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Veröffentlicht am 15.09.2016

Fatale Mutterliebe!

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
1

"Wie anders ihr Leben hätte verlaufen können, wenn ihre Mutter nur anders gewesen wäre." (Seite 425)

Die Familie Tremont: Vater Ben, Mutter Sandy, Tochter Ivy und der in die Jahre gekommene Hund McLean ...

"Wie anders ihr Leben hätte verlaufen können, wenn ihre Mutter nur anders gewesen wäre." (Seite 425)

Die Familie Tremont: Vater Ben, Mutter Sandy, Tochter Ivy und der in die Jahre gekommene Hund McLean - ihnen geht es gut, sehr sogar.
Ein wunderschönes Haus, oben in den Bergen, kaum Nachbarn, nah eines Ortes und doch abgeschieden genug. Beide haben gute Jobs, die Tochter ist wohlerzogen und trotz ihrer beginnende Pupertätsphase immer noch ein anständiges, liebes Mädchen.
Doch dann kommen Nick und Harlan und bringen ein furchtbares Chaos, Leid und Tod mit sich.

"NIGHT FALLS -Du kannst dich nicht verstecken", erschienen bei Ullstein, hat mich mit seinen 476 Seiten sehr gut unterhalten und die Bezeichnung Thriller absolut verdient.

Dieser Thriller beschwört Ängste auf. Die Stimmung im Buch ist anfänglich angenehm. Die Schilderungen zur netten Familie Tremont bringt einen dazu sie zu mögen. Doch ahnt man das da noch etwas im Verborgenen liegt, ein Geheimnis das Sandra umgibt und mit dem Einzug von diesem Nick eine Geschichte aus der Vergangenheit hervor bringt.

Es gibt im Buch 2 Zeitepochen, sie schildern das Heute und sie schildern die Zeit viele Jahre zuvor. Einen kleinen Jungen und dessen Eltern. Ein Tyrann der nur einer wurde weil jemand bewusst weggesehen hat, alles verdrehte nach Gutdünken und jedem die Schuld gab nur eben nicht sich selbst und diesem Kind. Eine vorprogrammierte Katastrophe, ein brodelnder Vulkan der irgendwann ausbrechen würde.

Die Autorin Jenny Milchmann hat es geschafft mit sehr wenigen Protagonisten eine Stimmung voller Ängste, Wut, Trauer, Hoffnung, Versagen, Mut und Stärke aufzubeschwören.
Der Überlebenskampf steigert sich von Seite zu Seite und man konnte nur mitbangen das alle irgendwie die Nerven behalten und nichts unüberlegtes tun. Wie oft wollte ich da reinspringen und 'Nein' rufen, 'Versteckt euch' oder 'Schnell, schnell weg'.

Die Stimmung ist bombastisch, nicht im Sinne von laut sondern eher durch diese kleinen gemeinen Handlungen, Sätze oder Drohungen.
Sehr psychologisch, alles, die Protagonisten in ihrem Verhalten, diese Vergangenheitsgeschichte die immer mehr ans Licht bringt und diese Stimmung in der durch einen Schneesturm noch einsamere Gegend.

Harlan, der Riese, Nicks Begleiter, ein einfältiger, ja fast schon dummer Mann hat mir von allen gezeichneten Protagonisten am besten gefallen.
Wie er dargestellt war fand ich einfach nur großartig. Zuerst scheinbar nur gewalttätig hat die Autorin ihm immer mehr Bedeutung zukommen lassen, dadurch sein wahres Ich geöffnet und damit konnte er sich in mein Herz schleichen.

Vom Schreibstil erinnerte es mich ein wenig an Harlan Coben Thriller.
Viele kleine Details, hier und da mal etwas ab- und ausschweifend. Aber eben sehr angenehm zu lesen, flüssig und sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt auch durch diesen Spannungsbogen. Immer wenn ich dachte 'jetzt ist es gut', 'das Schlimmste ist überstanden' dann setzte die Autorin noch einen drauf, allerdings ohne übertrieben zu wirken.

Gerne vergebe ich die volle Sternenzahl für diesen aufregenden Thriller und werde mir die Autorin sicher merken.
c)K.B. 06/2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

Abründig, aber dass auf hohem Niveau - 6 böse Kurzgeschichten

Spielverderber
1

Schon mal das Cover genauer betrachtet? Schön mit diesem lila Ton und dem grellem Lichtschein der einem sofort ins Auge sticht, oder? Und im Hintergrund, nur so angedeutet.....ja, so böse kann er - Bernd ...

