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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2024

✎ Iben Akerlie - Der Sommer, in dem einfach alles passiert ist

Der Sommer, in dem einfach alles passiert ist
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Angezogen vom bunten Cover, hängen geblieben am interessanten Klappentext, freute ich mich, als das Buch bei mir einziehen durfte. Ich erwartete eine leichte Sommerlektüre mit etwas ernsteren Themen am ...

Angezogen vom bunten Cover, hängen geblieben am interessanten Klappentext, freute ich mich, als das Buch bei mir einziehen durfte. Ich erwartete eine leichte Sommerlektüre mit etwas ernsteren Themen am Rande.

Der Schreibstil Iben Akerlies ist wunderschön. Die Seiten flogen durch meine Hände und ich träumte mich ein paar Lesestunden an einen anderen Ort.

Wir erleben die Geschichte aus Noras Sicht und bekommen somit hautnah ihre Gefühlsschwankungen mit. Es ist regelrecht eine Achterbahnfahrt. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt ist alles dabei. Dies geschieht auf eine sehr einfühlsame und kindgerechte Weise. Zwar wird man hin und wieder von manchen Themen überrumpelt, doch Lesende werden dann auch wieder aufgefangen.

Es gibt eine bunte Mischung an Charakteren. Die Entwicklung mancher Personen - nicht alle machen eine durch - war realistisch beschrieben.

Dass es in diesem Kinderroman um Rassismus und Diskriminierung geht, kann man anhand des Klappentextes erahnen. Dass jedoch auch Tod und Krieg eine Rolle spielen, sollte meiner Meinung nach als Triggerwarnung ins Buch aufgenommen werden.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 10.04.2024

✎ Peter Härtling - Das war der Hirbel

Das war der Hirbel
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Mir ist von Peter Härtling „Ben liebt Anna“ als Schullektüre in Erinnerung geblieben. Als ich es letztes Jahr mit den Augen einer Erwachsenen las, war ich nicht mehr ganz so begeistert.
„Das war der Hirbel“ ...

Mir ist von Peter Härtling „Ben liebt Anna“ als Schullektüre in Erinnerung geblieben. Als ich es letztes Jahr mit den Augen einer Erwachsenen las, war ich nicht mehr ganz so begeistert.
„Das war der Hirbel“ kannte ich vom Titel her, jedoch hatte ich das Buch vorher noch nie in der Hand.

Ich war gespannt, wie der Autor das Thema kindgerecht und ohne erhobenen Zeigefinger umsetzt, weil ich denke, dass es eigentlich nicht (nur) an Kinder adressiert sein sollte.

Bei Härtlings Text muss man im Hinterkopf behalten, dass er 1973 veröffentlicht wurde. Das sind mittlerweile 50 Jahre - 50 Jahre, in denen sich unsere Gesellschaft und die Wissenschaft verändert haben.

Vielleicht war damals alles so schlimm, wie es beschrieben wurde. Heute kennt man andere Lösungsansätze. Doch auch schon damals hätte das Verhalten von Hirbel als unangemessen gegolten. Klar werden manche Kinder auffällig, wenn ihnen jegliche Liebe entzogen und verweigert wird. Das ist ganz normal. Und trotzdem darf man als Betroffene*r nicht so agieren.

Vor allem sollte man solche Situationen in einem Kinderbuch nicht einfach in den Raum werfen und so stehen lassen. Ich weiß, das Buch wird in der Schule totanalysiert. Doch wer niemanden zum Reden hat, den werden die Zeilen eventuell verstören.

Ich hatte gehofft, dass hier keine Moralkeule geschwungen wird, doch Peter Härtling hat sie sogar sehr weit ausgeholt.

Meiner Meinung nach sollte dies keine Schullektüre mehr sein. Es gibt so viel bessere Literatur über dieses Thema. Ich glaube, „Das war der Hirbel“ darf langsam aus den Regalen verschwinden. Oder man nimmt es als Vergleichslektüre, um zu sehen, wie sich die Zeit verändert hat.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 09.04.2024

✎ Oliver Scherz - Sieben Tage Mo

Sieben Tage Mo
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Auf dieses Kinderbuch bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Ich war gespannt, wie der Autor diese besondere Situation in ein Buch für 11-Jährige packt.

Im Endeffekt bleibe ich zwiegespalten zurück.

Oliver ...

Auf dieses Kinderbuch bin ich durch Zufall aufmerksam geworden. Ich war gespannt, wie der Autor diese besondere Situation in ein Buch für 11-Jährige packt.

Im Endeffekt bleibe ich zwiegespalten zurück.

Oliver Scherz versucht, aufzuzeigen, mit welchen Problemen Familien(angehörige) von Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu kämpfen haben. Im Fokus steht hier der 12-Jährige Karl, aus dessen Sicht wir die Geschichte hautnah miterleben.

Es gibt schöne Momente und Momente, in denen Karl sich seinen Bruder wegwünscht - völlig normal.
Dies wird behutsam und authentisch angegangen und Lesende bekommen einen tiefen Einblick in sein Seelenleben.

Ebenso wird dargestellt, wie das Umfeld auf Mo (und seinen Bruder) reagiert. Gegebenheiten, von denen Betroffene sicherlich ein Lied singen können.

Und doch gibt es Passagen, die mich arg stören.

