gefangen, befreit, gebrochen
Goldener Käfig (Die Farben des Blutes 3)Dank des Verrats durch den Neublüter-Seher blieb Mare keine Wahl. Um die zu schützen, die sie liebt, begab sie sich in Mavens Hände und ist nun gefangen in einem goldenen Käfig. Während Mare darum kämpft ...
Dank des Verrats durch den Neublüter-Seher blieb Mare keine Wahl. Um die zu schützen, die sie liebt, begab sie sich in Mavens Hände und ist nun gefangen in einem goldenen Käfig. Während Mare darum kämpft zwischen Verrat und Intrigen zu überleben, schmieden ihre Freunde Pläne sie zu befreien und die rote Garde strebt weiterhin nach der Vernichtung der Krone Nortas, wobei sie unerwartete Hilfe von weit entfernt erhalten.
Der Einstieg ist dieses Mal, bezogen auf die Handlung, sehr viel ruhiger, als bei Band 2. Allerdings zieht sich die Handlung in der ersten Hälfte des Buches, bis auf ein, zwei Höhepunkte. Hier arbeitet die Autorin sehr stark daran offene Fragen aus den vergangenen Bänden zu beantworten und vor allem Mavens Charakter weiter auszuarbeiten. Mit Mares gelunger Flucht kommt dann wieder Schwung in die Handlung und man hat das Gefühl es geht voran, es passiert etwas. Auch hier geht sie nicht sofort auf das Ganze, aber es wird merklich auf eine weitere Eskalation hingearbeitet.
Durch die verschiedenen Erzähler, neben Mare erzählen auch Cameron und später Evangelina Teile der Handlung, werden parallel laufende Handlungsstränge eröffnet, die dem Leser auch tiefere Einblicke in ein Knäul aus Verrat, Intrigen und Machtgier gewähren.
In sich ist die Handlung schlüssig und gut zu verfolgen, auch wenn sich durch Spaltungen und neue Bündnisse immer neue Möglichkeiten für Verrat und Machtgier ergeben und die Verflechtungen zwischen den einzelnen Akteueren immer enger gesponnen werden. Überraschende Wendungen, mit denen man wirklich nicht gerechnet hätte, stiften zudem immer mehr Unheil, als gut ist.
Mare macht vor allem in der ersten Hälfte, während ihrer Zeit in Mavens Gefangenschaft, charakterlich eine starke Veränderung durch. Sie klammert sich an den Glauben, dass die rote Garde sie befreien wird, während sie sich mit aller, ihr zur Verfügung stehenden, Kraft darum bemüht zu überleben und ihre Freunde nicht mit in den Tod zu reißen. Sie wirkt oft nur wie ein Schatten ihrer Selbst und droht unter dem Gewicht der Stille zu ersticken. Selbst als sie aus ihrer Gefangenschaft entflohen ist bleiben noch Spuren zurück, aber sie wird mehr und mehr wieder zu der Mare, die sie davor war, wenn auch nicht ganz. Trotz ihres unbändigen Hasses auf Maven wirkt sie zunehmend kontrollierter und fährt nicht wegen jeder Kleinigkeit aus der Haut.
Während bei Mare wieder eine Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu erkennen ist, kommt Cal meiner Meinung nach irgendwie zu kurz in diesem Buch. Er wird zunehmend zu einem durchschaubaren Charakter, der es nicht schafft über sich hinauszuwachsen und eigenständige, starke Entscheidungen zu treffen. Er hält an dem fest, was war, und scheint in all der Zeit nichts dazugelernt zu haben.
Vor allem die erste Hälfte der Geschichte hilft sehr zu verstehen, warum Maven so ist, wie er ist. Das rechtfertig allerdings noch lange nicht die Dinge, die er tut. Man hat immer deutlicher den intriganten, herrschsüchtigen und gerissenen König vor Augen, der wirklich alles dafür tut seinen Thron zu erhalten und seine Feinde auf die grausamste Art und Weise loszuwerden.
Aber nicht nur Maven sucht sich Verbündete, die Republik Montfort steht der roten Garde nun zur Seite im Kampf gegen Nortas Krone. Ihr Anführer Premierminister Davidson ist ein recht undurchschaubarer Mann mit großen Ambitionen. Er versteht sich darauf Informationen gezielt einzusetzen und durch Voraussicht und geschicktes Taktieren seine Ziele zu erreichen. Er weiß, dass er manchmal auch einen Schritt zurück machen muss, um zwei nach vorne machen zu können und ist sich dabei auch nicht zu schade sich selbst in die Schlacht zu stürzen.
Da auch Teile der Handlung durch Camerons Augen erzählt werden, wird einem immer bewusster, was so eine Neublüter-Fähigkeit auch bedeuten kann. Man lernt es nachzuvollziehen warum sie so ist, wie sie ist und warum sie sich so dagegen sträubt, das zu tun, was viele von ihr erwarten. Man erhält hier nocheinmal einen ganz anderen Blickwinkel, auch auf die anderen Hauptcharaktere.
Sehr interessant war für mich die Geschichte aus Evangelinas Perspektive zu betrachten, da man sie eigentlich immer als die eiskalte, rücksichtlose Nachfahrin des Samos Clans gesehen und kennengelernt hat. In den Kapiteln, in denen aus ihrer Perspektive erzählt wird, offenbart sie eine ganz neue Seite von sich. Vor allem die starke Bindung zu ihrem Bruder wird deutlich, so wie ihre heimliche Liebe, aber auch die Abhängigkeit von ihren Eltern. Im Kern ist sie ganz anders, als sie sich nach außen hin gibt.
Das Buch ist, wie seine Vorgänger, in einer einfachen, gut verständlichen Sprache geschrieben. Victoria Aveyard beschäftigt sich wieder sehr stark mit dem Innenleben ihrer Charaktere und dies gelingt ihr dieses Mal sehr gut. Die Gefühle haben für mich aber auch in diesem Band noch nicht genug Durchschlagskraft, um wirklich bis zu mir, als Leser, durchzudringen. Die stärksten Passagen sind meiner Meinung nach actionreiche Kampfszenen in denen viel passiert und die Handlung in den Vordergrund rückt.
Mit einer interessanten Mischung aus Action und Ruhe ist auch Goldener Käfig ein Roman, der sich durchaus sehen lassen kann, wenn auch mit einigen Schwächen.
Es steht nun alles im Zeichen einer Revolution, die scheinbar nicht mehr aufzuhalten ist, und dennoch genug Gegenwind bekommt. Tauche ein und kämpfe für eine gerechtere Welt, in der alle Farben gleich sind.