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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2022

Science-Fiction-Kammerspiel mit viel Empathie, aber wenig Spannung

Die Galaxie und das Licht darin
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In einer Art interstellarem Truck Stop werden verschiedene Aliens durch äußere Umstände an einer schnellen Abreise gehindert. Es kommt über mehrere Tage zu interspeziären Begegnungen zwischen drei Reisenden, ...

In einer Art interstellarem Truck Stop werden verschiedene Aliens durch äußere Umstände an einer schnellen Abreise gehindert. Es kommt über mehrere Tage zu interspeziären Begegnungen zwischen drei Reisenden, der engagierten Hotelbetreiberin und ihrem pubertierenden Kind. Die Reisenden bergen Geheimnisse, die es zu ergründen gilt. Auf einfühlsame Weise wird vermittelt, was die Außerirdischen verbindet und trennt und was sie im Notfall zusammen leisten können. Interspeziäre Konflikte schließen dabei persönliche Sympathie nicht aus.
Es herrscht eine positive Grundstimmung. Diversität, Inklusion und Toleranz werden groß geschrieben, sowohl inhaltlich (z. B. verschiedenste Formen der Elternschaft und Familien) als auch sprachlich.
Meine Lieblingsperspektive ist die von Pei, auch weil ich die Kultur ihrer Spezies besonders faszinierend finde, zudem sind die Szenen mit dem Kind Tupo herzig.
Die Handlung lebt von Monologen und Dialogen (charmant, augenzwinkernd, flapsig, tiefsinnig), ist arm an Action und Dramatik. Es fehlt ein Spannungsbogen und fühlt sich nicht wie ein Serienfinale an. Band 4 ist für mich nach einem grandiosen Auftaktband und zwei starken Fortsetzungen der schwächste Teil. Lose angebunden an Band 1, indem mit Pei eine dortige Nebenfigur mitspielt. Vieles ist bekannt, es gibt keinen Wow-Effekt. Band 4 könnte auch Band 2, 3 oder 10 sein. Ich bin traurig, die Crew der Wayfarer nicht wiedergetroffen zu haben und auch ansonsten keinen Bogen zu den anderen Handlungssträngen bemerkt zu haben.
Weil ich es aber doch gerne gelesen habe und das Wayfarer-Universum insgesamt komplex durchdacht und warmherzig geschrieben ist, vergebe ich für den Abschlussband drei Sterne mit Tendenz zu vier Sternen.
Wer eine leicht lesbare SF-Utopie rund um Selbstfindung und Völkerverständigung sucht, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 02.05.2022

Packende, mythische, bildhafte High Fantasy

A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia
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Dieser High Fantasy Roman hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Gerne habe ich die Thronfolgerin Karina und den einfachen Bürger Malik, beide junge Erwachsene, kapitelweise wechselnd dabei begleitet, ...

Dieser High Fantasy Roman hat mir über weite Strecken sehr gut gefallen. Gerne habe ich die Thronfolgerin Karina und den einfachen Bürger Malik, beide junge Erwachsene, kapitelweise wechselnd dabei begleitet, wie sie lebensverändernde Entscheidungen treffen müssen und was das mit ihrem Gefühlsleben anstellt. Durch ihre innere Verletzlichkeit wirken sie nahbar. Ich habe die Erlebnisse und Empfindungen der Protagonisten als dramatisch und fesselnd wahrgenommen.
Nicht immer konnte ich ihre Handlungen nachvollziehen, z. B. macht sich Malik keine Sorgen darum, was die Tötung des einzigen verbliebenen Mitglieds der Königsfamilie für das Reich auslösen würde und inwieweit er seinen ohnehin geächteten Volksstamm weiter in Verruf bringen könnte.
Die Hintergrundgeschichten sowie mehrere Nebenfiguren (z. B. der Exfreund) wirken eindringlich und gelungen. Ich mag die politischen Akzente (Systemkritik).
Während Geschwisterliebe ein zentrales Thema ist, gibt es Liebe und Romantik nur in geringem Umfang, dafür aber mit spürbar prickelnder Anziehungskraft, sodass ich hoffte, dass die widrigen Umstände überwunden werden können.
Der Verlauf ist teils wie erwartet, teils mit Wendungen und Überraschungen. Bezogen auf die Intrigen bei Hofe wäre weniger mehr gewesen – schlussendlich sind Gut und Böse und die Motive schwer zu überblicken.