Schon mal das Cover genauer betrachtet? Schön mit diesem lila Ton und dem grellem Lichtschein der einem sofort ins Auge sticht, oder? Und im Hintergrund, nur so angedeutet.....ja, so böse kann er - Bernd Mannhardt - der Berliner Autor provoziert gerne, das aber mit Anstand und Moral. Er reisst die Wunde nicht nur auf, er bohrt auch noch darinnen rum. Aber nicht im bildlichen Sinne, es gibt keine Gemetzel bei Herrn Mannhardts Geschichten, eher ein gesellschaftsfähiges Abbild der Gesellschaft.


Seine Storys drehen sich gerne um die Aussenseiter, die etwas anderen Protas, solche die polarisieren und denen man auch gerne mal in den Hinter treten möchte, damit sie endlich in die Pötte kommen. Solche über die man den Kopf schüttelt, angesichts ihrer Denkweisen und Handlungen und genauso ist es auch bei Allen hier im Buch.

Aber erst einmal kurz zur Story:
6 Kurzgeschichten die allesamt als Hörspiele für den Rundfunk vertont oder als Theaterstücke aufgeführt wurden.So sind auch alle im Stile eines Drehbuchs gehalten. Ort, Zeit, Inventar, Darsteller - alles Wichtige zuerst, dann folgt die Handlung. Die hat es in allen 6 Stücken in sich.Jede birgt ihre eigene Überraschung, jede ist für sich ein Unikum und jede endet anders als erwartet.

"Spielverderber" , erschienen bei epubli, ist mit seinen 148 Seiten, in denen die 6 Kapitel untergebracht sind eine ideale Lektüre zum abschalten, solange man sich nicht über die Protagonisten aufregt. Was gar nicht so einfach ist, denn der Autor zeichnet diese auf eine schonungslose Art. Oft beginnt er ganz harmlos um dann die Stimmung kippen zu lassen und ich bin mir sicher, er weiß genau das dies wirkt. Bei mir jedenfalls, so manches Schmunzeln ist mir aus dem Gesicht 'gefallen' als mir die ganze Tragweite der jeweiligen Story bewusst wurde.

Bernd Mannhardt hat eine Ausdrucksart die fesselt, seien es lange Ausführungen oder ganz kurze, knappe Sätze. Immer auf den Punkt, zeitgemäß. Wenn er übertreibt hat es etwas mit der Situation zu tun und dann passt es auch. Seine Protagonisten sind die Menschen von Nebenan und unterwegs, solche die man sieht und doch nicht wahrnimmt. Manchmal ist man es sogar selbst!

Stimmig, ausgezeichnet in der sprachlichen Ausdrucksweise, böse bis bitterböse. Der Wortwitz ist humorvoll mit deutlicher Tendenz zum Galgenhumor. Sarkastisch und/oder ironisch, Mannhardt Style eben.
Meine Lieblingsgeschichte in diesem Buch ist 'Talk light'

Gerne vergebe ich 5 von 5 Sternen.
c)K.B. 06/2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

Psychografie einer Mutter

Remember Mia
1

Estelle - was hast du nur getan? Diese Frage hat sich mir die ganze Zeit aufgedrängt. Was ist mit der kleinen Mia geschehen und welche Rolle außer die einer Mutter hat Estelle gespielt?
"Remember Mia", ...

Estelle - was hast du nur getan? Diese Frage hat sich mir die ganze Zeit aufgedrängt. Was ist mit der kleinen Mia geschehen und welche Rolle außer die einer Mutter hat Estelle gespielt?
"Remember Mia", das Debüt der Autorin Alexandra Burt, erschienen bei dtv Verlagsgesellschaft umfasst 384 Seiten und ist in der Kategorie des Thrillers angesiedelt.

Für mich war es allerdings eher eine Art der Unterhaltungslektüre. Natürlich kam Spannung auf, schon meine erste Frage spiegelt das wider, doch über viele Kapitel zog sich die Geschichte endlos in Estelles Erinnerungen dahin.

