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Veröffentlicht am 14.05.2018

✎ Christoph Koch - Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline
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Tagtäglich erstaunen mich meine Mitmenschen aufs Neue. Ich weiß nicht, ob es das Land ist, in dem ich mittlerweile lebe oder ob ich diese Beobachtung auch in Deutschland machen würde: Schon die Kleinsten ...

Tagtäglich erstaunen mich meine Mitmenschen aufs Neue. Ich weiß nicht, ob es das Land ist, in dem ich mittlerweile lebe oder ob ich diese Beobachtung auch in Deutschland machen würde: Schon die Kleinsten werden mit dem Handy ruhiggestellt. Da begegnen mir Eltern mit ihrem Kinderwagen und der Sprössling hat ein Handy in der Hand und schaut sich YouTube-Videos an.
Aber auch andere Szenen beobachte ich immer wieder: Da sitzt eine Mama in unserer Müttergruppe, stillt ihr Kleines und beschäftigt sich ausschließlich mit ihrem Handy. Da sitzen Leute in der Metro und nahezu jeder hat sein Handy in der Hand. Da sitzen Freunde draußen beisammen, wollen eigentlich eine Gemeinschaft bilden und trotzdem haben einige ihr Handy ständig am Wickel.

Diese Aufzählung könnte ich beliebig fortsetzen, denn sowohl draußen als auch in meinem näheren Umkreis muss ich des Öfteren feststellen: Es geht nicht mehr ohne Handy. (und Internet)

Und diese Entwicklung finde ich sehr traurig ...

Ich möchte beide Sachen gar nicht schlechtreden, denn ich finde, dass beides wirklich sehr gute Erfindungen sind. Selbst an mir merke ich es: Sie erleichtern das Leben teilweise sehr. Aber ich glaube auch, dass sich einige zu sehr von ihnen einnehmen lassen, das Leben zu sehr davon abhängig machen.

Daher war ich gespannt, was der Autor uns über seine Offlinezeit berichten wird - zumal ich bereits von Alex Rühle 'Ohne Netz' kenne.

Christoph Koch schildert seine anfänglichen Schwierigkeiten, zeigt auf, wie es ihm ergangen ist und was er für sich daraus mitgenommen hat. Dabei hat er eine wichtige Erkenntnis, die sicher auf sehr viele Handy- und Internetnutzer zutrifft:

»[...] was ein ganz entscheidender Faktor zumindest meiner Sucht nach Erreichbarkeit und Verbundensein mit den Netzwerken dieser Welt ist: die Angst, etwas zu verpassen.« (S. 32)

Er befragt auch einige andere Leute, die zum Beispiel gänzlich auf ein Handy verzichten. Oder die gar nicht ohne leben können. Diese Aspekte fand ich sehr interessant.

Mir war vor dem Lesen nicht bewusst, wie alt dieses Buch bereits ist. Der Autor spricht nämlich Sachen an (zum Beispiel Google Buzz), die gar nicht mehr existieren. Und was ich dabei gemerkt habe: Auch ich habe immer mal wieder zum Handy gegriffen, um solche Sachen zum Beispiel schnell zu erfahren / klären.

Leider muss ich sagen, dass mich seine abschließenden "Tipps" irgendwie genervt haben. Anfangs haben sie sich noch gut gelesen, aber er schlägt immer mehr einen Lehr(er)ton an, der mir gar nicht gefiel.

Alles in Allem eine solide Leistung, die man gelesen haben kann, jedoch nicht muss.

©2018

Veröffentlicht am 11.05.2018

✎ Meredith Russo - Als ich Amanda wurde

Als ich Amanda wurde
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Das Thema Transgender ist mir in einem Buch bisher noch nicht begegnet. Mir ist die Bedeutung des Begriffes jedoch geläufig und so war ich gespannt, wie die Autorin das Thema umsetzen wird.

Amanda wird ...

Das Thema Transgender ist mir in einem Buch bisher noch nicht begegnet. Mir ist die Bedeutung des Begriffes jedoch geläufig und so war ich gespannt, wie die Autorin das Thema umsetzen wird.

Amanda wird sehr sympathisch dargestellt. Sie bekommt ein Gesicht und hat Charakter. Durch die Ich-Erzählung aus ihrer Sicht kann man sich gut in sie hineinversetzen. Man erlebt mit, wie es ihr derzeit (er)geht und durch die Rückblenden erfährt man einiges aus der Zeit vor den Operationen.
Dass Amanda so stark herüberkommt, liegt sicher auch daran, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt, denn sie selbst hat diesen Prozess durchlaufen.

