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Veröffentlicht am 30.01.2022

Ein ruhiger, dennoch spannender und psychologischer Spannungsroman über häusliche Gewalt und einer toxischen Freundschaft!

Wenn du mir gehörst
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Der jungen Londoner Polizistin Phil McCarthy steht eine große Karriere bevor. Bis sie zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird. Denn der Täter ist ein hochdekorierter Detective, der seine Geliebte ...

Der jungen Londoner Polizistin Phil McCarthy steht eine große Karriere bevor. Bis sie zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird. Denn der Täter ist ein hochdekorierter Detective, der seine Geliebte Tempe schwer misshandelt hat. Als Phil diese zu schützen versucht, wird sie suspendiert. Zumindest Tempe zeigt sich dankbar: Die beiden Frauen werden enge Freundinnen, sind bald unzertrennlich. Doch allmählich wird Phil misstrauisch: Etwas an der Geschichte der jungen Frau scheint nicht zu stimmen. Ist Tempe wirklich ein unschuldiges Opfer? Spätestens, als eine erste Leiche in Phils’ Umfeld auftaucht, weiß sie nicht mehr, wem sie trauen kann …


,,Wenn du mir gehörst" von Michael Robotham ist am 20. Dezember 2021 im Goldmann-Verlag erschienen und das Buch ist somit das neueste Werk des Autors. Dies ist ein ruhiger Thriller, dessen Handlung mich besonders durch den intensiv psychologischen Teil begeistern konnte. Dieser Spannungsroman handelt um häusliche Gewalt und einer toxischen Freundschaft, der einige überraschende Wendungen parat hält. Ich war von der ersten Seite an mitten im Leben von Philomena (Phil) McCarthy, die mit elf Jahren eine Bombenexplosion miterlebt hat. Dieses tragische Ereignis hat sie dazu animiert, Polizistin zu werden, für die Tochter eines der berüchtigtsten Großkriminellen Londons ein ungewöhnlicher Berufswunsch. Für Ihren Traum musste sie hart kämpfen, denn mit ihrem familiären Hintergrund war sie als Polizistin nicht gerne gesehen. Als sie endlich einen Job gefunden hat und von ihren Kollegen und Vorgesetzten akzeptiert wird, beginnt ein Alptraum, der ihr ihre gesamte Zukunft kostet. Als sie zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird, entpuppt sich der Täter als hochdekorierter Detective. Obwohl dieser seine Geliebte Tempe Brown sichtlich misshandelt hat, begeht sie einen folgenschweren Fehler. Denn die Polizistin soll den Vorfall nicht an die große Glocke hängen und vertuschen. Doch sie weigert sich, stellt sich sofort auf die Seite des Opfers und wehrt sich gegen DS Goodall. Nach diesem Vorfall wird Phil von ihren Kollegen angefeindet und die erste Suspendierung folgt. Nachdem Phil das Opfer Tempe ins Frauenhaus untergebracht hat, freunden sie sich an und sie verbringen immer mehr Zeit miteinander. Was am Anfang nach Dankbarkeit aussieht, entpuppt sich schleichend als Teufelskreis. Denn Tempe benimmt sich immer merkwürdiger, nach und nach schleicht sie sich in Phils’ Leben und sie lässt ihr damit kaum mehr Luft zum Atmen. Selbst die Beziehung zu Phils' Verlobten Henry leidet deutlich unter der innigen Freundschaft zwischen Phil und Tempe.

DS Goodall versucht mit allen Mitteln, Tempe zu finden und er macht Phil deutlich klar, dass sie sich aus seinem Leben raushalten soll. Aber sie wühlt weiter in seiner Vergangenheit rum und versucht somit zu beweisen, dass er nicht das erste Mal eine Frau geschlagen hat. Als Phil misstrauisch gegenüber Tempe wird, gräbt sie auch in ihrer Vergangenheit und sie fragt sich, ob sie wirklich ein unschuldiges Opfer ist. Denn sie erfährt einiges, was ihr Bild von ihrer Freundin in ein anderes Licht rückt. Als zwei Morde geschehen, weiß die Polizistin überhaupt nicht mehr, wem sie überhaupt noch trauen kann. Ihr Leben droht zu zerbrechen und sie bittet ihren Vater um Hilfe.

