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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2018

Regt zum Nachdenken an

Kleine Stadt der großen Träume
1

"Kleine Stadt der großen Träume" war in vielerlei Hinsicht nicht das, was ich erwartet hatte. Die Inhaltsangabe legt einen großen Fokus auf Eishockey und obwohl es auch eine große Rolle für die verschiedenen ...

"Kleine Stadt der großen Träume" war in vielerlei Hinsicht nicht das, was ich erwartet hatte. Die Inhaltsangabe legt einen großen Fokus auf Eishockey und obwohl es auch eine große Rolle für die verschiedenen Charaktere spielt, die der Autor in den Blick nimmt, ist es für die Handlung letztlich nicht mehr als ein Katalysator oder die Motivation der einzelnen Figuren. Es geht um Gruppenmentalität, wie leicht es ist, wegzuschauen und wie schnell jemand, der eigentlich nichts Falsches getan hat, in den Mittelpunkt von negativer Aufmerksamkeit rücken kann.

Backman hat mit diesem Buch quasi eine Charakterstudie vorgelegt. Er stellt viele Menschen vor, die in Björnstadt leben, und nimmt sich Zeit, um dem Leser genau aufzuzeigen, wie sie fühlen, wie sie ticken, was sie ausmacht und was sie antreibt. Dabei geht er wirklich in die Tiefe, sodass man nach einer Weile beinahe vergisst, dass man gerade ein Buch liest; dem Autor gelingt es sehr gut, den Leser in diese kleine Stadt zu versetzen, in der Eishockey so eine unglaublich zentrale Rolle spielt, und obwohl es mir schwer gefallen ist, Sympathie für die meisten Personen zu empfinden, so kann ich nicht leugnen, dass ich Interesse an ihrem Schicksal hatte und unbedingt wissen wollte, wie sie auf verschiedene Situationen reagieren würden. Selbst wenn ich das Handeln eines Charakters schrecklich und fast schon unmenschlich fand, hat Backman dafür gesorgt, dass es aus der jeweiligen Sicht nachvollziehbar war.

Die Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen. Es werden komplexe Themen behandelt und wie bereits erwähnt zeigt der Autor gut auf, dass Gruppenmentalität furchtbare Konsequenzen haben kann; dies führt dazu, dass eigentlich sympathische Menschen Dinge tun, die nicht richtig sind - aber auch dazu, dass man sich als Leser die unbequeme Frage stellen muss, wie man selbst gehandelt hätte. Die Situation sollte eigentlich klar und leicht sein, doch stattdessen ist sie unglaublich komplex und zahllose Motivationen und Vorstellungen spielen hinein. Das wurde toll dargestellt und hat dafür gesorgt, dass mich das Buch gefesselt hat, obwohl ich es nicht immer mochte oder gut fand. Ich wollte unbedingt wissen, was das Schicksal einiger bestimmter Figuren sein würde.

Von mir gibt es deshalb 4 Sterne. Backman hat eine sehr komplexe, vielschichtige Geschichte geschrieben, die schockierende Seiten der Menschen aufzeigt, aber auf jeden Fall zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 13.01.2017

Tolles Abenteuer

Der kleine Hobbit Großes Format
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Wie schon der erste Band von "Der Herr der Ringe" hat mir auch "Der kleine Hobbit" gut gefallen. Der Schreibstil hat mir hier sehr zugesagt - er passt gut zur Geschichte und Tolkien gelingt es, mit wenigen ...

Wie schon der erste Band von "Der Herr der Ringe" hat mir auch "Der kleine Hobbit" gut gefallen. Der Schreibstil hat mir hier sehr zugesagt - er passt gut zur Geschichte und Tolkien gelingt es, mit wenigen Worten gewaltige Bilder zu erzeugen. Die Handlung selbst ist ebenfalls toll, mal spannend, mal zum Schmunzeln, aber selbst wenn es um alltägliche Dinge ging immer fesselnd. Ich wusste ungefähr, worum es geht und was passieren würde, aber dennoch hat die Geschichte mich mitgerissen und fasziniert, sodass das Buch schnell ausgelesen war. Auch die Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen, ganz besonders natürlich Bilbo, der widerwillige Abenteurer, der über sich selbst hinauswächst.
Das World-Building ist selbstverständlich auch genial, es war schön, mehr über Mittelerde und seine Völker zu erfahren. Die vielen kleinen Details, die der Autor sich ausgedacht hat, sind unglaublich.

Die Filme habe ich noch nicht gesehen, aber natürlich werde ich das nachholen - auch wenn ich mich wirklich frage, wie man aus diesem eher dünnen Buch 3 lange Filme machen kann. Ich bin gespannt. Das Buch bekommt auf jeden Fall 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Highlight

Die Stadt der Träumenden Bücher
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"Die Stadt der Träumenden Bücher" ist der erste Teil der 'Biographie' des Lindwurms Hildegunst von Mythenmetz, die Walter Moers großzügig 'übersetzt' hat - und sie hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte ...

