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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2018

WOHLIGE SPANNUNG!

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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Ein wunderschönes gebundenes Buch, weinrot mit goldener Schnörkelschrift, dazu Goethe und Schiller als goldene Silhouetten - sehr ansprechend!
Stefan Lehnberg führt den Leser in das historische Frankfurt ...

Ein wunderschönes gebundenes Buch, weinrot mit goldener Schnörkelschrift, dazu Goethe und Schiller als goldene Silhouetten - sehr ansprechend!
Stefan Lehnberg führt den Leser in das historische Frankfurt im Jahre 1801. Frankfurt ist befriedet, aber in Napoleon Bonapartes Hand und die Stadtväter sind stets in Sorge, ihn nicht herauszufordern. Dann werden zwei Stadträte nacheinander ermordet, seltsame Geschehnisse ereignen sich und Befürchtungen werden laut, es könnte eine Verschwörung im Gange sein. Hilflos wendet man sich an Goethe und Schiller und hofft auf deren brillante Geistesblitze!
Im Buch ist es Schiller, der die Geschichte erzählt. Das macht er wirklich spannend mit sehr netten Effekten und Prophezeiungen („Wenn wir da schon gewusst hätten, was auf uns zu kommt„), Schrift und Sprache sind authentisch, die Handlung perfide ausgedacht und überzeugend! Ein Buch, das mich ein bisschen an meine Kindheit und die Geschichten von Enid Blyton „Geheimnis um…“ oder „Die schwarze Sieben“ erinnert und das ich genauso verschlungen habe. Es ist nicht die blutrünstige Krimiszene, die hier fesselt, sondern die Spurensuche, die durch Nacht, Nebel und Heimlichkeiten führt und das Buch zu einem echten Pageturner macht. Man fühlt sich sofort einbezogen, kann sich die detailliert beschriebenen Szenen gut vorstellen und fühlt mit den beiden Ermittlern. Ein rundum gelungenes Buch, das man in einem Rutsch durchlesen kann (und will)!

Veröffentlicht am 25.02.2018

FERRANTE MAGIE

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst ...

Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst schreiben könnte, mit Höhen, Tiefen, voll menschlicher Gefühle, eingebettet in eine Zeit der Konventionen und politischer Veränderungen.
Elena Ferrante schreibt fesselnd: offen, schonungslos, menschlich. Liebe und Freundschaft auf dem Boden der Tatsachen: nicht immer romantisch und verträumt, auch Abstand, Loslösung und Schmerz bestimmen das Leben. Es ist spannend zu lesen, wie die beiden sich völlig unterschiedlich entwickeln und ihren Weg suchen. Geht es der einen gut, scheint es der anderen eher schlecht zu gehen - was mich im dritten Band nicht so ganz überzeugt hat, macht Band 4 wieder wett. Diese Mischung aus Schicksal, das man nicht wirklich beeinflussen kann und dem, was man daraus macht, ist irgendwie magisch. Auch die Gefühlswelten sind so real geschildert, von Glück und Trauer, schlechtem Gewissen, Abhängigkeit - eine Welle, die durch die ganze Geschichte wogt und mich als Leser dazu bringt, mitzufühlen, aber manchmal auch kritisch zu betrachten, ob das Verhalten der beiden natürlich irgendwie „typisch Frau“ ist? Der Wunsch, perfekt zu funktionieren, erfolgreich zu sein, die große Liebe zu finden und zu leben, und nebenbei die beste Mutter der Welt zu sein? Sind da Versagen und Aufgeben nicht sowieso vorprogrammiert?
Für mich eine große Geschichte, wie das Leben sie schreiben könnte, sehr real und fesselnd erzählt!

Veröffentlicht am 19.02.2018

BERÜHREND - MIT TIEFGANG

Ein mögliches Leben
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Martin ist ein junger Mann, der gerade erfahren hat, dass er – ungewollt - Vater geworden ist. Eine Situation, der er sich stellen will, die aber sein Leben und seine Zukunft verändern wird. Gefühlsmäßig ...

Martin ist ein junger Mann, der gerade erfahren hat, dass er – ungewollt - Vater geworden ist. Eine Situation, der er sich stellen will, die aber sein Leben und seine Zukunft verändern wird. Gefühlsmäßig im Zwiespalt trifft er auf seinen Großvater, den „Alten“, zu dem er nur wenig Kontakt hat und den er hauptsächlich aus den Erzählungen und eher abfälligen Bemerkungen seiner Mutter kennt. Martin kommt dem Großvater entgegen und kann plötzlich keinen Rückzieher mehr machen: er erfüllt den größten Wunsch des Großvaters und reist mit ihm in die USA. Franz träumt davon, noch einmal die Lager in Texas und Utah zu besuchen, in welchen er als Kriegsgefangener der Alliierten interniert war.
Ganz rührend erzählt Hannes Köhler von der Reise mit dem alten Mann, seiner Vorfreude und Aufregung, und auch seinen Geschichten und Erinnerungen.
Parallel erfährt der Leser in der Rückblende die Geschichte von Franz. Sehr bewegend wird erzählt, wie er die Gefangennahme und den Transport nach USA erlebt und empfindet, wie glücklich er sich schätzt, ausgerechnet in Texas interniert zu werden. „Ein mögliches Leben“, das anderen Kriegsgefangenen auf einem anderen Kontinent nicht beschert sein wird. „Ein mögliches Leben“ – aus dem Kriegsgeschehen herausgerissen, verschont vor dem Tod, versorgt und human behandelt berichtet er vom harten Alltag im Lager. Aber auch dort holt der Krieg ihn ein – das Lager spaltet sich zwei Parteien. Die Hitler-Treuen, die verzweifelt auf den Endsieg hoffen, und die Geretteten, die einfach überleben und vergessen wollen. Und sich integrieren, die Sprache lernen und auf die Zukunft setzen.
Mein Vater war als junger Mann ebenfalls im Krieg und lange in Gefangenschaft. Er hat kaum etwas erzählt, wenn, dann hauptsächlich von Kameradschaft. Hannes Köhlers Buch lebt von den Zeitzeugenberichten und der gewissenhaften Recherche und ist absolut überzeugend. Es macht nachdenklich, hinterfragt, klärt auf, deckt auf und macht trotzdem auch Hoffnung. Wie vielen Menschen dieser Generation mag es so gegangen sein: um Lebenszeit und Jugend beraubt, mit unglaublich schlimmen Erfahrungen und zum Kämpfen und Töten gezwungen, selber ständig in Lebensgefahr – und dann die Herausforderung, danach ein neues, geregeltes Leben zu wagen, Familien zu gründen und „normal“ zu Leben? Nicht einfach. Dieses Buch, Vermittler dreier Generationen, bewegt und bleibt lange in Erinnerung!

