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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2017

Jugendroman mit schönen Botschaften, leider vorhersehbar, langatmig und naiv

Raukland Trilogie
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Meine Neugierde auf den Abschnitt „Outtakes“, der im Übrigen toll ist und Schule machen sollte, die vielen positiven Rezensionen und der günstige Preis waren Kaufargumente für mich.
Es handelt sich um ...

Meine Neugierde auf den Abschnitt „Outtakes“, der im Übrigen toll ist und Schule machen sollte, die vielen positiven Rezensionen und der günstige Preis waren Kaufargumente für mich.
Es handelt sich um einen dieser Romane, die ich mögen möchte, es aber nicht kann.

Leider ist es mir bis zum Ende nicht gelungen, mit den Figuren warm zu werden oder gar emotionale Nähe aufzubauen.
Früh ist klar, welche Persönlichkeitsentwicklung der Hauptfigur, dem 17-jährigen Königssohn Ronan, der mutig und begnadet im Schwertkampf ist, dem aber Zuneigung und Freundschaft weitestgehend unbekannt sind, vorherbestimmt ist. Mitgefühl zu Beginn der Geschichte hat für mich nicht die nötige Basis bereitet, um in ihm eine Sympathiefigur zu sehen. Ich hätte mir gewünscht, dass seine sich verändernden Motivationen für sein Handeln stärker herausgestellt worden wären.
Dann ist da der 16-jährige Liam, der intelligent und gebildet ist, aber teils derart verschüchtert auftritt, dass ich es kaum ernst nehmen konnte.
Diverse Bauern als Nebenfiguren bedienen Stereotype.
Es gibt eine seichte Liebesgeschichte (Teenies necken sich, geben sich gleichgültig, …), die ich so oder ähnlich schon oft gelesen habe.

Ronan wird vom König der Insel Lannoch mit verschiedenen Missionen beauftragt. Ich überlegte zwischendrin, wie diese wohl zu lösen seien. Und so kam es letztendlich auch. Die Handlung ist insgesamt sehr unspektakulär. Action und Dramatik treten selten und dann nur für ein paar Zeilen auf. Es gab für mich kaum Überraschungsmomente. Die Auflösung der Rätsel ist schlichtweg zu simpel geraten, um Begeisterung zu entfachen.

Viel Text entfällt auf Beschreibungen der Insellandschaft und der Wetterlage, Schwertkampfunterricht und Spielereien mit den Dorfkindern. Manchmal tragen solche für die Handlung nebensächlichen Details dazu bei, die Stimmung besser wahrzunehmen und sich in die Story hineinfallen zu lassen. Anscheinend ist dies vielen Lesern gelungen, ich habe mich leider nicht gefesselt gefühlt.

Positiv bleibt zu vermelden, dass a) auf einen schlimmen Cliffhanger verzichtet wird und b) positive Werte vermittelt werden – diese bilden einen roten Faden durch die Geschichte. Neben Taten, die positive Botschaften aussenden, werden auch zahlreiche Dialoge zwischen Ronan und Liam wiedergegeben, bei denen es um Mut, Solidarität, Zusammenarbeit und die eigene Identität geht. Mir war die Darstellung oft zu naiv oder aus anderen Werken bekannt, auch konnte ich Ronans Sinneswandel nicht durchweg nachvollziehen. Aber ich freue mich, dass Jordis Lank bei vielen anderen Lesern offensichtlich den richtigen Nerv getroffen hat.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Ideen spannend, Handlung und Charaktere mittelmäßig; Zielgruppe Jugendliche

Pala 1. Das Spiel beginnt
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Dem einfach gehaltenen Sprachstil kann relativ mühelos gefolgt werden. Es werden viele Gespräche zwischen den Pala-Jugendlichen wiedergegeben.
Die Grundideen zur Story haben mir gut gefallen und es geht ...

