Profilbild von Klusi

Klusi

Lesejury Star
offline

Klusi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Klusi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2024

Sinnsuche auf Sardinien

Die Insel der Honigtöchter
0

Alice ist verstört, als sie vom Tod ihrer Schwester Emma erfährt, mit der sie die letzten zwei Jahre keinen Kontakt hatte. Nun hat Emma ihr das Sorgerecht für ihre kleine Tochter übertragen. Alice nimmt ...

Alice ist verstört, als sie vom Tod ihrer Schwester Emma erfährt, mit der sie die letzten zwei Jahre keinen Kontakt hatte. Nun hat Emma ihr das Sorgerecht für ihre kleine Tochter übertragen. Alice nimmt die Herausforderung an und kümmert sich hingebungsvoll um ihre Nichte, allerdings ist sie sehr bald mit ihrem Leben, mit dem Spagat zwischen Beruf und Kind, überfordert. Sie macht sich auf die Suche nach dem Vater der Kleinen und unternimmt dafür eine Reise nach Sardinien, wo Emma eine Zeitlang gelebt (und wohl auch geliebt) hat.

Dies ist quasi die Fortsetzung des 2016 erschienenen Romans "Die Honigtöchter". Auch dieser erste Band spielte auf Sardinien, und es ging damals um Angelica Senes, der wir auch in dem neuen Roman wieder begegnen. Als Alice mit ihrer kleinen Nichte auf Sardinien ankommt, ist sie fest entschlossen, den Vater des Kindes ausfindig zu machen und ihm die Sorge für die Kleine zu überlassen. Dabei hadert sie jedoch immer mit ihrem Gewissen, denn eigentlich hat Emma ja ihr das Sorgerecht übertragen. Alice ist unsicher, was sie eigentlich vom Leben will. Es gibt viele ungeklärte Probleme zwischen ihr und ihrer Mutter, und auch zwischen Emma und ihr ist so vieles ungesagt geblieben, und nun ist es zu spät. Auch hängen unausgesprochene Schuldzuweisungen in der Luft, mit denen Alice nicht klar kommt. Die komplizierten Gedankengänge der Protagonisten und die daraus resultierenden Reaktionen waren mir manchmal jedoch etwas viel aufgesetztes Drama.

In der malerischen Umgebung Sardiniens lernt Alice liebenswerte Menschen kennen, die sie unterstützen und ihr auch dabei helfen, zu erkennen, was sie wirklich will. Wie man es von den Romanen der Autorin kennt, spielt auch immer eine gewisse Mystik mit hinein. Hier geht es um die besondere Verbindung zu den Bienen, die nur wenigen Frauen eigen ist. Grundsätzlich gefällt mir die Atmosphäre des Romans sehr gut, und ich finde diese besondere Beziehung zu den Bienen faszinierend. Die Gestaltung des Buches ist sehr schön; am Beginn eines jeden Kapitels gibt es etwas Wissenswertes über die Bienen oder den Honig.

Mit kleinen Abstrichen kann ich dieses schöne Buch wirklich empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.01.2024

Dramatischer Roman rund um den Bau des Gotthardtunnels

Bergleuchten
0

Dreh- und Angelpunkt des Romans ist der Bau des Gotthardtunnels zwischen Göschenen und Airolo. Die Schilderungen über die Anfänge, die Reaktion der Bevölkerung und auch über die Probleme, die während des ...

Dreh- und Angelpunkt des Romans ist der Bau des Gotthardtunnels zwischen Göschenen und Airolo. Die Schilderungen über die Anfänge, die Reaktion der Bevölkerung und auch über die Probleme, die während des Baus immer wieder auftauchen, sind sehr plastisch und detailliert. Man erfährt viel über die Sorgen der Arbeiter, über Unfälle, fehlende Sicherheitsbestimmungen, über Rückschläge und auch über eine rätselhafte Krankheit, die während des Tunnelbaus grassierte und an der viele Arbeiter starben. Man lernt die Verantwortlichen kennen und erfährt, dass dieser historische Bau viele Opfer gefordert hat. Bei der Planung und der Umsetzung lief nicht immer alles reibungslos.

