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Veröffentlicht am 17.10.2016

Habsburger und andere Österreicher

Franz Josephs Land
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Heuer jährt sich der Todestag von Kaiser Franz Josef zum 100. Mal. Sein Ableben markierte das Ende einer Ära, einer 68-jährigen Regierungszeit, die von einer Reihe an Umbrüchen geprägt war, in der Vieles ...

Heuer jährt sich der Todestag von Kaiser Franz Josef zum 100. Mal. Sein Ableben markierte das Ende einer Ära, einer 68-jährigen Regierungszeit, die von einer Reihe an Umbrüchen geprägt war, in der Vieles aber auch erstaunlich konstant blieb. Danach ließ auch das Ende des Habsburger-Reiches nicht mehr lange auf sich warten.
Martin Haidinger nimmt dies zum Anlass, einen Blick auf die Geschichte Österreichs und vor allem der Menschen, die diese prägten, zu werfen.
Dabei ist natürlich zunächst und immer wieder die Frage zu klären, was in der jeweiligen Epoche überhaupt unter dem Begriff „Österreich“ verstanden wurde, wobei sich zeigt, dass diesbezüglich oftmals mehrere Bedeutungen parallel existierten.

Der Autor unternimmt einen Streifzug durch die Jahrhunderte, wobei die Zeit vor dem Mittelalter nur überblicksartig, die Geschehnisse nach 1918 sogar überhaupt nicht angesprochen werden. Bekannte Namen wie Rudolf I, Maria Theresia und selbstverständlich Sissi tauchen auf, aber auch (bisweilen zu Unrecht) in Vergessenheit geratene Persönlichkeiten finden Beachtung.
Zwar werden einige interessante Details genannt, der Schwerpunkt liegt jedoch auf den großen Zusammenhängen und Entwicklungslinien. Dabei wird auch immer wieder erwähnt, welche langfristigen, teilweise bis heute nachwirkenden, Folgen die beschriebenen Ereignisse hatten.

Die Darstellung bewegt sich großteils im Rahmen des in diesem Bereich üblichen, wenngleich ein paar Themen aus einer etwas ungewöhnlicheren Perspektive betrachtet werden. Der Inhalt geht nicht besonders in die Tiefe und es werden doch einige Klischees bedient.
Der Stil ist leicht lesbar, teilweise etwas (zu) flapsig, aber durchaus unterhaltsam.

Veröffentlicht am 17.10.2016

Europa aus chinesischer Perspektive

Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa
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Christoph Rehage hat einige Jahre in China gelebt, bereits ein Buch über seinen Fußmarsch durch dieses Land verfasst, das auch auf Chinesisch übersetzt wurde, und erlangte durch seine Kommentare auf Weibo ...

Christoph Rehage hat einige Jahre in China gelebt, bereits ein Buch über seinen Fußmarsch durch dieses Land verfasst, das auch auf Chinesisch übersetzt wurde, und erlangte durch seine Kommentare auf Weibo sogar einen gewissen Ruhm.
Als er vor einigen Jahren in der Münchner Innenstadt einer chinesischen Reisegruppe begegnete, kam ihm die Idee für ein neues Projekt: Er wollte sich einer solchen Gruppe anschließen und dokumentieren, wie die Chinesen Europa wahrnehmen.

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten bei der Auswahl des Reiseveranstalters kann er seinen Plan schließlich umsetzen und landet an einem kalten Februarmorgen gemeinsam mit 12 Chinesen auf dem Münchner Flughafen.
Eine Tour durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Frankreich steht ihnen bevor. Zu Beginn wird er von seinen Mitreisenden noch etwas misstrauisch beäugt, bald haben sie ihn aber als einen der ihren akzeptiert und lassen ihn an ihren Gedanken und Erlebnissen teilhaben.
So entsteht ein flott geschriebenes Portrait einer Reise, die unter anderem von schlechtem Gruppenessen, langen Busfahrten und ausgedehnten Shopping-Aktivitäten geprägt ist. Die Chinesen zeigen sich begeistert von der Höflichkeit der Europäer und der guten Luftqualität, nur mit den Toiletten sind sie nicht recht zufrieden.
Über diese Geschehnisse wird großteils in Wir-Form erzählt, sodass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst mitten drin und Teil der Gruppe zu sein.
Im letzten Abschnitt besucht der Autor seine Reisegefährten dann in ihren Heimatorten und gibt Einblicke in ihre Lebensrealitäten, die aus europäischer Sicht nicht nur im örtlichen Sinne weit entfernt scheinen.

