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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2019

Ein schöner, emotionaler, bittersüßer Sommerroman

Hortensiensommer
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Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich mit der Protagonistin anfreunden konnte, denn sie reagierte oft recht seltsam. Man ahnt sehr bald, dass ihr wohl in der Vergangenheit etwas Schlimmes widerfahren ...

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich mit der Protagonistin anfreunden konnte, denn sie reagierte oft recht seltsam. Man ahnt sehr bald, dass ihr wohl in der Vergangenheit etwas Schlimmes widerfahren ist, und man muss auch berücksichtigen, dass jeder Mensch mit Problemen und Trauer anders umgeht. Johanna macht sehr lange den Fehler, nach der Vogel-Strauß-Taktik zu leben, den Kopf in den Sand stecken und nichts sehen oder hören. Dass diese Vorgehensweise falsch ist, erweist sich im Verlauf der Geschichte. Aber näher möchte ich gar nicht darauf eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Auch Johannas Mieter Philipp, der in die Einliegerwohnung ihres Hauses zieht, spürt, dass mit Johanna etwas nicht stimmt. Aber auch er stößt auf eine Mauer des Schweigens und kann ihr nicht helfen. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen und letztendlich durch die liebenswerte und direkte Art seiner kleinen Tochter kann Philipp zu Johannas Herz durchdringen, denn er spürt, dass sich hinter ihrer Verschlossenheit ein starker Kummer verbirgt. Philipp ist ein starker, sehr sympathischer Charakter, der seine eigenen Probleme hintenan stellt, und ich fand es toll, dass er sich sehr um Johanna bemüht und ihr vorgelesen hat. Der schönste, feinfühligste Satz im ganzen Buch kommt von ihm: „In einem Regentropfen kann sich ein ganzer Garten spiegeln“.
Überhaupt spielt Johannas Garten eine wichtige Rolle, und die Beschreibungen der Blumen und Pflanzen lesen sich wundervoll. Obwohl die Handlung zum Teil etwas schwermütig wirkt, gibt es durchaus auch humorvolle Momente, beispielsweise wenn Johanna einen Garten für einen schwierigen Kunden planen soll und diese Planung sich als Fass ohne Boden erweist.
Ich habe den Roman gerne gelesen, denn er spiegelt so ziemlich alle Facetten menschlicher Gefühle wieder. Philipp und seine allerliebste Tochter Klara habe ich sehr schnell in mein Herz geschlossen, und auch wenn es mit Johanna etwas länger gedauert hat, am Ende konnte ich sie gut verstehen und viele ihrer Reaktionen durchaus nachempfinden.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Schöne, berührende Geschichte um ein altes, englisches Anwesen und seine Bewohner

Das kleine Cottage auf dem Hügel
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Eigentlich ist der Titel irreführend, denn es geht in dem Roman nicht um ein kleines Cottage, sondern um mehrere Cottages, die alle ziemlich verwahrlost sind und zu einem größeren Anwesen gehören. Auf ...

Eigentlich ist der Titel irreführend, denn es geht in dem Roman nicht um ein kleines Cottage, sondern um mehrere Cottages, die alle ziemlich verwahrlost sind und zu einem größeren Anwesen gehören. Auf Joy‘s Acre, wie sich das ganze Anwesen nennt, soll Maddi Porters neue Arbeitsstelle sein. Als Vertreterin einer PR-Agentur soll sie sich um die Vermarktung des „luxuriösen Anwesens“ kümmern. Leider gehen ihre Vorstellungen mit denen des Besitzers so gar nicht überein. Seth ist ein verschlossener Mensch, und erst nach und nach erfährt man, was ihn antreibt und wieso er sich überhaupt auf die PR-Angelegenheit eingelassen hat. Er muss zu Veränderungen bereit sein, aber das Gleiche gilt auch für Maddie. Die Erfahrungen, die sie auf dem alten Landgut macht, erweisen sich für sie selbst als überraschend. Die beiden Protagonisten sind vielschichtig und plastisch gezeichnet, und man kann sie nach und nach immer besser verstehen. Auch die anderen Charaktere, die im Roman eine Rolle spielen, sind interessant, lebendig und gut dargestellt. Die Idee hinter dem Roman gefällt mir sehr gut. Da ist einmal die faszinierende Geschichte des Anwesens, die bis heute auf die Gegebenheiten ausstrahlt und die Protagonisten beeinflusst. Die Menschen, die auf Joy‘s Acre zusammen kommen, haben alle noch an Problemen der Vergangenheit zu tragen, sie alle haben ihre Geheimnisse, und in gewisser Weise wirkt sich das alte Anwesen heilsam für jede(n) von ihnen aus.
Mit Maddie hatte ich anfangs meine Probleme, denn als sie auf Joy‘s Acre ankommt, wirkt sie nicht nur ziemlich arrogant, sondern dort auch völlig fehl am Platz. Aber sie macht eine starke Entwicklung durch, die ihr gut tut und ihr ganz neue Möglichkeiten eröffnet.
Besonders die Beschreibung des Anwesens und der Gegend haben mir sehr gut gefallen. Auch die Art, wie diverse Tiere ihren Platz in der Handlung erhalten und nebenbei auch Maddies Herz erobern, ist sehr schön und verleiht der Geschichte einen gewissen Wohlfühl-Charakter. Die Atmosphäre des Anwesens und der dazu gehörenden Cottages strahlt Wärme aus. So ganz nebenbei erhält man auch einen lehrreichen Einblick in das Dachdecker-Handwerk, und ich war erstaunt, wie viel Wissen und Können nötig ist, um ein Dach fachgerecht und haltbar mit Stroh zu decken.
Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen und ihn auch richtig genossen. Nur einen Kritikpunkt habe ich anzumerken, und dabei geht es um die vielen Geheimnisse, die im Raum stehen bzw. die sich vor Maddie auftun. Jeder redet nur um den heißen Brei, und keiner spricht aus, was hinter verschiedenen Handlungen steckt. In gewisser Weise konnte ich Maddies Unmut verstehen, wenn sie vor dieser Mauer des Schweigens erst einmal kapitulierte oder auch mal etwas heftiger reagiert hat. Diese Geheimniskrämerei fand ich teilweise etwas übertrieben, und die Handlung wirkte dadurch auf mich künstlich in die Länge gezogen. Glücklicherweise hat es für mich den Lesefluss nicht behindert. Wenn mir das ganze Hin und Her mit „erzähle ich es oder erzähle ich es nicht?“ zu viel wurde, habe ich ein paar Seiten einfach etwas flüchtiger gelesen. Trotzdem war am Ende alles gut, und ich war insgesamt zufrieden mit der Story.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Die Salbenmacherin und der Engel des Todes

Die Salbenmacherin und der Engel des Todes
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Dies ist bereits der vierte Band um die Salbenmacherin Olivera. Sofort, von der ersten Seite an, ist man mitten im Geschehen. Ich habe extra nachgesehen, wann ich den vorherigen Band gelesen habe und konnte ...

Dies ist bereits der vierte Band um die Salbenmacherin Olivera. Sofort, von der ersten Seite an, ist man mitten im Geschehen. Ich habe extra nachgesehen, wann ich den vorherigen Band gelesen habe und konnte es kaum glauben, dass seitdem fast zwei Jahre vergangen sind, so präsent war mir noch alles in der Erinnerung. Wenn ich bedenke, was ich in der Zwischenzeit alles gelesen habe, ist das ja schon ein Zeichen, wie stark mich die Bücher dieser Reihe beeindrucken.
Zu Beginn des Romans ist Olivera hoch schwanger und hat die Nachricht vom Tod ihrer geliebten Großmutter erhalten. Ihr ist das Herz schwer, und ihr graut vor dem kommenden Winter, denn die aus Konstantinopel stammende junge Frau kann sich noch immer nicht an die kalte Zeit in Deutschland gewöhnen. Dann wird auch noch im Apothekerhaus, bei Olivera und ihrem Mann, eingebrochen. Jona, der Betteljunge, den Olivera und Götz bei sich aufgenommen haben, scheint etwas zu wissen, aber er hüllt sich in Schweigen. Als es im Heilig-Geist-Spital, wo Olivera den Kranken hilft, einige mysteriöse Todesfälle gibt, fällt der Verdacht auf sie. Sie ahnt, dass hier eine Verschwörung gegen sie und ihren Mann im Gange ist, aber sie kann es nicht beweisen. Um der drohenden Folter zu entgehen, ergreift sie die Flucht, bringt dadurch aber sich und ihr ungeborenes Kind ebenfalls in Gefahr.
Die Handlung entwickelt sich rasant und dramatisch; es geht wieder Schlag auf Schlag. Olivera ist auf der Flucht und kämpft um ihr Leben, und Götz sucht sie verzweifelt. Man bangt mit Olivera und Götz, denn es geht ja hier auch noch um das Leben und Wohl ihres ungeborenen Kindes.
Gerlin, eine ehemalige Hure, die auch im Heilig-Geist-Spital arbeitet und sich mit Olivera angefreundet hat, bemerkt seltsame Vorkommnisse und versucht, auf ihre Weise Licht in die Angelegenheit zu bringen, und Jona muss sich entscheiden, zu wem er steht.