"Die Stadt der Träumenden Bücher" ist der erste Teil der 'Biographie' des Lindwurms Hildegunst von Mythenmetz, die Walter Moers großzügig 'übersetzt' hat - und sie hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte ein paar kleine Startschwierigkeiten, aber schon bald konnte das Buch mich fesseln. Die Geschichte, wie von Mythenmetz auszieht, um den Autor des besten Textes, den er je gelesen hat, zu finden, war faszinierend und sehr wendungsreich; dazu kommt eine unglaublich gut ausgearbeitete Welt, bei der jede Kleinigkeit interessant und fantasievoll ist, angefangen von den Namen der verschiedenen Schriftsteller (Anagramme von echten Autoren, wie ich gelesen habe) über Bücherarchitektur bis hin zu der speziellen Nahrung der kleinen Buchlinge. Generell sind die verschiedenen Spezies, denen wir auf der Reise begegnen, detailverliebt dargestellt und es hat mir gefallen, mehr über sie zu erfahren. Außerdem hat Moers auch gute Arbeit mit der 'Übersetzung' typischer zamonischer Ausdrücke geleistet und Gegebenheiten, die uns nicht vertraut sind, die von Mythenmetz aber für selbsterklärend hielt, zufriedenstellend erläutert ;)

Die ganze Welt war sehr interessant und voller Bücher, sodass ich mir mehr als einmal gewünscht habe, ich könnte dort sein. Allerdings hat der Autor auch klar gemacht, dass in dieser auf den ersten Blick fast perfekt scheinenden Stadt voller Lesestoff auch Gefahren lauern und dass Bücher gefährlich sein können. Der Protagonist gerät in einige sehr brenzlige Situationen und mir hat gut gefallen, dass es auch diese negativen Seiten gab und dass die Stadt der Träumenden Bücher nicht einfach nur ein Paradies ist. Alles wirkt, obwohl das Setting sehr fantasievoll und auch oft unglaublich ist, lebendig und echt, da sie in vielen Einzelheiten ausgearbeitet wurde. Dazu kommen eine (meist) packende Geschichte und auch ein paar emotionale Szenen, auch wenn das World Building für mich klar im Vordergrund stand. Das Ende des Buches würde definitiv neugierig auf mehr machen, aber ich habe Band 2 ja schon gelesen. Auf jeden Fall bin ich jetzt noch mehr gespannt auf "Das Schloss der Träumenden Bücher"; der zweite Teil war zwar gut, aber nicht überragend, während dieses Buch hier definitiv ein Highlight ist.
Die vielen Illustrationen sind natürlich ein Bonus, da sie wirklich schön sind und gut zur Geschichte passen.

Fazit
Ich kann "Die Stadt der Träumenden Bücher" wirklich sehr empfehlen. Das Buch ist fantasievoll, interessant und gerade, wer es liebt, neue Welten zu entdecken, wird seine Freude damit haben.
4,5/5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Poetisch

Der Mann, der den Regen träumt
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Im Gegensatz zu vielen, die bereits Shaws Erstling gelesen hatten, kannte ich Das Mädchen mit den gläsernen Füßen nicht. Deshalb wäre mir das Buch vielleicht nie aufgefallen... wären da nicht das sehr ...

Im Gegensatz zu vielen, die bereits Shaws Erstling gelesen hatten, kannte ich Das Mädchen mit den gläsernen Füßen nicht. Deshalb wäre mir das Buch vielleicht nie aufgefallen... wären da nicht das sehr schön gestaltete Cover und der eher ungewöhnliche Titel gewesen. So aber fesselte bereits die kurze Leseprobe mich.

Shaws Stil ist... einfach märchenhaft. Eher ruhig, dabei aber sehr bildhaft - man hat die ganze Zeit das Gefühl, neben den Figuren zu stehen - und poetisch. Er beschreibt sehr detailiert, was mir persönlich sehr gut gefällt und dafür sorgt, dass man sich alles genau vorstellen kann. Auch, wie beiläufig er die Fantasyelemente einwebt und wie selbstverständlich sie wirken, hat mir gut gefallen. Durch zu lange Erklärungen hätte das fantastische seinen Zauber verloren und wäre vermutlich viel zu nüchtern geworden. Dadurch, dass die komplette Geschichte sehr realistisch beschrieben ist, ist man deshalb geneigt, die Fantasy-Elemente ebenfalls als "gegeben", als echt, anzuerkennen.