Die Nebendarsteller kommen ebenfalls authentisch rüber. Auch wenn das Hauptaugenmerk auf Amanda liegt, finde ich, dass die unterschiedlichen Reaktionen auf ihre Geschichte gut dargestellt wurden. Mir gefiel vor allem, dass es nicht nur 08/15-Reaktionen waren, die man sowieso vermutete.

Der Schreibstil der Autorin machte es einem einfach, dem Geschehen zu folgen. Ihre Worte sind der Zielgruppe angemessen.

Besonders gut fand ich das Nachwort. Ich finde, das brauchte man auch, denn während der Story tauchen so ein paar Fragen auf. Und 300 Seiten können nicht alle beantworten. Im Nachwort jedoch erklärt Meredith Russo so einiges und man versteht, wieso es genau so niedergeschrieben wurde.

Dennoch finde ich, hätte man hier gut einige Zeilen anhängen können. Mir kam es ein wenig so vor, als wollte die Schriftstellerin die Leser nicht mit zu vielen Informationen überfordern bzw. sie nicht mit einem zu langen Zeitraum langweilen. Aber genau diesen Zeitraum hatte ich erwartet. Ich denke, sie hätte uns hier ein wenig mehr zumuten können.

Nichtsdestotrotz finde ich dies einen guten Beitrag und ich empfehle das Werk gerne weiter.

©2018

Zitat:

»"Mut setzt voraus, dass man eine Wahl hat. Ich bin einfach nur ich selbst, [...]"« (S.202)

Veröffentlicht am 08.05.2018

✎ Audrey Harings - Das wundersame Fräulein Gelblich

Das wundersame Fräulein Gelblich
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Ich habe mich sehr auf die Geschichte gefreut, denn das Cover und der Titel haben mich sofort angesprochen und auch der Klappentext klang vielversprechend.

Die Einleitung in die Welt war echt süß dargestellt. ...

Ich habe mich sehr auf die Geschichte gefreut, denn das Cover und der Titel haben mich sofort angesprochen und auch der Klappentext klang vielversprechend.

Die Einleitung in die Welt war echt süß dargestellt. So hat man direkt Lust aufs Weiterlesen bekommen.

Wir begleiten Greta in ihrem Alltag, der viele Überraschungen bereit hält. Darüber werden einige Werte vermittelt, die leicht verständlich und vor allem sehr wichtig sind. Manchmal waren die ganzen Dinge aber ein bisschen viel auf einmal. Es kam einem so vor, als ob reichlich in das Geschehen gepackt werden wollte.

Ein besonderes Augenmerk gilt den Abbildungen im Buch. Kinder wollen immer was zum Gucken haben und hier ist dies ganz viel vorhanden. Absolut kindgerecht und es unterstützt beim Lesen sehr.

Einziges Manko: Die Bilder stimmen nicht immer mit der Erzählung überein. Einmal ist es mir ganz arg aufgefallen, weil es eine Beschreibung ist, die dann dargestellt wird, jedoch leider total anders.

Um die Geschichte am Stück zu genießen, ist sie ein wenig lang. Als Abendlektüre vorm Schlafengehen finde ich sie jedoch ideal. Da das Werk in mehrere Kapitel eingeteilt ist, gibt es auch immer eine Stelle, an der man unterbrechen und beim nächsten Mal weitermachen kann. Sie ist sowohl zum Vorlesen, als auch zum Selbstlesen super geeignet.

100%ig überzeugen konnte 'Das wundersame Fräulein Gelblich' dieses Mal leider nicht, dennoch gibt es eine Leseempfehlung an all diejenigen, die Realität und Fantasie gerne mal vermischen und es mögen, in andere Welten abzutauchen.

©2018

Zitat:

»Reich ist jemand, der Freunde und eine Aufgabe im Leben hat.« (S. 229)

Veröffentlicht am 03.05.2018

✎ Echte Mamas - 100 echte Mama-Fragen

100 echte Mama-Fragen
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Seit März 2018 bin ich Mama eines wunderbaren Mädchens.

Bereits in der Schwangerschaft habe ich mich intensiv im Internet umgeschaut, was auf mich zukommen könnte. Es gibt Dinge, die betreffen jede Mama ...

Seit März 2018 bin ich Mama eines wunderbaren Mädchens.

