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Veröffentlicht am 28.04.2024

Mord am Gardasee

Was der See birgt
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Lenz Koppelstädter steht bei mir mit seinen Südtirolkrimis um Kommissar Grauner hoch im Kurs. Jetzt nun tritt in der neuen Krimiserie mit Gianna Pitti, Polizeireporterin einer Lokalredaktion in Riva, auf ...

Lenz Koppelstädter steht bei mir mit seinen Südtirolkrimis um Kommissar Grauner hoch im Kurs. Jetzt nun tritt in der neuen Krimiserie mit Gianna Pitti, Polizeireporterin einer Lokalredaktion in Riva, auf den Plan. Es ist nicht nur ein geografischer Sprung in den Süden, es ist auch eine ganz andere Art Krimi, die ich als Lektüre hatte.
Der Autor beschreibt nicht nur die Umgebung von Riva, das Flair des Sees, die Natur und das Wetter sehr anschaulich, er stellt auch seine neuen Protagonisten vor. Gianna ist gerade nicht vom Glück verfolgt, sie wohnt zeitweilig wegen eines Wasserschadens bei ihrem Onkel, einem nicht mehr ganz so hochrangigen Adligen, zwei Katzen vollenden die Wohngemeinschaft.
Abends noch traf Gianna ihren lange nicht mehr gesehenen Bekannten, am nächsten Morgen blickt sie als Reporterin in sein totes Gesicht. Viel schlimmer kann ein Tag kaum beginnen. Macht sie sich verdächtig, wenn sie sagt, wer der Tote ist? Noch hält sie ihr Wissen zurück und der Leser fiebert mit ihr um den Fortgang der Geschichte. Mehr will ich nicht verraten.
Fazit: eine neue Reihe hat das Licht der Welt erblickt, ich bin gespannt, ob der 2. Fall mich mehr fesselt.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Weltgeschichte to go

Kurztrip Weltgeschichte
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Sebastian Steffen rast mit Raketengeschwindigkeit durch die Weltgeschichte, kurzweilig und interessant zusammengefasste Episoden. Beginnend beim Urknall fliegt der Leser durch die Jahrtausende, später ...

Sebastian Steffen rast mit Raketengeschwindigkeit durch die Weltgeschichte, kurzweilig und interessant zusammengefasste Episoden. Beginnend beim Urknall fliegt der Leser durch die Jahrtausende, später Jahrhunderte. Dass in einem so schmalen Band nicht alles berücksichtigt und ausgewalzt werden kann, muss jedem klar sein, der das Buch zur Hand nimmt. Der ironisch distanzierte Schreibstil brachte mich teilweise zum Schmunzeln, die den Kapiteln vorangestellten Sprüche von Berühmten und Anonymen auch. Manchmal fand ich die Sprüche aber zu gewaltig für den folgenden Text.

Eine Frage stellte ich mir beim Lesen, warum werden die römischen Zahlen bei den Herrschernamen ohne Punkt geschrieben? Beispiel: Ludwig der XIV — ausgesprochen wird es doch „der Vierzehnte“. Da macht jeder eigentlich nach der XIV einen Punkt.

Fazit: Ein unterhaltsames Buch zur Weltgeschichte. Wer mehr wissen will, muss woanders weiterlesen.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Künstlerleben aus erster Hand

Mit Herz und Mund und Tat und Leben
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Jürgen Flimm ist mir seit über 30 Jahren ein Begriff, vor der Wende in der DDR habe ich ihn nicht gekannt. Schauspieler, Regisseur, Produzent, immer mit neuen Ideen und immer überzeugt von sich und seiner ...

Jürgen Flimm ist mir seit über 30 Jahren ein Begriff, vor der Wende in der DDR habe ich ihn nicht gekannt. Schauspieler, Regisseur, Produzent, immer mit neuen Ideen und immer überzeugt von sich und seiner Arbeit. Flimm hatte eigentlich den passenden Namen fürs Geschäft, er flimmerte! Und das ganz wunderbar und überzeugend. Dass mir seine unvollendete Autobiographie dann doch nicht so gut gefiel wie seine Theaterarbeit, hat verschiedene Gründe. Einerseits bin ich mit seinem Schreib-/Erzählstil nicht so gut zurechtgekommen, wie erhofft, andererseits waren mir die vielen persönlichen "Abrechnungen" etwas zu viel. Ich behalte ihn deshalb am liebsten als den Intendanten meiner heimatlichen Berliner Staatsoper Unter den Linden im Gedächtnis, ohne das ganze Drumherum seiner Erlebnisse.
Fazit: interessanter und tiefer, sehr persönlicher Einblick in ein vollendetes Künstlerleben.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Gedanken, Fantasien, Schreibversuche

Vom Kopf aufs Blatt
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Der junge Autor wagt sich mit seinem kleinen Buch in die Welt. Noch sind es seine Gedanken und Fantasien, die er bei Schreibübungen und Schreibversuchen aufs Papier bringt. Noch ist der Stil nicht ausgereift, ...

