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Veröffentlicht am 26.03.2019

Thriller mi t Suchtfaktor

Sündenkammer: Thriller
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Nachdem ich bereits die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und die Spezialermittlerin Laura Kern lesend beim Lösen ihrer Fälle begleitet habe und mich beide Frauen gleichermaßen begeistern konnten war ich ...

Nachdem ich bereits die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und die Spezialermittlerin Laura Kern lesend beim Lösen ihrer Fälle begleitet habe und mich beide Frauen gleichermaßen begeistern konnten war ich neugierig auf die Zons-Reihe.
Dieses war mein erstes Buch daraus. Ich mag Bücher mit zwei parallel verlaufenden, zeitversetzten Handlungssträngen, kenne dies bisher aber nur aus Romanen. Daher war ich umso neugieriger, wie sich das in einem Thriller umsetzen lässt.

Bereits während des Prologes zog mir eine leichte Gänsehaut die Arme hinauf, ließ er doch schon ein schreckliches Ende des Opfers erahnen.

Sowohl im gegenwärtigen als auch im 500 Jahre zurückliegenden Handlungsstrang gibt es sehr sympathische Ermittler. Während Kommissar Oliver Bergmann sich auf die Suche nach einem Serientäter machen muss, der junge Frauen auf dem Scheiterhaufen einen schrecklichen und qualvollen Tod erleiden lässt, hat der städtische Wachsoldat Bastian Mühlenberg im mittelalterlichen Zons mit einer Reihe junger Novizen zu tun, die vergiftet worden sind.

Im geschickten Wechsel der Geschehnisse in Vergangenheit und Gegenwart enden nicht wenige Abschnitte mit einem perfekt gesetzten Cliffhanger, der mich manchmal schier zur Verzweiflung gebracht hat, wenn die Zeit zum Weiterlesen fehlte. Die Geschichte hat bei mir einen Sog entwickelt, dem ich mich nur sehr schwer entgegensetzen konnte.

Sowohl Oliver als auch Bastian habe ich gerne auf ihrer Spurensuche begleitet und dabei die Spannung genossen, die durchgehend hoch war. Gerade die Klosteratmosphäre in der Vergangenheit, dieser leichte Gruselfaktor, der beim Durchqueren der verwinkelten Gänge und vor allem des düsteren Kellergewölbes aufkam, hat mir sehr gut gefallen. Auch die Informationen zum kargen, durchregulierten Klosterleben der Franziskaner zur damaligen Zeit waren sehr interessant und haben mir ein sehr lebhaftes Kopfkino beschert, was allerdings auch an den sehr realistisch beschriebenen Mitbrüdern und Novizen lag.

Wie ich es bereits aus anderen Büchern von Catherine Shepherd kenne ist es ihr ein weiteres Mal gelungen, durch klitzekleine Äußerungen oder Bemerkungen oder gut positionierte Ereignisse quasi im Vorbeigehen falsche Spuren zu legen. Und immer wieder saß ich im Tal der Ahnungslosen und das so ziemlich bis kurz vor Schluss. Das Ende hat mich dann auch wieder überraschen können. Genau so liebe ich Thriller. Danke dafür, Catherine Shepherd.

Veröffentlicht am 10.03.2019

Fredenbüll ermittelt in Hamburg

Mörder mögen keine Matjes
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Ein nicht alltäglicher Fund am Fredenbüller Strand, der es in sich hat – Leiche in Elektroschrott verpackt in einem Hamburger Container. Dorfpolizist Thies macht sich auf den Weg in den Großstadtdschungel, ...

Ein nicht alltäglicher Fund am Fredenbüller Strand, der es in sich hat – Leiche in Elektroschrott verpackt in einem Hamburger Container. Dorfpolizist Thies macht sich auf den Weg in den Großstadtdschungel, arbeitet doch dort seine ehemalige Kollegin Nicole in der Mordkommission.
Aber was wäre Thies ohne seine Hidde-Kist-Freunde. Auch sie finden einen Grund zum Ortswechsel, denn Piet braucht dringend moralische Unterstützung bei seiner Reha.
Und so treffen bald alle wieder aufeinander, erklären Mannis Matjeshalle zum Treffpunkt und stecken bald wieder mitten drin in aberwitzigen Ermittlungen.

Das Schöne an Serien ist ja, dass man immer wieder mit lieb gewonnenen Charakteren zusammentrifft. Das ist immer so ein bisschen wie Kaffeeklatsch unter alten Freunden. Damit es nicht langweilig wird gibt es immer einige mitunter sehr skurrile bösen Buben oder Mädchen. Gewürzt wird das Ganze in diesem Fall mit einem Familiengeheimnis. Im Rahmen der Ermittlungen gibt es jede Menge Verdächtige und mögliche Motive – Drogenschmuggel, Sonderabfälle oder doch vielleicht etwas ganz Anderes? Vieles erscheint möglich, wird aber doch schnell wieder verworfen. Wer kann der Täter/die Täterin bloß sein? Bei mir ging das Licht ziemlich spät auf, denn das Ende kam dann doch sehr überraschend.
Aber so soll es ja auch sein.

