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Veröffentlicht am 20.07.2023

Nicht ganz so mitreißend wie die vorherigen Bände, aber dennoch lesenswert

Die Tochter von Kopenhagen
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Der betagte Ole Henryks ist gebürtiger Däne und nach Ende des 2. Weltkriegs in die USA ausgewandert. Er ist beliebt und gut angesehen. In seinem Lokal kann man ein Foto von einem Boot sehen, mit dem er ...

Der betagte Ole Henryks ist gebürtiger Däne und nach Ende des 2. Weltkriegs in die USA ausgewandert. Er ist beliebt und gut angesehen. In seinem Lokal kann man ein Foto von einem Boot sehen, mit dem er während des Krieges dänische Juden ins sichere Schweden transportiert hat. Nun soll Ole geehrt werden. Darauf wird die 92-jährige Britta Stein aufmerksam. Sie ist ebenfalls gebürtige Dänin und kennt Ole aus ihrer Heimat. Dass er allerdings ein Fluchthelfer gewesen sein soll, weiß Britta besser. Denn er war ein Verräter und hat mit den damaligen Besatzern gemeinsame Sache gemacht. Deshalb sprüht sie die Wahrheit an die Fassade von Oles Restaurant. Ole nimmt sich einen Staranwalt und verklagt Britta. Anwältin Catherine Lockhart muss tief in der Vergangenheit graben, um zu beweisen, dass Britta Steins Behauptungen keine Verleumdungen sind...

"Die Tochter von Kopenhagen" ist bereits der fünfte Band der Reihe, um die Anwältin Catherine Lockhart und ihren Ehemann Liam Taggart. Da jeder Roman dieser Serie eine eigenständige Geschichte beinhaltet, muss man weder die Vorgänger kennen noch die Reihenfolge einhalten. Man kann jedes Buch unabhängig von den anderen lesen.

Die Handlung ist in zwei Stränge unterteilt, in der Gegenwart beobachtet man, welche Wellen die Botschaften, die Britta Stein auf die Fassade des Lokals sprüht, schlagen. Denn der Anwalt von Restaurantbesitzer Ole Henryks setzt sich selbst und alle Vorkommnisse medienwirksam in Szene. Brittas Anwältin Catherine Lockhart wirkt dagegen wie ein Fels in der Brandung. Dennoch sitzt ihr die Zeit im Nacken, denn die Frist bis zur Verhandlung ist knapp bemessen. 

Ihre Mandantin Britta lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen, denn sie erzählt ihre Sicht der Dinge sehr detailliert und berichtet ausschweifend von den damaligen Ereignissen. Diese Schilderungen bilden den zweiten Handlungsstrang. Obwohl die Erinnerungen von Britta Stein durchgehend interessant sind, wirken sie zeitweise schon fast zu ausufernd. Genau wie Catherine Lockhart und Liam Taggart, möchte man genauere Informationen bekommen, damit die Verteidigung vorbereitet werden kann. Man spürt förmlich, wie sehr die Zeit drängt und gerät deshalb zuweilen in Versuchung, die Passagen, die zu ausufernd wirken, zu überfliegen. Britta wirkt dennoch sehr sympathisch. Sie ist eine energische Frau, die im zweiten Weltkrieg einiges verloren hat und deshalb unbedingt verhindern will, dass Ole Henryks eine ungerechtfertigte Ehrung erhält.

Die Gerichtsverhandlung entschädigt allerdings voll und ganz für die ausschweifenden Erzählungen von Britta Stein. Hier zeigt Catherine Lockhart ihr ganzes Können. Man beobachtet gebannt das Geschehen und fiebert regelrecht mit. 

Nicht ganz so mitreißend erzählt wie die vorherigen Teile der Reihe, aber dennoch lesenswert!

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Spannend

Engelsgabe (Ewert Grens ermittelt 3)
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Die blühende Zukunft, die jungen, attraktiven Frauen versprochen wird, wenn sie ihr Glück in Schweden versuchen, entpuppt sich schon bald als Tor zur Hölle. Unter dem Vorwand, dass sie ihre Schulden zurückzahlen ...