Der junge Autor wagt sich mit seinem kleinen Buch in die Welt. Noch sind es seine Gedanken und Fantasien, die er bei Schreibübungen und Schreibversuchen aufs Papier bringt. Noch ist der Stil nicht ausgereift, er will fürs Erste vielleicht ein bisschen zu viel erreichen. Da sind die Worte manchmal störrisch, manchmal lassen sie sich nicht in Formulierungen einhüllen. Aber das macht nichts, denken, fühlen und schreiben sind allemal besser als nichts zu tun. Und so habe ich diese kurzen und ganz kurzen Geschichten gern gelesen. Dass mich besonders eine längere Geschichte interessiert hat, liegt an meiner eigenen Lebensgeschichte. Dachau, ein Ort des Grauens, Niklas Gentner beschreibt seinen Besuch und die innere Aufruhr, die ihn erfasst hat angesichts des Unsagbaren. Wie schreibt man darüber? Er nutzt die Worte, um seine Leser zum Nachdenken zu bringen. Angesichts der gerade herrschenden inneren und äußeren Aufruhr der Gedanken nach dem Massaker der Hamas finde ich seine Worte sehr passend.

Fazit: Niklas Gentner schreibt: "Zukunft. Wie wird sie aussehen?" Ich würde ihm gern Mut machen. Es wäre spannend zu erfahren, was er in zehn Jahren darüber schreibt.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Ein Schmerzgeplagter dreht den Spieß um

Wege aus dem Schmerz
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Alan Gordon hatte Schmerzen, lange und stark, an einem bestimmten Punkt begann er gegen die Schmerzen zu kämpfen. Mit ungewöhnlichen Mitteln, aber ihm hat es geholfen. Er berichtet gemeinsam mit Alon Ziv ...

Alan Gordon hatte Schmerzen, lange und stark, an einem bestimmten Punkt begann er gegen die Schmerzen zu kämpfen. Mit ungewöhnlichen Mitteln, aber ihm hat es geholfen. Er berichtet gemeinsam mit Alon Ziv über die Strategien, die zur Heilung chronischer Schmerzen eingesetzt werden können. Dass das Gehirn des Menschen Schmerzen verinnerlicht, speichert, immer wieder abruft, sich dagegen stemmt und trotzdem nie aufhört, neue Schmerzen zu erzeugen, das ist keine neue Erkenntnis. Und dass Ärzte aller Richtungen oftmals abwinken und den Patienten wissen lassen, das wäre alles psychisch bedingt, das wäre somatisch, und bestenfalls eine Behandlung in der Psychotherapie empfehlen, das weiß wohl jeder, der dieses Buch liest, weil er seinen chronischen Schmerzen irgendwie entkommen möchte.

Die bevorzugte Strategie der Autoren heißt Empfindungsverfolgung. Mit dieser Methode sollen die Schmerzen beobachtet werden, ich würde es auch Achtsamkeitsübung oder Anti-Schmerz-Meditation nennen. Wie bei allen psychiatrischen Behandlungen kommt es auf den Patienten an, kann er sich eindenken in die Phänomene, die die Autoren beschreiben? Aus meiner Sicht nur mit einem Buch als Anleitung sehr schwer, mit einem Psychotherapeuten und wiederkehrenden Behandlungsterminen kann ich mir das besser vorstellen. Menschen, die im Leben stehen, rund um die Uhr gefordert sind, schwer abschalten können, die werden das so nebenbei kaum schaffen. Neuroplastische Schmerzen sind schwer zu behandeln, insbesondere, wenn sie mit neurologischen Erkrankungen und akuten Schmerzen gemeinsam auftreten.

Das Buch liest sich recht flüssig, aber nach einer Weile hatte ich das Gefühl, ich bin in einem Commercial gelandet oder in einer religiösen Erweckungszeremonie. Die vielen Beispiele und teilweise merkwürdigen Gleichnisse, die Patientenmeinungen, all das wurde mir beim Lesen zu viel, zu übermäßig. Ich verlor die tatsächliche Absicht des Buches, mir einen Weg aus dem Schmerz zu weisen, irgendwie aus den Augen.

Einige Abschnitte haben mir gefallen und einige waren auch tatsächlich neu für mich, z. B. die sog. Alarmbereitschaft, in der sich mein Körper offenbar befindet, die wurde gut erklärt, wie auch der Schmerz-Angst-Teufelskreis. Für mich auch wichtig: ich weiß jetzt zumindest, dass meine "Vermeidungstaktiken" absolut in Ordnung sind.

Bevor man jedoch davon ausgeht, dass man unter neuroplastischen Schmerzen leidet, sollte man unbedingt abklären lassen, ob eine akute Erkrankung vorliegt. Ist nämlich ein Nerv erst einmal so sehr geschädigt, das es nicht mehr reversibel ist, dann hilft einem auch keine Psychotherapie mehr, dann ist man im schlimmsten Fall dauerhaft z. B. gehbehindert. Darauf hätte m. E. das Buch gesondert eingehen müssen, um Fehlselbstbehandlungen zu vermeiden.

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