Als Fredenbüll-Fan und Liebhaberin des mitunter sehr drögen Friesencharmes war die Stippvisite nach Hamburg natürlich wieder viel zu schnell „Geschichte“. Sie hat mich wie immer bestens unterhalten und für einige Lacher gesorgt, und ich freue mich schon auf den nächsten Fall. 5 Sterne

Veröffentlicht am 08.03.2019

Ein bewegendes Stück deutsch-deutscher Geschichte

Was uns erinnern lässt
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Das Hotel Waldeshöh, idyllisch gelegen am Rennsteig mitten im Thüringer Wald, befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie Dressel. Um diesen Ort ranken sich die zwei Handlungsstränge des Romans, ...

Das Hotel Waldeshöh, idyllisch gelegen am Rennsteig mitten im Thüringer Wald, befindet sich seit Generationen im Besitz der Familie Dressel. Um diesen Ort ranken sich die zwei Handlungsstränge des Romans, die in der Vergangenheit sowie der Gegenwart spielen.
Milla, alleinerziehende Mutter ohne familiäre Bindungen, liebt ihr Hobby: das Ausspüren von sogenannten „lost places“ , über die sie in ihrem blog berichten will. Beim Streifen durch den Thüringer Wald entdeckt sie eher zufällig die Falltür zu einem Keller, in dem die Zeit scheinbar eingefroren worden ist. Dabei fällt ihr auch ein Tagebuch eines Mädchens mit Namen Christine Dressel in die Hände. Es muss ein einschneidendes Erlebnis vorgefallen sein, dass Millas Neugier weckt.
Sie sucht und findet Christine Dressel, begibt sich mit ihr auf Spurensuche und deckt auch ein lange gut gehütetes Familiengeheimnis auf. Ab diesem Zeitpunkt beginnt der Gegenwartspart, der mir bis dahin zeitweise etwas langatmig vorkam, spannend zu werden. Durch Christines Erinnerungen kann man leicht an der Familiengeschichte teilhaben, da sie realistisch beschrieben und dadurch leicht nachvollziehbar sind.
In den Rückblenden erfährt man zunächst viel über das Leben im Hotel Waldeshöh ab 1945 und lernt dabei auch Hildes Großmutter Johanna kennen, die über die Kriegszeiten bis hin zur Teilung Deutschlands und Einrichtung der Sperrzone immer die Fäden in der Hand hatte und nie die Hoffnung aufgab, dass der Hotelbetrieb wieder aufgenommen werden würde.
Christines Kindheit und Jugend in den 60-er und 70-er Jahren ist so lebendig beschrieben, dass man sie fast miterleben kann. Vieles, was einem heute merkwürdig vorkommt, war für sie Alltag: das Leben in der Sperrzone war mitunter sehr einsam, für Christine und ihre Geschwister war es aber Heimat und der Ort für viele Erinnerungen. Umso härter hat die Familie dann die Zwangsumsiedlung getroffen.
Kati Naumann hat hier ein Stück deutscher Geschichte sehr detailliert und einfühlsam wiedergegeben. Ich habe doch einige neue Informationen zu Zwangsumsiedlungen und dem Leben in Sperrgebieten erfahren. Das vorangestellte Interview zeigt gleich zu Beginn, warum die Autorin so viel Herzblut in diesen Roman gesteckt hat.
Milla und Christine, diese 2 starken, aber so unterschiedlichen Frauen, habe ich sehr gerne auf ihrer Reise in die Vergangenheit begleitet und miterlebt, wie beide ihr Seelenheil finden, jede auf ihre ganz eigene Weise, aber doch zusammen.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und *****

Veröffentlicht am 05.03.2019

Teil I hat mich enttäuscht

Café Engel
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Schon als Kind ist Hilde klar, dass sie einmal das von ihren Eltern geführte Wiesbadener Cafe´Engel weiterführen wird. Nach Kriegsende verfolgt Hilde daher nur ein Ziel: ihr geliebtes Cafe´mit Hilfe ihrer ...

