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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2019

Sehr emotionale Wanderung durch die Mongolei

Ins Nirgendwo, bitte!
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In diesem Buch beschreibt Franziska Bär ihre Wanderung durch die Mongolei, die sie mit ihrem Partner Felix unternommen hat. Ab von der Zivilisation, mitten im Nirgendwo. Immer am Fluss entlang. Der gesamte ...

In diesem Buch beschreibt Franziska Bär ihre Wanderung durch die Mongolei, die sie mit ihrem Partner Felix unternommen hat. Ab von der Zivilisation, mitten im Nirgendwo. Immer am Fluss entlang. Der gesamte Proviant im Rucksack.
Fünf Wochen voller Mut, Abenteuer, Emotionen, Verzweiflung, seelischem Stress, aber auch unglaublich schönen und unvergesslichen Momenten. Franziska und Felix sind in diesen fünf Wochen gewachsen, nicht nur als einzelner Mensch, sondern auch als Paar.

Doch bevor es mit der Wanderung an sich losgeht, erfährt der Leser zunächst einmal von der Vorbereitungszeit. Das hat mir sehr gut gefallen, da man sich so einen Überblick verschaffen kann, wie viel Zeit und Mühe so etwas kostet. Außerdem steigt so die Spannung, ob sich die ganzen Kosten und Mühen gelohnt haben! Die größte Herausforderung bei der Planung war eine Strecke zu finden, welche die gesamte Zeit über Zugang zu Süßwasser bietet. Denn viele Seen in der Mongolei enthalten Salzwasser. So wurde der Bergsee Khukh Nuur zum Ziel bestimmt. Nun kam die nächste Herausforderung: das Gepäck. Alles was benötigt wird muss mit, aber zu schwer darf es nicht werden!
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, so dass man über die Seiten nur so fliegt. Außerdem ist die Erzählung sehr fesselnd geschrieben. Neue Abenteuer werden angedeutet und so wird die Neugierde des Lesers angesprochen. Die Erzählungen wirken sehr authentisch und geben einen tiefen, privaten Einblick in die Reise. Der Leser bekommt viele Gefühle, von Glück bis Unglück, mit und erfährt so, dass eine Reise nun mal immer zwei Seiten hat. Am Ende zählt das Ergebnis und das ist wunderbar! Mir haben auch diese eingeschobene Tagebucheinträge gefallen, denn sie fassen noch einmal ein paar Erlebnisse und Gefühle zusammen, und spiegeln auch, den sozusagen, Echtzeit-Eindruck der Lage während der Reise wider.
In der Mitte des Buches befinden sich ein paar Bilder der Reise. Diese zeigen einen wunderbaren Überblick. Auch einige Personen aus den Erzählungen erkennt man wieder!
Neben den Gefühlen von Franziska und Felix nimmt natürlich auch die Mongolei einen sehr großen Platz in der Geschichte ein. Beim Lesen erhält man einen groben Überblick über das Land, seine Natur, seine Menschen. Über einige Begegnungen mit Einheimischen wird in dieser Erzählung berichtet. Das hat mir sehr gut gefallen. Die Mongolen sind ein sehr eigenes Völkchen. Es gibt vieles zu Entdecken!

Mit hat dieser Reisebericht sehr gut gefallen und ich kann ihn jedem empfehlen, der gerne mal in die Mongolei entfliehen möchte, ohne das Haus zu verlassen. Denn beim Lesen dieses Buches fühlt man sich in die Mongolei versetzt! Ich vergebe sehr gerne volle fünf von fünf Sterne.  

Veröffentlicht am 19.05.2019

Leider der falsche Protagonist

Auris
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Auris bedeutet Ohr, das ist der Spitzname von Matthias Hegel, einem akustischen Profiler in Berlin. Er kann anhand der Stimme sehr viel über den Täter sagen. Von Körperstatur, Herkunft, über Krankheiten ...

