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KerstinTh

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2017

Anders als erwartet, dennoch schön

Eine allgemeine Theorie des Vergessens
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Die Portugiesin Ludovica „Ludo“ zieht zu Ihrer Schwester nach Angola. Doch da bricht nun, 1975, die Revolution aus und Ludos Schwester verlässt mit ihrem Mann das Land. In der darauffolgenden Nacht wird ...

Die Portugiesin Ludovica „Ludo“ zieht zu Ihrer Schwester nach Angola. Doch da bricht nun, 1975, die Revolution aus und Ludos Schwester verlässt mit ihrem Mann das Land. In der darauffolgenden Nacht wird Ludo überfallen. Sie erschießt den Eindringling und begräbt ihn auf der Dachterrasse. Anschließend verlässt Ludo die Wohnung nicht mehr – für 30 Jahre.

Ich hatte etwas anderes erwartet. Ich dachte es geht um Ludo, die sich selbst einsperrt und der Leser kann miterleben, wie sie die 30 Jahre „Gefangenschaft“ verbringt. Doch (leider) geht es zum Großteil auch um andere Menschen. Ihre Geschichten werden ebenfalls erzählt und am Ende verbindet sich einiges. Diese Geschichten waren auch recht nett. Allerdings hatte ich Probleme mit den Namen. Irgendwie konnte ich mir nie merken, wer wer ist. Und was er nun gemacht hat. Meist konnte man auch erst nach einigen Zeilen eines neuen Kapitels merken, mit wem man es zu tun hat. Leider fand ich die Charaktere nicht sonderlich ausgearbeitet. Eigentlich hat man mehr über ihr Handeln, als über ihr Gefühle, Gedanken und ihren Charakter erfahren. Wirklich hineinversetzen konnte ich mich in keinen der Charaktere, somit konnte auch keine Sympathie entstehen.
Über Angola und seine Revolution habe ich noch nie etwas gehört. Somit war das für mich völliges Neuland. Leider werden hier keine/kaum Hintergrundinformationen vermittelt und so habe ich immer noch keine Ahnung von der Revolution in Angola. Das fand ich etwas schade. Das Wissen muss ich mir nun wohl selbst zusammenrecherchieren.
Der Schreibstil war angenehm und das Lesen viel mir leicht. Der Autor kommt auf den Punkt und schweift nicht ab. Allerdings war stellenweise die wörtliche Rede nicht durch Anführungszeichen und Personenbenennungen markiert, wodurch diese etwas unterging.

Dieser Roman ist von einem leichten afrikanischen Zauber umgeben, auch wenn ich nicht festmachen kann, woran das liegt. Mir hat dieses Buch gefallen, allerdings konnte es mich nicht vom Hocker reißen. Mir hat es etwas an Hintergrundwissen gefehlt und die einzelnen Handlungen waren mir zu verwirrend und verworren, dennoch war es am Ende eine runde Geschichte, so dass ich drei von fünf Sternen vergebe.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Netter Roman, aber nicht mehr

Liebe aus Nordnordost
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Nachdem Karl Kleve senior gestorben ist, kommt nun auch sein Sohn Karl wieder in die alte Heimat nach Sonneby. Dort lebt auch noch sein jüngerer Bruder Jens. Dieser hat mittlerweile eine Frau und einen ...

Nachdem Karl Kleve senior gestorben ist, kommt nun auch sein Sohn Karl wieder in die alte Heimat nach Sonneby. Dort lebt auch noch sein jüngerer Bruder Jens. Dieser hat mittlerweile eine Frau und einen kleinen Sohn. Und arbeitet im familieneigenen Musiksalon. Doch der Laden läuft nicht mehr gut. Laut Testament müssen Karl und Jens den Laden nun noch ein Jahr gemeinsam führen. Ansonsten bekommt der ortansässige Posaunenchor den Laden, sowie Grund und Boden. Um wieder Schwung in den Laden zu bekommen. Planen die Brüder ein Konzert zu veranstalten. Allerdings nicht eins gemeinsam, sondern jeder seines. Klassik gegen Hard-Rock. Wer wohl seinen Willen durchsetzen wird?