Obwohl der Inhalt eigentlich ziemlich banal ist, weil auf der Reise nichts wirklich Außergewöhnliches passiert, ist es doch interessant, die Chinesen zu begleiten.
Ich kann mich zwar des Eindrucks nicht erwehren, dass hier einiges beschönigt wurde, es ist schwer vorstellbar, dass es auf einer 14-tägigen Reise keine größeren Probleme oder Konflikte gegeben haben soll, davon abgesehen hat mir das Buch aber sehr gut gefallen.


Veröffentlicht am 02.10.2016

Geschichte einer Malerin

Elisabetta
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Die bisherigen Romane von Liv Winterberg haben mir sehr gut gefallen, daher war ich schon auf ihr neues Werk gespannt. Auch der Inhalt, der sich an realen Ereignissen orientiert, wäre vielversprechend:
Bologna, ...

Die bisherigen Romane von Liv Winterberg haben mir sehr gut gefallen, daher war ich schon auf ihr neues Werk gespannt. Auch der Inhalt, der sich an realen Ereignissen orientiert, wäre vielversprechend:
Bologna, 1665: Die ganze Stadt trauert um die Malerin Elisabetta Sirani, eine der bedeutendsten Künstlerinnen ihrer Zeit, deren Werke eine Befähigung verrieten, die man einer Frau nicht zugetraut hätte, und die als Leiterin einer Bottega und Gründerin einer Akademie, die dem Zweck diente, Frauen in der Malerei auszubilden, zu einer Vorreiterin wurde.
Gerüchte machen die Runde, Elisabetta sei vergiftet worden, und bald ist mit ihrer ehemaligen Magd Lucia Tolomelli die mutmaßliche Täterin gefunden.
In dieser aufgeheizten Atmosphäre bittet Elisabettas Vater den Prior des Juristenkollegs, Giovanni Luigi Picinardi, die Leichenrede für seine Tochter zu halten, nicht ahnend, dass diesen eine geheime Liebe mit Elisabetta verband.
Picinardi verzweifelt schier an dem Bemühen, seiner Aufgabe gerecht zu werden, und stellt dazu allerlei Nachforschungen über Elisabettas Leben und vor allem die Umstände ihres Todes an.
Abgerundet wird das eBook durch eine Übersetzung von Picinardis oratio funebris, ein Nachwort, in dem erklärt wird, was Fakt und was Fiktion ist, ein hilfreiches Glossar sowie eine Auswahl von Elisabettas Bildern.

Trotz des interessanten Themas konnte mich das Buch jedoch nicht richtig packen.
Die Geschichte wird großteils aus Picinardis Perspektive erzählt, der sich allerdings über weite Strecken vor allem seinem Innenleben widmet. Ich möchte nicht unsensibel klingen, aber die ständige Trauer um seine Geliebte und die Zweifel, ob er seiner Aufgabe gewachsen ist, werden bald langweilig. Was wohl insbesondere daran liegt, dass man über seine tatsächliche Beziehung zu Elisabetta von ein paar Erinnerungsfetzen abgesehen nichts Konkretes erfährt und seine Persönlichkeit auch sonst im Dunkeln bleibt, weshalb es schwer fällt, mit ihm mitzufühlen.
Wenn er sich doch einmal zu einer Unternehmung aufrafft, wirkt diese oft eher ziellos. Er nimmt sich zwar immer wieder konkrete Aktionen vor, diese werden aber nur selten auch ausgeführt, sodass es sich bei seinen „Ermittlungen“ eher um ein allgemeines „Herumstochern“ als ein planvolles Vorgehen handelt. Und das bei einem ausgebildeten Juristen, der eine Leitungsfunktion an einer ehrwürdigen Universität innehat!

Natürlich sind auch positive Aspekte zu nennen: Die Hintergründe dürften gut recherchiert sein und es werden interessante Informationen, beispielsweise zur Malerei im 17. Jahrhundert, eingeflochten. Bisweilen wird einige Spannung aufgebaut, die allerdings schnell wieder abebbt. Auch sonst weist die Handlung ein paar fesselnde Szenen und manch gute Ansätze auf, viele davon verlaufen aber im Sande.

Fazit: So begrüßenswert das Ziel der Autorin, die Erinnerung an eine faszinierende Persönlichkeit aufrecht zu erhalten, auch ist, die Umsetzung konnte mich leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 26.09.2016

Zwei Frauenschicksale in Norwegen

Das Geheimnis der Mittsommernacht
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1895 in der Norwegischen Bergbaustadt Roros: Sofie, Tochter des einflussreichen Bergwerksbesitzers Ivar Svartstein leidet nach dem Tod ihrer Mutter zunehmend unter der Strenge ihres Vaters und der Gefühlskälte ...