Ja, es ist wichtig, auf Menschen wie Karl und Mo aufmerksam zu machen. Beide Parteien haben mit ihren Problemen zu kämpfen. Beide MÜSSEN gesehen werden!
Aber ich kann einfach nicht damit mitgehen, dass ein 12-Jähriger so viel Verantwortung für seinen behinderten Bruder übernehmen muss!
Das ist in meinen Augen eine Verletzung der Aufsichtspflicht der Eltern! Da zählt auch nicht, dass beide arbeiten müssen, um ein Haus abzubezahlen. Dann muss ich das eben anders regeln können. Zumal Mo auf eine Förderschule geht und ich nicht verstehe, warum er dies nicht ganztags tut.
Sicher, es gibt Ausnahmen. Tage, an denen die Betreuung plötzlich wegfällt. Aber für Karl war es ALLTAG! Vor allem in einem Alter, in dem er vom Kind zum Jugendlichen wird und mit sich selbst genug zu tun hat.

Dass Karl eigene Bedürfnisse hat und diese von seinen Eltern nicht gesehen werden, war wieder ein Punkt, der super umgesetzt wurde.

Ich hätte mir eine andere, realistischere Familiensituation gewünscht. Karl wurde zu viel aufgetragen und völlig überfordert. Dass er nicht schon längst zusammengebrochen ist, grenzt an ein Wunder. Und dass sich noch niemand beim Jugendamt beschwert hat, noch viel mehr. Mo ist ein Kind mit besonderen Bedürfnissen und diese müssen entsprechend begleitet werden - von Erwachsenen! Egal, ob es die Eltern oder andere Erwachsene sind. Auf keinen Fall ein 12-Jähriger Zwillingsbruder.

Wenn der Autor sich mit wirklich betroffenen Familien ausgetauscht und dies zu einer Geschichte gemacht hätte, hätte dies ein Glanzprojekt werden können. So ist es in meinen Augen nur ein „gewollt und nicht gekonnt“.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 03.04.2024

✎ Dirk Rossmann - Tintoretto und seine Freunde

Tintoretto und seine Freunde
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Als ich das Kinderbuch sah, war ich gespannt, wie der Autor die Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung für die angegebene Altersempfehlung von 4 Jahren umsetzt.

Anfangs war ich etwas irritiert, denn ...

Als ich das Kinderbuch sah, war ich gespannt, wie der Autor die Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung für die angegebene Altersempfehlung von 4 Jahren umsetzt.

Anfangs war ich etwas irritiert, denn das Angepriesene, zumindest das, auf was ich wartete, wollte erstmal nicht kommen. Stattdessen dürfen wir aufgrund von Wortneuschöpfungen herzlich lachen und diskutieren.

Irgendwann fing es dann für mich, als Erwachsene, an, interessant zu werden. Kinder lernen, welche Gefahren drohen, wenn Müll im Meer landet. Zugleich wird hier Freundschaft und Zusammenhalt sehr groß geschrieben. Doch die Umsetzung bzw. die Lösung fand ich zu primitiv.
Wir wissen alle, dass Menschen ihren Müll nicht aus Versehen im Meer vergessen. Das darf auch meine 6-Jährige lernen.

Ebenso als es um den Klimawandel geht. Da wurde in meinen Augen zu viel vermischt. Klar, wir befinden uns in einer fiktiven Geschichte, und doch habe ich es nicht gerne, wenn Tiere aus verschiedenen Lebensräumen willkürlich zusammengetan werden.
Ich hätte es begrüßt, wenn man daraus mehrere Geschichten mit verschiedenen Tieren gemacht hätte. Die Problematiken bestehen ja. Das muss man nicht alles in ein einziges Buch quetschen.

Rufus Beck, als Sprecher, hat sich wirklich bemüht. Ich fand die verschiedenen Sprachnuancen toll, um die Tiere direkt unterscheiden zu können. Nur Tintoretto wollte nicht so recht ins Bild passen. Ich geh davon aus, dass alle Tiere dort Kinder sind. Der Tintenfisch hingegen klingt manchmal viel zu alt. Ich habe die Stimme nicht mit dem Bild auf dem Cover in Einklang bringen können.

Die Altersempfehlung schätze ich aufgrund meiner Erfahrungen als zu niedrig ein. Vorschulkinder und Erstklässler*innen werden aus der Erzählung mehr mitnehmen können.

©2024 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 03.04.2024

🚫 abgebrochen! Rezension: Ben Aitken - The Marmalade Diaries

The Marmalade Diaries
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Ich bin ein Opfer geworden - wieder einmal …
„The Marmelade Diaries“ schwirrte mir ständig vor der Nase herum. Es wurde überall beworben. Der Klappentext klang interessant und an den Lockdown können wir ...

Ich bin ein Opfer geworden - wieder einmal …
„The Marmelade Diaries“ schwirrte mir ständig vor der Nase herum. Es wurde überall beworben. Der Klappentext klang interessant und an den Lockdown können wir uns wahrscheinlich alle noch sehr gut erinnern. Ich war gespannt, wie dieses ungleiche Paar die Zeit erlebt hatte, denn Ben Aitken berichtet aus seinem wahren Leben.

Das Wort „Diaries“ sollte man hier wortwörtlich nehmen.
Es ist keine zusammenhängende Geschichte. Es werden einfach nur die Tage beschrieben. Ab und zu gab es Rückblenden aus Winnies früherem Leben.

Das Problem dabei war: Es passiert nichts. Wie denn auch, wenn alle zu Hause bleiben müssen!?
Die Witze waren irgendwann abgelutscht. Die Tätigkeiten wiederholen sich.

Bei 46% habe ich dann beschlossen, dass meine Reise mit den beiden zu Ende ist.
Ich mag den Humor. Manchmal fand ich Winnie etwas drüber, aber da sie eine beginnende Demenz hat und ich leider mit dem Thema erst kürzlich konfrontiert worden bin, hatte ich sehr viel Verständnis für sie.
Doch das reichte nicht aus, um die Langeweile, die bei mir irgendwann beim Lesen aufkam, zu vertreiben.

©2024 Mademoiselle Cake