Besonders lebendig macht die Geschichte, dass man hier die Ereignisse aus Sicht der Protagonisten erfährt. Wir lernen Helene Herger kennen, die mit ihren Eltern in Göschenen lebt. Ihr Vater ist Fuhrhalter und bangt um sein Auskommen, denn mit einem fertigen Tunnel könnte vieles, was momentan mit Fuhrwerken transportiert wird, dann einfach mit der Eisenbahn verschickt werden. Helene hadert mit ihrem Schicksal, denn als einziges Kind ihrer Eltern würde sie gerne den Fuhrbetrieb eines Tages übernehmen, aber das ist für eine Frau so gut wie ausgeschlossen. Ihr Vater versucht, sich mit den Gegebenheiten so gut wie möglich zu arrangieren und nimmt Aufträge für riskante Transporte an. Dabei überwirft er sich mit seinem besten Freund, der im Lauf der Geschichte zum erbitterten Gegner des Tunnelbaus und aller Beteiligten wird.

Die Unterkünfte sind knapp und die italienischen Arbeiter im Dorf nicht gerne gesehen. So hat der Italiener Piero Glück, dass er von Franz Herger ein Zimmer angeboten bekommt. Sehr bald bahnt sich zwischen Helene und Piero eine Freundschaft an, denn beide lieben die Bergwelt und die Natur und spüren eine gewisse Seelenverwandtschaft. Aber ihre Zuneigung dürfen sie nicht zeigen, denn Helenes Eltern würden einer Verbindung mit Piero nie zustimmen. Es gibt noch einen zweiten Mann in Helenes Leben. Peter ist ihr Jugendfreund und unsterblich in sie verliebt, und ihre Eltern würden sich eine Partnerschaft mit ihm wünschen. Helene ahnt jedoch nichts von seinen Gefühlen. Als es beim Tunnelbau zu einem schweren Unfall und darauf folgend zu einem Aufstand unter den Arbeitern kommt, gerät Piero in Lebensgefahr und muss Göschenen verlassen...

Die Geschichte um den Tunnelbau ist bestens recherchiert und so lebendig erzählt, dass man meint, dabei gewesen zu sein. Man erfährt sehr viel über die Hintergründe und verfolgt den Bau vom Anfang bis zum Ende. Die Probleme, die sich während des Baus ergeben, werden kritisch kommentiert. Helenes persönliche Geschichte fügt sich nahtlos in die Handlung ein und beansprucht nicht übermäßig viel Raum. Ich fand das Verhältnis zwischen der Schilderung von realen Ereignissen und der fiktiven Liebesgeschichte sehr gut ausgewogen und harmonisch. Auch wenn manches für mich vorhersehbar war, hat mir die Geschichte insgesamt sehr gefallen.

Ich habe den Roman als Hörbuch gehört. Die Schweizer Schauspielerin Sophie Hutter spricht es sehr authentisch und eindrucksvoll. Man hört ihr einfach gerne zu. Durch die Schweizer Mundart gewinnen die Charaktere zusätzlich an Tiefe.

"Bergleuchten" kann ich allen, die historische Romane mit realem Hintergrund lieben, sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.01.2024

Reichen zwölf Tage für die Liebe?

The Beautiful Fall - Die vollkommen irritierende Kettenreaktion der Liebe
0

Robert Penfold leidet unter periodischer Amnesie. Ziemlich genau alle 179 Tage verliert er sein Gedächtnis und muss sich anschließend immer wieder neu finden. Hilfe erhält er dabei von seinem alten Ich, ...

Robert Penfold leidet unter periodischer Amnesie. Ziemlich genau alle 179 Tage verliert er sein Gedächtnis und muss sich anschließend immer wieder neu finden. Hilfe erhält er dabei von seinem alten Ich, das ihm einen Brief hinterlassen hat. Robert lebt sehr zurückgezogen, um alle Unsicherheiten zu vermeiden. Den Brief mit Anweisungen, wie er sich im Fall eines unverhofft eintretenden Gedächtnisverlustes zu verhalten hat, trägt er immer bei sich, wenn er das Haus verlässt. In seiner Wohnung baut er an einem umfangreichen Domino-Parcours. Dieses Werk möchte er seinem zukünftigen Ich hinterlassen und setzt alles daran, es vor dem nächsten Erinnerungsverlust fertig zu bekommen. Dann tritt Julie in sein Leben. Sie ist die Lieferantin, die ihn regelmäßig mit Dingen des täglichen Lebens versorgen soll. Einerseits möchte er sie näher kennenlernen, aber er befürchtet, seine Sicherheit dadurch zu gefährden. Reichen die zwölf Tage, die ihm noch bleiben, um mit sich und Julie ins Reine zu kommen und was passiert danach? Und dann stellt Robert fest, dass ihm sein früheres Ich so einiges verschwiegen hat...