Dieser Roman beschreibt den Kampf zwischen zwei Brüdern, die am Ende doch dasselbe erreichen wollen: die Rettung des familieneigenen Ladens. Erzählt wird diese Geschichte eher träge. Etwas Spannung kommt auf, da sich Karl in Jens‘ Frau verliebt und vor allem durch ein kleines Familiengeheimnis, welches nach und nach gelüftet wird. Die Geschichte an sich war mäßig lustig und unterhaltend. Vor allem war sie sehr vorhersehbar. Dennoch war es eine nette Lektüre. Die Charaktere sind ausgearbeitet, aber wirklich hineinversetzten konnte ich mich in keinen. Sie waren alle recht sympathisch. Ohne größere Ecken und Kanten. Der Schreibstil ist einfach und leicht zu lesen. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, womit sich dieses Buch auch gut für zwischendurch, zum Beispiel beim Bahn fahren, eignet.
Da ich mich letztendlich von diesem Roman doch unterhalten gefühlt habe und mir vor allem das Ende gefallen hat bekommt es von mir noch drei von fünf Sternen. Allerdings hat mit „Liebe in schwarzbunt“ von Susanne Falk besser gefallen.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Nette Novelle – ausbaufähig

Vom Ende an
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In England steht eine große Flut bevor. Währenddessen bekommt die Erzählerin, deren Namen man nicht kennt, ein Kind. Dieses muss sie nun auf der Flucht großziehen. Dabei muss sie immer wieder auf ihr nahestehende ...

In England steht eine große Flut bevor. Währenddessen bekommt die Erzählerin, deren Namen man nicht kennt, ein Kind. Dieses muss sie nun auf der Flucht großziehen. Dabei muss sie immer wieder auf ihr nahestehende und sie liebende Menschen verzichten.

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Novelle. Sie ist in einem sehr lyrischen Schreibstil geschrieben und sehr bildlich. So konnte man sich als Leser ein Bild von der Situation machen und hat selbst die Wassermassen gesehen. Zwischen der eigentlichen Handlung gibt es immer wieder Zitate aus der Mythologie und Religion, zum Beispiel aus der Geschichte Arche Noah.
Die Geschichte wird in der Ich-Form erzählt. Die Erzählerin verwendet leider keine Namen, sondern nur die Anfangsbuchstaben der Namen. So wird es etwas verwirrend wer noch mal N, wer R und wer O ist. Außerdem schafften diese Buchstaben eine gewisse Distanz zu den Personen. So dass ich mir von keinem einzigen Charakter ein Bild machen konnte und mich schon gar nicht in ihn hineinversetzten konnte. Des Weiteren gibt es einige Zeitsprünge, so dass manche Aussagen sich auf eine jahrealte Handlung beziehen und die nächste Aussage wieder aktuell ist.
Einen tieferen Sinn konnte ich in dieser Novelle leider nicht entdecken. Da mich auch die kurzen Aussagen, die die Handlungen gestaltet haben, nicht so richtig angesprochen haben, vergebe ich leider nur zwei von fünf Sternen. Ich hatte mit eine bessere und in sich schlüssigere Geschichte vorgestellt. Irgendwie machte die ganze Geschichte einen sehr fiktiven und unrealistischen Eindruck. Die Flut war einfach zu groß. Es wirkte als wäre ganz England versunken. Es gab keine Erklärungen zu dieser Naturkatastrophe, nichts. Es war leider nicht meins.

Veröffentlicht am 29.08.2017

Ergreifender und aufrüttelnder Roman

Kukolka
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Samira wächst in den Neunzigern in einem Kinderheim in der Ukraine auf. Ihre beste und einzige Freundin wird nach Deutschland adoptiert. Von da an fasst Samira den Entschluss ebenfalls nach Deutschland ...

Samira wächst in den Neunzigern in einem Kinderheim in der Ukraine auf. Ihre beste und einzige Freundin wird nach Deutschland adoptiert. Von da an fasst Samira den Entschluss ebenfalls nach Deutschland zu gehen. Am Tag ihrer Einschulung verlässt sie das Heim und macht sich auf den Weg zum Bahnhof, um nach Deutschland zu kommen. Doch auf dem Weg wird sie von Rocky abgefangen. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause. Dort hat er schon ein paar Kinder/Jugendliche, die er zu Dieben ausgebildet hat. Wird Samira aus den Bettlerkreisen wieder rauskommen und den Weg nach Deutschland finden?