Die blühende Zukunft, die jungen, attraktiven Frauen versprochen wird, wenn sie ihr Glück in Schweden versuchen, entpuppt sich schon bald als Tor zur Hölle. Unter dem Vorwand, dass sie ihre Schulden zurückzahlen müssen, werden sie in eine Wohnung gesperrt und müssen dort zahlenden Kunden zu Willen sein. Und wenn sie es an Freundlichkeit oder einem herzlichen Lächeln fehlen lassen, erhöht sich ihr Schuldenkonto. Wenn Körper und Seele diese Tortur nicht mehr mitmachen, bleibt nur der Ausweg, ihre Organe freiwillig zu spenden, denn die Schulden, die sich nie verringern, müssen bezahlt werden. Als Kriminalkommissar Ewert Grens von einem Kollegen einen Hinweis auf diese Aktivitäten erhält, organisiert er mit seinem Kollegen Sven einen spontanen Zugriff. Nicht ahnend, dass damit sein schlimmster Alptraum beginnt...

"Engelsgabe" ist der dritte Band, in dem Kriminalkommissar Ewert Grens ermittelt. Da Anders Roslund wichtige Hintergrundinformationen in die Handlung einstreut, kann man den aktuellen Ermittlungen auch ohne Vorkenntnisse folgen. 

Der Autor schafft es vom ersten Moment an, Interesse an der Handlung zu wecken. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet, wodurch man einen guten Überblick über die Gesamthandlung bekommt. Es gilt einige Handlungsstränge zu verfolgen, dennoch verliert man nie den roten Faden. Im Gegenteil, denn die häufig wechselnden Szenen sorgen für ein hohes Tempo. 

Man erhält auch Einblicke in das Leben der Frauen, die nun gegen den hohen Schuldenberg ankämpfen müssen und erfährt außerdem, dass die Köpfe des Menschen- und Organhandels völlig ausblenden, dass es sich bei den Mädchen um lebende, fühlende Menschen handelt. Wenn man liest, dass sie hier zu bloßen Waren reduziert werden, die immer einsatzbereit sein müssen, um die Gewinnspanne zu maximieren, läuft es einem beim Lesen eiskalt den Rücken herunter. 

Ewert Grens ist kein einfacher Charakter. Er lässt selten jemanden an sich heran und deshalb ist das, was ihm im Lauf der Ermittlungen widerfährt, eine Katastrophe, der er sich unbedingt stellen muss. Er handelt unter ganz besonderen Umständen und sein Zwiespalt wird äußerst gelungen dargestellt. Man fiebert mit ihm mit, weiß aber nie, wie er sich entscheiden wird und das sorgt dafür, dass die Spannung noch weiter steigt. Fans der Reihe dürfen sich über ein Wiedersehen mit Piet Hoffmann freuen, der wieder eine entscheidende Rolle einnimmt. 

Ein spannender Krimi, bei dem man durchgehend mitfiebern kann. 

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Nicht ganz so humorvoll wie die vorherigen Bände, aber dennoch lesenswert

Achtsam morden im Hier und Jetzt
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Björn Diemel freut sich auf die monatliche Sitzung mit seinem Therapeuten Joschka Breitner, denn es stehen gewaltige Veränderungen an. Aus dem Kindergartenkind Emily wird nämlich ein Schulkind. Doch Breitner ...

Björn Diemel freut sich auf die monatliche Sitzung mit seinem Therapeuten Joschka Breitner, denn es stehen gewaltige Veränderungen an. Aus dem Kindergartenkind Emily wird nämlich ein Schulkind. Doch Breitner ist völlig neben der Spur, muss die Stunde absagen und verlegt den Termin. Als Björn diesen Termin wahrnehmen will, findet er die Therapieräume völlig verwüstet vor. Joschka Breitner wurde offenbar überfallen und ist verletzt. Björn sorgt dafür, dass der Therapeut ins Krankenhaus kommt und kümmert sich um die verwüstete Praxis. Dabei entwendet er Breitners Tagebuch und macht sich, natürlich ganz achtsam, auf die Suche nach dem Täter...

Dies ist bereits der vierte Band der Reihe um Rechtsanwalt Björn Diemel, der durch seine Sitzungen bei Therapeut Joschka Breitner gelernt hat, alle Probleme achtsam anzugehen. Das ist ihm mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Man kann die Bände durchaus unabhängig voneinander lesen. Um Björns Werdegang genau zu verfolgen, empfiehlt sich allerdings die Einhaltung der Reihenfolge. 

Björn Diemel führt wieder locker durch das Geschehen. Er plaudert in einem munteren Ton und lässt in den passenden oder auch unpassenden Momenten seine Erfahrungen im Bereich der Achtsamkeit einfließen. Seine Erkenntnisse sind nicht immer gesetzestreu, aber durchaus kreativ. Durch den lockeren Tonfall kann man sich von Anfang an entspannt zurücklehnen und ist sofort mitten im Geschehen. 

Dieses Mal steht Therapeut Joschka Breitner im Zentrum der Ereignisse. Man lernt ihn und seine Vergangenheit näher kennen, da Björn Breitners Tagebuch an sich nimmt und selbstverständlich auch keine Hemmungen hat, darin zu lesen. Es bleibt ihm ja quasi keine andere Wahl, da er unbedingt herausfinden will, wer seinen Therapeut überfallen hat. Deshalb nimmt Björn es gerne auf sich, die ganz privaten Notizen von Breitner zu lesen. 

Die Tagebucheinträge nehmen einen großen Teil der Handlung ein. Man erfährt darin einiges über Breitner und seine Vergangenheit mit Bhagwan. Dabei werden zwar wieder erhellende Kenntnisse vermittelt, doch leider fehlt den Eintragungen der gewohnte Wortwitz von Björn Diemel. Die Szenen sind zwar durchgehend interessant, doch stellenweise leider auch sehr ausufernd. Man freut sich deshalb immer besonders, wenn Björn das Tagebuch aus der Hand legt, seine eigenen Erlebnisse beschreibt und achtsame Überlegungen anstellt. Bei der Lösung von Breitners Problem ist wieder eine äußerst kreative Umsetzung der Achtsamkeit erforderlich. Dieser Herausforderung stellt Björn Diemel sich jedoch gerne. Dass es dabei wieder den ein oder anderen Todesfall gibt, ist zwar bedauerlich, dürfte Fans der Reihe aber nicht erschüttern.

Nicht ganz so humorvoll wie die vorherigen Bände, aber definitiv lesenswert!

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Spannend!

Das Geheimnis der Söhne
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Die TV-Journalistin Milla Nova recherchiert im ersten Seniorengefängnis für eine Reportage. Der mittlerweile 83-Jährige Valentin Mannhart stellt sich für ein Interview zur Verfügung. Mannhart soll in den ...

Die TV-Journalistin Milla Nova recherchiert im ersten Seniorengefängnis für eine Reportage. Der mittlerweile 83-Jährige Valentin Mannhart stellt sich für ein Interview zur Verfügung. Mannhart soll in den 70er Jahren vier Männer getötet haben. Er wurde erst viele Jahre später gefasst und verurteilt. Doch gestanden hat Valentin Mannhart die Verbrechen nicht, denn er kann sich nicht daran erinnern, diese Männer getötet zu haben. Durch ihre Besuche lernt Milla den alten Mann immer besser kennen. Sie zweifelt daran, dass er zu den Morden fähig gewesen wäre. Doch die Beweislage ist eindeutig. Millas Neugier ist geweckt. Sie beginnt tief in Mannharts Vergangenheit zu graben. Damit zieht sie ungewollte Aufmerksamkeit auf sich, denn jemand will um jeden Preis verhindern, dass Milla Nachforschungen anstellt. Schon bald erhält sie Drohungen und gerät in große Gefahr....

Krimifans dürften die sympathische TV-Journalistin Milla Nova bereits aus einer Reihe kennen, die im Blanvalet Verlag erscheint. In dieser Serie ermittelt sie mit ihrem Freund Sandro Bandini und gerät dabei immer wieder in brenzlige Situationen. "Das Geheimnis der Söhne" ist zeitlich früher angesiedelt, denn bei diesem Fall lernt sie den Ermittler Sandro Bandini kennen, da sie durch ihre Nachforschungen in große Gefahr gerät. 

Der Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, denn Christine Brand versteht es hervorragend, sofort das Interesse zu wecken. Die Ereignisse tragen sich in der Gegenwart und der Vergangenheit zu. Man verfolgt Millas aktuelle Nachforschungen, erhält außerdem einen Blick auf eine vor Jahrzehnten vollstreckte Todesstrafe und beobachtet die Morde, die Valentin Mannhart zur Last gelegt werden. Da bei den Rückblicken nicht zu viel verraten wird, bleibt genug Raum für eigene Spekulationen. Man wird also von Anfang an dazu angeregt, eigene Überlegungen anzustellen. 

Der Fall hat es wirklich in sich. Ohne es zu bemerken, gerät Milla in große Gefahr. Da man durch die verwendeten Perspektiven mehr weiß als Milla, fiebert man mit und hofft, dass ihr nichts passiert. Dadurch baut sich die Spannung früh auf. Millas Nachforschungen sind interessant und werden authentisch beschrieben. In den Zeitsträngen, die sich in der Vergangenheit zutragen, gelingt es der Autorin hervorragend, den damaligen Zeitgeist zu vermitteln. Man kann sich mühelos auf die unterschiedlichen Perspektiven einlassen und versucht, dem Täter und seinem Motiv auf die Schliche zu kommen. Dabei kommt es zu äußerst spannenden Szenen. Das Ganze gipfelt schließlich in einem hochspannenden Finale.

Ein spannender Fall für Milla Nova, bei dem man mitfiebern und außerdem das Kennenlernen von Milla und Sandro Bandini beobachten kann. 

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Veröffentlicht am 07.07.2023

Spannender Reihenauftakt

Im Feuer
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Die erfolgreiche Ermittlerin Lilly Hed hat sich aus privaten Gründen von Stockholm nach Nynäshamn an der Schärenküste versetzen lassen. Hier möchte sie neu anfangen und wieder zu sich selbst finden. Doch ...

Die erfolgreiche Ermittlerin Lilly Hed hat sich aus privaten Gründen von Stockholm nach Nynäshamn an der Schärenküste versetzen lassen. Hier möchte sie neu anfangen und wieder zu sich selbst finden. Doch an einen geruhsamen Start ist nicht zu denken, da auch in Nynäshamn hohe Temperaturen herrschen. Der lang ersehnte Regen bleibt aus und die Brandgefahr ist allgegenwärtig. Tatsächlich kommt es innerhalb kürzester Zeit zu mehreren Bränden, die nicht nur materielle Schäden anrichten, sondern Todesopfer fordern. Zunächst gehen die Behörden von Unglücksfällen aus, doch dann versorgt ein aufmerksamer Feuerwehrmann Lilly mit Details, die ihr Misstrauen wecken. Könnte es sein, dass die Toten Opfer eines Rachefeldzugs sind?

"Im Feuer" ist der Auftakt zu einer neuen Reihe, in der Lilly Hed ermittelt. Gemeinsam mit Lilly lernt man die neue Umgebung und die Kollegen kennen. Lilly wirkt sehr sympathisch, auch wenn man gleich ahnt, dass sie in Stockholm etwas erlebt haben muss, dass sie zu dem Schritt getrieben hat, ein neues Leben zu beginnen. Die Neugier wird dadurch definitiv geweckt. 

Die Autorin versteht es hervorragend, Handlungsorte und Charaktere so lebendig zu beschreiben, dass man das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein. Die Hitze des Rekordsommers wirkt authentisch und man kann die Gefahr förmlich spüren, dass nur ein einziger Funke oder eine kleine Unachtsamkeit ausreicht, um ein Flammeninferno auszulösen. Die Szenen, in denen es tatsächlich dazu kommt, werden intensiv geschildert. 

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Gelegentlich schaut man dem Feuerteufel über die Schulter. Dadurch weiß man zwar etwas mehr als Lilly, aber dennoch wird nicht zu viel verraten, wodurch man früh dazu angeregt wird, eigene Überlegungen anzustellen. Lilly ist äußerst hartnäckig und geht jeder noch so kleinen Spur nach. Die Ermittlungen sind stellenweise zwar etwas ausufernd, aber gerade das lässt sie so authentisch wirken. Man versucht die einzelnen Puzzleteilchen zusammenzusetzen, doch zunächst ergibt sich kein stimmiges Bild. Beinahe bis zum Schuss tappt man im Dunkeln. Das Ganze gipfelt in einem hochspannenden Finale, bei dem man mitfiebern kann. 

Ein spannender Auftakt, der die Neugier auf den weiteren Verlauf der Reihe weckt. 

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