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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein Neuanfang mit Folgen

Inselleuchten
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Jule, fast 40 und Hotelfachfrau wurde von ihrem Freund rausgeschmissen und den steht nun mit einem Auto voller Umzugskartons und einer Riesendogge vor dem nichts. Der Ex ist zwar ein Fiesling, aber angesichts ...

Jule, fast 40 und Hotelfachfrau wurde von ihrem Freund rausgeschmissen und den steht nun mit einem Auto voller Umzugskartons und einer Riesendogge vor dem nichts. Der Ex ist zwar ein Fiesling, aber angesichts von Jules Lügen, kann man seine Reaktion verstehen und vorerst gibt es keinen Mitleidsbonus. In Ermangelung anderer Alternativen fährt Jule zu ihrer Schwester nach Rügen und wird von deren Freundeskreis herzlich aufgenommen. Auch ein neuer Job, samt supersexy Chef findet sich sehr schnell… den Rest kann man sich denken…

Der Klappentext und das schöne sommerliche Cover haben mich sofort angesprochen. Inhaltlich war der Roman allerdings eine Enttäuschung. Zu konstruiert und viel zu vorhersehbar ist das alles und vor allem mit der Hauptprotagonistin bin ich bis zum Ende nicht warm geworden. Obwohl immer wieder betont wird, dass Jule fast 40 ist, verhält sie sich die meiste Zeit wie eine 20jährige Studentin ohne Lebenserfahrung. Zig mal taucht der Satz auf „Ups, habe ich das jetzt laut gesagt?“. Irgendwann möchte man die Figur einfach nur mehr schütteln und sagen, schalte einfach dein Hirn ein, bevor du das nächste Mal den Mund aufmachst. Ich vermute, das ist bewusst so und Jule soll dadurch hipp und witzig und cool und junggeblieben wirken. Aber das tut sie nicht, es wirkt dick aufgetragen und was noch schlimmer ist, nicht stimmig oder authentisch. So verhält sich eben keiner, der Jahre im Ausland Leitungsfunktionen innehatte. Insgesamt daher leider ein Flopp, lieber Finger weg.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Glück braucht Mut

Weinbergsommer
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Annika ist Altenpflegerin und sie mag ihre Arbeit. Davon abgesehen gibt es nicht sehr viel in ihrem Leben. Als ihr Lieblingsbewohner Hermann einen alten Brief von seiner Tochter findet und beschließt, ...

Annika ist Altenpflegerin und sie mag ihre Arbeit. Davon abgesehen gibt es nicht sehr viel in ihrem Leben. Als ihr Lieblingsbewohner Hermann einen alten Brief von seiner Tochter findet und beschließt, sie in Paris zu suchen, ist Annika hin und hergerissen. Soll sie den schwerkranken Hermann begleiten (und damit gegen sämtliche Regeln verstoßen) und ihm helfen, mit der Tochter Frieden zu schließen, mit der er zeitlebens keinen Kontakt wollte. Die beiden brechen auf, aber als ihnen Annikas kleines Auto geklaut wird, stranden sie, gemeinsam mit drei rüstigen älteren Damen, in einem kleinen Hotel im Elsass. Und entdecken, dass es völlig egal ist, wo man sich befindet, solange man nur die richtigen Leute um sich hat...

Eigentlich behandelt dieser Roman eine traurige Geschichte, dennoch ist die Handlung oft lustig und man möchte selbst gerne Urlaub in der kleinen urigen Pension machen. Inklusive aller sonstigen Figuren. Ich vergebe daher 4 Sterne für eine insgesamt leichte, luftige Sommergeschichte, die zum Träumen anregt und nachdenklich macht – aber vermutlich nicht langfristig im Gedächtnis bleibt. Trotzdem eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.07.2020

Düsteres Finale der Spiegelreisenden-Saga

Die Spiegelreisende 4 – Im Sturm der Echos
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Vierter und letzter Band der Spiegelreisenden-Saga. Zwar wird am Anfang der Inhalt von Band III noch kurz zusammengefasst, aber Achtung: Nicht unabhängig von den Vorgängerbänden zu verstehen.

Apokalyptische ...