Einmal eingetaucht in die mittelalterliche Welt Nürnbegs konnte ich mich nur noch schwer von der Geschichte lösen, sondern hätte das Buch am liebsten immer weiter, in einem Stück, gelesen, so gebannt folgte ich der Handlung. Silvia Stolzenburg weiß ihre Leser zu fesseln, da kam wirklich zu keinem Moment Langeweile auf. Die Autorin hat bei ihren Recherchen außerdem viel Interessantes über die damaligen Heilmethoden und den Wissensstand zu diversen medizinischen Themen und Behandlungen herausgefunden und bindet dieses Wissen nahtlos und glaubwürdig in die Handlung ein.
Für mich war dies wieder ein hervorragender Mittelalterkrimi, und ich hoffe, dass noch weitere Bände mit der liebenswerten Olivera folgen werden. Im übrigen sind die gebundenen Bücher der Reihe, mit ihren ausdrucksstarken Illustrationen auf dem Buchrücken, richtige Schmuckstücke in jedem Bücherregal.

Veröffentlicht am 03.08.2019

Ein wichtiges und sehr gut gestaltetes Buch zur Hilfe für gewaltfreie Konfliktlösungen von Kindern

Was brauchst du? Mit der Giraffensprache und Gewaltfreier Kommunikation Konflikte kindgerecht lösen
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Dies ist Band 20 der „Sowas“-Reihe, bei der es in jedem Buch um ein anderes Thema aus der Welt der Kinder geht. In diesem Band dreht sich alles um die gewaltfreie Konfliktlösung.
Am Anfang des Buches stellt ...

Dies ist Band 20 der „Sowas“-Reihe, bei der es in jedem Buch um ein anderes Thema aus der Welt der Kinder geht. In diesem Band dreht sich alles um die gewaltfreie Konfliktlösung.
Am Anfang des Buches stellt Gino Giraffe sich und seine Freunde erst einmal vor. Immer wenn es Streit zwischen den befreundeten Tieren gibt, ist Gino zur Stelle, um zu helfen. Es gibt viele Fallbeispiele, worüber zwei Tiere in Streit geraten. Die Kinder können sich in vielen Situationen gut wiedererkennen. Die Geschichten sind alle leicht verständlich und wurden liebevoll, in warmen, klaren Farben, kindgerecht illustriert. Im hinteren Teil des Buches gibt es für jeden Fall auch mehrere Lösungsvorschläge, aber bevor man sich diese ansieht, können die Kinder erst einmal für sich selbst überlegen, wie sie den Konflikt lösen würden. Die gemeinsamen Überlegungen fördern Empathie und ein gutes Sozialverhalten. Hinten im Buch, bei den Lösungsvorschlägen, ergeben sich viele Möglichkeiten, um mit dem Buch richtig zu arbeiten. Da können Bilder zu den verschiedenen Fällen farbig ausgestaltet, da kann gebastelt oder gemalt werden. Gerade in unserer Zeit der Reizüberflutung kommt es häufiger zu aggressivem Verhalten, schon bei den Kleinen. Umso wichtiger ist es, Kindern Vorschläge an die Hand zu geben, wie sie einen Streit gewaltfrei lösen können. Gemeinsame Gespräche, die durch dieses Büchlein gefördert werden, helfen den Kindern, sich gegenseitig zu akzeptieren, ernst zu nehmen und zu verstehen.
Die beiden Autorinnen und die Illustratorin haben hier ein sehr schön ausgestattetes und wichtiges Büchlein geschaffen, das sich nicht nur für Kindertagesstätten eignet, sondern auch in Familien mit mehreren Geschwisterkindern sinnvoll ist. Auch wenn Kinder Freunde mitbringen, kann es zu Missverständnissen oder Streitigkeiten kommen, und so wird auch hier das Büchlein eine gute Hilfe sein. Ich kann es wärmstens jedem empfehlen, der in irgend einer Form mit Kindern zu tun hat.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Ziemlich langatmig, besonders der Handlungsstrang in der Gegenwart konnte mich leider nicht wirklich begeistern

Der Garten der Düfte
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Die Handlung des Romans spielt auf zwei Zeitebenen. Da ist in der Gegenwart die Australierin und Meeresbiologin Pip, die gerade dabei ist, ihre Doktorarbeit fertig zu stellen. Außerdem hat ihr Freund Jack ...

