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Veröffentlicht am 18.08.2024

Faszinierend und geheimnisvoll aber auch ein wenig verwirrend

Hyazinthenschwestern
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Wo heute der Boxhagener Platz in Berlin ist, gab es früher ausgedehnte Ländereien, unter anderem auch Hyazinthenfelder. In diesem Umfeld spielt der neueste Roman von Rebecca Eder. Hier leben die fünf Sonntag-Schwestern. ...

Wo heute der Boxhagener Platz in Berlin ist, gab es früher ausgedehnte Ländereien, unter anderem auch Hyazinthenfelder. In diesem Umfeld spielt der neueste Roman von Rebecca Eder. Hier leben die fünf Sonntag-Schwestern. Das Land wurde nach dem Tod des Bruders an die fünf Frauen aufgeteilt. Aber es schwelt ein Konflikt zwischen den Schwestern, was dazu führt, dass die Ländereien in Gefahr geraten. Einige der Schwestern wollen verkaufen, aber Alba wehrt sich vehement dagegen, hängt doch die Erinnerung an ihre geliebte Mutter an den Hyazinthenfeldern. Immer wieder sucht Alba, den Kontakt zu ihren Schwestern und möchte sich aussprechen, leider ohne Erfolg. Als die junge Frau eines Morgens einen fremden Mann entdeckt, der mitten im Hyazinthenbeet schläft und behauptet, der neue Gärtner zu sein, bekommt die Geschichte noch eine ganz neue Dimension. Alba weiß gar nichts über den Fremden, und er stellt sich nicht so an, als hätte er das Gärtnern wirklich gelernt. Auch wenn der Verstand ihr sagt, dass hier etwas nicht stimmt, so spricht ihr Herz eine andere Sprache, und sie beginnt, mit dem jungen Mann "durch die Blume" zu kommunizieren, nicht ahnend, dass er ein ganz anderes Leben in Berlin hat und ein Revolutionär ist. Erst nach und nach erkennt sie die Wahrheit, was an ihren Gefühlen jedoch nichts ändert.
Mit ihrem Roman über die Hyazinthenschwestern lässt die Autorin uns den Duft der Vergangenheit schnuppern. Auch wenn eine sehr schöne Liebesgeschichte eingebaut ist, so handelt es sich nicht direkt um einen Liebesroman. Ein großes Thema ist der Konflikt zwischen den Geschwistern, der sich für mein Empfinden sehr rätselhaft entwickelt und die Leser sehr lange im Dunkeln tappen lässt. Einiges konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, denn letztendlich sucht jede der Schwestern die Schuld bei Alba, statt vor der eigenen Haustüre zu kehren. Dass Alba in dem neuen Gärtner einen Seelenverwandten findet, ist sehr schön dargestellt, wobei die Sprache der Blumen hier doch sehr ausgedehnt zu Wort kommt, was mich im Lesefluss etwas ausgebremst und fast ein wenig überfordert hat, vor allem da es für manche Blumen verschiedene Deutungen gibt, was leicht zu Missverständnissen führen kann.
Dass die Geschichte zur Zeit der Märzrevolution spielt, bringt auch einen historisch-politischen Aspekt in den Roman und verleiht ihm ein starkes Zeitkolorit. Man erfährt sehr viel über die damaligen Ereignisse in Berlin, nimmt intensiv an tragischen Schicksalen Anteil und begegnet auch einigen berühmten Zeitgenossen.
Mir hat dieser historische Roman sehr gut gefallen, mit kleinen Abstrichen, die ich bereits angesprochen habe.

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Veröffentlicht am 04.08.2024

Genussvoll gesünder werden

Medical Cuisine - Gesunder Darm
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Ein Arzt und ein Spitzenkoch arbeiten zusammen, da kann eigentlich nur etwas Gutes entstehen. Diesmal zeigt Dr. med. Matthias Riedl zusammen mit Johann Lafer, wie lecker gesundes Essen schmecken kann. ...

Ein Arzt und ein Spitzenkoch arbeiten zusammen, da kann eigentlich nur etwas Gutes entstehen. Diesmal zeigt Dr. med. Matthias Riedl zusammen mit Johann Lafer, wie lecker gesundes Essen schmecken kann. Vorrangig geht es diesmal um die Darmgesundheit, denn es ist schon längst wissenschaftlich erwiesen, dass der Darm eine wichtige Rolle für unser Immunsystem spielt. Es wird in diesem Buch sehr ausführlich erklärt, welche Lebensmittel und Ernährungsgewohnheiten schlecht für unsere Gesundheit sind und welche gut. Was sich alles auf unser Mikrobiom auswirkt, ist so vielfältig, und es ist ganz erstaunlich, auf welche Krankheiten man mit einer gesunden Darmflora und einer darmgesunden Ernährung Einfluss nehmen kann. In der Forschung hat sich da in den letzten Jahren sehr viel getan, und in diesem Buch haben die Autoren alles Wissenswerte übersichtlich und gut verständlich zusammengestellt.
Auch an die praktische Umsetzung einer darmgesunden Ernährung wurde gedacht, und es sind zahlreiche Empfehlungen und fünfzig Rezeptvorschläge im Buch. Die Hauptrolle bei allen Rezepten spielen Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkorn. Fleisch oder Fisch sind eher als Beilagen dabei, und was mir besonders gut an diesem Buch gefällt, ist, dass es jeweils auch vegetarische oder vegane Varianten zu den Gerichten gibt. So ist beispielsweise für den Melonen-Shrimps-Cocktail als vegetarische Alternative eine pikante Erbsen-Parmesan-Creme mit Melonen-Spargel-Salat angegeben. Möchte man das ganze vegan, könnte man die im Rezept enthaltene Sahne, den Parmesan und den Frischkäse durch eine vegane Variante ersetzen. Auch Sushi geht vegan, und beim Graved Lachs wird für die vegane Variante einfach der Lachs durch Karotten ersetzt. Weitere tolle Ideen sind Vitello Tonnato und als Alternative ein veganes Pilz-Tonnato, Bami Goreng kann man sowohl mit Hähnchenbrust als auch vegan mit Tempeh zubereiten, als Alternative zu Hühnerfrikassee gibt es ein leckeres Pilz-Frikassee, es gibt Dürüm wahlweise mit Hähnchen-Kebab oder Ofengemüse, und Saltimboca kann man statt mit Kalbsschnitzel auch mit Auberginen machen.
Auch auf Süßes muss man bei der darmgesunden Ernährung nicht verzichten und kann auch hier immer zwischen zwei Varianten wählen.
Hier stehen beispielsweise Käsekuchen mit Vanille und Himbeeren einem Kokos-Cheesecake mit Passionsfrucht-Mango-Topping gegenüber oder man kann zwischen herkömmlichen und veganen Topfenknödeln wählen.
Man findet viele Klassiker im Buch, die man vielleicht schon immer auf dem Speiseplan hatte, und zu allen gibt es nun eben auch noch eine zweite Variante. Es gefällt mir gut, dass hier auf alle Ernährungsformen Rücksicht genommen wurde und für jeden etwas Passendes dabei ist.
Die meisten Rezepte sind gut nachzumachen, aber manche Gerichte haben eine etwas lange Zutatenliste, wobei man die Zutaten jedoch meist ganz unkompliziert in fast jedem Markt bekommt. Alles in allem ist dies ein umfangreiches, informatives und inspirierendes Buch.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Ein wunderbarer, fesselnder Abenteuerroman, der seinen drei Vorgänger-Bänden in nichts nachsteht

Der Kampf der Highlanderin
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Der vierte Band der großartigen Buchreihe um Enja beginnt im Jahr 1317 in Avignon, wo der Papst eine beunruhigende Begegnung hat. Etwa zur gleichen Zeit weilt Enja in Irland. Nach einem missglückten Überfall ...

Der vierte Band der großartigen Buchreihe um Enja beginnt im Jahr 1317 in Avignon, wo der Papst eine beunruhigende Begegnung hat. Etwa zur gleichen Zeit weilt Enja in Irland. Nach einem missglückten Überfall gerät sie, zusammen mit ihrem besten Freund Cathal und seinen Männern, in die Gefangenschaft der Engländer. Wird sie sich und ihre Mitstreiter aus dieser misslichen Lage befreien können? Es ist nicht die einzige Herausforderung, die diesmal auf unsere Heldin zukommt, denn auch private Schicksalsschläge und Verluste muss sie einstecken, und es warten einige unvorhergesehene Überraschungen auf sie, die ihr Leben ziemlich verändern.

Ein Großteil der Handlung spielt sich diesmal in Irland ab. Hier herrscht Krieg um die Machtverhältnisse, und das Land wird im Kampf gegen England regelrecht aufgerieben. Ihrem Freund Cathal zu helfen, ist nicht der einzige Grund, wieso sie in Irland weilt, denn es gibt da auch noch sehr persönliche Beweggründe. Ich möchte gar nicht zu viel zur Handlung schreiben, denn sonst würde ich spoilern. Darum gehe ich lieber auf andere Gesichtspunkte ein. Auch dieses vierte Buch hat an Spannung nichts gegenüber seinen Vorgängern eingebüßt; ich war gefesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Das historische Geschehen hat die Autorin gut verständlich aufbereitet und wiedergegeben und dabei auch Lücken von Ereignissen gefüllt, die nicht ausführlich überliefert sind. Die historisch reale Handlung mit ihren fiktiven Elementen zu verknüpfen, ist Eva Fellner hervorragend gelungen, und Enja passt perfekt in die Szenerie. Aber wir lernen diesmal ganz neue Seiten von unserer tapferen Heldin kennen, denn auch sie ist verletzlich. Manche Erlebnisse setzen ihr so zu, dass ihre Aufmerksamkeit darunter leidet und sie dadurch angreifbarer wird. Auch macht sie kein Hehl daraus, dass sie älter wird. Diese neue, menschliche, verwundbare Seite macht sie noch sympathischer, vor allem weil sie ihre Fehler eingesteht und zugibt, dass auch sie nicht unfehlbar ist. Aber auch die anderen Protagonisten, die Enja schon während ihrer vorherigen Abenteuer begleitet haben, lassen ganz neue Facetten an sich erkennen.

Alles in allem ist dies eine wunderbare, mitreißende Fortsetzung der Enja-Reihe. Ich hoffe sehr, dass Enjas Abenteuer hier noch nicht zu Ende sind, denn auch wenn dieser Band einen runden, sehr zufriedenstellenden Abschluss hat, gibt es doch sicher noch einige Handlungsfäden, die weitergesponnen werden könnten. Dieser Band wie auch seine Vorgänger sind ein Lese-Highlight für mich, und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Ein wahrer, historischer Kriminalfall neu aufgerollt

Das Darmstädter Mörderliebchen
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Dies ist bereits der zweite historische Krimi von Ella Theiss, der in Darmstadt spielt und auf wahren Begebenheiten beruht. Allerdings spielt sich die Handlung ca. elf Jahre später ab als die "Darmstädter ...

Dies ist bereits der zweite historische Krimi von Ella Theiss, der in Darmstadt spielt und auf wahren Begebenheiten beruht. Allerdings spielt sich die Handlung ca. elf Jahre später ab als die "Darmstädter Nachtgesänge", und es handelt sich um einen Kriminalfall, der in keinem Zusammenhang mit dem ersten steht, aber zu meiner Freude sind auch diesmal wieder einige Mitglieder der Familie Büchner dabei. Christina bangt um ihren Verlobten, der im Hause von Görlitz als Kammerdiener angestellt ist. Als bei einem Brand die Gräfin umkommt, fällt der Verdacht auf Johann. Nach seiner Verhaftung beginnt für Christina eine schwere Zeit, denn sie wird allerorts geächtet und als Mörderliebchen verspottet. Nach einer Begegnung mit Luise Büchner, die ihr hilft und sie zu ihrem, als Häkelkränzchen getarnten, Frauenzirkel einlädt, schließt sie sich den mutigen Frauen an.
Auch lernt sie den Radikaldemokraten Paul kennen. Dieser führt jedoch quasi ein Doppelleben, und Christina ist sich nicht sicher, inwieweit sie ihm vertrauen kann.
Der Kriminalfall um den Tod der Gräfin Emilie von Görlitz wird sehr ausführlich betrachtet. Der Prozess erregte damals großes Aufsehen und wurde in der Presse über mehrere Jahre immer wieder thematisiert. Diesem Roman liegt eine sehr ausgiebige und gründliche Recherche zugrunde, das spürt man auf jeder Seite. Die Autorin hat es sich wahrlich nicht leicht gemacht, denn allein die damals angelegte Prozessakte umfasst ca. 800 Seiten.
Den Ansatz, die Geschichte aus der Sicht von Johanns Braut Christina zu schildern, finde ich sehr interessant und spannend, denn Frauen hatten damals wenig Rechte und tauchten in Chroniken, Prozessakten etc. meist nur als Randfiguren auf, vor allem wenn sie den unteren Bevölkerungsschichten angehörten. Die Frauenrechtsbewegung war damals noch in ihren Anfängen, wobei hier im Buch schon einige wichtige Charaktere und Begebenheiten angesprochen werden, die zukunftsweisend waren.
Neben dem fesselnden Kriminalfall hat dieser Roman jede Menge Zeitkolorit zu bieten. Man erfährt viel über die politische Entwicklung und über revolutionäre Untergrundbewegungen im Land. Was der historischen Wahrheit entspricht und was als Fiktion einzuordnen ist, erklärt die Autorin sehr ausführlich im Nachwort. Auch mit diesem Roman ist es Ella Theiss wieder gelungen, mich zu fesseln und gedanklich sehr intensiv in die damalige Zeit einzutauchen.

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Spannender Auftakt einer neuen Regionalkrimireihe, die uns ins beschauliche Wendland führt

Die Sehenden und die Toten
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Hier beginnt eine neue Krimireihe um die Polizistin Carla Seidel. In Hamburg war sie erfolgreiche Ermittlerin, hat sich aber dann ins beschauliche Wendland versetzen lassen, um endlich zur Ruhe zu kommen, ...

Hier beginnt eine neue Krimireihe um die Polizistin Carla Seidel. In Hamburg war sie erfolgreiche Ermittlerin, hat sich aber dann ins beschauliche Wendland versetzen lassen, um endlich zur Ruhe zu kommen, denn in ihrer Zeit in Hamburg hat sie Schlimmes erlebt, bis hin zu gewalttätigen Übergriffen ihres Ehemanns. Nach dem Fund eines toten Jungen im Wald ist Carlas Erfahrung in Mordermittlungen gefragt. Was sie nicht weiß, ist, dass ihre Tochter Lana auf eigene Faust bei den Mitschülern Nachforschungen anstellt. Carla Seidel ist eine starke Frau, und solange es nur um sie selbst geht, stürzt sie sich beherzt in die Ermittlungen. Als sie jedoch Hinweise erhält, dass ihre Tochter in Gefahr ist, sieht sie rot. Der Kriminalfall entwickelt sich sehr vielschichtig und verzweigt, und es kommen immer wieder neue Verdächtige ins Spiel. Was war Justus für ein Mensch, und wer hat ihm nach dem Leben getrachtet? Ich muss gestehen, dass die Geschichte so raffiniert aufgebaut ist, dass ich bis zuletzt keine Ahnung hatte. Der Krimi ist spannend und temporeich und bietet, neben dem Mordfall, noch einige interessante und wichtige Einblicke in Carlas Vergangenheit. Die Charaktere sind alle sehr klar und ausführlich dargestellt, so dass man einen guten Eindruck von ihnen erhält. Carla selbst hat wohl ein Alkoholproblem, das sie jedoch meist ganz gut im Griff hat, das aber bei persönlichen Problemen wieder auftritt, denn ihre Ängste machen sie verletzlich.
Es gibt zuletzt einen Cliffhanger, der m. E. etwas undurchsichtig ist, aber umso neugieriger auf eine Fortsetzung macht. Ein paar kleinere Szenen wirkten auf mich etwas künstlich und undurchsichtig, aber insgesamt hat mir die Lektüre einige spannende Stunden beschert und mich sehr gut unterhalten.

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