Schon als Kind ist Hilde klar, dass sie einmal das von ihren Eltern geführte Wiesbadener Cafe´Engel weiterführen wird. Nach Kriegsende verfolgt Hilde daher nur ein Ziel: ihr geliebtes Cafe´mit Hilfe ihrer Mutter und guten Freunden wieder zu einem beliebten Treffpunkt nicht nur für Künstler und Schauspieler zu machen.
Während Hilde sich mit Feuereifer um die Wiedereröffnung des Cafe´´s kümmert befindet sich ihre Cousine Luisa auf der Flucht vom Gestüt aus Ostpreußen zu ihrem ihr noch unbekannten Onkel Heinz, Hildes Vater.
Nach der Beschreibung des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass die beiden jungen Frauen im Mittelpunkt des Geschehens stehen, musste mich aber schon sehr schnell vom Gegenteil überzeugen lassen.
In ständigen Perspektivwechseln werden parallel zu den Ereignissen im Leben von Hilde und Luise auch die Erlebnisse anderer Personen beschrieben. So gibt es Einblicke in das Soldatenleben und die Kriegsgefangenschaft von Hildes Vater Heinz; den Alltag und die Flucht des französischen Zwangsarbeiters Jean-Jacques sowie die Überlebensgeschichte der Jüdin Julie, die im Hause Engel versteckt worden ist.
Dadurch erhält man zwar jede Menge gut recherchierter Informationen zu Themen wie Flucht, Vertreibung, Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft und dem Leben in der Nachkriegszeit, allerdings besteht bei der kurzen Verweildauer bei einer Person kaum eine Gelegenheit, sich näher mit ihr zu befassen. Für mich hat sich dadurch eine Distanz aufgebaut, so dass ich mit den Protagonisten nicht richtig warm werden konnte.
Es haben zwar alle Personen irgendeine Verbindung zum Freundeskreis des Cafe Engel, aber auf mich hat der Perspektivwechsel insgesamt sehr unruhig und störend gewirkt.
Auf den letzten Seiten ist dann endlich das passiert, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet habe. Luisa und Hilde treffen aufeinander. Für Rivalität zwischen beiden bleibt dann aber nicht wirklich viel Zeit, denn auf den letzten Seiten wirkt die Handlung doch sehr komprimiert. Und das Lüften der Geheimnisse geht irgendwie im Gedränge der vielen Ereignisse unter. Dazu gibt es dann noch ein großes Happy end auf allen Seiten unterm Tannenbaum – das war mir dann doch zu viel Zuckerguss auf dem Kuchen.
Gut gefallen hat mir allerdings der flüssige Schreibstil und die realistische Darstellung des Cafes und der jeweiligen Handlungsorte, so dass ich mir recht schnell ein Bild davon machen konnte.
Ich habe erst während des Lesens erfahren, dass dieser Band Teil 1 einer Trilogie ist, was einiges erklärt, mich aber dennoch recht enttäuscht zurück lässt, denn der Roman hat leider nicht gehalten, was mir der Klappentext versprochen hat und worauf ich mich gefreut habe.

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Veröffentlicht am 03.03.2019

Balsam für die Seele

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta
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Eine Insel der Ruhe in einer schnelllebigen Metropole – das ist der Blumenladen „L’etoile manquante“ - der fehlende Stern - des Monsieur Dominique und für die in Paris gestrandeten spanischen Freundinnen ...

Eine Insel der Ruhe in einer schnelllebigen Metropole – das ist der Blumenladen „L’etoile manquante“ - der fehlende Stern - des Monsieur Dominique und für die in Paris gestrandeten spanischen Freundinnen Mercedes und Tilda der tägliche Anlaufpunkt. Alle 3 haben etwas gemeinsam: sie sind einsam, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen. Monsieur Dominiques fehlender Stern ist seine vor langer Zeit verstorbene große Liebe Julie, der er immer noch nachtrauert und über die Jahre daran verzweifelt, dass selbst seine Erinnerungen langsam verblassen. Ihr hat er versprechen müssen, glücklich zu bleiben. Diesen Zustand erreicht er nur, in dem er andere mit seinen Blumen glücklich macht und an deren Glück teilhaben kann. Für Violeta, die neue Aushilfe, ist der Job ein Rettungsring, denn auch sie hat ihr Päckchen zu tragen.
Es ist ein Roman der leisen Töne, poetisch, warmherzig, melancholisch, der sich mitunter in langatmigen Abhandlungen etwas verheddert, aber dabei trotzdem nichts von seinem Pariser Charme einbüßt. Inmitten der Stadt der Liebe geht es um Einsamkeit, die Bedeutung von Freundschaft und Glück, den Umgang mit Verlusten und den Mut, neue Chancen zu ergreifen.
Alle Protagonisten – und dazu zählen für mich auch Mercedes und Tilda – sind sehr realistisch beschrieben und es ist mir leicht gefallen, mich in sie mit all ihren kleinen oder großen Schrullen hineinzuversetzen. Monsieur Dominique hat mein Herz im Sturm erobert mit seiner unaufdringlichen, charmanten Art und seinem großen Herz. In seinem Blumenladen habe ich mich schon fast ein bisschen wie „zu Hause“ gefühlt
Die Geschichte ist gespickt mit vielen Lebensweisheiten und Beispielen der Blumensprache, die mir sehr gut gefallen haben.
Dieser Roman ist ein Wohlfühlbuch und wie Balsam für die Seele.