Der Plot wirft spannende Fragen auf, und ich hatte mich sehr gefreut, in dieses außergewöhnliche Szenario einzutauchen. Nun, da ich den Roman fertig gelesen habe, bin ich ein wenig zwiegespalten. Einerseits hat mir der Schreibstil gefallen. Der Autor bringt, bedingt durch seinen philosophischen Hintergrund, interessante Denkanstöße in die Geschichte. Ich habe versucht, mich in die Lage der Protagonisten zu versetzen, aber das ist mir sehr schwer gefallen, denn ich fand die Zusammenhänge, die man nach und nach erfährt, zu abstrakt. Roberts Beschäftigung mit der Dominobahn nimmt einen großen Raum in der Handlung ein, was ich stellenweise als etwas langatmig empfand. Die Protagonisten konnten mich nur zum Teil überzeugen. Julies Handlungen waren für mich nachvollziehbar, während mir Robert fremd blieb, obwohl der Roman aus seiner Sicht in der 1. Person geschrieben ist. Einige seiner Handlungen konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Vielleicht ist es mir so schwer gefallen, mich auf ihn einzulassen, weil mir das Thema (glücklicherweise) fremd ist. Ich nehme mir nicht heraus, seine Situation und seine Gefühle zu beurteilen, denn das kann man wohl nur, wenn man selbst von ähnlichen Problemen betroffen ist. Aber ganz objektiv betrachtet handelt Robert meines Erachtens doch oft sehr egoistisch, während Julie aus Liebe alles für ihn tut. Für mich hat die Geschichte durchaus gute und interessante Ansätze, die es wert sind, darüber nachzudenken. Nur das Gesamtbild empfand ich zwischendurch immer wieder etwas löchrig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.12.2023

Ein hoffnungsvoller Roman aus einer dunklen Zeit

Der Himmel zu unseren Füßen
0

Es ist Heiligabend auf Amrum im Jahr 1944. Birke tut alles, um diese sechste Kriegsweihnacht für die Bewohner in dem alten Bauernhaus so schön wie möglich zu machen. Aus nichts hat sie sogar einen Baum ...

Es ist Heiligabend auf Amrum im Jahr 1944. Birke tut alles, um diese sechste Kriegsweihnacht für die Bewohner in dem alten Bauernhaus so schön wie möglich zu machen. Aus nichts hat sie sogar einen Baum gebastelt. Nun hält sie Rückschau und erinnert sich an das, was sie verloren hat, als an einem Tag der vermeintlich sichere Himmel über ihr einstürzte. Aber sie hat auch wundervolle Erfahrungen gemacht, nur die Hoffnung fehlt, denn ihre Träume und Wünsche für die Zukunft erscheinen ihr aussichtslos. Da müsste schon ein Wunder geschehen....

In diesem Jahr habe ich einige Bücher von Patricia Koelle gelesen, und alle gehören zu meinen Highlights. So war es für mich an der Zeit, auch ihren weihnachtlichen Roman, der im Jahr 2018 erschienen ist, endlich zu lesen. Ich wurde nicht enttäuscht, denn diese Geschichte ist so feinfühlig und liebevoll erzählt, dass einem beim Lesen ganz warm ums Herz wird. Anfangs verschließen die Protagonisten den erlebten Kummer noch in ihrem Herzen, aber mit der Zeit lernen sie, einander zu vertrauen und zu öffnen. In dem kriegsverletzten Jondris findet Birke einen Seelenverwandten, und das gegenseitige Verständnis trägt sie durch diese schwierige Zeit. Und doch wagen sie gar nicht, an die Zukunft zu denken, zu groß und unüberwindbar erscheinen ihnen die Hindernisse. Beide haben so viel verloren.

Jondris erzählt von seinen Erlebnissen, und man begegnet Protagonisten aus anderen Romanen der Autorin. Diese zarten Verbindungen zwischen den Büchern empfinde ich immer als sehr schön, und sie zaubern mir ein Lächeln der Erinnerung ins Gesicht.