Dem einfach gehaltenen Sprachstil kann relativ mühelos gefolgt werden. Es werden viele Gespräche zwischen den Pala-Jugendlichen wiedergegeben.
Die Grundideen zur Story haben mir gut gefallen und es geht auch spannend los. Im Folgenden blieben für meinen Geschmack Charaktere und Handlung aber zu flach.
Zum Ende des Romans erscheint mir die bis dato dargelegte Handlung teilweise unlogisch. Beispiele (Achtung, kleine Spoiler): Der Ansatz des Pala-Gründers Mr. Oz. Er erwartet Loyalität von Kindern und Jugendlichen, die gegen ihren Willen auf Pala festgehalten werden. Kinder und Jugendliche werden gewaltsam von ihren Familien getrennt und in der Außenwelt für tot erklärt, was die meisten "Rekruten" kaum zu bekümmern scheint - stattdessen werden überwiegend brav alle Regeln eingehalten und es wird sich mit Elan in die vom Entführer vorgegebene Ausbildung zum "Superhelden" mit noch unbekanntem Auftrag - inklusive todbringender Prüfungen - gestürzt. Sorry, aber vorrangig mit sanftem Einsatz von Chemiestoffen die Naivität so mancher angeblich doch so intelligenten Figur zu erklären, ist mir zu simpel (Spoiler-Ende).
Bei so manchem Buch habe ich über teils unglaubwürdige Handlungselemente hinweggesehen, solange ich mich in irgendeiner Form gefesselt gefühlt habe. Mein Hauptproblem hier: In die 13-jährige Hauptfigur Iris konnte ich mich leider zu keinem Zeitpunkt richtig hineinfühlen. Ihre Erlebnisse, ihre Leiden vermochten mich nicht zu berühren.
Diese Trilogie wendet sich eindeutig an Jugendliche. Um für die Zielgruppe Erwachsene interessanter zu wirken, hätte es mir gut gefallen, in die Psyche der Figuren tiefer einzudringen und bereits in Roman 1 mehr über die Gesellschaftskritik des mysteriösen Oz zu erfahren und darüber, was er mit Pala bezwecken möchte.
Da durchaus Spannung aufkommt und mir so manche Szene ganz gut gefallen hat, sind insgesamt drei Sterne gerechtfertigt. Ich sehe ein, dass sich Jugendliche besser mit Iris und den anderen Figuren werden identifizieren können, sodass bei dieser Zielgruppe die Eindrücke positiver ausfallen.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Tiefgründigkeit, Gefühlsachterbahn und wertvolle Denkanstöße

Wer Furcht sät
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Tony Parsons gibt die Innenansichten inklusive beruflicher und persönlicher moralischer Konflikte von DC Max Wolfe derart tiefgreifend wieder, dass diese Figur richtig echt wirkt und mich fantastisch mitfühlen ...

Tony Parsons gibt die Innenansichten inklusive beruflicher und persönlicher moralischer Konflikte von DC Max Wolfe derart tiefgreifend wieder, dass diese Figur richtig echt wirkt und mich fantastisch mitfühlen und miträtseln lässt. Max‘ Momente mit Scout und Stan und seine Reflektionen zum Familienleben sowie zaghafte Unternehmungen in Sachen Liebe sind immer ein herzerwärmendes Highlight. Toll auch die gedanklichen zynischen Seitenhiebe, mit der Max seine Umwelt bedenkt.
Die Nebenrollen (u. a. DC Edie Wren, DCI Pat Whitestone) sind ebenso brilliant in Szene gesetzt.
Der Kriminalfall ist erneut sehr spannend und wendungsreich, das Ende hatte ich so nicht erwartet. Realistisch anmutende Polizeiarbeit, ohne langweilig zu sein. Mit der Thematik Lynchjustiz, die sowohl in Max‘ aktuellem Kriminalfall wie auch in seinem persönlichen Umfeld im Mittelpunkt steht, liefert der Autor Interessierten Stoff zu eigenen Reflektionen. Auch die Schilderungen zum Schicksal von Soldaten sind sehr eindringlich, ohne penetrant zu wirken. Die geschichtlichen Hintergründe zu Hinrichtungen erweitern meinen Wissensschatz auf interessante Weise und lösten so manchen Aha-Moment bei mir aus.
Was zuvor für Längen gesorgt hatte, z. B. die Wiedergabe von Boxtrainings, kommt kaum noch vor.
Mein bisher liebster Teil der Reihe. Band 4 klingt ebenfalls sehr vielversprechend.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Ernsthaftes, aber auch unterhaltsames Werk für umfängliche Einblicke in Politik und Gesellschaft

Sturz der Titanen
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Eindrücke in Kürze / Fazit: Ich habe einen enormen und dauerhaften Erkenntnisgewinn zu Weltpolitik und Gesellschaft sowie wertvolle Denkanstöße mitgenommen und mich gleichzeitig gut unterhalten gefühlt. ...

Eindrücke in Kürze / Fazit: Ich habe einen enormen und dauerhaften Erkenntnisgewinn zu Weltpolitik und Gesellschaft sowie wertvolle Denkanstöße mitgenommen und mich gleichzeitig gut unterhalten gefühlt. Wer die nötige Neugierde und Ausdauer mitbringt, hat hier einen Roman, der den Horizont erweitert, berührt, erschüttert, aber auch Mut macht, für seine Ideale einzustehen.

