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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2023

Geschickt konstruierter Kriminalroman

Der flüsternde Abgrund
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Nach 30 Jahren kehrt Callum Haffenden zurück in seinen Heimatort, den er eigentlich nie wieder betreten wollte unter anderem wegen eines Unfalls, der sein Leben für immer verändert hat. Doch nun ist hier ...

Nach 30 Jahren kehrt Callum Haffenden zurück in seinen Heimatort, den er eigentlich nie wieder betreten wollte unter anderem wegen eines Unfalls, der sein Leben für immer verändert hat. Doch nun ist hier im australischen Regenwald ein Junge verschwunden, von dem er annimmt, das es sich um seinen Sohn handelt.
Als seine Leiche genau in dem berüchtigten Felsenmeer gefunden wird, wo in der Vergangenheit schon einige Kinder ihren Tod fanden, will Callum den Dingen auf den Grund gehen.
Ich muss gestehen, dass ich anfangs unsicher war, ob mir das Buch wirklich gefallen würde. Das Cover ist toll, der Klappentext und die ersten Seiten klangen vielversprechend, doch dann brauchte ich ein wenig Durchhaltevermögen, um mich nicht mitreißen zu lassen von dieser etwas gemächlichen Stimmung im australischen Granite Creek. Doch es hat sich wirklich gelohnt.
Einem Dschungel ähnlich ist nicht nur das Cover, sondern auch die Handlung. Man liest sich durch ein Dickicht von persönlichen Verflechtungen, Vermutungen und Erinnerungen. Die zwar größtenteils unterschwellige, aber stets vorhandene Spannung nimmt gegen Ende drastisch zu. Wer gerne miträtselt, ist hier genau richtig; ständige Wendungen sorgen dafür, dass man bis zum Schluss unsicher bleibt, wer Opfer und wer Täter ist.
„Der flüsternde Abgrund“ ist in meinen Augen kein blutiger, nervenzerreißender Thriller, sondern ein geschickt konstruierter Kriminalroman, der menschliche Abgründe aufzeigt.
5-Sterne Leseempfehlung von mir

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Eine grandiose Geschichte-packend erzählt

Aktion Phoenix
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Zu den Olympischen Spielen 1936 ist die Welt zu Gast in Berlin. Nazideutschland will unter allen Umständen weltoffen wirken und sich im besten Licht präsentieren. Es gibt also viel zu tun für Hermann Schmidt ...

Zu den Olympischen Spielen 1936 ist die Welt zu Gast in Berlin. Nazideutschland will unter allen Umständen weltoffen wirken und sich im besten Licht präsentieren. Es gibt also viel zu tun für Hermann Schmidt im Propagandaministerium, vor allem regimefeindliche Plakate, die seit einiger Zeit in Umlauf sind müssen verschwinden, genauso wie junge nationalsozialistische Schlägertrupps im Zaum gehalten werden müssen. Doch das sollen schon bald Schmidts kleinste Probleme werden. Als er sich erst in eine Kunststudentin, die dem Widerstand angehört, verliebt und dann auch noch in ein Komplott hineinschlittert, das an Perfidie nicht zu überbieten ist, gerät sein Leben völlig aus den Fugen.

Christian Herzog ist es mit „Aktion Phoenix“ gelungen, einen Roman zu schreiben, der auf spannendste Weise Historisches mit Fiktion verknüpft. Die verschiedenen Erzählstränge, die zunächst unabhängig voneinander herzulaufen scheinen, fügen sich bald zu einem Gesamtbild zusammen. Die Schauplätze wechseln von Kapitel zu Kapitel, was die Geschichte abwechslungsreich macht und die Spannung aufrechterhält; man möchte einfach immer erfahren, wie es weitergeht. Überhaupt ist dem Autor der Spannungsaufbau extrem gut gelungen.
Die verschiedenen Charaktere sind durchweg interessant und sehr gut ausgearbeitet; sei es ein junger Mann namens Georg, dessen größter Traum es ist, in einem Luftschiff wie der „Hindenburg“ mitzufliegen, eine Kunststudentin Anna, die mit Karikaturen ihren Widerstand zeigen möchte oder der hochrangige Mitarbeiter des Propagandaministeriums Hermann, dessen Leben im Laufe der Geschichte immer komplizierter wird.
Sehr lebhaft kann man sich auch das Setting vorstellen, teilweise liefen die Bilder wie Filmszenen vor meinen Augen ab.
„Aktion Phoenix“ ist für mich ein rundum gelungenes Werk eines Autors von dem es hoffentlich noch Einiges zu lesen geben wird.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Spannend bis zum Schluss

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Dieser Debütroman von Luca Brosch basiert auf der Serie „Davos“, die Ende 2023 gezeigt wird.

Die Hauptrolle spielt hier Johanna, eine junge Schweizer Krankenschwester, die während des ersten Weltkrieges ...

Dieser Debütroman von Luca Brosch basiert auf der Serie „Davos“, die Ende 2023 gezeigt wird.

Die Hauptrolle spielt hier Johanna, eine junge Schweizer Krankenschwester, die während des ersten Weltkrieges von der Front in ihren Heimatort Davos zurückkehrt. Dort betreibt ihre Familie ein Kurhaus, in dem sich Kranke aller Nationalitäten erholen. Doch noch bevor sie ihr Zuhause erreicht, geschieht für Johanna das Unvorstellbare: sofort nach der Geburt, entreißt man ihr das Neugeborene. Sie schwört sich, alles dafür zu tun, ihr Kind zurückzubekommen und gerät dabei immer tiefer in einen Krieg der Agenten, die sich in dem Bergkurort tummeln und den Ausgang des Krieges beeinflussen wollen.