Der mittelalterlich geprägte Weltenbau ist mit ein bisschen Magie und mit afrikanisch inspirierter Kultur angereichert. Eine Mischung aus Neuem und Bewährtem. Ahnenerzählungen und Geisterwesen spielen eine wichtige Rolle. Ich mag die entstehende mythische, meist düster-bedrohliche, manchmal verzaubernde Atmosphäre. Die bildhaften Beschreibungen sorgen für ein lebendiges Kopfkino.
Die Autorin legt trotz des ausschmückenden Drumherums ein ordentliches Erzähltempo vor, das den Spannungsbogen stets aufrecht erhält. Zu interessanten Inhalten wie z. B. den Spielen Solstasias wären mehr Details möglich gewesen, z. B. wirkt Spiel 1 recht inhaltsleer.
Das Buch gibt sich modern, indem es z. B. starke Frauen in Führungspositionen und gleichgeschlechtliche Ehen gibt.
Glossar, Landkarte und Personenverzeichnis wären eine schöne Ergänzung, ich kam aber auch ohne zurecht. Mittlerer Schwierigkeitsgrad, für Jugendliche geeignet.

Das Ende (inklusive Cliffhanger) ist nicht meins. Ereignisse überschlagen sich. Die Wahrnehmungen wirken sprachlich abstrakt und inhaltlich selbstbezogen, Auswirkungen auf die Bevölkerung hätten mehr Erwähnung verdient. Nichtsdestotrotz bin ich insgesamt sehr angetan von dem Erzählstil und der hochdramatischen Geschichte und möchte dringend erfahren, wie es für alle Beteiligten mit Band 2 von 2 ab dem 1. Juli 2022 ausgeht. Lesetipp: Nimmerherz-Saga von Erik Kellen.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Reizvoller Weltenbau 2029, interessante Ideen, nerviger Protagonist

Die letzte Kosmonautin
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An den Hard-Science-Fiction-Romanen von Brandon Q. Morris mag ich die Verwendung naturwissenschaftlicher Phänomene als Impulsgeber, deren laienverständliche Einbettung in die Handlung und kurzweilige Aufarbeitung ...

An den Hard-Science-Fiction-Romanen von Brandon Q. Morris mag ich die Verwendung naturwissenschaftlicher Phänomene als Impulsgeber, deren laienverständliche Einbettung in die Handlung und kurzweilige Aufarbeitung im Nachwort und dass die geschilderten Ereignisse und Empfindungen ganz ähnlich im realen 21. Jahrhundert ablaufen könnten. Diesen Anforderungen wird auch „Die letzte Kosmonautin“ gerecht. Neuartig ist das Alternate-History-Szenario, dass die DDR im Jahr 2029 noch existiert und global einen angesehenen Status einnimmt. Es erzeugt Interesse und Spaß, Ursachen und Abweichungen zu Bekanntem zu ergründen.

