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Veröffentlicht am 11.10.2020

Der angelsächsische König und die fränkische Adelige

Der erste König
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Schon die Geraldines-Reihe von Sabine Qunaj hat mir sehr gut gefallen und auch hier gelingt es ihr wieder hervorragend, die Leser in vergangene Zeiten zu entführen.
Diesmal geht es ins England des 8. ...

Schon die Geraldines-Reihe von Sabine Qunaj hat mir sehr gut gefallen und auch hier gelingt es ihr wieder hervorragend, die Leser in vergangene Zeiten zu entführen.
Diesmal geht es ins England des 8. Jahrhunderts, wo die Angelsachsen sich bereits seit längerer Zeit etabliert haben, sich aber dennoch mit anhaltendem Widerstand der einheimischen Waliser konfrontiert sehen:
Königreich Mercia 747: Nach einem walisischen Überfall auf sein Heimatdorf und dem Tod seines Vaters folgt Offa diesem als Aldermann nach und möchte sich einen Namen als Kriegsherr machen. Noch größer wird die Verantwortung, die er zu schultern hat, als er schließlich überraschend zum König ernannt wird.
Einige Jahre später verschlägt es die junge Drida aus dem Frankenreich nach Mercia. Sie ist die Cousine der fränkischen Könige Karl und Karlmann und ihr Versuch, zwischen den Brüdern zu vermitteln, hätte sie beinahe das Leben gekostet.
Ihr Verhältnis zu Offa ist meist nicht ungetrübt, dennoch sehen beide ein, dass sie einander brauchen.

Bei Offa und Drida handelt es sich um reale historische Persönlichkeiten, über die es allerdings nur wenige und vielfach widersprüchliche Überlieferungen gibt. Die Autorin konnte sich daher bei der Ausgestaltung ihrer Protagonisten und der Konstruktion der Handlung viele Freiheiten erlauben. Bisweilen hat sie dabei vielleicht ein bisschen übertrieben, insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen.
Der Erzählstil ist flott und lebendig. Sowohl die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Mercia als auch die Situation im Frankenreich werden anschaulich geschildert. Bei letzterem ist vor allem die Darstellung Karls (der später „der Große“ werden sollte) interessant, wirkt sein Charakter hier doch deutlich negativer als in der Geschichtsschreibung sonst oft üblich. Aber diese wird ja bekanntlich von den Siegern bestimmt.
Auch sonst sind die Figuren nachvollziehbar gezeichnet und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.
Wirklich viel Spannung wird zwar nicht erzeugt, es gibt aber doch einige packende Szenen.

Insgesamt ein gelungener Ausflug in eine faszinierende Epoche, wo sich zwar sicher nicht alles so zugetragen hat, wie hier beschrieben, deren Helden aber nichtsdestotrotz mitreißend portraitiert werden.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Ein Jahr im Innviertel

Alles Gute vom Onkel Franz
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Ähnlich wie in „Der Onkel Franz oder die Typologie des Innviertlers“ hat Klaus Ranzenberger auch hier wieder eine Reihe von Geschichten und Anekdoten versammelt, die im Innviertel spielen und als deren ...

Ähnlich wie in „Der Onkel Franz oder die Typologie des Innviertlers“ hat Klaus Ranzenberger auch hier wieder eine Reihe von Geschichten und Anekdoten versammelt, die im Innviertel spielen und als deren Protagonist häufig der „Onkel Franz“ – das Innviertler Pendant zur Tante Jolesch – auftritt.
Diesmal sind sie passend zum Jahresverlauf angeordnet und erzählen beispielsweise von einem amüsanten Zusammentreffen am 1. Jänner, den Tücken eines Wellness-Urlaubs, einem Stammtischausflug zum Oktoberfest, einer politisch korrekten Nikolofeier oder einen verunglückten Verkupplungsversuch zu Silvester.
Obwohl manche der beschriebenen Ereignisse sich auch an einem beliebigen anderen Ort hätten zutragen können, ist doch viel Lokalkolorit zu spüren, insbesondere in der direkten Rede oder wenn die Vielfalt sprachlicher Ausdrucksmöglichkeiten ausgelotet wird.
Auch finden sich immer wieder heitere Einblicke in die Psychologie des Innviertlers – bzw der Menschen generell.
So bietet dieses Buch eine unterhaltsame Lektüre, die auch dazu anregt, über eigene ähnliche Erlebnisse nachzudenken.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Packender Roman über eine schillernde Königin und einen Schreiber mit Geheimnissen

Das Buch der Königin
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Dieser Roman beleuchtet das Schicksal einer interessanten Persönlichkeit des Mittelalters: Konstanze von Sizilien ist heute, wenn überhaupt, nur als Mutter des bedeutenden Staufer-Kaisers Friedrich II ...