Obwohl zunächst nicht viel passiert, taucht man bereits zu Beginn tief in die Geschichte ein und beginnt, sich für die Protagonistin zu interessieren. Alle Personen sind hierbei gut ausgearbeitet und haben viel Tiefgang. Sie sind keine perfekten Übermenschen, sondern haben Verletzungen davon getragen und haben sich daraufhin weiterentwickelt. Dadurch wirkt auch die Liebesgeschichte realistisch und versteht es, den Leser zu verzaubern. Man fühlt mit den Hauptpersonen mit und hofft, dass sie das Ende bekommen, das sie verdienen.
Ich habe gelesen, dass manche das Gefühl hatten, die Geschichte plätschere nur vor sich hin. Ich hatte diesen Eindruck nicht. Es mag zwar nicht besonders viel Spannung erzeugt werden, allerdings binden die interessanten Charaktere und der wunderschöne Schreibstil so sehr an die Geschichte und ziehen den Leser in einen Sog, aus dem man nicht auftauchen kann - und es auch gar nicht möchte. Ja, es wird kaum Spannung aufgebaut - aber die Beschreibungen sind so wunderschön, dass man trotzdem weiter lesen möchte. Natürlich muss man den Stil, den der Autor wählt, mögen - er ist bestimmt nicht jedermanns Fall. Wenn man ihn jedoch zu schätzen weiß und mag, beschert einem das Buch wunderschöne Lesestunden.

Obwohl das Buch eine eher melancholische Grundstimmung hat, hat es mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert und ich habe es sehr gerne gelesen.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass "der große Knall", der natürlich kommen musste, um Spannung zu erzeugen, mir zu aufgesetzt war. Jeder hätte erkennen müssen, dass die Protagonisten gerade einen unheimlich dummen Fehler zu begehen. Deshalb hatte ich das Gefühl, es müsste schnell eine spannende Situation erzeugt werden. Es wirkte erzwungen und ich hätte mir eine bessere, stimmigere Lösung gewünscht, um noch einen Spannungsbogen fürs Finale aufzubauen.

Doch trotz dieses Mankos - "Der Mann, der den Regen träumt" ist ein umwerfend schönes Buch, das ich jedem empfehlen kann, der auf "poetisch" geschrieben Bücher steht.

Veröffentlicht am 26.11.2021

Gut konstruierter, interessanter Fall

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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"In ewiger Freundschaft" befasst sich mit einem Fall, der zunächst mit Sorge um eine vermisste Person beginnt, aber schon bald weite Kreise zieht und die Abgründe im Leben vieler Personen aus dem Umfeld ...

"In ewiger Freundschaft" befasst sich mit einem Fall, der zunächst mit Sorge um eine vermisste Person beginnt, aber schon bald weite Kreise zieht und die Abgründe im Leben vieler Personen aus dem Umfeld des Opfers - und auch in dem Verlag, der für die Geschichte eine wichtige Rolle spielt - offenbart.

Mir hat gut gefallen, wie Neuhaus nach und nach immer mehr über die einzelnen Charaktere enthüllt hat. Es gibt viele potenzielle Verdächtige, die sehr unterschiedliche Motive haben, und im Lauf der Geschichte erfährt man immer mehr über die komplexen Beziehungen zwischen den Figuren. Dabei hat die Autorin auch geschickt falsche Fährten gelegt, weshalb man sich als Leser Gedanken darüber macht, was wirklich passiert sein könnte und welche Hintergründe die Tat wohl hat. In diesem Zusammenhang war es besonders interessant darüber zu spekulieren, inwiefern die Geschehnisse der Vergangenheit die Gegenwart beeinflussen und die einzelnen Puzzleteile wurden am Ende überzeugend zu einem Gesamtbild zusammengesetzt. Ich fand die Auflösung sehr überzeugend; sie war für mich einerseits überraschend, aber andererseits dann doch nicht, da durch diese Enthüllung plötzlich ein paar Aspekte Sinn ergeben haben, bei denen ich zuvor stutzig geworden war.

Das Verlagswesen und die Literatur spielten wie bereits erwähnt eine größere Rolle für den Fall und dies hat mir gut gefallen. Ich mochte zudem, dass die Polizeiarbeit (wie schon in den anderen Büchern von Neuhaus, die ich bereits gelesen habe) wieder weitgehend realistisch dargestellt wurde. Das Tempo, in dem die Ermittlungen vorangingen, kam mir glaubwürdig vor und ich fand es gut, dass die Charaktere auch überlegen mussten, wie sie weiter vorgehen können und wie sie mit gewissen Erkenntnissen umgehen. Es gab gerade im Umgang mit einem speziellen Verdächtigen ein paar eher ungewöhnliche Momente, doch diese wurden im Buch selbst gut adressiert und ergaben im Kontext der Handlung und aufgrund der Haltung gewisser Figuren Sinn. Ebenso mochte ich, dass die Protagonisten davon beeinflusst wurden, was in ihrem Privatleben vor sich ging, da hier durchaus einiges passiert ist.

Alles in allem hat "In ewiger Freundschaft" mich gut unterhalten und ich fand den Fall interessant und gut konstruiert. Deshalb vergebe ich 4 Sterne.

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