Man wechselt chronologisch und im Präsens kapitelweise zwischen der DDR-Kosmonautin Mandy, die sich als einziger Mensch auf einer Raumstation im Erdorbit befindet, und dem DDR-Gesetzeshüter Tobias. Um Spannungselemente bereichernd wirken eingeschobene kurze Innenansichten weiterer Figuren.
Die Perspektive von Mandy gefiel mir über weite Strecken. Highlights bilden der verbale Schlagabtausch mit dem Roboter und das anschauliche Miterleben und Lernen rund um Leben und Überleben im Weltall, was bei mir Assoziationen zu Sandra Bullock in „Gravity“ erzeugte. Zum Ende hin wiederholen sich gefühlt das Bemitleiden rund um ihre Zwillinge und mechanische Abläufe. Mehr charakterliche Tiefe wäre drin gewesen.
Beim Protagonisten Tobias offenbart der Autor seine Schwächen in der Charakterzeichnung und bei Liebesgeschichten. Nun ist Tobias ja eigentlich ein respektabler Mann mit gutem Job und zwei erwachsenen Kindern, doch kaum trifft er auf seine heimliche Jugendliebe, benimmt er sich infantil, tölpelhaft und hörig. Abläufe wirken manchmal langatmig. Genervt überflog ich einige Absätze, ohne Wichtiges zu verpassen.
Ich würde mir wünschen, dass der Autor sprachlich mehr wagt und weniger bieder schreibt.
Von den Nebenfiguren habe ich Hardy am meisten gemocht.

Im Showdown fiel mir das Mitfiebern schwer. Der Ausgang war erwartungsgemäß.
Diesmal nur glatte drei Sterne. Auch wenn es grundsätzlich lobenswerte neue Ansätze gibt, landet für mich dieses Werk bei etwa 20 Büchern, die ich bisher von BQM gelesen habe, im schwachen Mittelfeld. Die ebenfalls eigenständigen Romane „Die Störung“ und „The Hole“ weisen m. E. mehr Unterhaltungswert, sympathische Figuren, Witz, Wendungen, Innovationskraft, Informationsgehalt und Anschaulichkeit auf.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Glaubwürdige, atmosphärische und informative Zeitgeschichte

Unter dem Roten Stern
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Dies ist ein zeitgenössischer Roman im Stil einer Familiensaga über Leben, Lieben und Arbeiten in der Sowjetrepublik Estland und weiterer Regionen des Baltikums in den 1970ern und 1980ern.
Die Autorin ...

Dies ist ein zeitgenössischer Roman im Stil einer Familiensaga über Leben, Lieben und Arbeiten in der Sowjetrepublik Estland und weiterer Regionen des Baltikums in den 1970ern und 1980ern.
Die Autorin Ira Habermeyer schildert aus der Sicht der jungen Frauen Lagle und Sigrun und der mittelalten Männer Arvo und Enn. Chronologisch, mit gelungenen kursiv gedruckten Einschüben zu prägenden Erlebnissen aus der Vergangenheit. Beleuchtet werden einerseits Liebe, Begehren, Eifersucht, Kultur, Sehnsüchte, Statusdenken und psychische Traumata, andererseits Auswirkungen von Parteientscheidungen und russischer Einflussnahme.

Emotionen werden auf bodenständige Weise vermittelt. Alle Figuren haben ihre Fehler und Macken. Man kann sich hineinversetzen. Erlebnisse und Empfindungen wirken authentisch. Es dominiert eine Stimmung der Melancholie und des Bedauerns, mit Lichtblicken und Ausblicken auf eine mögliche bessere Zukunft. Arvo ist meine Lieblingsperspektive.
Naturgeprägte, bescheidene Orte anstatt die große Weltbühne stehen im Fokus. Wenn demgegenüber Veranstaltungen mit Glamour stattfinden, wird der Kontrast deutlich. Die Atmosphäre ist gut spürbar.

Kleine Schwächen sehe ich darin, dass die Geschichte tempo- und actionarm ist und die Spannungskurve schwankt. Die Sogwirkung hängt von der Offenheit und Wissbegierde der/des jeweiligen Lesenden ab. Der Tonfall wirkt manchmal etwas bieder. In neueren Werken versteht sich die Autorin auf einen direkteren Zungenschlag.