Es wird komplett aus Phils’ Perspektive geschrieben, weshalb die Handlung sehr authentisch und lebendig rüberkam. Auch bildlich konnte ich dem Inhalt sehr gut folgen. Obwohl einige Momente, zum Beispiel ihre Beziehung zu Henry, sehr detailliert und ausschweifend erzählt worden sind, hat es dem Gesamtinhalt nicht geschadet. Es ist, wie erwähnt, eine ruhige Handlung, die sich langsam aber sicher immer mehr zuspitzt. Auf der Suche nach der Wahrheit wurde nicht nur Phil, sondern auch ich lange auf die Folter gespannt. Es haben sich Wendungen ergeben, die ich nicht erwartet habe. Dadurch hat sich ein guter Spannungsbogen aufgebaut, aber auch emotional konnte mich diese Geschichte sehr gut erreichen. Tempe ist ein undurchsichtiger Charakter, der mich ebenfalls immer wieder überraschen konnte. Ich wurde oft auf falsche Fährten geführt, das Ende kam komplett anders als erwartet.

Phils’ Gefühle gegenüber ihrer Familie wurden regelmäßig angesprochen. Obwohl sie den Kontakt jahrelang zu ihrem Vater und dem Rest seiner Familie gemieden hat, ändert eine Einladung zu seinem Geburtstag etwas in ihr. Ihre Entscheidungen, Gedanken und Gefühle konnte ich sehr gut verstehen, denn sie will nicht mit ihm und seiner kriminellen Familienbande in einen Topf geworfen werden. Die Ereignisse überschlagen sich immer wieder-mit ungeahnten Folgen. Die angespannte, beklemmende Atmosphäre war hier durchgehend vorhanden, die ich deutlich spüren konnte. Psychologische Elemente wurden gut eingearbeitet, sodass der Plot schlüssig und glaubwürdig rüberkam.

Durch den angenehm flüssigen Schreibstil und den Kapiteln, die eine angenehme Länge haben, sorgte die Geschichte für einen schnellen Lesefluss. Phil war mir von Anfang an sehr sympathisch, auch wenn sie hin und wieder Entscheidungen getroffen hat, die ihr Leben auf den Kopf gestellt haben. Da sie Stärken und vor allem auch Schwächen hat, kam ihr Charakter sehr authentisch rüber. Ihre Freundschaft zu Tempe fand ich sehr interessant, da sie ziemlich auf die Probe gestellt wurde. Es ist eine komplexe und undurchsichtige Handlung, die eine dichte Atmosphäre enthält und somit für fesselnde Lesestunden gesorgt hat. Die verzweifelten Versuche der Protagonisten, die sich auf die Suche nach der Wahrheit begeben haben, haben mich bestens unterhalten. Insgesamt ist der Psychothriller packend, unvorhersehbar und abwechslungsreich, weshalb ich eine klare Leseempfehlung ausspreche!

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Veröffentlicht am 28.01.2022

Jeder von uns kann zum Täter werden, denn in jedem braven Inneren gibt es unvermutete Abgründe!

Stern Crime – Wahre Verbrechen
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,,Stern Crime – Wahre Verbrechen“ von Giuseppe Di Grazia ist am 13. Dezember 2021 im Penguin-Verlag erschienen und enthält 16 spektakuläre Kriminalfälle, die den Stern schon immer bewegt haben. Auch mich ...

,,Stern Crime – Wahre Verbrechen“ von Giuseppe Di Grazia ist am 13. Dezember 2021 im Penguin-Verlag erschienen und enthält 16 spektakuläre Kriminalfälle, die den Stern schon immer bewegt haben. Auch mich haben diese Geschichten über Opfer und Täter und über Recht und Gerechtigkeit bewegt, staunen lassen, fasziniert und geschockt. Einige Fälle haben mich unheimlich berührt und mich nicht mehr losgelassen. Nach jedem, für mich interessanten Kriminalfall, habe ich im Internet nach weiteren Informationen gesucht, um mehr über die Abgründe dieser Menschen zu erfahren. Nicht alle waren brutal und verstörend, doch der größte Teil der Geschichten war teilweise einfach unbegreiflich. In diesem Stern-Crime-Buch werden 16 Verbrechen in Erinnerung gerufen, die von verschiedenen Reportern und Journalisten geschrieben wurden.

