Der angelsächsische König und die fränkische Adelige
Der erste KönigSchon die Geraldines-Reihe von Sabine Qunaj hat mir sehr gut gefallen und auch hier gelingt es ihr wieder hervorragend, die Leser in vergangene Zeiten zu entführen.
Diesmal geht es ins England des 8. ...
Schon die Geraldines-Reihe von Sabine Qunaj hat mir sehr gut gefallen und auch hier gelingt es ihr wieder hervorragend, die Leser in vergangene Zeiten zu entführen.
Diesmal geht es ins England des 8. Jahrhunderts, wo die Angelsachsen sich bereits seit längerer Zeit etabliert haben, sich aber dennoch mit anhaltendem Widerstand der einheimischen Waliser konfrontiert sehen:
Königreich Mercia 747: Nach einem walisischen Überfall auf sein Heimatdorf und dem Tod seines Vaters folgt Offa diesem als Aldermann nach und möchte sich einen Namen als Kriegsherr machen. Noch größer wird die Verantwortung, die er zu schultern hat, als er schließlich überraschend zum König ernannt wird.
Einige Jahre später verschlägt es die junge Drida aus dem Frankenreich nach Mercia. Sie ist die Cousine der fränkischen Könige Karl und Karlmann und ihr Versuch, zwischen den Brüdern zu vermitteln, hätte sie beinahe das Leben gekostet.
Ihr Verhältnis zu Offa ist meist nicht ungetrübt, dennoch sehen beide ein, dass sie einander brauchen.
Bei Offa und Drida handelt es sich um reale historische Persönlichkeiten, über die es allerdings nur wenige und vielfach widersprüchliche Überlieferungen gibt. Die Autorin konnte sich daher bei der Ausgestaltung ihrer Protagonisten und der Konstruktion der Handlung viele Freiheiten erlauben. Bisweilen hat sie dabei vielleicht ein bisschen übertrieben, insgesamt hat mir die Geschichte aber gut gefallen.
Der Erzählstil ist flott und lebendig. Sowohl die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Mercia als auch die Situation im Frankenreich werden anschaulich geschildert. Bei letzterem ist vor allem die Darstellung Karls (der später „der Große“ werden sollte) interessant, wirkt sein Charakter hier doch deutlich negativer als in der Geschichtsschreibung sonst oft üblich. Aber diese wird ja bekanntlich von den Siegern bestimmt.
Auch sonst sind die Figuren nachvollziehbar gezeichnet und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.
Wirklich viel Spannung wird zwar nicht erzeugt, es gibt aber doch einige packende Szenen.
Insgesamt ein gelungener Ausflug in eine faszinierende Epoche, wo sich zwar sicher nicht alles so zugetragen hat, wie hier beschrieben, deren Helden aber nichtsdestotrotz mitreißend portraitiert werden.