Mich konnte dieser historische Roman von Anfang an fesseln. Diese unbeschreibliche Tat, ihr die Tochter wegzunehmen hat mich gleich zu Beginn mit Johanna mitleiden lassen und ich habe sie im weiteren Verlauf für ihren Mut und ihre Cleverness sehr bewundert.

Die Agentendichte im Kurhaus ist hoch. Offiziell ein Ort der Erholung in der neutralen Schweiz, versuchen Spione verschiedener Länder hier, Einfluss auf das Kriegsgeschehen zu nehmen. Es ist ein ständiges Hin und Her; kaum glaubt man, jetzt endlich den Durchblick zu haben, wird man schon wieder von einer neuen Aktion überrascht. Wem kann man wirklich trauen und wem lieber nicht? Eine Frage, die einen bis zum Schluss beschäftigt.

Ich bin noch sehr unsicher, ob ich die Serie anschauen werde, da ich bei der Lektüre so tolle Bilder im Kopf hatte, an die eine Filmversion erst einmal herankommen muss.



Fazit

Ein spannender Agentenroman aus der Zeit des ersten Weltkrieges mit vielen Wendungen und interessanten Charakteren.

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Wirklich lesenswert-nicht nur für Footballfans

Dynasty. Die Insidergeschichte der New England Patriots
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Jeff Benedict‘s „Dynasty- Die Insidergeschichte der New England Patriots“ ist ein wirklich beeindruckendes Werk.
Ich hatte selbst schon ein paar mal die Gelegenheit in den USA ein Footballspiel anzuschauen ...

Jeff Benedict‘s „Dynasty- Die Insidergeschichte der New England Patriots“ ist ein wirklich beeindruckendes Werk.
Ich hatte selbst schon ein paar mal die Gelegenheit in den USA ein Footballspiel anzuschauen und war vollkommen überwältigt von der Atmosphäre und der Leidenschaft der Zuschauer für diesen Sport, dessen Regeln mir immer ein Rätsel bleiben werden.
„Dynasty“ hat mich deshalb auch gleich angesprochen, aber ich hätte trotzdem nicht damit gerechnet, dass mich das Buch so in seinen Bann zieht.
Das liegt eindeutig daran, dass der Autor es schafft, viel Persönliches über die Akteure im Buch unterzubringen. Mächtige Männer wie Robert Kraft, Ikonen wie Bill Belichick und Tom Brady, sie alle werden greifbar, und gespannt verfolgt man ihre wiederkehrenden Hochs und Tiefs. Mit fast 700 Seiten ist es ein sehr umfangreiches Werk, das zu meiner Überraschung keinesfalls langatmig zu lesen ist. Natürlich werden zwischendurch Spielzüge bedeutender Matches beschrieben und als Laie ist es schwer, diese ganz nachzuvollziehen. Doch es ist diese Begeisterung, die aus den Zeilen spricht, die mich gefesselt hat. Die Geschichte des Aufstiegs der New England Patriots ist von vielmehr geprägt als von taktischen Spielzügen und Spielerstars; es geht um Freundschaft, Liebe zum Spiel, Ehrgeiz und natürlich auch viel Geld. Legendäre Ereignisse wie der Auftritt von U2 während der ersten Halbzeitshow eines Superbowls, finden genauso ihren Platz wie private Dramen und Erfolge der einzelnen Akteure.

Fazit:
Ein höchst interessantes Buch, das tiefe Einblicke in eins der größten Footballteams aller Zeiten gewährt.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Ergreifend, tragisch und einfach brillant geschrieben

Endstation Malma
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An Bord eines Zuges befinden sich verschiedene Personen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Alle fahren sie nach Malma, ein kleiner Ort in Schweden, jeder mit seiner eigenen Geschichte im Gepäck: ...

An Bord eines Zuges befinden sich verschiedene Personen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Alle fahren sie nach Malma, ein kleiner Ort in Schweden, jeder mit seiner eigenen Geschichte im Gepäck: Vater mit Tochter, ein Ehepaar in der Krise und eine junge Frau, die das Rätsel ihres Lebens lösen will.

Schon die ersten Seiten sind so emotional und ergreifend, am liebsten möchte man die kleine Harriet, die mit ihrem Vater samt Fotoausrüstung am Bahnsteig steht, einfach fest in den Arm nehmen.

Die Geschichte entwickelt dann einen Sog, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Durch die sich immer abwechselnden Perspektiven wird Spannung aufgebaut und man kann gar nicht anders als immer weiterzulesen. Was anfangs noch wie lose nebeneinander herlaufende Erzählstränge wirkt, fügt sich bald zu einem großen Ganzen zusammen, das man aber auch immer nur erahnen kann. Wie Puzzleteile lässt der Autor mehr und mehr Informationen einfließen, die erst allmählich ein Gesamtbild ergeben und immer hofft man, dem Rätsel um die Ereignisse in Malma endlich näher zu kommen.

Die Tragik des Romans besteht in der Familiendynamik, die sich schleichend entwickelt und von Generation an Generation weitergegeben wird. Das kindliche Bemühen um Aufmerksamkeit und Liebe zerreißt einem als Leser schier das Herz.

Für mich ein echtes Leseerlebnis und Buchhighlight in diesem Jahr.

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