Die Handlung des Romans spielt auf zwei Zeitebenen. Da ist in der Gegenwart die Australierin und Meeresbiologin Pip, die gerade dabei ist, ihre Doktorarbeit fertig zu stellen. Außerdem hat ihr Freund Jack ihr einen Antrag gemacht. Unter den ersten Verlobungsgeschenken, die in Tasmanien eintreffen, sind einige uralte Kupfertöpfe von Pips Eltern aus Frankreich. In einem dieser Töpfe findet Pip eine alte Papierrolle mit Rezepten in französischer Sprache, die von einer gewissen Artemisia stammen. In der folgenden Zeit kommt es zwischen ihr und ihrem Verlobten immer wieder zu Unstimmigkeiten. Pip fühlt sich unverstanden und setzt sich selbst unter Druck, und letztendlich wird ihr anscheinend alles zu viel. Um sich über ihre Gefühle und ihre Zukunft klar zu werden, reist Pip zu verschieden europäischen Orten und begibt sich auf Artemisias Spuren. Diese führen zu einem französischen Chateau, wo Artemisia im 15 Jahrhundert als Köchin lebt und arbeitet. Das Chateau steht einerseits unter weltlicher Herrschaft, ist aber zugleich auch ein Kloster. Abt Roald mischt sich häufig in Dinge ein, die ihn eigentlich nichts angehen, vor allem nutzt er die Abwesenheit des Chevalier de Boschaud, um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Auch wenn der Gutsherr einiges tut, um sein Gesinde und vor allem Artemisia zu schützen, so ist er eben nicht immer zur Stelle, wenn der Abt seine großen und kleinen Grausamkeiten an der Dienerschaft auslässt.

Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr von diesem Roman versprochen, der durch ein wunderschönes Cover besticht. Der Handlungsstrang im Mittelalter und vor allem Artemisias Schicksal hat mich zwar berührt, aber es war ein langwieriger Weg, der mich durch die Geschichte führte. Weder Pip noch ihre Schwester Megs in den Abschnitten zur Gegenwart konnten mich wirklich überzeugen. Pip wirkte lange Zeit auf mich so, als wäre sie ziemlich unentschlossen, was ihr Leben angeht. Ihre Handlungen und Entscheidungen waren für mich zum Teil nicht immer nachvollziehbar. Megs steckt irgendwo im Spagat zwischen Karrierefrau und Helikopter-Mutter fest und steuert geradewegs auf eine Krise zu. Eigentlich hat Pip alle Hände voll zu tun, um mit ihrem eigenen Leben und den Problemen ihrer Familie klar zu kommen, so dass Artemisias Geschichte dadurch zeitweilig in den Hintergrund gedrängt wird.

Der Schreibstil der Autorin ist einerseits schön, aber sehr ausschweifend, und sie verzettelt sich, auf Kosten des Handlungsfortschritts, in viel zu vielen unwichtigen Details, was das Ganze zum Teil recht langatmig macht. Eine Zeitlang konnte ich es noch genießen, in Düften und feinen Zutaten zu besonderen Gerichten zu schwelgen, aber schnell war mir das dann doch zu üppig und zu geballt, und ich ertappte mich immer häufiger dabei, beim Lesen abzuschweifen und nicht recht bei der Sache zu sein. Offensichtlich fehlte mir der rote Faden und auch eine schlüssige Verknüpfung zwischen den beiden Handlungssträngen. Pips und Artemisias Geschichte laufen weitgehend parallel, aber letztendlich sind die überlieferten Rezepte und die Liebe zum Kochen und zu feinen Aromen die einzige Verbindung, die sich zwischen den beiden Frauen herausstellt. Ihre Lebenswege sind völlig unterschiedlich und haben kaum Bezug zueinander.
Insgesamt sehe ich dieses Buch als ganz nett für zwischendurch, aber es ist leider weder besonders unterhaltsam noch hat es Tiefgang oder Erinnerungswert.