1895 in der Norwegischen Bergbaustadt Roros: Sofie, Tochter des einflussreichen Bergwerksbesitzers Ivar Svartstein leidet nach dem Tod ihrer Mutter zunehmend unter der Strenge ihres Vaters und der Gefühlskälte ihrer Schwester. Sie träumt von einem freien, selbstbestimmten Leben, das sie auch als Frau nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten möchte.
Die junge Deutsche Clara Ordal ist inzwischen nach dem ebenso unerwarteten wie tragischen Tod ihres aus Norwegen stammenden Mannes gemeinsam mit ihrem sechsjährigen Sohn Paul in Roros gestrandet. Die meisten Bewohner, darunter auch ihre Schwiegereltern, treten ihr ablehnend gegenüber, mit der Zeit findet sie aber auch einige Verbündete.

Diese Geschichte wird abwechselnd aus Sofies und Claras Perspektive erzählt, sodass man sich gut in die beiden hineinversetzen und mit ihnen mitfühlen kann. Es ist schön, sie auf ihrem Weg zu begleiten.
Daneben werden auch immer wieder interessante Informationen über Land und Leute eingeflochten, beispielsweise zur damaligen politischen Situation oder zum Leben der Bergleute.
Da die einzelnen Kapitel meistens mit einem kleinen Cliffhanger enden, wird außerdem einige Spannung erzeugt. Dennoch ist der Erzählstil eher ruhig, aber nichtsdestotrotz mitreißend.
Es treten eine Reihe von Protagonisten auf, die großteils nachvollziehbar gezeichnet sind. Ein paar davon sind aber fast ein bisschen zu nett und freundlich.

Außerdem ist die Handlung für meinen Geschmack zu sehr auf Happy End getrimmt. Für manche Probleme findet sich eine zu einfache Lösung und einiges wirkt übertrieben oder unrealistisch. Auch die Auflösung, worum es sich bei dem „Geheimnis der Mittsommernacht“ handelt, konnte nicht ganz überzeugen. Sie geht zu schnell und viele Fragen und Zusammenhänge bleiben offen.

Dennoch ermöglicht es dieser Roman wunderbar, in eine fesselnde Geschichte in einem faszinierenden Land einzutauchen.

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Veröffentlicht am 25.09.2016

Das Buch zur Sendung

Was gibt es Neues?
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Dieses Buch wird Fans der freitäglichen ORF-Show sicher begeistern, ist aber auch sonst für all jene geeignet, die ihren Fundus an unnützem Wissen erweitern wollen.

Zunächst gibt es allgemeine Informationen ...

Dieses Buch wird Fans der freitäglichen ORF-Show sicher begeistern, ist aber auch sonst für all jene geeignet, die ihren Fundus an unnützem Wissen erweitern wollen.

Zunächst gibt es allgemeine Informationen zur Sendung, eine kurze Vorstellung der regelmäßigen Mitglieder des Rateteams, sowie einige Blicke hinter die Kulissen, bei denen unter anderem erklärt wird, welche Kriterien bei der Entscheidung, welche Fragen es ins Fernsehen schaffen, herangezogen werden.
Der Hauptteil besteht aus einer Auswahl der interessantesten und witzigsten Fragen der letzen 10 Jahre – natürlich einschließlich der korrekten Antwort, wobei meist zusätzlich auch einige zwar naheliegende, aber leider falsche Alternativen angeführt werden. So kann man hier, neben vielem anderen, etwa nachlesen, worum es sich bei einem „Lochgucker“ oder einer „Hurratüte“ handelt, oder weshalb die Manager eines deutschen Chemiekonzern immer eine Keksdose bei sich haben müssen.
Abgerundet wird das Ganze durch ein Vorwort von Oliver Baier sowie ein Nachwort von Michael Niavarani, wobei Letzterer sich offensichtlich größte Mühe gegeben hat, das passende „Wort“ zu finden.

Ebenfalls positiv erwähnenswert sind das Stichwortverzeichnis und das Personenregister am Ende des Buches.

Die Lektüre gestaltet sich sehr kurzweilig und es ist immer wieder erstaunlich, zu welch abenteuerlichen Assoziationen manche Begriffe führen können, wenn man nicht weiß, in welchem Zusammenhang sie üblicherweise verwendet werden.