Dieser Roman beleuchtet das Schicksal einer interessanten Persönlichkeit des Mittelalters: Konstanze von Sizilien ist heute, wenn überhaupt, nur als Mutter des bedeutenden Staufer-Kaisers Friedrich II bekannt. Doch auch ihr eigenes Leben nahm einen aufsehenerregenden Verlauf:
Nach einer behüteten Kindheit im Palermo, damals ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, wird sie bald mit den Schattenseiten der Macht konfrontiert. Als klar wird, dass sie die letzte Erbin des normannischen Geschlechts der Hauteville ist, entschließt sie sich im Jahr 1186 mit über 30 Jahren doch noch zu einer Heirat, und zwar mit König Heinrich, dem Sohn des großen Kaisers Friedrich Barbarossa.
Die sizilianische Krone und einen Erben – das ist alles, was ihr Ehemann von ihr will. Vor allem mit letzterem hapert es aber und auch sonst verschlechtert sich das Verhältnis zwischen den beiden immer mehr.
Parallel dazu wird die Geschichte des fiktiven Gottfried von Streitberg erzählt. Nach dramatischen Ereignissen, deretwegen er als Mörder gesucht wird, muss er gemeinsam mit seiner Schwester aus seiner Heimat fliehen. Er erweist sich als begabter Schreiber und Buchmaler und landet schließlich an Heinrichs Hof, wo er auch Konstanze kennenlernt und sich daranmacht, ein ganz außergewöhnliches Werk zu verfassen.

Romane über reale historische Personen sind natürlich immer schwierig und es ist wohl kaum möglich, deren wahren Charakter richtig zu erfassen, erst recht, wenn sie wie hier Gegenstand diverser Propaganda waren. Ich habe aber jedenfalls den Eindruck, dass die Autorin gründlich recherchiert hat. Außerdem runden weiterführende Literaturhinweise die Darstellung ab.
Die Handlung wird in einem eher schlichten, jedoch mitreißenden Stil erzählt, mit kurzen Kapiteln und häufigen Schauplatzwechseln. Etwas eigenartig ist lediglich, dass es sowohl Passagen gibt, die von Konstanze in Ich-Form geschildert werden, als auch solche, die aus ihrer Sicht in der dritten Person geschrieben sind.
Nichtsdestotrotz konnte ich mich gut in die verschiedenen Protagonisten hineinversetzen, und es ist schön, sie bei ihren Abenteuern zu begleiten. Es findet nur bisweilen etwas zu viel Schwarz-Weiß-Malerei statt.
Außerdem ist es insbesondere im Handlungsstrang um Gottfried unrealistisch, wie gut sich immer wieder alles fügt und wie leicht einige Probleme gelöst sind, und es gibt auch ein paar Ungereimtheiten bzw fallen Themen mit Konfliktpotential irgendwann einfach „unter den Tisch“.

Dadurch wird der positive Gesamteindruck aber kaum beeinträchtigt.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Neuer Blick auf die Quantenphysik

Quantenwelt
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Die Quantenphysik gehört wohl zu den faszinierendsten, aber auch umstrittensten Themen der modernen Wissenschaft. Viele der Aussagen der heute gängigen Theorie der Quantenmechanik scheinen unserer Wahrnehmung ...

Die Quantenphysik gehört wohl zu den faszinierendsten, aber auch umstrittensten Themen der modernen Wissenschaft. Viele der Aussagen der heute gängigen Theorie der Quantenmechanik scheinen unserer Wahrnehmung und dem „gesunden Menschenverstand“ zu widersprechen. Gerade deshalb ist dieser Bereich wohl auch bei Esoterikern aller Arten so beliebt.
Lee Smolin zeigt hier auf, dass die Quantenmechanik keinesfalls alternativlos ist und postuliert, dass es sehr wohl möglich ist, eine Interpretation der Quantenphysik zu finden, die auch mit dem Realismus vereinbar ist. Wobei er Realisten als Personen definiert, die glauben, dass die natürliche Welt Eigenschaften besitzt, die unabhängig von unseren Wahrnehmungen und unserem Wissen existieren und dass diese Eigenschaften von uns verstanden und beschrieben werden können.
Er vertritt die Ansicht, dass die Quantenmechanik zwar äußerst erfolgreich, aber unvollständig ist, und stellt seine eigenen Theorien über die Quantenwelt vor.
Im ersten Teil behandelt er aber zunächst die wichtigsten Eigenschaften der Quanten, die Fragen und Probleme in diesem Bereich und die Antworten der Quantenmechanik sowie deren Lücken.
Anschließend erläutert er die wichtigsten Alternativen, die von Realisten in den letzten Jahrzehnten vorgeschlagen wurden und erklärt deren Vorzüge und Schwachstellen.