Vierter und letzter Band der Spiegelreisenden-Saga. Zwar wird am Anfang der Inhalt von Band III noch kurz zusammengefasst, aber Achtung: Nicht unabhängig von den Vorgängerbänden zu verstehen.

Apokalyptische Stimmung auf den Archen. Unerklärliche Löcher tauchen plötzlich auf, Archenteile verschwinden, technische Geräte sind aufgrund von unerklärlichen Echos beeinträchtigt, offiziell sind diese Vorgänge bedauerliche Unglücksfälle. Ophelia und Thorn hingegen wissen jedoch, dass dahinter ganz andere Ursachen stecken und versuchen die verwirrenden Rätsel um Gott, die Kinderbuchautorin Eulalia Gorth und den ominösen „Anderen“ zu lösen. Als nach einer Volkszählung alle Nicht-Bablianer in einer Nacht- und Nebelaktion ausgewiesen werden sollen, kommt es zur Revolte und Ophelia taucht unter. Thorn, immer noch in seiner Tarnung als „Sir Henry“, wird in der Zwischenzeit der Posten eines Inspektors im Beobachtungsinstitut für Abweichungen zugewiesen. Er soll Informationen über ein streng geheimes Projekt herausfinden – ein Projekt, das auch mit der ursprünglichen Erschaffung der Familiengeister und den aktuellen Problemen in Zusammenhang steht. Um ihren Mann zu unterstützen lässt sich Ophelia freiwillig als „Verdrehte“ in das Institut einweisen – allerdings bringen sie die dortigen Experimente an den Rand ihrer Kräfte. Und da sind auch alte Erinnerungen von Eulalia Gorth, die immer wieder in Ophelias Kopf auftauchen. Und während Ophelia befürchtet, ihre Familienkräfte endgültig zu verlieren, versucht der Rest ihrer Freunde, die Arche Erdenbogen zu finden…

Ich habe die Vorgängerbände mit Begeisterung verschlungen, war allerdings bezüglich der Fortsetzung skeptisch, da es meiner Erfahrung nach oft passiert, dass den Autoren bei Folgebänden die Ideen ausgehen. Diese Befürchtung war hier unbegründet – nach wie vor sprudelt der Ideenreichtum und beschert dem Leser eine Vielzahl unerwarteten Wendungen. Erklärungen und Ergänzungen zu vorangegangen Handlungssträngen inklusive. Die Geschichte ist unglaublich komplex, verschachtelt und genial aufgebaut, man muss sich darauf einlassen (wollen) und beim Lesen auch wirklich mitdenken, sonst verliert man schnell den Faden. Allerdings empfand ich manche Passagen als beklemmend und für ein Jugendbuch sehr düster, gerade die medizinischen Untersuchungen und die kranken Experimente zu denen Ophelia gezwungen wird, erinnerten mich an Beschreibungen von Konzentrationslagern. Demgegenüber steht die ungeheuerliche Entwicklung, die Ophelia seit Band I durchgemacht hat. Und auch Thorn hat seit Beginn viel dazu gelernt. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist eigentlich nur ein kleiner Nebenschauplatz im Rätsel zwischen dem Anderen und Gott, dennoch hat es mich unglaublich berührt, dass Thorn seiner Frau heimlich ihre Brille und ihre Leserinnenhandschuhe besorgt, um ihr die Schikanen im Alltag erträglicher zu machen.

Ich kann leider nur 5 Sterne vergeben, aber die hat sich diese außergewöhnliche und kreative Reihe wirklich verdient. Vielen Dank für mein Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Ein ungewöhnliches Leben

City of Girls
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Im Alter erzählt die reiche Vivian in Briefen einer gewissen „Angela“ von ihrer Vergangenheit.
New York in den 1940er Jahren: Die junge Vivian fliegt vom College und wird in der Folge zu ihrer Tante Peg ...

