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Veröffentlicht am 02.03.2019

Ein Schatz für alle

Goldschatz
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Als Trixie von ihrer Tante ein altes Bauernhaus erbt, ist schnell klar: Hier soll eine Studenten-WG entstehen. Mit Feuereifer geht es zur Sache, und aus der Renovierung wird zunehmend eine Sanierung. So ...

Als Trixie von ihrer Tante ein altes Bauernhaus erbt, ist schnell klar: Hier soll eine Studenten-WG entstehen. Mit Feuereifer geht es zur Sache, und aus der Renovierung wird zunehmend eine Sanierung. So sind die fünf Freunde bald knapp bei Kasse und stöbern im Haus nach antiken Gegenständen für den Flohmarkt. Dabei machen sie einige überraschende Entdeckungen. 

Ingrid Noll hat hier wieder einen spannenden Roman geschaffen, der mich von Beginn an fesseln konnte. Sie hat eine wunderbare Erzählstimme, die einen nur so durch die Seiten fliegen lässt. Die Idee mit dem alten Bauernhaus, das so einige Geheimnisse verbirgt, hat sie sehr gut in Szene gesetzt. Ich hätte selbst gerne hier im Keller oder auf dem Dachboden gestöbert. 

Interessant war auch die Zusammensetzung der WG. Die Charaktere sind alle sehr unterschiedlich, so dass Reibereien nicht lange auf sich warten lassen. Augenscheinlich ist alles in bester Ordnung und alle bringen sich in die WG ein, unter der Oberfläche brauen sich jedoch Geheimnisse und Abneigungen zusammen, die eine spannende Mischung ergeben. Nicht zu vergessen der schrullige alte Nachbar, der einen erheblichen Teil zum Chaos beiträgt. Seine Geschichte hat mich besonders fasziniert. Immer wieder sorgt dieser Nachbar für Verwirrung und Überraschungsmomente. 

Mich konnte die Geschichte durchweg begeistern, auch wenn ich zwischendurch mal gedacht habe, dass diese jungen Leute hier ein wenig zu locker mit der ganzen Situation umgehen. Sie sind teilweise wirklich abgeklärt und kaltherzig. 
Das Ende konnte mich ebenfalls nicht ganz glücklich machen. Ich würde jetzt irgendwie gerne wissen, wie es weiter geht. Ich habe das Buch so gerne durchgelesen, dass es ruhig noch ein paar Seiten mehr hätten sein dürfen. Alles hatte sich langsam und intensiv aufgebaut und dann war es mir zu plötzlich vorbei. 

Es fällt mir schwer, mich jetzt von dem Bauernhaus und seiner Geschichte zu trennen. Gerne würde ich noch ein bißchen weiter den Garten umgraben oder im Nachbarhaus durch die Kisten stöbern. Ich habe immer noch das Gefühl, dass dort noch weitere Geheimnisse verborgen liegen.
Auch Trixies Schicksal liegt mir am Herzen. Ich konnte zwar nicht jede ihrer Entscheidungen gutheißen, denn sie hat schon ein paar Fehler gemacht, aber sie handelte für mich immer nachvollziehbar und authentisch. Ich mochte sie trotz allem. 

Da ich nicht häufig diese Art von Romanen lese, war ich sehr neugierig auf das Buch und wurde nicht enttäuscht. Dies ist nicht nur für Fans von Ingrid Noll eine schöne Geschichte. Ich kann sie jedem Romanliebhaber empfehlen, der gerne auf Schatzjagd geht. 

Veröffentlicht am 28.02.2019

Gemischte Gefühle

Das gefälschte Siegel
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In diesem Fantasyroman geht es um eine alte Schriftrolle, in der ein Dämon gefangen ist. Sie liegt gut verwahrt und von den Steinernen Wächter bewacht unter der Burg des Königs. Zumindest sah es so aus, ...

In diesem Fantasyroman geht es um eine alte Schriftrolle, in der ein Dämon gefangen ist. Sie liegt gut verwahrt und von den Steinernen Wächter bewacht unter der Burg des Königs. Zumindest sah es so aus, denn eines Tages stellt man fest, dass das Siegel nicht mehr das echte Siegel ist, sondern gefälscht wurde. Irgendjemand hat die Schriftrolle geöffnet. Niemand weiß, ob der Dämon nun freigelassen wurde oder noch in der Schriftrolle gebunden ist. Kurzerhand stellt der Prinz eine Expedition zusammen, um das gute Stück zu der einzigen Person zu bringen, die das feststellen kann: Einer Magierin der Aelfeyn. Zusammen mit einem Kunstfälscher, einem Steinernen Wächter und einer jungen Portalmagierin macht sich der Prinz auf die lange Reise in das ferne Land.

Die Geschichte beginnt spannend und stellt in verschiedenen Abschnitten die Personen vor, die die Hauptrollen spielen werden. Allesamt interessante Charaktere mit einer eigenen Geschichte, die mich von Beginn an neugierig gemacht haben. Alle haben ihre eigenen Sorgen und Probleme, die sie mit auf die Expedition nehmen. Diese an sich gute Grundvoraussetzung wird allerdings auf der wirklich langen Reise lästig. Vieles wird einfach zu oft wiederholt und erneut durchgekaut. Das Alkoholproblem des Fälschers oder die Verliebtheit der beiden anderen in den Prinzen haben mich irgendwann nur noch gelangweilt. Da habe ich ganze Passagen überflogen, bis endlich wieder was passierte.
Zudem wurden mir die Charaktere zunehmend unsympathischer. Sie werden oft aus der Sicht der anderen Gruppenmitglieder betrachtet, was zumeist nicht positiv ausfällt. Das hat sich auf mich übertragen, so dass ich am Ende keinen der Protagonisten mehr sympathisch fand.

Das ist echt schade, denn das erste Viertel des Buches ist richtig gut und auch das Ende bietet nochmal Spannung. Die Thematik um die Steinernen Wächter sowie die Idee mit der Schriftrolle haben mir total gut gefallen. Der Schreibstil ist ansprechend und lässt sich flüssig lesen. Leider hat die Geschichte mich irgendwann verloren, da die Handlung sich zu oft im Kreis dreht. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die Nachfolgebände der Reihe noch einige Ideen zu bieten haben werden und es im Verlauf spannender wird.

Wer gerne Fantasy liest und nicht allzu anspruchsvoll ist, kann auf jeden Fall einen Blick in die Reihe riskieren.

Veröffentlicht am 26.02.2019

Hatte mehr erwartet

Die Wahrheit über das Lügen
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Dieses Buch war ein spannendes Experiment für mich, da ich ansonsten nie Kurzgeschichten lese. Ich wollte es aber gerne einmal versuchen, da ich schon sehr viel Gutes über den Autor Benedict Wells gehört ...

Dieses Buch war ein spannendes Experiment für mich, da ich ansonsten nie Kurzgeschichten lese. Ich wollte es aber gerne einmal versuchen, da ich schon sehr viel Gutes über den Autor Benedict Wells gehört habe. Auch von ihm hatte ich bisher noch nichts gelesen. 

In "Die Wahrheit über das Lügen" hat er nun 20 Kurzgeschichten gesammelt, die sich alle irgendwie mit dem Thema Lügen beschäftigen. Schwerpunktmäßig geht es dabei um Beziehungen: Freundschaft, Feindschaft, Liebe, Familie, sich selbst zu belügen oder andere zu belügen. 

Dabei sind manche Geschichten wirklich kurios und phantasievoll. Einige davon haben mich sofort gepackt, wie "Die Wanderung" oder "Die Fliege", andere wie "Die Muse" fand ich etwas zu langweilig bzw. altbekannt. Einige Geschichten haben mich berührt und nachdenklich gemacht, wie z.B. "Hunderttausend" oder "Richard". Andere wie "Ping Pong" konnten mich dagegen gar nicht erreichen.
Die Hauptgeschichte, die den selben Titel trägt, wie das Buch, ist eine verrückte Zeitreisegeschichte über einen Filmemacher, der Star Wars klaut. Das fand ich originell, hätte sich aber in Romanform vielleicht sogar noch besser gemacht. 

Ich finde alle Geschichten sehr gut geschrieben, und es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Mich konnten zwar nicht alle überzeugen, aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht, immer mal wieder zwischendurch eine Geschichte zu lesen. Teilweise hat mir etwas die Tiefe und Bindung zu den Charakteren gefehlt, aber das ist sicherlich bei Kurzgeschichten auch besonders schwierig. 

Was ich etwas schade fand, war, dass zwei Geschichten sich auf ein anderes Buch des Autors ("Vom Ende der Einsamkeit") beziehen, so dass man es vorher besser gelesen haben sollte. Man kann sie zwar auch so verstehen, aber es fehlt irgendwie was. Diese Geschichten hätten sich vielleicht besser als Zusatzkapitel in dem anderen Buch gemacht. Ich hätte dafür lieber zwei weitere eigenständige Geschichten gehabt. 

Insgesamt war ich mit dem Buch zufrieden, habe aber doch einen Tick mehr vom Autor erwartet. Trotz aller Phantasie, die er hier hineingesteckt hat, waren mir seine Ideen nicht immer neu bzw. überraschend genug. 
Das Buch lässt sich gut lesen und ist eine prima Unterhaltung für zwischendurch, aber es ist nichts, was mir nun länger im Gedächtnis bleiben wird. 

Trotz meiner Kritikpunkte eignet sich das Buch gut dazu, den Autor Benedict Wells und seinen Schreibstil näher kennen zu lernen. Es ist seine kreative Spielwiese und konnte mich auf seine Romane neugierig machen.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Ein fantastischer Reiseführer

Atlas literarischer Orte
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Wer von uns wollte nicht schon immer mal gerne Hogwarts besuchen oder ins Auenland reisen? Mit diesem großformatigen Reiseführer kann man sich ausgiebig auf seine Expedition in fantastische Welten vorbereiten. ...

Wer von uns wollte nicht schon immer mal gerne Hogwarts besuchen oder ins Auenland reisen? Mit diesem großformatigen Reiseführer kann man sich ausgiebig auf seine Expedition in fantastische Welten vorbereiten. Insgesamt warten 30 Orte aus "Fern" und "Nah" darauf, entdeckt zu werden. 

Hat man sich einmal für eine Reiseziel entschieden, sollte man die Empfehlungen in diesem Buch studieren. Zunächst hilft es, sich die detailreiche Karte einzuprägen, damit man sich vor Ort nicht verirrt. Zu manchen Welten gibt es wertvolle Hinweise für die korrekte Anreise und welche Sehenswürdigkeiten man sich vor Ort nicht entgehen lassen sollte. Auch Ausflüge in die Umgebung werden bei manchen Tipps berücksichtigt, welche kulinarischen Highlights vor Ort gefragt sind oder welche Souvenirs man unbedingt erwerben sollte. Abgerundet wird mancher Beitrag mit kuriosen Begebenheiten, z. B. über Autoren oder die Entstehung eines Werkes sowie bemerkenswerten Vorkommnissen rund um das fantastische Buch.

Was soll ich sagen: Dieser Band lässt mein Bücherherz höher schlagen und konnte mich absolut begeistern! Die Aufmachung des Buches ist einfach wundervoll. Der Innenteil ist durchgehend in Rot und Blau gehalten und es gibt viele schöne Zeichnungen. 

Die Beschreibungen der Welten finde ich ebenfalls sehr gelungen. Ich konnte komplett darin eintauchen und in Erinnerungen an die tollen Geschichten aus meiner Kindheit schwelgen. Mit dabei sind z. B. die Villa Kunterbunt, Phantásien, der Mittelpunkt der Erde oder auch Gotham City. 

Die Reisebeschreibungen haben mir außerdem total Lust auf die Bücher gemacht, deren Orte mir noch unbekannt sind, wie z.B. Idhún, Ingari oder Forks. Der "Atlas literarischer Orte" ist also neben guter Unterhaltung auch eine tolle Fundgrube für fantastische Literatur. 

Die Texte sind informativ und humorvoll geschrieben, gespickt mit lauter Einzelheiten aus der Literatur. Dabei gelingt es dem Autor, die Welten anschaulich zu präsentieren, ohne zu viel von der Handlung zu verraten. Man braucht also nicht befürchten, dass einem die Spannung auf ein Buch genommen wird. Es ist eher das Gegenteil der Fall: Durch die kleinen Anekdoten wird die Vorfreude auf die fantastischen Klassiker erst so richtig angeregt.

Ich kann dieses Buch besonders allen Fantasy-Fans und Bücherliebhabern empfehlen, die sich schon immer gern an ferne Orte geträumt haben. Für mich schon jetzt ein Lesehighlight in diesem Jahr! 

Veröffentlicht am 15.02.2019

Abenteuer ohne Sinn

Roman Quest - Flucht aus Rom
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Juba und seine Geschwister müssen von zu Hause fliehen, als ihr Vaters des Verrats gegen den Kaiser bezichtigt wird. Allein flüchten sie von Rom aus per Schiff nach London zu ihrem Onkel. Doch auch dort ...

Juba und seine Geschwister müssen von zu Hause fliehen, als ihr Vaters des Verrats gegen den Kaiser bezichtigt wird. Allein flüchten sie von Rom aus per Schiff nach London zu ihrem Onkel. Doch auch dort erwartet sie eine böse Überraschung.


Wirklich warm geworden bin ich mit dieser Geschichte leider nicht. Ich konnte nicht viel Sympathie für Juba und seine Familie aufbringen, auch wenn es mir leid tat, dass sie in dieser schrecklichen Welt voller Aberglauben, Sklaverei und Götzendienst großwerden mussten. Aber so einige Entscheidungen, die Juba getroffen hat, fand ich nicht gut, wie z. B. seine kleine Schwester für eine Überfahrt nach London fremden Leuten zu überlassen. Und als die Kinder erfahren, dass ihre Eltern tot sind, hinterlässt das bei ihnen nicht gerade einen bleibenden Eindruck. Eine merkwürdige Welt mit merkwürdigen Figuren.

Es waren mir auch zu viele Zufälle, die nötig waren, um die Geschichte voran zu bringen. Zwischendurch habe ich mich immer mal wieder gefragt, worum es eigentlich geht. Das Ende ließ mich auch ziemlich im Regen stehen, denn es geht plötzlich nur noch um Sklaverei und gar nicht mehr um die Flucht oder die Familie oder was nun aus Juba und seinen Geschwistern wird. Zumindest habe ich das streckenweise so empfunden.

Das Buch hat mich leider unbefriedigt und mit großem Fragezeichen zurück gelassen. Dabei fand ich die ursprüngliche Idee, eine Geschichte zur Zeit des grausamen Kaisers Domitian in Rom spielen zu lassen, richtig gut. Der Klappentext hört sich nach einem spannenden Abenteuer an, aber die Umsetzung war mir aber trotz vieler lateinischer Begriffe und bemühtem römischen Götterglaubens zu unrealistisch. Sehr schade, aber für mich hat es leider nicht funktioniert.