Jeder Kriminalfall wird zwar knapp, jedoch so ausführlich geschildert, dass ich gute Einblicke in verschiedene und verstörende Tathergänge hatte. Was geschah, die Vorgeschichten und die Motive werden verständlich erklärt. An erster Stelle wird sich für die Menschen, die in den Verbrechen verwickelt sind/waren, interessiert. Das ,,Warum“ jeder einzelnen Tat, wie es zu den schrecklichen Ereignissen kam und wie sie aufgeklärt wurden, hat mich spannend unterhalten. Die hier geschilderte Gewalt und Brutalität, die keine Fiktion ist, kann man sich oftmals nicht vorstellen oder erklären. Nicht jedes spektakuläre Verbrechen handelt von Mord und Totschlag, auch wenn das Böse den größten Teil einnimmt. Einige Gewalttaten haben mich einfach nur schockiert und abgestoßen, da die Brutalität der Täter sehr deutlich zur Geltung kommt. Obwohl die Verfasser der Geschichten versucht haben, die Motive erklärbar zu machen und auch viele Hintergrundinformationen dazu geschrieben haben, waren einige Situationen trotzdem unfassbar. Die Opfer haben zweifelsfrei mein Mitgefühl erweckt, bei den Tätern fiel es mir meistens unheimlich schwer.

Die Autorinnen und Autoren sind in den Kurzgeschichten bei ihren Recherchen oft auf Kriminalpsychologen und Gutachter gestoßen, die sich mit psychischen Störungen der Straftäter befassen. Obwohl es für jede Tat eine Erklärung gibt, bleibt das Geschehene trotzdem verstörend und unbegreiflich. Spezialisten, die das unbegreifliche versuchen begreiflich zu machen, kommen zwischendurch immer wieder zu Wort, was ich sehr interessant fand. Außerdem wurde mir erklärt, Kriminalfälle richtig zu verstehen und zu deuten, damit mehr bleibt als das Empfinden von Unerklärlichkeit. Deshalb bekam ich viele und tiefe Einblicke in die Köpfe von Verbrecher. Die 16 wahren Kriminalfälle werden von den Verfassern nicht künstlich oder sensationslüstern aufgebauscht, sondern sie erzählen sachlich und neutral. Es steckt eine Menge Recherche in den Geschichten, damit die einzelnen Tathergänge so klar und authentisch wie möglich rüberkommen. Durch die realen Hintergründe wurden sie spannend und fesselnd geschrieben.

In einer der Geschichten wird von einem der brutalsten Verbrecher Deutschlands erzählt, gleichzeitig meldet sich auch der nüchterne Blick des Psychiaters Norbert Nedopil zu Wort. Er hat den Serienmörder Volker Eckert, dessen schreckliche und perverse Taten mich erschüttert haben, in langen Gesprächen exploriert. Bereits als Jugendlicher beging Eckert 1974 in Plauen seinen ersten Mord. Er erwürgte eine 14-jährige Mitschülerin, konnte die Tat jedoch erfolgreich als Suizid tarnen. 1987 wurde Eckert wegen zwei beinahe tödlicher Angriffe gegen Frauen zu zwölf Jahren Haft wegen versuchten Mordes verurteilt. 1994 wurde er aus der Haft entlassen. Eckert, der zuletzt in Hof wohnte, arbeitete als Fernfahrer und war in mehreren Ländern Europas unterwegs. In Frankreich, Spanien und Italien tötete er laut Polizei zwischen 2001 und 2006 mindestens sieben Prostituierte. Mir wurde eine Spurensuche dieses Gehirns präsentiert, für die es dennoch eine Erklärung gibt. Warum dieser Mann zu einem eiskalten, unberechenbaren und brutalen Frauenmörder wurde, wurde verständlich erläutert. In diesem spannenden Fall stand nämlich nicht das „Wer“ im Vordergrund, sondern das „Warum“. Was ich über diesen Menschen und seiner Kindheit erfahren habe, ist einfach unglaublich. In die Abgründe dieser menschlichen Seele zu blicken hat mir richtig Gänsehaut beschert.