Dies ist eine Weihnachtsgeschichte mit Tiefgang, und obwohl sie in dunkelster Zeit spielt, ist sie doch so voller Wärme, Hoffnung und Licht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.12.2023

Ein inspirierender Ratgeber für alle, die das Räuchern zelebrieren

Wohltuendes Dufträuchern
0

Eigentlich schon immer gehört das Räuchern für mich zum Jahreslauf und hat zu bestimmten Zeiten auch Tradition. Ausprobiert habe ich schon alle möglichen Methoden, angefangen von Räucherstäbchen und Räucherkerzen ...

Eigentlich schon immer gehört das Räuchern für mich zum Jahreslauf und hat zu bestimmten Zeiten auch Tradition. Ausprobiert habe ich schon alle möglichen Methoden, angefangen von Räucherstäbchen und Räucherkerzen über das Räuchern auf Kohle oder mit Räucherbündeln bis hin zum Räuchern auf einem Stövchen. Besonders das Räucherstövchen ist seit einigen Jahren mein Favorit und ständig bei mir im Einsatz, denn bei allen anderen Methoden empfinde ich den Duft bzw. den Rauch als zu intensiv und manchmal sogar unangenehm. Bisher habe ich eigentlich immer auf gekauftes Räucherwerk (Weihrauch, Räuchermischungen) zurückgegriffen. Dieses schöne Buch eröffnet aber ganz andere und sehr viele Möglichkeiten.

In den ersten Kapiteln erfährt man Allgemeines zum Thema Riechen und auch darüber, wie man seinen Geruchssinn trainieren kann. Auch der Zusammenhang zwischen nachlassendem Geruchssinn und manchen Krankheiten wird hier thematisiert, ein sehr spannendes Thema, das mich besonders interessiert, da ich die ganze Welt der Düfte und auch die Funktion unserer Sinne faszinierend finde.

Es schließt sich ein Kapitel an, das vor allem für Einsteiger in die Materie des Räucherns sehr hilfreich ist, denn hier geht es um den Umgang mit einem Räucherstövchen, und es sind auch ein paar hilfreiche Tipps dabei, beispielsweise wie man das feine Sieb davor schützt, mit Harz zu verkleben, denn wenn man Harze räuchert, verflüssigen diese sich beim Erhitzen.

Im nächsten Schritt erfährt man, was man alles verräuchern kann, und hier beginnt der für mich richtig interessante Teil. Neben den fertig gekauften Räuchermischungen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich sein Räucherwerk selbst zu sammeln. Hier geht es um den achtsamen Umgang mit dem, was uns die Natur liefert. Die beschriebenen Pflanzen sind nach Kapiteln gegliedert, wo man sie am besten finden kann und was man beim Sammeln beachten sollte. Für einige muss man in Wald und Flur auf die Suche gehen, aber auch der eigene Garten oder Balkon bietet tolle Möglichkeiten, und beginnen können wir auch ganz einfach in der Küche. Viele Gewürze und Kräuter eignen sich perfekt zum Räuchern, und dieses Buch gibt einem viele Hinweise an die Hand, wie man am besten damit umgeht, denn es gibt einige Punkte zu beachten, und man unterscheidet, ob man Harze, Holz, Blüten, Blätter, Gewürze oder auch Pilze verräuchern möchte, denn die Vorgehensweise ist manchmal ein wenig unterschiedlich.

Am Ende sind auch einige Vorschläge für eigene Räuchermischungen im Buch, und ich finde die vielen Ideen und Empfehlungen sehr inspirierend. Gerade momentan, während der Rauhnächte, nehme ich diesen schönen Ratgeber täglich zur Hand, da ich das Räuchern aktuell viel intensiver zelebriere als zu anderen Zeiten.

Am Ende des Buches findet man eine Wirkungstabelle, in der alles Räucherwerk noch einmal alphabetisch aufgelistet ist und wo man ablesen kann, wofür welches Kraut, welches Holz oder Harz besonders geeignet ist. Hier erkennt man auf einen Blick, welches Räucherwerk beispielsweise eine reinigende Wirkung hat, welches die Konzentration fördert, welches beruhigt und entspannt und vieles mehr.

Wer sich intensiver mit dem Thema "Räuchern" beschäftigt und nach unkomplizierten Möglichkeiten sucht, ist mit diesem Buch bestens beraten. Für mich ist es schon nach kurzer Zeit unverzichtbar geworden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung