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Veröffentlicht am 23.07.2022

Ein bewegender Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt

Kaltherz
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Nur acht Minuten war die fünfjährige Marie allein im Auto. Acht Minuten, in denen ihre Mutter sie in Sicherheit wähnte. Doch es waren acht Minuten zu viel. Als Clara nach einer dringenden Angelegenheit ...

Nur acht Minuten war die fünfjährige Marie allein im Auto. Acht Minuten, in denen ihre Mutter sie in Sicherheit wähnte. Doch es waren acht Minuten zu viel. Als Clara nach einer dringenden Angelegenheit zurück zu ihrem Auto kommt, ist dieses leer. Und während sie seit dem Verschwinden ihrer kleinen Tochter in Selbstvorwürfen versinkt, kämpft ihr Mann Jakob darum, sein geordnetes Leben aufrechtzuerhalten. Ein brisanter Fall, den die angeschlagene Kommissarin Kim Lansky von einem verstorbenen Kollegen übernimmt und schon bald in Ermittlungen steckt, die sie tief in die eigene Vergangenheit führen.

„Kaltherz“ ist, wie der Titel bereits verrät, ein bewegender Thriller, der emotional verstörende Handlungsweisen thematisiert. Ein kleines Mädchen wird hier zum Spielball menschlichen Versagens, während ihren Eltern eigene Interessen wichtiger sind. Es fällt schwer, manche Passagen zu lesen, da die Wut und das Unverständnis überhandnehmen. Doch gleichzeitig keimt die Hoffnung, dass alles gut ausgeht und Marie gesund aufgefunden wird. Gekonnt inszeniert Henry Faber ein Spiel mit wechselnden Gefühlen und lässt dabei schonungslos in menschliche Abgründe schauen. Tief in das Leben der Figuren führt er seine Leser hinein und während diese abwechselnd als Ich-Erzähler fungieren werden Gedanken und Emotionen schonungslos offengelegt.

Kurze Kapitel, ein fesselnder Schreibstil und viele Cliffhanger treiben die Story voran, die mit einer eigenwilligen Kommissarin ausgestattet ist. Kim Lansky, die mit den Ermittlungen zum Verschwinden von Marie ihre letzte Chance erhält, sich im Polizeidienst Fuß zu etablieren, ist eigenwillig, unkonventionell und rüpelhaft. Ohne Rücksicht zu nehmen, überschreitet sie bestehende Grenzen und verbeißt sich wie ein Pitbull in den für sie wichtigen Fall. Und tatsächlich kommt sie einem Komplott auf die Spur, das es in sich hat und weitere Verbrechen offenbart. Ein Ermittlungsmarathon, der viele überraschende Wendungen in sich birgt und trotz überzeichneter Figuren und fragwürdiger Handlungsweisen fesselnd in Erscheinung tritt.

Fazit und Bewertung:
Ein Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt und auf menschlicher Ebene schockiert und bewegt.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ein amüsanter und spannender Regionalkrimi mit vielen Verwicklungen und einem handfesten Fall

Die MörderMitzi und der Sensenmann
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Nach der Trennung von ihrem Freund muss sich Mitzi nach einer eigenen Wohnung umsehen. Da kommt ihr das Erbe der verstorbenen Großmutter gerade recht, die ein gut gelegenes Grundstück hinterlassen hat. ...

Nach der Trennung von ihrem Freund muss sich Mitzi nach einer eigenen Wohnung umsehen. Da kommt ihr das Erbe der verstorbenen Großmutter gerade recht, die ein gut gelegenes Grundstück hinterlassen hat. Und während Mitzi Kontakte zu einem potenziellen Käufer aufnimmt, wird ihre schwangere Freundin Agnes Kirschnagel in den Innendienst gesteckt. Eine Entscheidung, die der agilen Inspektorin überhaupt nicht gefällt. Kurzerhand nimmt sie sich eines eingemauerten Leichenfundes an und fährt zur ersten Inaugenscheinnahme vor Ort. Aber auch Mitzi erfährt von dem Fall und wittert zwischen diesem und ihrem Vorhaben, das Grundstück zu verkaufen einen engen Zusammenhang. So kommt es, wie es kommen muss. Agnes gerät in große Gefahr und Mitzi, die sie retten will, auch.

„Die Mördermitzi und der Sensenmann“ ist ein amüsanter und spannender Regionalkrimi mit vielen Verwicklungen und einem handfesten Fall. Auch diesmal gehen die ungleichen Freundinnen Mitzi und Agnes, jede auf ihre eigne Art und Weise auf Verbrecherjagd, und geraten prompt in ein riesiges Schlamassel hinein. Denn kaum hat Agnes erste Recherchen angestellt, wird sie mit einem Tötungsdelikt aus der Vergangenheit konfrontiert, das ihrem aktuellen Fall in entscheidenden Punkten gleicht. Ein Auftritt in der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY“ folgt und Agnes wird dem skrupellosen Mörder ungewollt auf dem Silbertablett präsentiert. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse, es lauert ungeahnte Gefahr und mit dem spaßigen Geplänkel ist es erst einmal vorbei.

Isabell Archan hat mit der einfältigen Mitzi und der unerschrockenen Agnes ein Ermittlerduo ins Rennen geschickt, das auf der ganzen Linie überzeugt. Sei es durch die gut herausgearbeiteten Charaktere, die Leben in das Geschehen bringen, durch den clever konstruierten Fall, der beiden Frauen alles abverlangt oder dem dazu passenden Humor, der sich in heiteren Szenen und Dialogen niederschlägt. Der Unterhaltungswert beim Lesen ist groß und fesselnd ist die Suche nach einem perfiden Mörder auch. Dazu sind die Figuren ans Herz gewachsen und so leidet und lacht der Leser Seite für Seite mit, lernt immer wieder neue Facetten von ihnen kennen und würde gerne behilflich sein. Das allerdings geht leider nicht. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass alles gut ausgeht und ein Mörder seine gerechte Strafe erhält.

Fazit und Bewertung:
Ein rundum gelungener vierter Fall mit Mitzi und dem Sensenmann und mit der schwangeren Agnes, die in seine Tod bringenden Hände fällt.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Ein subtil gestrickter Pageturner rund um die Machenschaften eines perfekten Ehepaares von nebenan

Meine wunderbare Frau
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Millicent und ihr Mann sind seit fünfzehn Jahren verheiratet. Zwei wundervolle Kinder und gut gehende Jobs gehören zu ihrem Leben, das inzwischen ein wenig öde geworden ist. Um neuen Schwung hineinzubringen, ...

Millicent und ihr Mann sind seit fünfzehn Jahren verheiratet. Zwei wundervolle Kinder und gut gehende Jobs gehören zu ihrem Leben, das inzwischen ein wenig öde geworden ist. Um neuen Schwung hineinzubringen, haben sie sich ein aufregendes Hobby gesucht. Allerdings ist ihnen klar, dass ihr gut gehütetes Geheimnis auch einen Haken hat. Denn sollte ihnen jemand auf die Schliche kommen, ist es mit der häuslichen Idylle vorbei. Nicht nicht nur die Strafe für ihr verhängnisvolles Tun ist enorm hoch. Auch ihre gut funktionierende Familie bricht dann entzwei.

„Meine wunderbare Frau“ ist ein subtiler Psychothriller der aus der Sicht von Millicents Mann, die unglaublichen Machenschaften der Eheleute erzählt. Doch bevor die ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung des Ehepaares ans Tageslicht tritt, lernen die Hörer zunächst einmal die Familie kennen. Sie nehmen an einem gut strukturierten Alltag teil, setzen sich mit den Problemen der aufwachsenden Kinder auseinander und erhalten einen tiefen Einblick in die Vergangenheit. Und erst als merkwürdige Dinge ahnen lassen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, wird das Ungeheuerliche offenbart.

Gelesen wird der mit einer subtilen Spannung fesselnde Thriller von Matthias Hofer, der es gut versteht, dem namenlosen Ehemann eine ganz eigene Stimme zu verleihen. Sei es als verständnisvoller Partner, der die Wünsche seiner Frau mit Hingabe erfüllt oder als berechnender Casanova, der auf die Jagd nach potenziellen Opfern geht. Stets präsentiert er dessen wandlungsfähige Art und sorgt mit stimmlichen Mitteln dafür, dass er trotz der zu verurteilenden Vorkommnisse sympathisch erscheint.

Demgegenüber wirkt seine Ehefrau Millicent berechnend und kalt. Sie nimmt die Rolle der Unberechnbaren und Schuldigen ein. Deshalb braucht es einige Zeit, um zu verstehen, warum das Zusammenspiel der Eheleute trotz ihrer Verschiedenartigkeit so gut funktioniert. Ein sehr wendungsreiches Thriller-Debüt, das die US-amerikanische Autorin Samantha Downing mit einer tiefen Authentizität und spürbaren Bedrohung geschrieben hat und das zum Ende hin mit einem unerwarteten Finale überrascht.

Fazit und Bewertung:
Ein subtil gestrickter Pageturner rund um die Machenschaften eines perfekten Ehepaares von nebenan und ein spannend inszeniertes Hörbuch, das tief in die kranken Seelen zweier Psychopathen blicken lässt.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Ein düsteres Thriller-Debüt mit einem fesselnden Kriminalfall

Fuchsmädchen
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Auf einer kleinen Insel vor der schwedischen Küste wird die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Erste Ermittlungen lassen vermuten, dass sie im See eines Kalksteinbruchs Selbstmord begangen hat. Sanna ...

Auf einer kleinen Insel vor der schwedischen Küste wird die Leiche eines jungen Mädchens entdeckt. Erste Ermittlungen lassen vermuten, dass sie im See eines Kalksteinbruchs Selbstmord begangen hat. Sanna Berling, die als Kriminalkommissarin auf der Insel tätig ist, zweifelt allerdings daran. Doch zunächst einmal muss sie sich um den Mord an einer alten Dame kümmern, die mit Messerstichen in den Hals getötet worden ist. Dabei findet sie im Haus der einstigen Antiquarin einen Hinweis, der mit dem Selbstmord des jungen Mädchens zusammenhängt. Ein seltsamer Fall, den Sanna mit ihrer neuen Kollegin Eir Peddersen aufrollt, die vom Festland zu ihnen gekommen ist und an deren gewaltbereite Art Sanna sich erst noch gewöhnen muss.

„Fuchsmädchen“ ist das Thriller-Debüt der schwedischen Drehbuchautorin Maria Grund, die mit ihm den Auftakt einer neuen Reihe um zwei gewöhnungsbedürftige Kriminalkommissarinnen geschrieben hat. Eine von ihnen ist Sanna Berling, die bei einem Brand ihren Sohn und ihren Mann verloren hat. Seit dem lebt sie in einer von Ratten heimgesuchten Garage und betäubt sich jeden Abend mit Tabletten und Alkohol. Aber nicht nur Sanna hat mit einem Schicksal zu kämpfen, das sie jeden Tag aufs Neue auf eine harte Probe stellt. Auch ihre Partnerin Eir Peddersen wurde in der Vergangenheit nicht verschont. Sie löst, warum auch immer, ihre Probleme vorzugsweise mit Gewalt, kümmert sich aber demgegenüber liebevoll um ihre kleine Schwester Cecile, die schwer drogenabhängig ist.