Bereits in der Schwangerschaft habe ich mich intensiv im Internet umgeschaut, was auf mich zukommen könnte. Es gibt Dinge, die betreffen jede Mama - wie zum Beispiel Kleidergröße, Erstausstattung, Namensuche, ... - und die kann man wunderbar nachlesen. Es gibt jedoch auch Sachen, mit denen rechnest du eventuell nicht oder denkst überhaupt nicht dran - wie zum Beispiel Koliken, falsche Windeln, ...

Ich jedenfalls habe in den 2 Monaten, in denen unser kleines Mädchen nun auf der Welt ist, einiges, was wir besprochen hatten, wie wir es gerne machen würden, wieder über den Haufen geworfen. Und es gibt sehr viel, was ich neu lernen musste - und dafür recherchierte ich.

Als ich das vorliegende Buch entdeckte, war mir von vorne herein klar, dass nicht alles auf mich zutreffen wird. Dennoch habe ich gehofft, dass ich einiges erfahren werde, was ich bisher noch nicht weiß. Dass ich eventuell bereits für die kommende Monate eine kleine Ahnung bekomme. Dass Fragen beantwortet werden, die ich mir in den letzten Wochen selbst ständig gestellt habe.

Meine Vorstellung von der Lektüre war, dass es mindestens eine Struktur gibt und die 100 Fragen ein breites Feld abdecken. Leider wurde ich in beiden Punkten sehr enttäuscht.

Anfangs wollte ich direkt ein paar Fragen, die für mich nicht (mehr) relevant waren, überspringen. Das passiert, denn nicht alles kann auf jeden zutreffen. Aber dann habe ich mir doch gedacht, dass ich alles lese, um einen Gesamteindruck zu bekommen. Leider wurde es zum Ende hin - für mich - immer uninteressanter, denn es tauchten Fragen auf, mit denen ich mich (derzeit) einfach nicht beschäftigen mag: Trennung, Sorgerecht, ... Diese Themen gehören für mich nicht in dieses Werk.

Toll fand ich, dass nicht nur scheinbar Experten zu Wort kamen, sondern am Ende einer Frage auch immer Tipps von Mamas standen. Das macht das Ganze wirklich authentisch.

Sicher gibt es einiges, was ich hieraus mitnehmen konnte, denn alles kann man als Neumama nicht wissen. Und ich kann mir vorstellen, dass die Homepage viel Wissenswertes enthält - vor allem Echte Mama-Geschichten. (ich habe bisher nur mal ganz kurz reingeschaut)

Jedoch empfand ich einen nicht unerheblichen Teil - gerade am Schluss - auch als belanglos, weil es einfach andere Themengebiete abdeckt, die mich als frischgebackene Mama (im Moment) überhaupt nicht interessiert haben.

Aufgrund der genannten Kritikpunkte kann ich dieses Buch daher leider nicht wirklich weiterempfehlen, obwohl es sich teilweise tatsächlich lohnt, hinein zu schauen. Ich denke jedoch, dass ein Blick auf die Homepage mehr bringt.

©2018

Veröffentlicht am 02.05.2018

✎ Maren Winter - Der Stundensammler

Der Stundensammler
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Mit 'Der Stundensammler' hat Maren Winter einen Roman geschaffen, der mich einige Zeit beschäftigte.

Die Autorin besitzt einen sehr beschreibenden Schreibstil. So konnte man sich gut in Severin und seine ...

Mit 'Der Stundensammler' hat Maren Winter einen Roman geschaffen, der mich einige Zeit beschäftigte.

Die Autorin besitzt einen sehr beschreibenden Schreibstil. So konnte man sich gut in Severin und seine Gefühlswelt hineinversetzen. Auch die anderen Personen blieben neben ihm nicht blass, sondern bekamen Struktur und Leben eingehaucht.

Die Landschaftsbeschreibungen waren ebenfalls bildhaft dargestellt. Ich kann mir vorstellen, dass ein Nürnberger seine Stadt nach dieser Lektüre mit anderen Augen sieht - vielleicht offener durch die Gegend spaziert.

Leider zieht sich durch die ganzen Beschreibungen die Geschichte auch sehr. Zumal dazu noch die technischen Ausführungen kommen, die sicher nicht für jedermann interessant scheinen.

Ich habe Severin gerne auf seinem Weg begleitet, war jedoch auch das ein oder andere Mal dazu geneigt, auszusteigen, da es mir einfach zu lang war. Dennoch denke ich, dass hier ein solider historischer Roman vorliegt, der Interessierten sicher gefallen wird.

©2018

Zitat:

»"Severin, bleibst du für immer bei uns?" "Immer? Ich weiß leider nicht, wie lange das ist."« (S. 131)