Auris bedeutet Ohr, das ist der Spitzname von Matthias Hegel, einem akustischen Profiler in Berlin. Er kann anhand der Stimme sehr viel über den Täter sagen. Von Körperstatur, Herkunft, über Krankheiten bis hin zu Charakterzügen. Doch eines Tages gesteht er selbst einen Mord und landet im Gefängnis. Ihm gegenüber steht Jula Ansorge – ja ohne i – sie ist True-Crime-Podcasterin und hat es sich zum Ziel gesetzt Justizirrtümer aufzudecken. Sie ist von Hegels Unschuld überzeugt und so ermittelt sie selbst nach dem wahren Mörder, doch dabei bringt sie sich und ihre Familie in Gefahr.

Dieser Thriller ist nach einer Idee von Sebastian Fitzek entstanden. Kliesch und Fitzek haben auch während der dreijährigen Schreibphase viel Kontakt gehabt. Meiner Meinung nach merkt man das der Handlung an. Dennoch ist es kein Fitzek, sondern ein Kliesch.
So richtig fesselnd und überzeugen konnte mich dieser Thriller nicht. Irgendwie wirkte die Handlung zu konstruiert und unrealistisch. Am Ende bleiben auch einige Fragen offen, so etwas mag ich gar nicht. Wie es scheint, soll dies ein Auftakt für eine Reihe um Jula Ansorge und Matthias Hegel werden. Mir scheint es ein bisschen, wie Geldmacherei mit dem Namen Fitzek.
Der Schreibstil an sich war ok. Recht hektisch und rasant, was für einen Thriller ja nicht verkehrt ist. Aber dennoch fehlte mir etwas. Etwas überrascht war ich, als ich gelesen habe, dass „Auris“ schon sein sechstes Buch ist, das habe ich dem Schreibstil leider nicht angemerkt.
Etwas verwirrt hat mich, dass Hegel eher eine Nebenrolle einnimmt, da ich dachte er würde im Vordergrund stehen. Das ist allerdings Jula. Vielleicht liegt es auch daran, dass dies nur der Auftakt zu der neuen Reihe ist. Und im nächsten Band Hegel den Leser von seiner Begabung überzeugen kann. Denn hier kam diese Fähigkeit fast nur im Prolog zum Einsatz.

Dieser Thriller hat mir eine lange Bahnfahrt verkürzt und mich unterhalten, aber nicht beeindruckt, deshalb vergebe ich drei von fünf Sternen.  

Veröffentlicht am 19.05.2019

Toller Roman über die Kraft der Freundschaft

Glück und Glas
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Marion und Hannelore wurden am selben Tag, im selben Krankenhaus geboren: am 7. Mai 1945 in München. Sie gehören somit zu den ersten Friedenskindern. Ein Schicksalsschlag bringt ihre Mütter zusammen und ...

Marion und Hannelore wurden am selben Tag, im selben Krankenhaus geboren: am 7. Mai 1945 in München. Sie gehören somit zu den ersten Friedenskindern. Ein Schicksalsschlag bringt ihre Mütter zusammen und somit auch die beiden Mädchen, welche von nun an einen gemeinsamen Weg gehen. Auch wenn dieser Weg steinig wird. Nicht nur, weil beide aus unterschiedlichen Verhältnissen kommen. Marion kommt aus ärmlichen Verhältnissen, Hannelore hingegen gehört einer Schuhmacher-Familie an und lebt in einer Villa. Die beiden sind grundverschieden, aber dennoch kommen sie wunderbar miteinander klar, sie ergänzen sich. Marion, die sich ab den 60ern Moon nennt, liebt das Künstlerische. Hannelore hingegen mag es bodenständig – Jura-Studium, Familie. Doch in den 70er kommt es zum Streit, wird ihre Freundschaft das überstehen?

Mir hat dieser Roman gut gefallen. Er zeigt auf, dass Kinder viel einfacher und unvoreingenommener mit unterschiedlichen Lebensverhältnissen umgehen. Marion und Hannelore ging es einfach nur um Zuneigung, nicht um Geld. Auch wenn es Marion sehr bewusst war, dass es für Hanelore einfacher ist. Die Idee, die beiden aufwachsen zu lassen und dem Leser zu ermöglichen, sie 70 Jahre lang zu begleiten gefällt mir sehr. Die Umsetzung hat mir ebenfalls gut gefallen. Zwischendurch gibt es immer wieder Zeitsprünge. So wird es auch nicht zu langatmig. Schön fand ich auch, dass der Leser beide Seiten direkt miterlebt. Marions Geschichte steht zwar im Vordergrund, aber dennoch bleibt der Leser auch in Bezug auf Hannelore informiert. Die Beschreibungen wirken sehr authentisch. Es wird auch darauf hingewiesen, dass dieser Roman autobiografische Teile enthält, dies verstärkt wohl die Authentizität noch einmal.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Gerade das Authentische und Lebendige an der Geschichte. Der Roman liest sich angenehm und flüssig. Trotz der über 500 Seiten und kleiner Schrift (TaschenbuchFormat) wird es nicht langatmig. Da die Geschichte in der Gegenwart, 2015, beginnt ist die gesamte Zeit über eine gewisse Spannung da, denn es geht um die Feier zum 70. Geburtstag und darum, ob die beiden ihn zusammen feiern werden.
Lilli Beck ermöglicht dem Leser einen wunderbaren Überblick über das Zeitgeschehen einer Spanne von 70 Jahren. Es werden politische Ereignisse, technische Neuerung oder Themen aus dem Bereich Kultur wie nebenbei erwähnt und informieren so den Leser auf unbewusste Weise, ohne dass es die Handlung an sich stört.

Mir hat der Roman gut gefallen, für die vollen fünf Sterne hat es nicht gereicht, aber ich vergebe sehr gerne vier von fünf Sternen. „Mehr als tausend Worte“ hat mir besser gefallen. Nun bin ich gespannt, wie mir „Wie der Wind und das Meer“ gefallen wird.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Auf ins Abenteuer!

Bärti muss mit!
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Max ist fünf und seine Mutter Janina Breitling beschließt: bevor es in die Schule geht, soll es erst einmal in die Welt hinausgehen! Ein großes Abenteuer für Mutter und Sohn, bevor der Ernst des Lebens ...

Max ist fünf und seine Mutter Janina Breitling beschließt: bevor es in die Schule geht, soll es erst einmal in die Welt hinausgehen! Ein großes Abenteuer für Mutter und Sohn, bevor der Ernst des Lebens beginnt. Die beiden, beziehungsweise drei – denn Bärti, der Stoffbär muss mit – erkunden ab der touristischen Wege Indonesien, Kuba, Australien, Japan, die Mongolei, Mexiko, Kalifornien, Island, Georgien und Israel.
Janina Breitling erzählt von ihren Reisen sehr authentisch! Es werden die Gesamteindrücke beschrieben, so liest der Leser Gutes, aber auch was schlecht war oder schief ging.
In diesem Buch geht es nicht nur um die Reiseerlebnisse, sondern auch darum, dass es keine große Herausforderung ist mit Kind zu reisen. Selbst in abgelegenen oder gefährlicheren Ländern. Denn ein Kind scheint einem die Türen zu öffnen. Am Ende jedes Kapitels wird das Wichtigste noch einmal zusammengefasst und andere Reisende mit Kind angeregt, es Janina und Max gleich zu tun. Zwischendurch gibt es immer wieder, durch eine andere Schriftart gekennzeichnete, Zitate oder Gedanken von Max und Janina. Das machte das Ganze noch authentischer.
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Das Buch liest sich flüssig und fesselt einen, da es einfach spannend ist, zu erfahren, was die beiden erlebt haben. Wie schon geschrieben, ist es sehr authentisch. Bei Lesen hat man fast schon das Gefühl selbst vor Ort zu sein.
Am Ende des Buches gibt es noch einige Bilder der Reisen der beiden. Es lohnt sich, diese schon während dem lesen zu betrachten. Sie sind sehr aussagekräftig und vermitteln noch etwas mehr Fernweh.
Es ist sehr beeindruckend, wie viele Menschen die beiden kennen und lieben gelernt haben! Auch welche Abenteuer sie erlebt haben. In Deutschland wäre vieles nicht möglich gewesen, oder man hätte es nicht getan, weil es gefährlich sein könnte. In der weiten Welt steigt wohl auch der Mut.

Mir hat diese Abenteuergeschichte sehr gut gefallen und ich kann sie jedem ans Herz legen. Gerne vergebe ich volle fünf von fünf Sterne.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Wie Greta zur Klimaaktivistin wurde

Szenen aus dem Herzen
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Greta Thunberg kennt mittlerweile jeder. Das junge Mädchen, welches mit einem Schild neben sich, mit der Aufschrift „Schulstreik für das Klima“, jeden Freitag vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm ...

Greta Thunberg kennt mittlerweile jeder. Das junge Mädchen, welches mit einem Schild neben sich, mit der Aufschrift „Schulstreik für das Klima“, jeden Freitag vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm sitzt. Greta ist die Initiatorin der FridayForFuture-Bewegung, die es mittlerweile auch in Deutschland gibt.
Dieses Buch zeigt nun wie Greta zur Klimaaktivistin wurde. Sie und ihre Schwester Beta leben zusammen mit ihren Eltern, der Opernsängerin Malena Ernman und dem Schauspieler Svante Thunberg. Sie waren häufig unterwegs. Das an sich ist ja schon kompliziert, aber Verkompliziert wird das Ganze noch dadurch, dass Greta das Asperger-Syndrom und Beta ADHS hat. In diesem Buch zeigt Malena auf, wie ein Leben mit diesen Beeinträchtigungen abläuft. Für ihr Alter ist Greta sehr clever. Sie ist zwar nicht in der Lage mit fremden Menschen zu kommunizieren, aber ihre Gedankengänge sind realistisch und hinterfragen die gängigen Aussagen zum Thema Klima. Das erste Mal hörte Greta vom Klimawandel in der Schule. Dieses Thema ließ sie einfach nicht mehr los und so wurde es ihre Passion und somit auch die ihrer Eltern und ihrer Schwester. Sie kamen einfach nicht drumherum, da Greta kein anderes Thema mehr kennt.

Wer von diesem Buch erwartet, viele Fakten zum Thema Klimawandel zu bekommen, der wird enttäuscht. Es geht hauptsächlich um die Persönlichkeiten von Greta und Beta, aber auch von Malena. Wie sie ticken, wie sie und andere damit umgehen. Schnell zeigt sich, dass es eine sehr große Belastung für die Familie ist und diese Beeinträchtigungen in der Gesellschaft zu wenig anerkannt sind. Es wird noch zu wenig daran geforscht und informiert. Malenas Aussage ist, dass sich hieran endlich etwas ändern muss. Gegen Ende des Buches folgen dann tatsächlich auch ein paar Einblicke in das Thema Klimawandel. Mehr dazu gibt es wohl im zweiten Buch.
Mir hat es gefallen, wie Malena das Leben mit ihrer Familie sehr authentisch und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen dem Leser schildert. Es ist nicht einfach – keineswegs. Aber die Familie schient ihren Weg gefunden zu haben. Sehr gut gefallen hat mir, die Aussage von Malena, dass Bildung der Schlüssel für alles ist. Denn nur wer über den Zustand unserer Welt und des Klimas Bescheid weiß, kann auch etwas Gutes tun.
Das Buch ist gut geschrieben. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten – teils schon zu kurz – und der Schreibstil ist sehr flüssig und zügig zu lesen, so dass ich dieses Buch an einem Nachmittag durchgelesen hatte. Ich fand es interessant, etwas über das Leben mit Asperger und ADHS zu erfahren und Greta etwas kennen zu lernen, um zu verstehen, wieso sie heute macht, was sie macht. Mehr war aus diesem Buch aber nicht herauszuholen, deshalb vergebe ich drei von fünf Sternen.
Schön finde ich, dass die Familie Ernman/Thunberg ihren Erlös dieses Buches spenden möchte.