Dass nicht jeder Fall aufgeklärt wurde, hat mir zum Beispiel der Bankeinbruch in Berlin-Steglitz gezeigt. Dieser gilt seit Januar 2013 als einer der spektakulärsten Bankeinbrüche in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Tat zeichnete sich durch das unbemerkte Vorgehen der Täter aus, welche über ein Jahr hinweg einen Tunnel aus einer Tiefgarage in einen benachbarten Tresorraum bohrten. Die dafür verantwortlichen Personen konnten bis heute nicht ermittelt werden. Als ich mir die Fotos im Internet angeschaut habe, konnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Hier stand vor allem die Abgebrühtheit und die Genialität der Täter im Vordergrund.

Neben Polizeikonstruktionen haben die Autorinnen und Autoren sich auch mit Gesprächspartner auseinandergesetzt, denen eine Illusion genommen und deren Vertrauen zerstört wurde. Sei es, weil ihnen selbst ein Verbrechen widerfahren ist oder weil sie durch ein Verbrechen jemanden verloren haben. Insgesamt hat mich das Buch nachdenklich gemacht und mich aber auch erschüttert, wo mir einfach nur die Worte gefehlt haben. Trotzdem hat es mich sehr gut unterhalten, denn journalistische Geschichten gehören auf jeden Fall dazu, um mit Verbrechen umgehen zu können. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.01.2022

Wer auf Rache aus ist, der grabe zwei Gräber! Ein unheimlich fesselnder und interessanter Justizthriller!

Hassverbrechen
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Ein Todesurteil im Namen des Volkes. Basierend auf einem wahren Verbrechen.

Eine Stadt in der deutschen Provinz wird von einem brutalen Mord erschüttert. Die Tatverdächtigen sind rasch gefasst: zwei Brüder, ...

Ein Todesurteil im Namen des Volkes. Basierend auf einem wahren Verbrechen.

Eine Stadt in der deutschen Provinz wird von einem brutalen Mord erschüttert. Die Tatverdächtigen sind rasch gefasst: zwei Brüder, beide Asylbewerber. Dann geschieht das Unfassbare: Ein von Reichsbürgern infiltriertes Schwurgericht verurteilt die Brüder zum Tode. Das Todesurteil hält nicht lange Stand. Doch der Justizskandal setzt eine gefährliche Dynamik in Gang. Die Leben der Brüder im Gefängnis sind bedroht. Kriminalkommissar Nelson ermittelt im brutalen Milieu der Gefängnisgangs und gerät bald selbst in deren Visier. Kann er mit Unterstützung eines erfahrenen Rechtsanwalts die Unschuld der Verurteilten beweisen? Ein packender Justizthriller über Rassismus und die Strafjustiz in Deutschland.


,,Hassverbrechen“ von Robin Hofmann ist am 09.07.2021 erschienen. Diese Geschichte handelt von einem fiktiven Todesurteil und realen, strafrechtlichen Problemen und kriminologischen Erkenntnissen. Mir hat dieser erschütternde Justizskandal von Anfang bis Ende eine permanente Gänsehaut beschert, denn was ich hier zu lesen bekam, hat meine Nerven regelmäßig strapaziert. Obwohl dies ein fiktiver Thriller ist, kam das hier Geschriebene extrem realistisch rüber. Diese Mischung aus Fiktion und Realität wurde in einen unheimlich spannenden Thriller umgewandelt, der mir wirklich richtig gut gefallen hat. Eine rasante, schreckliche, wendungsreiche und vor allem erschütternde Geschichte über die Justiz und grausamen Verbrechen, die nebenbei auch noch sehr interessante und informative Details aus dem deutschen Rechtssystem enthält.

Aber nicht nur der Inhalt hat mich wahnsinnig gefesselt, auch der Schreibstil von Robin Hofmann hat für ein angenehmes Lesevergnügen gesorgt. Die beiden Kommissare Richard Nelson und Mike Bauer aus dem Kriminalkommissariat für Kapitaldelikte KK 33 in Bachburg, einer mittelgroßen Stadt der hessischen Provinz, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, sind zwei überzeugende Charaktere, die sehr gut ausgearbeitet wurden. Ganz besonders Nelson besitzt die nötige Tiefe, um authentisch und lebendig zu wirken. Durch detaillierte Beschreibungen der hier genannten Schauplätze lief die Handlung in meinem Kopf zu einem Film ab, Frankfurt und seine Viertel hatte ich perfekt vor Augen. Dort, wo Verbrechen und Kriminalität zu Hause sind, geschieht in diesem Buch ein grausamer Justizskandal, angezettelt von drei „Todesrichter“.

Es ist ein kalter Tag im Dezember, als am helllichten Tag auf offener Straße ein Schuss fällt. Der Schütze entkommt und niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Ob es sich hierbei um eine Gangtat handelt oder eine Verbindung zum Drogenmilieu besteht, ist unklar. Doch Nelson befürchtet, dass diese Tat nur der Anfang von etwas ist, was größere Dimension annehmen wird. Und er soll recht behalten, denn es passiert noch etwas weitaus Schwerwiegenderes: eine eiskalte Massenhinrichtung an deutsche, junge Menschen, die die Bürger in Bachburg in große Aufregung versetzt.

Die Bachburger sind in Aufruhr, da das „Bachburg-Massaker“ für große Schlagzeilen sorgt. Das angebliche Motiv der Täter: , Reverse rasism’, umgekehrter Rassismus’. Denn nur allein blanker Hass kann eine solche Brutalität hervorrufen, mit der hier vorgegangen ist. In diesem Fall hat der Hass die furchtbare Gestalt des Rassismus angenommen, und zwar Rassismus gegenüber Weißen. Wahrend fünf junge Menschen gemütlich und in geselliger Runde zusammen sitzen, werden sie plötzlich von zwei Männern bedroht, geschlagen, erpresst, erniedrigt, ausgeraubt, vergewaltigt und im Anschluss mit einem Kopfschuss hingerichtet. Nur eines der Opfer überlebt mit viel Glück, trotzdem hat dieses traumatische Erlebnis körperliche, sowie seelischen Spuren hinterlassen. Auch neurologisch, was kurz vor Ende zur Sprache kam. Das überlebende weibliche Opfer erkennt ihre Peiniger und kann bestätigen, dass es sich um zwei schwarze, junge Täter gehandelt hat. Das von Reichsbürgern infiltrierte Schwurgericht verurteilt die Täter, die gleichzeitig Brüder sind, zum Tode. Dieses Urteil wird kurze Zeit später aufgehoben, das Leben der Täter ist jedoch weiterhin bedroht, da im Gefängnis ein hohes Kopfgeld auf die Beiden angesetzt ist.

Nelson versucht die Täter bis zur neuen Urteilsverkündung in der Haftanstalt zu schützen, doch es gelingt ihm nicht. Da beide nicht in Isolationshaft dürfen, ermittelt der Kommissar auf eigene Faust. Doch schon bald sind zwei weitere Häftlinge tot und diese mysteriösen Suizide sorgen in dem Gefängnis für mächtig Aufruhr. Ob Nelson in ein Wespennest gestochen ist? Ich habe seine gefährlichen Ermittlungen mit hoher Spannung verfolgt und habe mit ihm gebangt, als sein und das Leben seiner Familie bedroht wurde. Doch er hat dies in Kauf genommen, obwohl er von der Schuld der Täter zweifelsfrei überzeugt war. Geschehnisse aus Erzählungen vorheriger Ermittlungen haben gezeigt, dass bei vergangenen Einsätzen nicht immer alles richtig gelaufen ist. Fehler sind menschlich, auch bei Polizisten. Die harte Realität des Polizeiberufs wird deutlich erwähnt, denn für die Polizei ist die Suche nach Antworten müßig, da oft Fehler passieren. In diesem Job, wo Menschen verletzt werden oder sterben.

Was für Gesetze in der Haftanstalt herrschen haben mich geschockt. Denn nach und nach kam Nelson einem grausamen Wahnsinn auf die Spur. Hier hat die rasante Handlung zwar für spannende Unterhaltung gesorgt, aber leider ist diese nicht allzu weit von der Realität entfernt. Ich war erschüttert über drei „Todesrichter“, denen es allein um die politische Botschaft von möglichst hoher Durchschlagskraft ging. Denn die Botschaft lautet:,wer in diesem Land aus Hass mordet, der wird auch für ein Hassverbrechen bestraft. Und sei es mit dem Tode! Und die Polizei, dein Freund und Helfer soll dies nun richten. Missglückte Polizeieinsätze, die Berichterstattung der Medien und die Mitschuld, die man Nelson am Tod von Menschen gab, erzählten eine Geschichte über Diskriminierung und Rassismus. Hier gibt es keine richtige oder falsche Seite.

Mit welchen Mitteln Anwälte versuchen, die Unschuld ihrer Mandanten zu beweisen, fand ich ebenfalls sehr interessant. Dies hat zu diesem spannungsgeladenem Inhalt hervorragend gepasst. Ich war wirklich gefesselt, besonders am Ende, als ein wechselnder Perspektivenwechsel den Spannungsbogen weiter in die Höhe getrieben hat. Zum Ende hin gab es außerdem noch interessante Einblicke aus der Arbeit und den Gedanken/ Handlungen eines Richters. Obwohl hauptsächlich aus Nelsons’ Perspektive geschrieben wurde, erhielt ich genügend Details, um auch weitere Protagonisten besser zu erreichen. Kurz vor der Verurteilung kam einer der Täter zu Wort.

Der Prozess war nervenzerreißend, den ich wirklich gut mitverfolgen konnte. Die angespannte Atmosphäre im Gerichtssaal war deutlich zu spüren, besonders als der Anwalt der Guede-Brüder versucht hat, seine Mandanten freizusprechen. Neue Beweise haben mich verwirrt, weshalb ich dem endgültigen Urteil des Richters voll und ganz zustimme. Denn der gesamte Prozess wurde neu aufgerollt, inklusive der Beweisaufnahme und der Vernehmung sämtlicher Zeugen. ,,Hassverbrechen“ ist wendungsreich und enthält unvorhersehbare Ereignisse, die mir unheimlich gut gefallen haben. Mich hat ein schlüssiger und gut durchdachter Inhalt erwartet. Fesselnde Vernehmungen, brillante Wortgefechte und ein mitreißendes Schlussplädoyer haben für emotionale Appelle an die Gerechtigkeit gesorgt. Obwohl der Autor in seinem Buch die Realität mit der Fiktion vermischt hat, kommt die Geschichte eines brutalen und eiskalten Massenmords unheimlich realistisch rüber. Es steht nicht nur das Verbrechen und der Weg bis zur Verurteilung im Mittelpunkt, auch die Todesängste der Opfer kamen glaubhaft rüber, sodass ich teilweise richtig mitgelitten habe.

Eine politische Hetzjagd in Deutschland, die in einem Todesurteil ausgesprochen wurde, hat nicht nur die Bachburger aus der Bahn geworfen und erschüttert, auch ich war hautnah mit dabei, als in der hessischen Provinz ein Kulturkampf zum Schauplatz wurde. Denn in ,,Hassverbrechen" zeigt sich das moderne und weltoffene Deutschland von einer ganz anderen Seite. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung, denn ich fand diesen Thriller nicht nur spannend, sondern auch unheimlich interessant.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Eine märchenhafte und mystische Handlung mit düsteren Offenbarungen aus der Vergangenheit!

Der Herzgräber
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,,Der Herzgräber“ (Originaltitel‎: A dark and Secret Place‎) von Jen Williams ist ein Thriller, der am 29. Dezember 2021 im Fischer-Verlag erschienen ist. Ich bin hin- und hergerissen von dieser märchenhaften ...

,,Der Herzgräber“ (Originaltitel‎: A dark and Secret Place‎) von Jen Williams ist ein Thriller, der am 29. Dezember 2021 im Fischer-Verlag erschienen ist. Ich bin hin- und hergerissen von dieser märchenhaften und mystischen Handlung mit düsteren Offenbarungen aus der Vergangenheit, weshalb ich mir noch einige Zeit nach dem Beenden des Buches viele Gedanken über den Inhalt des Thrillers gemacht habe. Ich fand ihn definitiv nicht schlecht, aber vom Hocker wurde ich jedoch auch nicht gehauen. Warum? Gut unterhalten hat mich die Handlung auf jeden Fall und es gab einige spannende Momente, die mir ordentlich Nervenkitzel beschert haben. Doch auf die Mischung aus Fantasy- und Horrorelementen war ich nicht vorbereitet, weshalb ich mich mit der märchenhaften Geschichte leider etwas schwergetan habe. Das ist der Hauptgrund, warum für mich der größte Teil sehr unglaubwürdig vorkam, auch fand ich viele Momente sehr vorhersehbar. Mich haben zwei Zeitebenen erwartet, die aus der Gegenwart und der Vergangenheit wechseln. Diese haben mir gut gefallen, sodass mich der komplette Zusammenhang bis zum Ende hin doch noch überraschen konnte. Aber auch hier muss ich zugeben, dass der erhoffte Wow-Effekt bedauerlicherweise ausgeblieben ist. Den Strang aus der Vergangenheit fand ich deutlich spannender, da hier von Anfang an sehr verstörende Ereignisse offenbart wurden. Es herrschte eine komplett beklemmende und düstere Atmosphäre, die Geschichte fing hiermit sehr spannend, verstörend und äußerst vielversprechend an. Ich erfuhr hier stückchenweise, was damals in dem abgelegenen Wald „Fiddlers Mill“ passiert ist.

Heather Evans’ distanzierte Beziehung zu ihrer Mutter wurde schnell deutlich. Seit ihrem Tod wird Heather klar, dass sie eigentlich überhaupt nichts über das Leben und vor allem über die Vergangenheit ihrer Mutter wusste. Der Suizid kam für alle überraschend und keiner konnte sich erklären, warum. Auch von einem jahrelangen Briefwechsel mit einem Mörder hatte Heather nichts gewusst, genauso wenig wie das starke und intensive Interesse an Märchen. Deshalb versucht sie im Hochsicherheitstrakt mehr über ihre Mutter herauszufinden und bittet Reave um Informationen. Neben persönlichen Fragen will sie von ihm wissen, was er mit den aktuellen Verbrechen zu tun hat, die seine Handschrift tragen. Doch von ihm erfährt sie nichts, bei jedem ihrer Besuche erzählt er ihr ein Märchen- eine Leidenschaft, die er mit ihrer Mutter geteilt hat? Als sie nicht weiterkommt, sucht sie „Fiddlers Mill“ auf. Der Ort, der ihrer Mutter damals als junge Frau sehr wichtig war. Als Journalistin kennt Heather sich nämlich mit Recherchen aus, weshalb sie nach und nach ungeahnten Abgründen auf die Spur kommt. Ihre tief verborgenen Aggression kommen zwar selten, aber dennoch vor, sodass sie nicht mehr als Journalistin arbeitet. Ob in ihr ein Wolf schlummert?

Nicht nur Wölfe, sondern auch Vögel spielen in dieser Geschichte eine Rolle. Detaillierte Schilderungen der hier genannten Taten konnte ich mir bildlich gut vorstellen. Durch die märchenhaften Erzählungen kam die Handlung oftmals mystisch und geheimnisvoll rüber, was nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat. Die Protagonisten sind, bis auf Heather und Michael Reave, eher blass. Einige kommen zwar öfter vor, die jedoch nicht viel Aufmerksamkeit meinerseits bekamen. Reaves’ Charakter gewann dank der Rückblenden immer mehr an Tiefe, Heather stand von Anfang an im Mittelpunkt. Ihr Charakter wurde sehr gut ausgearbeitet, sodass ich mich in ihre Gedanken, Handlungen und Gefühle sehr gut hineinversetzen konnte.

Relativ schnell haben sich viele Fragen angesammelt, die mir bis zum Schluss zufrieden stellend beantwortet wurden. Ab und zu wurden fremde Stränge eingebaut, die mich zuerst etwas verwirrt haben. Doch die Zusammenhänge wurden zum Ende hin immer deutlicher, sodass die Handlung komplett und schlüssig aufgelöst wurde. Neben sehr spannenden Momenten gab es für mich aber auch genau so viele Längen, welche den Spannungsbogen immer wieder in die Tiefe gerissen haben. Aber dank dem flüssigen, bildlichen und lebendigen Schreibstil der Autorin waren diese Lesemomente keine Qual. Dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit, gepaart mit schaurigen Märchen haben bei mir schon für einige Gänsehautmomente gesorgt. Die Konstellation, wo ein Serienmörder im Gefängnis sitzt und währenddessen trotzdem weitere Opfer mit derselben Handschrift auftauchen, habe ich schon öfter gelesen. Dieser Punkt wurde hier jedoch anders als erwartet umgesetzt, deshalb fand ich den eigentlichen Plot ziemlich gut. Dieser hat bei mir für die beste überraschende Wendung gesorgt. Die Botschaft, dass aus Opfer anschließend Täter werden und diese wiederum neue Opfer „entwerfen“, wurde am Ende gut und deutlich rübergebracht. Wer auf der Suche nach einer märchenhaften und mystischen Geschichte mit thrillerhaften und düsteren Elementen ist, der ist mit ,,Der Herzgräber“ hervorragend bedient. Von mir gibt es 3,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Eine lebendige Abenteuergeschichte mit wunderschönen Illustrationen, die für ein ganz besonderes Bilderbuch-Erlebnis sorgen!

