Profilbild von JessicaImReihenhaus

JessicaImReihenhaus

Lesejury Profi
offline

JessicaImReihenhaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JessicaImReihenhaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.01.2024

Tolle Zeitreise mit ruhigem Krimiplot

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
0

Lucia Specht gehört zu einer ausgewählten Handvoll Frauen, die 1969 eine Ausbildung zur Kriminalbeamtin bei der Düsseldorfer Kripo machen. Dabei muss Sie sich nicht nur gegen ihre männlichen Kollegen behaupten, ...

Lucia Specht gehört zu einer ausgewählten Handvoll Frauen, die 1969 eine Ausbildung zur Kriminalbeamtin bei der Düsseldorfer Kripo machen. Dabei muss Sie sich nicht nur gegen ihre männlichen Kollegen behaupten, sondern auch ihren ersten Mordfall lösen.

Das Buch ist zwar allen voran ein Krimi, aber besticht im Besonderen durch die Atmosphäre, das Setting und das gesamte Drumherum. Vor meinem inneren Auge war alles in einen Sepia-Ton gehüllt und leise singt Scott McKenzie im Hintergrund über San Francisco. Wenn Lucia in die Hippie Welt eintaucht kommt noch der Patchouli Geruch dazu. Dass alleine Worte es schaffen, einen in eine solche Welt zu entführen, finde ich ganz fantastisch. Da macht es auch nichts, dass die Kriminalgeschichte selbst ganz ruhig daherkommt. Für mich hat das sehr gut gepasst.

Lucia ist angenehm, wenn auch in Teilen etwas naiv, aber als emanzipierte Frau über 50 Jahre später, lässt sich das auch leicht sagen. Sie versucht sich durchzusetzen und sich nicht als „Tippse“ abspeisen zu lassen, was Angesicht der Umstände schon ziemlich fortschrittlich ist und sich sicherlich nicht mit der heutigen Zeit vergleichen lässt.
Das einzige, was mich etwas gestört hat, ist die Liebesgeschichte zwischen ihr und Erik. Mal abgesehen davon, dass mir nicht klar war, was dieser Handlungsstrang zur Geschichte beigetragen hat, so war mir Erik auch furchtbar unangenehm und etwas unheimlich. Vielleicht spielt er im folgenden Teil noch eine Rolle und wurde deshalb eingeführt? Da hilft aktuell wohl nur spekulieren…

Eine Leseempfehlung für Krimilfans, die es nicht allzu aufgeregt brauchen und sich gerne einmal auf eine Zeitreise in die Vergangenheit begeben möchten.

Veröffentlicht am 24.01.2024

Rasant und spannend mit fantastischem Setting

Argylle
0

„Das Buch aus dem Film“ steht auf dem Buch und klingt erstmal seltsam. „Das Buch zum Film“ kenne ich oder vielleicht auch „Die Romanvorlage zum Film“, aber „…aus dem Film“? Das hat mich neugierig gemacht. ...

„Das Buch aus dem Film“ steht auf dem Buch und klingt erstmal seltsam. „Das Buch zum Film“ kenne ich oder vielleicht auch „Die Romanvorlage zum Film“, aber „…aus dem Film“? Das hat mich neugierig gemacht. Wenn ich recht dahinter gestiegen bin, dann verhält es sich so: es wird ganz bald einen Film geben, in dem sich Elly Conway, eigentlich nur Autorin von Spionagethrillern (sowohl im echten Leben, als auch im Film) selbst auf einmal in der Welt der CIA wiederfindet (wohlgemerkt nur im Film, zumindest soviel wir wissen ;). Und das Buch, das wir hier haben ist einer ihrer Argylle-Romane.

Argylle ist ein moderner James Bond, nur ohne Stil, Frauengeschichten und Wodka Martini. Die Story ist allerdings sehr James Bond. Ein ultimativer Bösewicht möchte die Macht an sich reißen und erwartungsgemäß ist er auch noch Russe. Um ihn aufzuhalten wird ein Agententeam der CIA zusammengestellt, das von Spur zu Spur durch halb Europa zu den schönsten Schauplätzen reist und gleichzeitig auch noch in der europäischen Vergangenheit gräbt.

Die Geschichte ist zudem super rasant. Von Einsatz zu Einsatz vergeht kaum Zeit, man kommt kaum zum Durchatmen, was das Buch enorm spannend macht. Plot und Setting waren für mich wirklich toll gelungen. Nur Argylle selbst bleibt hinter meinen Erwartungen zurück. Ja, er ist clever und hat ein paar sehr gute Ideen, aber mir fehlt hier das herausstechende Alleinstellungsmerkmal.

Abgesehen von diesem letzten Punkt ist es ein super gelungener Spionagethriller, der alles hat, was es braucht für ein spannendes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Country Musik meets Teeniefilm (oder so ähnlich)…

Run, Rose, Run - Eine Nacht in Nashville
0

AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine ...

AnnieLee will Country Sängerin werden und gleichzeitig ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie trampt nach Nashville und versucht, in den Bars der Stadt singend, entdeckt zu werden. Prompt wird auch eine bekannte Countrysängerin auf sie aufmerksam.