Dieser Roman zeigt auf, wie es dem kleinen Heimkind Samira auf der ukrainischen Straße ergeht. Im Kinderheim erleidet Samira Grauenhaftes. Vor allem durch das Verhalten ihrer Erzieherin Elena Wladimirowna. Doch diese Phase wird noch ihre angenehmste sein und vor allem wird sie Samira auf die Welt vorbereiten. Sie lernt im Heim, dass man sich anzupassen hat, um überleben zu können. Bei Rocky angekommen wird sie zum Bettlerkind und zur Diebin. Allerdings erlebt sie auch zum ersten Mal so etwas wie Zuneigung kennen. Auch wenn diese Zuneigung nur Mittel zum Zweck ist. Sie drückt es so aus: sie war noch nie jemanden so wichtig, dass er ihr etwas beibringen wollte. In dieser Phase lernt sie auch einige Menschen kennen, die ihr weiteres Leben prägen werden. Auch diese Phase wird nicht ihre schlechteste sein. Es zeigt sich schnell, dass es immer auch schlimmer geht. Als Samira dreizehn ist heißt es im Buch: „Im Sommer hatte ich jeden Tag zwei bis drei Kunden.“. Für Samira ist Deutschland das Paradies. Sie träumt auch Jahre nachdem ihre Heimfreundin sie verlassen hat noch von einem Wiedersehen mit ihr. Sie bewahrt sogar einen Brief von ihr zehn Jahre lang auf. Dieser ist für Samira sozusagen ihr Anker, ihr Licht am Ende des Tunnels und lässt sie ihre Schreckenserlebnisse überleben. Doch auch Deutschland hat seine Schattenseiten.
Samira ist am Ende des Buches erst fünfzehn. Sie wirkt allerdings viel reifer und erwachsener. Das merkt man auch an ihrer Wortwahl und Sprache. Diese wirkt in diesem Roman etwas zu erwachsen. Ansonsten ist die Sprache sehr direkt, klar und nüchtern. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen und man saugt das Buch in sich auf. Es wird schonungslos und direkt erzählt, was Samira passiert. Das hat mir sehr gefallen. Die Autorin schreibt, wie es ist und verschönert nichts – sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Es gibt viele Szenen die sehr detailliert beschrieben werden. Zum Beispiel eine Abtreibung. Durch diesen Schreibstil gibt es beim Lesen immer wieder Stellen, an denen man halten muss und das Gelesene zunächst verarbeiten muss. Sehr gut fand ich, dass es aus Samira Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben wurde, so wirkte alles noch authentischer.

Dieser Roman war wirklich sehr schonungslos und ergreifend. Er hat mir sehr gut gefallen und mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen. Darum vergebe ich volle fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Sehr spannender Thriller

Das Porzellanmädchen
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Luna Moor wurde als Jugendliche entführt und gefangen gehalten. In ihrer Gefangenschaft wurde sie misshandelt. Doch es gelang ihr die Flucht. Heute ist sie Thriller-Autorin und möchte in ihrem neusten ...

Luna Moor wurde als Jugendliche entführt und gefangen gehalten. In ihrer Gefangenschaft wurde sie misshandelt. Doch es gelang ihr die Flucht. Heute ist sie Thriller-Autorin und möchte in ihrem neusten Werk ihre Vergangenheit aufarbeiten. Doch dann wird sie sehr schnell von dieser wieder eingeholt. War es so eine gute Idee diesen Thriller schreiben zu wollen?

In diesem Thriller werden drei Handlungen erzählt. Zu einem wie 2003 ein 16-jähriges Mädchen entführt und gefangen gehalten wird. Zum anderen wird berichtet, wie Luna Moor heute, 13 Jahre später, zu einer bekannten Thriller-Autorin geworden ist und ihre Vergangenheit aufarbeitet. Die dritte Handlungsebene ist ein Buch im Buch. Der Leser hat die Möglichkeit in Luna Moors Thriller zu lesen. Und erfährt so einiges aus der Vergangenheit. Doch was ist Realität und was Fiktion? Oder kann man dies gar nicht richtig trennen?

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist flüssig zu lesen, rasant und beschreibend. Zum Beispiel, als beschrieben wird, dass Lunas Entführer wie ein Insekt aussieht. Immer wieder hatte ich das Gefühl von Kino im Kopf. Der Aufbau der Handlung war schlüssig und in sich stimmig. Zu keiner Zeit kam Verwirrung auf in welcher Handlung man sich gerade befindet. Das Buch hat mich richtig gefesselt und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Es war von Anfang bis Ende spannend und immer wieder gab es Wendungen in der Handlung.
Die Charaktere sind sehr gut beschrieben. Vor allen in Luna kann man sich gut hineinversetzen. Sie war mir sehr sympathisch. Man versteht ihre aufkommenden Selbstzweifel und ihren Drang das „Insekt“ zu finden. Eine Porzellanpuppe, wie der Titel vermuten lässt, spielt eine zentrale Rolle. Sie dient unter anderen auch dazu die Handlungen miteinander zu verbinden. Die Porzellanpuppe war etwas gruselig, vor allem weil ihr Blick so gut beschrieben wurde.

Ich bin total begeistert von diesem Buch und kann es nur weiterempfehlen! Da ich nichts an diesem Psychothriller auszusetzen habe vergebe ich gerne volle fünf von fünf Sternen.