Meine Kenntnisse und mein Verständnis rund um die Geschichte, Kultur und Lebensart Osteuropas haben sich mithilfe der Romane von Ira Habermeyer und Silvia Hildebrandt nachhaltig verbessert. Dabei hilft auch ein Glossar. Ich habe dank der vermittelten Leidenschaft zudem Lust bekommen, Land und Leute persönlich kennenzulernen.
Vor dem Hintergrund des Tagesgeschehens rund um die Ukraine wirkt das Buch brandaktuell.

Das Hardcover-Buch mit Lesebändchen hinterlässt einen hochwertigen Eindruck.

Band 1 der „Himmel-Erde-Schnee–Saga“ endet offen. Erkennbar werden die tiefgründigen Hauptfiguren so in Stellung gebracht, dass Band 2 der Dilogie eine fulminante Weiterentwicklung auf persönlicher und politischer Ebene erwarten lässt. Ich freue mich drauf. Bewertung: 4 Sterne +

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Reizvoller Alternate-History-/Nahe-Zukunft-/Mystery-/Urban-Fantasy-Krimi mit offenem Ende

Geistkrieger: Feuertaufe
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Eine Todesfallserie in Verbindung mit spirituellen Mächten erschüttert die Gegend und die sog. Geistkrieger ermitteln. Dabei wechselt die Erzählperspektive zwischen den Teammitgliedern sowie Opfern. Besonders ...

Eine Todesfallserie in Verbindung mit spirituellen Mächten erschüttert die Gegend und die sog. Geistkrieger ermitteln. Dabei wechselt die Erzählperspektive zwischen den Teammitgliedern sowie Opfern. Besonders ist die neuartige Verortung in einem alternativen Nordamerika, das nie kolonialisiert wurde. Dies äußert sich auf anregende Weise: Hochtechnologie, Abschottung, daneben ein hoher Stellenwert der Tier- und Pflanzenwelt, Naturreligion, Ahnenlehre, Mystik, Spiritualität. Die Andersartigkeit macht Freude und ist stets spürbar, in Alltag, Wirtschaft und Siedlungsgestaltung, und macht die Reihe definitiv zu etwas Besonderem.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Privatleben der Protagonisten eine große Rolle spielt, aufregenden Wandlungen unterworfen ist und neugierig auf die weitere Entwicklung macht. Mich reizt besonders der Verlauf rund um Finnley, Taima und Chenoa. Die ersten beiden habe ich bereits in der optionalen kostenlosen Novelle, die zeitlich der Hauptgeschichte vorangestellt ist, kennen und lieben gelernt. Es gibt voreingenommene, argwöhnische sowie boshafte Gegenspieler und schwer auszurechnende Nebenfiguren, die angenehm zum Miträtseln animieren.

Die Geschichte wirkt bildhaft, sprachlich gelungen und lässt sich flüssig lesen. Der Verlauf ist schwer vorhersehbar. Die Spannungskurve schwankt, hält sich immer auf einem guten Niveau.

Achtung, der Roman ist nicht eigenständig. Das Ende liefert Zwischenergebnisse, lässt viele Fragen offen, fällt ziemlich abrupt aus. Es gilt, sich „Libellenfeuer“ zu besorgen, um zu erfahren, wie es in der Mordserie und in den Beziehungen der Charaktere weitergeht. Ich möchte das Lesen der Geisterkrieger-Reihe fortsetzen. Gerne mehr von Taima, sie kam diesmal sehr kurz. Bewertung: 4 Sterne +

Ergänzt wird die Geschichte von Sonja Rüther um eine Kurzgeschichte von Markus Heitz mit beachtlicher Länge (79 % bis 99 %). Lose angebunden an die „Geistkrieger“, aber mit anderer Verortung (Japan) und Figuren. Hätte man auch anderweitig platzieren und losgelöst lesen können. Fühlt sich an wie ein Agenten-Thriller, ist reich an futuristischen Elementen, Tempo, Action und Wendungen, enthält zudem Humor, ist abgeschlossen, auch hierfür Dank und Daumen hoch.

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