Erinnert dich an Coyote Ugly? Ja, mich auch. Nur halt mit Country Musik. AnnieLee bleibt leider etwas oberflächlich, sie vertraut sich niemandem an und erst ganz zum Schluss erfahren wir wovon sie wegrennt. Für mich vom Plot her einfach ein schlechter Teeniefilm.

Ich finde Dolly Parton ist eine beeindruckende Frau, weshalb ich auf das Buch aufmerksam geworden bin. Wer Country Fan ist, der wird hier ganz sicher auf seine Kosten kommen. Es gibt ein passendes Album von Dolly Parton (das auch Run Rose Run, wie das Buch, heißt) was ich eine wundervolle Idee und sehr clever finde. So kann man mit der Musik in die Welt von AnnieLee und Ruthanna eintauchen und bekommt zu 100% dieses Südstaaten-Country-Feeling. Das tröstet ein wenig über die eher flache Geschichte hinweg.

Eine breite Empfehlung kann ich daher nicht wirklich aussprechen. Es ist sicherlich eher ein special interest Buch, was man aber aufgrund der Co-Autorschaft von James Patterson vielleicht nicht unbedingt vermutet hätte.

Veröffentlicht am 15.01.2024

Komisch, tragisch, lustig und gefühlvoll

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
0

Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs ...

Kuldesh Shamar, ein Freund von Elizabeths Ehemann Steven und Antiquitätenhändler, gerät an die Falschen und muss wegen eines Drogendeals sterben. Eigentlich hätten die vier Rentner des Donnerstagsmordclubs angesichts der Tatsache, dass Stevens Demenz voranschreitet, Ron und Pauline sich gestritten haben, Joyce an Weihnachen nicht kochen durfte und Ibrahim die Feiertage alleine verbringt, genug mit sich selbst zu tun, doch können sie natürlich nicht anders als zu ermitteln, wer Kuldesh auf dem Gewissen hat.

Dieser Teil der Reihe ist meines Erachtens der Beste. Auch wenn er in Sachen Humor nicht ganz mit dem ersten Teil mithalten kann (was sicherlich daran liegt, dass der Humor damals so ganz neu und anders war, jetzt hat man sich vielleicht schon ein bisschen daran gewöhnt), so ist dieses Buch das tragischste und gefühlvollste. Mit einer Zärtlichkeit und Liebe werden Themen wie Demenz, Einsamkeit im Alter, Trauer und verlorene Liebe, aber auch ganz Aktuelles wie Love Scamming, aufgegriffen. Jeder der Rentner hat sein Päckchen zu tragen und das Leben ist alles andere als sorgenfrei im beschaulichen Coopers Chase. Und dennoch ist das Buch so lebensbejahend und lässt einen gleichzeitig nachdenklich und mit einem Lächeln auf den Lippen zurück.

Der Krimiplot ist solide, auch wenn schnell klar war, wer der Täter ist (ja, selbst für mich). Wenn man die vorigen Teile nicht kennt, könnte man ob der vielen Personen durcheinander kommen, daher bietet es sich nicht als Einstieg an. Wer allerdings die letzten drei Teile mochte, wird diesen hier lieben. Meine uneingeschränkte Empfehlung für alle Donnerstagsmordclub Fans und die, die es werden möchten.

Veröffentlicht am 08.01.2024

Wort- und sprachgewaltig, voller Emotionen - einfach fantastisch

Liebe in Zeiten des Hasses
0

Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige ...

Liebe kommt auf unterschiedlichen Sohlen daher. Im Falle der vielen Künstler, Literaten, Politiker, Philosophen und Bohemien, die in diesem Buch ihren Auftritt haben, zumeist eher nicht auf die spießige Art. Da wäre der Unterhaltungswert vielleicht auch nicht so hoch. Hier hat fast jeder mehr als eine Liebschaft; neben dem Ehepartner also mindestens mal noch eine Affaire. Dabei wird zwar vor allem geliebt, aber es wird auch gestritten und hintergangen. Das who is who der 20er Jahren findet sich hier wieder und das sind sehr sehr viele. Von Adenauer bis Zelda Fitzgerald, es ist wirklich jeder dabei.

Man könnte zwischenzeitlich etwas den Überblick über die vielen Personen verlieren, hätte man sich zuvor nicht schon in der großartigen Sprache und Erzählweise des Autors verloren. Damit man sich aber eben schnell wieder zurecht findet, gibt es hier und da auch ein paar Erinnerungen und Repetitionen a la „…und was macht eigentlich X und seine Geliebte Y, die sich dann 1932 doch von ihrem Ehemann Z hat scheiden lassen?“ (ja, klingt im Buch 1000 Mal besser!) und damit ist dann auch wieder alles klar.

Inhaltlich tun sich hier einige Abgründe auf. Drogenabhängigkeit, Inzest, es wird wirklich nichts ausgelassen. Manchmal musste ich ob des trockenen Humors lachen, machmal konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Die im Untertitel erwähnten Gefühle prasseln mannigfach beim Lesen auf einen ein und die großartige Sprache tut ihr Übriges um dieses Buch zu etwas ganz Besonderen zu machen. Mein erstes Buch von Florian Illies, aber ganz bestimmt nicht mein letztes!