Veröffentlicht am 12.02.2018

Spannende Zeitreise

Die amerikanische Prinzessin
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Annejet van der Zijl’s Buch “Die amerikanische Prinzessin” erzählt die Geschichte der jungen Allene Tew, die als Tochter eines Siedlers in Jamestown/USA eine erstaunliche Karriere macht. Eine wahre Geschichte, ...

Annejet van der Zijl’s Buch “Die amerikanische Prinzessin” erzählt die Geschichte der jungen Allene Tew, die als Tochter eines Siedlers in Jamestown/USA eine erstaunliche Karriere macht. Eine wahre Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann, mit Höhen und Tiefen, Liebe, Verlust und Trauer, aber auch Zufriedenheit und Glück. Und ja, es handelt sich um eine wahre Geschichte, akribisch recherchiert von der Autorin, eigentlich ein Sachbuch, beinahe eine Biographie - mit Bildmaterial!
Annejet van der Zijl schreibt mit so einem Elan, einer Geschwindigkeit, die den Leser sofort in den Wirbel des 19. Jahrhunderts entführt! Atemlos erfährt man, wie rasant die armen Siedler mit Ehrgeiz und Ausdauer zu Ansehen und Reichtum kommen und wie Allene - mit den gleichen Eigenschaften ausgestattet - ihren eigenen Weg geht. Eine geradezu fantastische Geschichte, die durch den ersten Weltkrieg und die wilden 20er Jahre rauscht, den zweiten Weltkrieg überwindet und allen Verlusten zum Trotz für Allene zu einem zufriedenen, wenn auch unstetem Leben führt.
Annejet van der Zijl hat einen fesselnden Schreibstil, der ohne Kitsch und Schnörkel auskommt. Sie beschreibt, neben dem Leben Allenes, auch die zeitgeschichtlichen Ereignisse und Umstände so einfach und klar, dass der Leser stets auf dem Laufenden ist und jederzeit einen Eindruck von der aktuellen Weltgeschichte hat.
Ein absolut spannendes Buch von einer interessanten Frau, deren Weg sich bis in die 60er Jahre verfolgen lässt und die ganz erstaunliche Begegnungen und Erlebnisse hat… Wunderbar unterhaltsam, kurzweilig und wirklich empfehlenswert!

Veröffentlicht am 01.02.2018

Super spannend!

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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Jan Römer und Stefanie Schneider, Journalisten bei einem Nachrichtenmagazin, stoßen bei der Suche nach alten Kriminalfällen auf einen ungelösten Fall aus dem Jahre 1997. Damals wurde eine junge Frau auf ...

Jan Römer und Stefanie Schneider, Journalisten bei einem Nachrichtenmagazin, stoßen bei der Suche nach alten Kriminalfällen auf einen ungelösten Fall aus dem Jahre 1997. Damals wurde eine junge Frau auf dem unheimlichen und düsteren Wilzenberg ermordet. Neben ihr eine Spieluhr…
Jan und Stefanie, genannt „Mütze“, fangen Feuer, starten mit Befragungen und arbeiten sich durch Informationen und bruchstückhaftes Wissen. Trotz der langen Jahre fördern sie noch Erstaunliches zu Tage, ein alter Arbeitsplatz der ermordeten Sonja sorgt für die Verknüpfung in die Gegenwart und deutet auf einen nach wie vor aktiven Täter hin – und prompt gibt es einen weiteren Mord…
Schon der Prolog bietet Spannung vom Feinsten und man ist schnell im Geschehen involviert. Jan und Mütze sind sympathische Hauptpersonen; ihr Ermittlungsansatz und dessen Ergebnisse sind spannend und machen neugierig. Und als Jan’s alter Freund Arslan ins Spiel kommt, gewinnt die -etwas trocken erzählte - Geschichte auch an Humor und bringt den Leser zum Schmunzeln.
Für mich ein sehr gut gelungener Krimi mit viel Spannung, stimmungsvoll und lebendig erzählt, rätselhaft bis zum unvorhersehbaren Schluss, absolut empfehlenswert!