Meine ausführlichen Einschätzungen:

Handlung: Aus der wechselnden Erzählperspektive fiktiver Figuren, differenziert nach unterschiedlichen Schichten (von Adel bis Arbeiterklasse) und den relevantesten Nationen (Deutschland, Österreich, Russland, Großbritannien, Frankreich, USA) werden von 1911 bis 1924 zum einen die Lebensumstände mit Freuden und Sorgen im Alltag, Hoffnungen, Ziele und gesellschaftliche Problemstellungen und deren Entwicklung beleuchtet. Beispielsweise: Auseinandersetzen mit Religion (Strenggläubige, Atheisten), Ansehen des Adels in Europa, Rolle des Zaren für das russische Volk, Erstarken von Gewerkschaften und Arbeitsschutz, Streiks, Einsatz für Wahlrecht und mehr Gleichberechtigung, Prohibition in den USA und Inflation in Deutschland. Zum anderen werden weltpolitische sowie ganz persönliche Ausnahmesituationen und damit zusammenhängende Gedankengänge und Gefühlswelten vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg aufgezeigt, z. B. zur russischen Oktoberrevolution, zu Kämpfen rund um die Schützengräben, zu hintergründigen macht- und finanzpolitischen und medialen Auseinandersetzungen und zu Auswirkungen des Krieges auf die Frauen und Familien.

Figuren: Die fiktiven Figuren stehen symptomatisch für bestimmte Teile der Bevölkerung und befinden sich nicht nur vorrangig zu Unterhaltungszwecken im Mittelpunkt, sondern sind um wichtige tatsächliche Ereignisse und historische Persönlichkeiten herumgearbeitet, um auf spannende Weise Lehrinhalte zu vermitteln, sozusagen Geschichtsunterricht erlebbar zu machen. Zwar sind sie dabei ein kleines bisschen überzeichnet und man hat liebens- und hassenswerte Charaktere schnell ausgemacht, dies sorgt aber eben auch für Anschaulichkeit und einen gewissen Reiz. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung nimmt nicht überhand, jede Figur ist auch Produkt seiner Umwelt. Da geschichtliche Hintergründe und Rahmenhandlungen dramatisch und anspruchsvoll genug sind, ist es auch kein krasser Minuspunkt für mich, dass die Figuren keine besondere Persönlichkeitsentwicklung durchmachen und leicht einschätzbar sind. Die vielen Verknüpfungen und zufälligen Begegnungen sind bei diesem Genre ein typisches Element, das dem Spannungsaufbau förderlich ist.
Die Trennlinie zwischen Geschichte, Übertreibung und Fiktion ist im Regelfall gut erkennbar.
Meine gefühlsmäßigen Highlights waren die Perspektiven von den hart arbeitenden, verantwortungsbewussten und idealistischen Billy und Grigori und die von den starken und doch verletzlichen Frauen Ethel und Maud. Da gab es Herzerwärmendes, ich konnte mich gut hineinversetzen und erlebte so manchen Gänsehautmoment, was für deren Authentizität und Tiefe spricht. Der rebellische Frauenheld Lew weist großen Unterhaltungswert auf. Fitz, Gus und Walter haben als höhergestellte Männer insbesondere wertvolle politische Erkenntnisse eingebracht.
Ein Personenverzeichnis hilft dabei, angesichts diverser Nebenfiguren den Überblick zu behalten.

Erzählweise: Der personale Erzählstil hilft dabei, sich hineinzuversetzen. Nach meinem Empfinden beweisen Ken Follett und Mitwirkende ein gutes Gespür dafür, wann für den geneigten Leser ein Schauplatz- oder Perspektivwechsel sinnvoll ist und in Bezug auf den Umfang von Ausschmückungen. Der Grat zwischen ‚Langeweile‘, ‚Herausgerissenwerden, wo man gern noch verweilt hätte‘ und ‚Überforderung beim anspruchsvollen Lesen durch Informationsflut (Namen von Personen und Orten, Rängen/Positionen, Truppenbewegungen usw.) oder zu viele verstörende Kriegseindrücke‘ wurde durch gelungene Abschnittsbildungen bei mir nicht überschritten. Die Formatierung unterstützt dabei, geeignete Lesepausen einzulegen.

Wirkung: Sturz der Titanen ist gut recherchiert. Die Darstellungen geraten ziemlich ausgewogen, ohne übertriebene Effektheischerei und wirkten dennoch intensiv auf mich. Erfreulicherweise hat Ken Follett bezogen auf die beteiligten Nationen auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet.
Ich habe viel dazugelernt. Mir ist es gelungen, den Zeitgeist nachzuempfinden, da mit viel Identifikationspotenzial ein umfängliches Bild der Gesellschaft aufgezeigt wird.

Adressatenkreis: Wer wie ich mit einer ordentlichen Portion Wissbegierde an die Sache herangeht, kommt auf seine Kosten. Leser, die vorrangig unterhalten werden möchten, werden den sehr umfänglichen Roman streckenweise als langatmig empfinden und sind z. B. mit der Clifton-Saga, bei der ab den 1920er-Jahren unterhaltsame fiktive britische Figuren im Mittelpunkt stehen und gesellschaftliche Problemstellungen und das politische Weltgeschehen eine geringere Rolle einnehmen, besser bedient. Ich rate zur ausführlichen Leseprobe.

Dies war mein erster Roman von Ken Follett. Mit etwas Abstand werde ich auch Winter der Welt lesen.