Aber erst einmal kurz zur Story :
Estelle erwacht im Krankenhaus. Ein schwerer Autounfall hat sie fast das Leben gekostet. Doch da ist noch mehr - eine Schusswunde und Estelles Erkenntnis das irgendwo da draußen ihre kleine Tochter Mia ist, die bereits vor dem Unfall verschwunden war.
Für die Polizei, die Medien, ihrem persönlichem Umfeld ist schnell ein Urteil gesprochen, Estelle hat Mia etwas angetan!
Aber stimmt das auch? Kann eine Mutter ihrem geliebten Kind Schaden zufügen? Estelle setzt alles daran ihre Erinnerungen wieder zu bekommen. Ein Aufenthalt in einer Klinik soll ihr endlich Gewissheit verschaffen und sie zurück führen zu dem Tag an dem Mia verschwand und das Wie und Warum zu Tage fördern.

Estelle, die Mutter; Jack, der Vater; Mia, das Kind - eine Familie die gar keine mehr ist. Hat der Vater etwas mit Mias Verschwinden zu tun?
Er kommt im Buch schlecht weg, ein Unsympath, Egoist und alles andere als guter Ehemann.
Auch Estelle wirkte oft negativ. Eine Mutter die an Rande ihrer Grenzen steht, körperlich wie auch seelisch. Mia macht ihr schwer zu schaffen, ein Schrei-Kind das alle Aufmerksamkeit fordert.

Doch auch ihr Umfeld bekommt zur genüge ihr Fett weg.
Die ermittelnden Polizisten sind ja fast schon klischeehaft dargestellt in ihren unfähigen und abstrusen Ermittlungen zum Verschwinden Mias.
Estelles fast schon einziger Vertrauter in der Klinik und ein Gehilfe auf dem Weg zur Erinnerung, der Psychologe, kam mir als einziger im positiven Sinne rüber.

Viele Teile des Buches sind einzig den Erinnerungen Estelles gewidmet. Das hat mich stellenweise sehr gestört, da darüber immer mehr der Spannung verloren ging. Hätte ich nicht um diese Schusswunde gewusst und damit dass irgendetwas ganz gewaltig aus dem Runder lief, dann wäre ich bestimmt üner so manche Seiten hinweg geflogen um nur den oder diesen Abschnitt beenden zu können.

Während der ganzen Zeit konnte ich mir keinen Reim machen wer gut oder böse ist. Wer will Estelle wirklich helfen und wer eben nicht?
Diese Szenerien um die Problematik mit ihrem Kind, den ständigen Gewissensbissen der Kleinen nicht gerecht zu werden.
Ihre Sorgen und Nöte, ihr Gefühl von Versagen und Einsamkeit war sehr gut geschildert.
Aus psychologischer Sicht wirklich klasse gemacht, tiefgründig genug und mit sehr schön ausgearbeiteten Sätzen und Abschnitten.
Das hat mich mehr als einmal sehr berührt.
Und doch war es mir einfach zu viel davon, diese Wiederholungen störten mich ungemein und so hat der Reiz der Geschichte sich mehr oder eher weniger in Wohlgefallen aufgelöst.

Der Prolog war ein Pageturner, der Rest eher angenehmer Zeitvertreib. In den letzten Kapiteln hin wurde es dann (viel zu spät) spannend und brachte einige Dinge zum Vorschein die ich so nie erwartet hätte.

Der Schluss selbst hat mit Sicherheit eine wichtige Bedeutung für die Autorin, mir hat er sich nicht erschlossen und so blieb ich ratlos zurück.

3,5 von 5 Sternen, da es mich letztendlich gefesselt hat, denn ich musste es unbedingt wissen - Estelle, was hast du getan?
c)K.B. 06/2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

Jugendthriller oder Dystopie? Egal, gut ist es so oder so!

Rain – Das tödliche Element
3

Während der ersten Seiten dachte ich nur - was ein pupertäres Gequatsche, hoffentlich geht das so nicht weiter sonst muss ich das Buch zur Seite legen. Das habe ich dann auch gemacht, aber erst nachdem ...

Während der ersten Seiten dachte ich nur - was ein pupertäres Gequatsche, hoffentlich geht das so nicht weiter sonst muss ich das Buch zur Seite legen. Das habe ich dann auch gemacht, aber erst nachdem ich dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen hatte.


"Rain" von Autorin Virginia Bergin, erschienen im Fischer Verlag, jetzt auch als Taschenbuch erhältlich, ist Band 1 zu der Geschichte um Ruby und den tödlichen Regen.


Aber erstmal zur Story :
Ruby, eine Teenagernervensäge, ein Mädchen das so gerne den Jungen ihrer Träume küssen möchte, die erzählt was das Zeugs hält und man dadurch fast schon an ihren Lippen klebt.
Der Regen macht ihr einen Strich durch die Kuss-Rechnung und auch durch ihr komplettes Leben. Ein Regen der tödlich ist und unzählige Opfer fordert. Ruby, die auf einmal Rücksicht nehmen muss und es auch kann hat nur noch ein Ziel - Überleben und ihren Vater finden, dabei aber tunlichst dem Regen und anderen Überlebenden aus dem Weg gehen. Es wird gefährlich!

Diese Geschichte ist durch Ruby wiedergegeben und ich musste tief in mich gehen, ob dieses jugendliche Gehabe, ihre Sprüche und Handlungen so wirklich sein können. Ja doch, warum eigentlich nicht? Zwar sagt kein Mensch egal ob alt oder jung "Schmetterling, Schmetterling, Schmetterling" wenn er oder sie flucht, aber Ruby hat es sich so vorgenommen und deshalb, bitte nicht wundern, im Buch sind tatsächlich einige dieser kleinen Flatterer abgebildet. Das hat mich etwas im Lesefluss gestört, aber auch nur weil ich dann immer überlegte was denn da jetzt besser hinpasst.
So eine ???? Idee hab ich noch in keinem Buch gelesen.
(Sorry, ich hab keine Schmetterlinge).

Trotz oder auch gerade wegen dieser bildlichen Sprache merkt man als LeserIn aber das Ruby durchaus mutig ist und vielleicht rettet ihr egoistisches Verhalten deswegen nicht nur ihr Leben.

Den Schreibstil fand ich sehr gelungen, sonst wäre ich nicht von Seite zu Seite geflogen. Hier und da recht grausam durch die Schilderungen der vielen Toten bzw. was geschieht wenn ein Mensch mit dem Regen in Kontakt kam.
Rubys Ängste und Emotionen fand ich mit jeder weiteren Seite immer besser dargestellt. Ihre Überlebenskunst besteht darin die Menschen und Unmenschen denen sie begegnete unterscheiden zu können. Ihr Gespür ist gut, sie ahnt was da auf die Menschheit (denen die noch übrig sind) zukommt und entscheidet sich auch mal gegen vermeintlichen Retter.

Ruby alleine wäre nicht zu ertragen, deshalb bekommt sie Weggefährten zur Seite gestellt. Nicht alle davon haben 2 Beine, aber alle zusammen sind sie ein Haufen Alleinunterhalter und es hat mich stellenweise sehr amüsiert.
Ein Alltag der so vollkommen untypisch war und doch wurde das Beste daraus gemacht.
Einkaufen, wenn man es denn so nennen kann wurde in vielerlei Hinsicht zu einem Extrem Shopping.

Stellenweise gab es Begebenheiten die mir einen Kloß im Hals verursachten und so ein kleines bisschen, ganz dezent und sehr versteckt offenbarte, dass Ruby doch trotz ihrer frechen Klappe richtig viel Herz hat, die Situation mit diesem elenden Regen sie aber immer wieder daran hinderte sich einfach mal gehen zu lassen.

Die Geschichte ist spannend, unterhaltsam, furchteinflößend und wirft für mich die Frage auf - wer wäre ich? Wie würde ich handeln?
Band 2 "Storm - die Auserwählte" ist ab dem 22. März 2016 im Handel und dann definitiv in meinem Bücherregal. Denn da sind noch so viele offene Fragen und ich muss wissen wie Ruby und die Geschichte sich weiter entwickelt.
Gerne vergebe ich sehr gute 4 von 5 Sternen.
c)K.B. 2016

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sie hört was andere nicht sehen! Ein Thriller der Extraklasse

Endgültig
2

Manche Gaben werden einem in die Wiege gelegt, andere dagegen muss man sich bitter erkämpfen.
Durch Schweiß und Blut, eiserne Disziplin und Mut, mit Hilfe eines strengen Lehrers oder alleine durch den ...

Manche Gaben werden einem in die Wiege gelegt, andere dagegen muss man sich bitter erkämpfen.
Durch Schweiß und Blut, eiserne Disziplin und Mut, mit Hilfe eines strengen Lehrers oder alleine durch den eigenen Willen.
Jennifer Aaron, die Hauptprotagonistin in diesem Buch hat all dies erfahren.

