus Lügen, Geheimnissen und Verrat geraten.

Diese genannten Ereignisse haben für eine kontinuierliche Spannung gesorgt und ich konnte es kaum erwarten, mehr über offene und verdeckte Spannungen aus den hier beschriebenen Beziehungsverhältnissen zu erfahren, die immer skurriler wurden. Bis es zu einem Finale kam, welches mich hat mitzittern und mitfiebern lassen. Das Ende fand ich persönlich etwas zu schnell beendet, doch da jede Geschichte schließlich irgendwann mal ein Ende finden muss, musste ich mich mit den letzten Worten zufriedengeben. Trotzdem waren noch einige Fragen offen, auf die ich gerne Antworten und mehr Klarheit gehabt hätte. Der Inhalt beinhaltet 30 Kapitel und ist in drei Teile eingeteilt, insgesamt fand ich den Aufbau der Geschichte sehr gut. Da sie anfangs nur leicht an Fahrt aufnimmt, habe ich von Spannung und Thrill nicht viel wahrgenommen. Der Mittelteil und das Finale haben jedoch aufgeholt, sodass mir diese unterhaltsame Lesestunden beschert haben. Besonders die Aufklärung über Junos verstorbene Schwester, die zwischendurch immer mal wieder nur kurz angedeutet wurde, hat mich besonders überrascht.

Es wird aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Juno geschrieben, die nichts anderes kennt als ihre Eltern, ihren Bruder und die einsame Insel. Schnell wurde deutlich, dass ihre naive und weltfremde, jedoch freundliche und sympathisch Art von der eigenartigen Erziehung ihrer paranoiden Eltern stammt. Da sie und Boy von ihrer Mutter selbst unterrichtet werden, beherrschen sie wenigstens die Grundkenntnisse. Mit 16 geht auch an Juno die Pubertät nicht spurlos vorbei und ich hatte intensive Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, ihre Entwicklung fand ich sehr spannend und interessant. Juno ist ein sehr neugieriger Charakter, der der Geschichte das gewisse Etwas gegeben hat. Ihr Verhältnis zu ihrem Bruder und zu ihren Eltern kam mit der Zeit ebenfalls gut zur Geltung und ich fand es interessant zu erfahren, wie sie immer mehr versucht hat, ihren Kopf durchzusetzen und eigene Pläne geschmiedet hat. Auch die Regeln, an die sie sich und ihr Bruder halten müssen, verlieren teilweise immer mehr an Bedeutung-mit fatalen Folgen. Durch Junos kindliche und naive Art kam so gut wie kein Thrill auf, ich persönlich würde den Inhalt als leichten All-Age-Thriller bezeichnen, was nicht als Kritik gemeint ist. Thriller-Fans, die rasanten Nervenkitzel und Thrill suchen, werden hier allerdings nicht fündig.

Das Setting der einsamen Insel fand ich klasse, welches sehr gut zur düsteren Geschichte gepasst hat. Spannungstechnisch hat mich der Inhalt nicht wirklich vom Hocker gehauen, dafür hat er mir erzählerisch umso besser gefallen. Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, auch bildlich konnte ich der Handlung super folgen. Es wird zwar detailliert, aber nicht zu ausschweifend beschrieben. Im Großen und Ganzen hat mir das Buch, bis auf ein paar Kleinigkeiten, gut gefallen und mich super unterhalten, obwohl ich nicht regelmäßig auf falsche Fährten geführt wurde. Auch die Wendungen hielten sich in Grenzen, die es dafür jedoch in sich hatten. Von mir gibt es für das Debüt des Autors vier Sterne und eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Eine Menge rasante und brutale Action, dafür kaum vorhandener Thrill!

Am Limit
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Am 20. Juni 2022 ist ,,Am Limit", Paul Herrons Thriller-Debüt mit 464 Seiten im Blanvalet-Verlag erschienen. In dieser Geschichte geht es auf jeden Fall rasant, brutal und actiongeladen zur Sache, mir ...

Am 20. Juni 2022 ist ,,Am Limit", Paul Herrons Thriller-Debüt mit 464 Seiten im Blanvalet-Verlag erschienen. In dieser Geschichte geht es auf jeden Fall rasant, brutal und actiongeladen zur Sache, mir hat für einen Thriller jedoch eindeutig der Thrill gefehlt. Außerdem war mir die Spannung nicht ausreichend, weshalb ich nach dem Beenden des Buches leicht enttäuscht war. Es war insgesamt eine interessante und atmosphärisch dichte Handlung, von der ich mir etwas mehr erhofft habe. 


Direkt zu Anfang bekam ich im Epilog durch einen Zeitsprung aus der Vergangenheit drei Jahre zuvor einen kurzen Einblick von Jack Constantine, der als Polizist das Trauma seines Lebens erhielt, indem er nach einem Einbruch in seinem Haus seine schwangere Lebensgefährtin brutal erschlagen auffindet. Von anfänglicher Trauer, die sich in unendlich tiefe Rache und Wut entwickelt, beschließt er, die Täter auf eigene Faust zu finden, um Vergeltung ausüben zu können. Constantines Leben besteht nur noch aus dem Plan, den Mord an seiner Frau zu rächen. Kurz vor seinem Ziel gelingt es ihm jedoch nur, einen der drei Täter zu erschießen, da er von seinen Kollegen gestoppt wird. Seitdem sitzt er deshalb in einem harten Hochsicherheitsgefängnis in Florida mit extrem brutalen Insassen ein, wo seine beiden Zielpersonen ebenfalls einsitzen. Da genug Zeit zum Nachdenken vorhanden ist, geht der Racheplan natürlich weiter und Constantine will seinen angefangenen Plan um jeden Preis vollenden und die restlichen beiden Täter töten. Ein starker Hurrikan bietet die perfekte Gelegenheit, doch er sorgt gleichzeitig für rasante Turbulenzen, weshalb Constantine einige Hürden auf sich nehmen muss, um an sein Ziel zu gelangen. Denn um Vergeltung ausüben zu können, muss er lebendig sein, was in den hier beschriebenen Situationen eine starke Herausforderung für den Ex-Polizisten darstellt. 


Nicht nur seine beiden verhassten Zielpersonen sitzen mit ihm im Gefängnis ein, auch ein weiteres und bekanntes Gesicht kommt ihm während des Monstersturms ständig in die Quere, welches sich dank Constantines Einsatz aus seiner Zeit als Polizist mit ihm die gleiche Adresse teilt. So ist er plötzlich nicht mehr nur Jäger, sondern gleichzeitig wird er zum Gejagten und kämpft in vielen schrägen Situationen um sein Leben. Dabei trifft er auf der Krankenstation die zurück gelassene Justizvollzugsbeamtin Keira Sawyer, sodass sie sich anschließend gemeinsam von Trakt zu Trakt durchkämpfen und versuchen, sich an den Verbrechern übelster Sorten vorbeizuschmuggeln. Da der Wasserpegel im Gebäude von Stunde zu Stunde gefährlich steigt und die Gefangenen immer brutaler werden, steigt die Zahl der Leichen rasant an. Da in dem Gefängnis nur Verbrecher der übelsten Sorte einsitzen, eskalieren die Situationen nach dem Öffnen ihrer Zellen umso krasser, als sie merken, dass sie plötzlich frei, auf sich allein gestellt und wegen des Hurrikans trotzdem weiterhin gefangen sind. Denn dem Knast zu entkommen, während draußen das extreme Unwetter wütet und droht, das Gebäude zu zerstören, wird zur Lebensgefahr. Deshalb steigern sich die Aggressionen der Männer ins unermessliche, sodass es zu unzähligen Blutbäder kommt. 


Die brutalen, verstörenden und oftmals auch blutigen Szenen sind reichlich vorhanden und wurden teilweise sehr detailliert beschrieben, sodass während des Lesens unheimlich klare Bilder entstanden sind. Besonders dann, als die Gefangenen Zugriff auf Waffen bekamen. Denn ein paar besonders kranke Psychopathen, wie zum Beispiel der selbsternannte Priester, sind zum Ende hin immer extremer durchgedreht. Das waren Momente, die mir Gänsehaut beschert und ordentlich für Spannung gesorgt haben. Vorher wurde die Handlung oft von zähen Abläufen unterbrochen, weshalb für mich kein konstanter Spannungsbogen zustande kam. Viele Dialoge, die sich inhaltlich oft wiederholt haben, konnte ich irgendwann auch nicht mehr lesen. Besonders flucht hier jeder ständig auf die gleiche Weise und gefühlt jeder dritte Satz beginnt mit »Jesus«. Ich konnte das irgendwann nicht mehr lesen, weshalb es mich ab der Mitte ziemlich genervt hat. 


Zwischendurch bekam ich, besonders zu Anfang, weitere kurze Einblicke aus der Vergangenheit und Handlungen von Constantine als Polizist, sodass dem Autor am Ende doch noch zwei Wendungen gelungen sind, mit denen ich nicht gerechnet habe. Insgesamt gibt es 25 Kapitel mit engen Zeitangaben am Tag des Monstersturms plus Epilog und Prolog, die durch Einteilungen angenehm zu lesen sind. Auch die regelmäßig eingestreuten Warnlageberichte, also die Entwicklungen der Wetter- und Warnlagen, haben den Ernst der Lage noch deutlicher rüberkommen lassen. Von der Atmosphäre her haben mich einige Situationen etwas an das Schicksal der Titanic erinnert. 


Insgesamt ist der Inhalt gut und schlüssig aufgebaut, aus den Twists hätte etwas mehr Power heraus geholt werden können. Die Protagonisten, besonders Jack Constantine sind gut ausgearbeitet und durch den Perspektivenwechsel mit Keira Sawyer konnte ich mich immer besser in deren Gedanken, Gefühle und Handlungen hineinversetzen. Erzählerisch hat mir die actionreiche Geschichte gut gefallen, was ich wie erwähnt von der Spannung nicht behaupten kann. Der Schreibstil ist schön flüssig, locker, lebendig und angenehm zu lesen, die Atmosphäre wurde hier hervorragend rübergebracht. Was der Hurrikan mit den Menschen anstellt, kam sehr gut bei mir an und das extreme Ausmaß der Zerstörungen hat für Authentizität gesorgt. Aber auch wie die brutalen Knackis gegen Ende plötzlich zusammenhalten, bzw. der Rest, der noch übrig geblieben ist, hat mir verdeutlicht, was der Horrorsturm mit ihnen und dem heruntergekommenem Gefängnis angerichtet hat. Ich war bis zum Schluss gespannt, wer von den übrig gebliebenen Insassen überhaupt noch überleben wird. Diese Momente fand ich ebenfalls sehr gelungen. Ein Hochsicherheitsgefängnis hat sich zu einem verheerenden Blutbad entwickelt und oft kam es mir vor, ich wäre mittendrin dabei gewesen. Die Seiten haben definitiv eine Menge Elan, doch das hektische und brutale Geschehen allein hat nicht ausgereicht, um mich vollkommen zu überzeugen. Die Insassen waren schon echt heftig, von so vielen Psychopathen auf einem Haufen liest man auch nicht oft. Von mir gibt es deshalb drei Sterne. 

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