Im Alter erzählt die reiche Vivian in Briefen einer gewissen „Angela“ von ihrer Vergangenheit.
New York in den 1940er Jahren: Die junge Vivian fliegt vom College und wird in der Folge zu ihrer Tante Peg nach New York geschickt – hinein in ein völliges anderes Leben – mit Theater, Kunst, Leidenschaft und Sex. Beeindruckt und irgendwie auch eingeschüchtert von dieser neuen Umgebung, versucht Vivian sich den Revue-Girls anzupassen und Freundschaft mit ihnen zu schließen. Ausführlich und manchmal zu detailliert wird das ausschweifende, wilde und doch nicht emanzipierte Leben der Frauen beschrieben. Es ist das frivole klischeehafte Leben, dass man sich als heute zu dieser Zeit so vorstellt; dennoch bleibt es eine von Männern dominierte Welt, in der Geld und Sex und Macht zählen. Der Alkohol fließt in Strömen und Vivian nervt mit ihrer Naivität und mit ihrer Manipulierbarkeit. Oft genug konnte ich ihre Entscheidungen auch nicht nachvollziehen.

Dennoch entdeckt sie inmitten dieses Lebens ohne feste Moralvorstellungen ihre Leidenschaft und ihr Talent für Stoffe/Kostüme. Ein Theaterstück, wird auf die Beine gestellt, doch dann ruiniert ein Fehler Vivians Leben – und alles wird neu zusammengewürfelt…

Meine Rezension bezieht sich auf das Hörbuch und ich muss sagen, dass mir die Stimme sehr gut gefallen hat und auch zur Geschichte passt. Ansonsten war mir die erste Hälfte oft viel zu detailliert, um nicht zu sagen langatmig, nur um dann im letzten Teil genau anders herum, manche Handlungsstränge viel zu knapp abzuschließen. Man begegnet einer Reihe von (mehr oder weniger) interessanten (Frauen)schicksalen, aber eine klare Botschaft oder auch nur ein richtiger roter Faden, haben mir aber gefehlt. Auch, dass Vivian der Tochter ihres Lebensgefährten derart ausführlich über ihre Jugend erzählt, kann ich nicht wirklich verstehen. Insgesamt hatte ich wohl einfach etwas anderes erwartet und das Hörbuch wird mir wohl nicht dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Daher vergebe ich leider nur 3 Sterne und bedanke mich für mein Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Der Lauscher an der Wand, hört seine eigene Schand…

Die Telefonistin – Mrs. Dalton hört mit
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Willkommen im spießigen Amerika des 20. Jahrhunderts. Vivian Dalton arbeitet Anfang der 1950er Jahre in einer Kleinstadt in Ohio als Telefonistin. Die gelangweilte, ehrgeizige, verlebte, verheiratete Mutter ...

Willkommen im spießigen Amerika des 20. Jahrhunderts. Vivian Dalton arbeitet Anfang der 1950er Jahre in einer Kleinstadt in Ohio als Telefonistin. Die gelangweilte, ehrgeizige, verlebte, verheiratete Mutter einer Teenietochter rühmt sich ihrer guten Menschenkenntnis, weil sie ihren Mitmenschen immer zuhört – auch wenn dies heimlich geschieht. Zufälligerweise hört die mittelmäßig sympathische Mitdreißigerin irgendwann ein Geheimnis mit, dass ihren Ehemann betrifft und ihre Welt auf den Kopf stellt…

Mich hat das schöne amerikanische 50er Jahre sofort angezogen, dazu noch die Aussicht auf eine spannende Geschichte. Leider hat die Geschichte, die lose inspiriert ist, vom Leben einer Familienangehörigen der Autorin, nicht überzeugt. Zuerst gibt es geschlagene 160 Seiten Anspielungen auf das ach so interessante Geheimnis – das sich am Ende als formaler Fehler entpuppt. Vielleicht in den 50er Jahren ein Skandal, aber nicht genug, um eine spannende Handlung zu erzeugen. Zudem „eiert“ die Geschichte relativ planlos zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin und her, keiner davon fesselt oder überzeugt auf irgendeine Weise. Ich habe mich mehr als einmal gefragt, wie es so ein unstrukturierter, uninspirierter Text durchs Lektorat geschafft hat. Also insgesamt leider einer meiner größten Leseflops des heurigen Jahres. Schade, man hätte so viel mehr aus dieser guten Grundidee machen können.

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