Aber erstmal kurz zur Story:
Aaron war Polizistin, eine gute sogar, doch dann ging bei einem Einsatz etwas schief. Die Folge für sie katastrophal - als Blinde aus der Rehabilitation entlassen schaffte sie ihren Weg zurück. Nun ist Aaron Verhörspezialistin und wird abberufen den Mann zu sprechen, der als vermeintlicher Täter eine Psychologin ermordet haben soll. Doch Aaron kennt diesen Mann, hatte bereits mit ihm zu tun und lässt Zweifel an seiner Schuld aufkommen. Jemand anderes muss dahinter stecken. Eine Person die Aaron kennt, eine Person die Rache nehmen wil. Warum? Wofür? Kann eine Blinde den Kampf gegen einen skrupelosen Menschen gewinnen?

"Endgültig" von Autor Andreas Pflüger, erschienen im Suhrkamp Verlag, ist ein Thriller der Extraklasse.
Eine Geschichte die unter die Haut geht, die man liest und gleichzeitig spürt. Eine Geschichte die eher leise als laut ist und doch immer wieder an den richtigen Stellen mit einem gewaltigen Knall in die nächste Runde geht.
'Zwischen Worten tasten. Das Verborgene erfühlen. Dem Schall von Lügen lauschen.' (Buch Seite 87)

Ein Satz der sich mir besonders einprägte war 'Wartet bis die Blinde ihn gesehen hat'.
Wie sollte ein blinder Mensch etwas sehen? Aaron hat gezeigt wie es geht. Sie 'sieht' Dinge, die entstehen durch Geräusche. Ein Windhauch, ein Schall, ein fehlendes Wort oder eines das zu viel ist. Damit kann sie ihr Gegenüber einschätzen und sondieren und liegt meistens genau richtig. Ihr Gespür ist ist so ausgeprägt das jede Lüge einen eigenen Ton bekommt und den kann Aaron hören.

Dem Autor ist es auf eine großartige Weise gelungen seine Protagonistin darzustellen. Verletzlich aber keinesfalls hilflos. Sehr gewissenhaft, nachdenklich und mit einem herzlichen Wesen. Dabei hat er es aber nicht übertrieben und keine Superwoman geschaffen, sondern eine Frau die durchaus leidet, hadert und letzendlich das tut was sie irre gut kann - fühlen, mit allen Sinnen.
Hier hat der Autor nicht einfach drauflos geschrieben, dafür sind all die Schilderungen zu präzise. Eine sorgfältige Recherche zum Thema Blindheit muss hier maßgeblich mit eingeflossen sein.

Durch den Schreibstil lässt der Autor alles für sich sprechen. Die Beschreibungen von Orten und Begebenheiten sind immer durch Dinge wiedergegeben die z.B. anhand von Gerüchen und Geräuschen erkennbar sind. Aarons Welt mag dunkel sein aber sie ist keine Stück langweilig, sondern so voller Dinge die vielleicht nur gehört, gerochen oder gefühlt werden wollen.
Mal abgesehen davon, die ganze Geschichte ist voller Geheimnisse und einer Spannung die ein kribbeln verursacht.
Was habe ich mit und um Aaron gefürchtet.

10 Dinge die ich an diesem Buch mag
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
● Aaron - weil sie so verletzlich scheint und dabei einfach nur stark ist
● Marlowe - weil er sich auch in mein Herz gestohlen hat
● Pavlik - weil er ein echter Freund ist
● das Cover - weil es so unscheinbar wirkt
● der Plot - weil er so genial konstruiert ist dabei aber nicht konstruiert wirkt
● Aarons Papa - weil er der Lehrer, der Drillmaster, der Freund war
● Boenisch - weil er so ein Waschlappen ist
● Niko - weil ich mich nicht in ihm geirrt habe
● Holm - weil ich zu ihm nichts sagen werde (selber lesen)
● das Buch - weil es einfach genial ist

Es ist erst März, aber dieses Leseerlebnis zu toppen wird den noch kommenden Büchern sehr schwerfallen.

Vielleicht solten wir öfters mal die Augen schließen, für einen kurzen Moment nur und versuchen zu erspüren was um uns herum ist.
Damit wir auch die Dinge wahrnehmen die uns selbstverständlich sind aber eben doch besonders.

Absolut begeistert vergebe ich 5 von 5 Sternen plus einen extra da das Thema um die blinde Aaron bei mir kein Stück Mitleid hervorruft sondern ausschließlich Respekt.
c)K.B. 2016