Lotta entdeckt die Welt: Am Wasser
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Rein ins Buch, raus in die Natur – Entdecke mit Lotta die Welt am Wasser!

Lotta staunt, denn am Wasser gibt es so viel zu entdecken: kleine Entenküken, Frösche und viele andere Tiere. Der Bach plätschert ...

Rein ins Buch, raus in die Natur – Entdecke mit Lotta die Welt am Wasser!

Lotta staunt, denn am Wasser gibt es so viel zu entdecken: kleine Entenküken, Frösche und viele andere Tiere. Der Bach plätschert lustig, aber das Wasser ist noch kalt – brr! Mit den Gummistiefeln stapft sie durchs Wasser, vorbei an flauschigen Entenküken und scheuen Bibern. Diese erste Vorlesegeschichte lädt Kinder ab 18 Monaten ein, Lotta auf ihrem Spaziergang am Bach zu begleiten und bringt die Natur ins Kinderzimmer. 


Am 15.01.2022 ist im Ravensburger Verlag ein weiteres Pappbilderbuch für Kinder ab 18 Monaten erschienen. ,,Lotta entdeckt die Welt-Am Wasser" von Sandra Grimm ist eine naturnahe Vorlesegeschichte, die 16 schöne Seiten und altersgerechte Texte enthält. Wunderschöne und ausdrucksstarke Illustrationen bringen eine unheimlich lebendige Geschichte rüber, die für die Kleinen gut zu verstehen ist. Aber auch die hier gebotene Kombination aus Foto und Illustration beschert eine spannende Welt ins Kinderzimmer und sorgt somit für ein ganz besonderes Bilderbuch-Erlebnis.

Meine Tochter war von Anfang an verliebt in dieser liebevoll erzählten und gestalteten Geschichte, denn die Autorin stellt eine authentische Abenteuergeschichte vor, die nicht nur unheimlich spannend ist. Auch gibt es auf den Seiten des stabilen Pappbilderbuchs eine Menge zu entdecken. Der Bach und die Natur im Hintergrund werden fotografisch dargestellt. Viele verschiedene Tiere warten darauf, entdeckt zu werden. Lotta, die Hauptfigur der Handlung, kommt sehr realistisch rüber und nimmt ihre kleinen Mitleser/innen auf eine vielfältige Entdeckungstour am und rund um einen Bach mit. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrem drolligen Hund Zottel entdeckt sie die Natur wie im echten Leben. Sie zeigt, wie viel Spaß sie bei ihrem Ausflug hat, der am Ende mit einem Picknick abgerundet wird. Damit die ganze Familie die wunderschöne Natur gemeinsam genießen kann, kommt auch später noch ihr Papa dazu, der eine weitere Überraschung für Lotta dabei hat.

Die Illustrationen sind wirklich unheimlich gelungen, zahlreiche Details lassen das Buch einfach nicht langweilig werden. Deshalb ist meine Tochter immer lange beschäftigt, wenn wir uns die Geschichte anschauen. Sie findet immer neue Kleinigkeiten und Tiere, die sich in der Natur gut versteckt haben und auf den ersten Blick nicht sofort zu erkennen sind. Der leicht verständliche Text ist auch optisch mal was anderes, denn besondere Betonungen werden besonders auffällig hervorgehoben und einige Wörter verspielt und passend zur Wortbedeutung dargestellt. Das lehrreiche Bilderbuch weckt sofort die Lust an der Natur und erinnert daran, bald mal wieder einen Bach aufzusuchen. Denn Lotta zeigt sehr deutlich, wie viel Spaß es dort macht und was man alles erleben kann. Ein großes Lob geht nicht nur an die Autorin Sandra Grimm, sondern auch an Katja Senner, die für die wunderbare Fotografie und Illustration zuständig ist.

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