Düster und atmosphärisch präsentiert sich der Thriller, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt und dabei wenig hoffnungsvolle Momente beschert. Denn das, was Jahre zuvor in einem Sommercamp für Kinder geschehen ist, erschreckt beim Lesen enorm. Genau wie die Vertuschung der grauenvollen Ereignisse, die seit dem nach Rache schreien. Diese wird dann auch in einem wendungsreichen Geschehen ausgeübt, bei dem lange Zeit nicht klar ist, wer hier als Opfer und wer als Täter agiert. Ein ergreifendes Debüt, das trotz der Verwendung von klischeebehafteten und überzeichneten Figuren fesselnd unterhält und durch ein stets vorhandene Böses Gänsehaut erzeugt.

Fazit und Bewertung:
Ein Grauen erregender Pageturner mit einem fesselnden Kriminalfall, der starke Nerven verlangt.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Ein wendungsreicher Frauenroman mit einem handfesten Verbrechen und leidenschaftlicher Liebe.

Holly Lane 17
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In der Holly Lane 17 auf Long Island wird ein Toter gefunden, der mit einem Stromkabel in der Hand hinter dem Haus einer bekannten Krimiautorin liegt. Ein tragischer Unfall, der weite Kreise ziehen wird. ...

In der Holly Lane 17 auf Long Island wird ein Toter gefunden, der mit einem Stromkabel in der Hand hinter dem Haus einer bekannten Krimiautorin liegt. Ein tragischer Unfall, der weite Kreise ziehen wird. Denn die Hausbesitzerin lebt und schreibt unter einem Pseudonym und möchte nicht, dass ihre wahre Identität und damit ihre schicksalhafte Vergangenheit öffentlich wird. Aber auch Dale Roberts, eine junge Elektrikerin, die erst vor Kurzem auf dem Grundstück gearbeitet hat, ist an einer schnellen Klärung der unschönen Angelegenheit interessiert. Gemeinsam mit ihrem Freund Chip nimmt sie sich der Sache an und gerät in einen Strudel von falschen Verdächtigungen, verhängnisvollen Geheimnissen und ungeahnten Gefahren hinein.

„Holly Lane 17“ ist der Auftakt einer Romanreihe, die auf der malerischen Insel Long Island spielt und mit viel Atmosphäre und interessanten Figuren punkten kann. Da ist zum einen die von den Inselbewohnern verehrte Schriftstellerin, deren wahren Namen niemand kennt, die aber jeder vor Unheil schützen will. Zum anderen spielt eine junge Elektrikerin eine große Rolle, die gerne Detektiv spielen will und durch ihre Naivität in brenzlige Situationen gerät. Und dann sind da noch der wenig vertrauenserweckende Ehemann der Schriftstellerin, ihre toughe und sehr fähige Managerin, ein knallhart ermittelnder Detektiv und der schmuddelige Computernerd Chip, der seine beste Freundin Dale bei ihren Nachforschungen tatkräftig unterstützt. Ein Sammelsurium an Figuren, die neben weiteren ungenannten Personen gut gewählt worden sind und erst im Laufe des wendungsreichen Geschehens ihr wahres Potenzial entfachen.

Erzählt wird die mit einer Liebesgeschichte untermalte und in chronologischer Reihenfolge ablaufende Handlung abwechselnd durch die Krimiautorin Steen und die Elektrikerin Dale. Beide Hauptfiguren fungieren als Ich-Erzählerinnen und lassen tief in ihre Gedanken und Gefühle blicken. Um sie unterscheiden zu können, wurde ihnen vor jedem Abschnitt ein festes Wellensymbol gesetzt und der Ort der Handlung benannt. Ergänzend dazu findet sich beim Aufklappen des Buches eine bunt gezeichnete Karte, die Long Island mit den wichtigsten Handlungsorten zeigt. Eine Gestaltung, die gut in das Geschehen einsteigen lässt, das mit einer flüssigen Sprache und vielen bildhaften Vergleichen dargelegt worden ist. Nur an der Spannung hapert es ein wenig, viele Klischees wurden bedient und einige der Figuren sind zu naiv und leichtgläubig dargestellt.

Fazit und Bewertung:
Ein leicht zu lesender und abwechslungsreicher Frauenroman mit einem handfesten Verbrechen und leidenschaftlicher Liebe.

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