Damit ist der Boden bereitet für die Beschreibung seiner eigenen Ansichten. Er geht von einigen Prinzipien aus, wie Hintergrundunabhängigkeit, Relationalismus, kausale Vollständigkeit usw, und kommt zu dem wesentlichen Schluss, dass die Zeit im Sinne der Verursachung fundamental und irreversibel sei, der Raum dagegen emergent. So können unter anderem auch Probleme im Zusammenhang mit Lokalität, die in der Quantenphysik immer besonders geheimnisvoll scheinen, unter einem neuen Blickwinkel gesehen werden.

Nun kann ich nicht beurteilen, ob er mit all seinen Überlegungen recht hat. Positiv finde ich jedenfalls, dass er selbst seinen eigenen Aussagen gegenüber kritisch bleibt – Zitat „Diese Theorie ist neu und wie jede neue Theorie höchstwahrscheinlich falsch.“.
Andererseits wirkt seine häufige Verwunderung darüber bzw Kritik daran, dass sich die Quantenmechanik trotz ihrer Unzulänglichkeiten durchsetzen konnte, bisweilen etwas unsachlich.
Geschrieben ist dieses Buch in einem flüssigen Stil, ohne Formeln, dafür mit vielen bildhaften Beschreibungen und Vergleichen. Dies alles macht es auch Laien leichter, den Ausführungen zu folgen. Viele Details habe ich dennoch nicht ganz verstanden – was vielleicht sogar gerade daran liegt, dass an manchen Stellen zu sehr vereinfacht wurde - zumindest die Grundideen sind aber nachvollziehbar.

Fazit: Dieses Werk bietet spannende Einblicke in ein interessantes Forschungsgebiet.
Auch wenn es sicher noch einige Zeit dauern wird, bis abzusehen ist, welche der hier präsentierten Ideen sich bewähren und vielleicht sogar tatsächlich zu einer Umwälzung unseres Weltbildes und zu der lang gesuchten Verknüpfung von Relativitätstheorie und Quantenphysikbeitragen können.

Veröffentlicht am 04.10.2020

An sich interessante Geschichte langatmig erzählt

Rebell der Krone
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Nicht nur weil „Braveheart“ einer meiner Lieblingsfilme ist, finde ich die schottische Geschichte faszinierend und bei Robert Bruce handelt es sich zweifellos um eine interessante historische Persönlichkeit. ...

Nicht nur weil „Braveheart“ einer meiner Lieblingsfilme ist, finde ich die schottische Geschichte faszinierend und bei Robert Bruce handelt es sich zweifellos um eine interessante historische Persönlichkeit.
Aber – und damit komme ich gleich zum Kern des Problems – kaum jemand hatte ein so interessantes Leben, dass es wirklich sinnvoll ist, ihm drei Romane mit jeweils über 600 Seiten zu widmen.

Dieser erste Teil der Trilogie befasst sich im Wesentlichen mit der Zeit von 1286 (Tod des schottischen Königs Alexander) bis 1299. Dabei wird vor allem Roberts Leben in (zu) großer Ausführlichkeit dargestellt. Zahlreiche Kapitel werden aber auch aus anderen Perspektiven erzählt.
Die Leser erleben beispielsweise Roberts Konflikte mit seinem Vater, seine Bewunderung für seinen Großvater und seine ständigen Zweifel, ob der von ihm eingeschlagene Weg der richtige ist und wie er einander widersprechenden Eiden gerecht werden kann.

Normalerweise mag ich es, wenn in historischen Romanen viel echte Geschichte vorkommt. Hier war es mir aber doch zu viel. Es treten gefühlt hunderte Angehörige des schottischen und englischen Adels auf, die meist nur oberflächlich vorgestellt werden, sodass es mir schwerfiel, mich bei den vielen Namen zurecht zu finden und sie auseinander zu halten.
Das Ganze wird streckenweise sehr langatmig geschildert. Außerdem nehmen Kampfesszenen für meinen Geschmack zu viel Raum ein.
Trotz der weitschweifigen Beschreibungen konnte ich jedoch keine richtige Verbindung zu dem Protagonisten aufbauen. Seine Gedanken und Handlungen werden zu abstrakt beschrieben, er wirkt eher wie ein Idealtypus als wie ein echter Mensch, weshalb ich mich nicht gut in ihn hineinversetzen oder mit ihm mitfühlen konnte.

Wenngleich man der Autorin zugutehalten muss, dass sie wohl gründlich recherchiert und sich eines spannenden Themas angenommen hat, konnte mich dieser Roman daher nicht recht überzeugen.

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