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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2022

Viele praktische Übungen, um von innen heraus stärker zu werden

Du bist mehr als genug
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Ich hatte anfangs etwas Sorge, es könnte zu spirituell für mich werden, aber glücklicherweise ist der Ratgeber praxisnah, übersichtlich und auf den Punkt gebracht, weshalb ich die Übungen auch in meinen ...

Ich hatte anfangs etwas Sorge, es könnte zu spirituell für mich werden, aber glücklicherweise ist der Ratgeber praxisnah, übersichtlich und auf den Punkt gebracht, weshalb ich die Übungen auch in meinen zeitlich knappen Alltag integrieren konnte und als stimmungshebend empfand.

Alle drei Teile des Buches bauen aufeinander auf. Im ersten Teil geht es darum, den eigenen Selbstwert zu erkennen. Im zweiten Teil geht es darum, Mitgefühl und Fürsorge für sich selbst zu entwickelt, um abschließend mehr Selbstvertrauen aufzubauen.
Sarah Desai schreibt einfühlsam und arbeitet mit praktischen Übungen, Meditationen, Visualisierungen, Atemtechniken, Affirmationen und Mantras, um beispielsweise die Glaubenssätze neu zu programmieren oder die innere kritische Stimme zu besänftigen. Dieses Konzept zieht sich durch das gesamte Buch und jeder der drei Teile beinhaltet noch eine kurze, märchenhafte Geschichte, inspirierende Zitate oder Informatives.
Manche Methoden erfordern auch etwas mehr Zeit, ein wenig Mut und Ausdauer. Es ist gut, wenn man aufgeschlossen bliebt und sich Anleitungen aufnimmt, um sie sich anschließend anhören zu können. Andere Übungen schenken bereits durch ihre Worte Trost und Positivität. Es empfiehlt sich, es anfangs chronologisch durchzuarbeiten und dann als Nachschlagewerk zu nutzen. Dafür ist es gut geeignet, weil man sich durch die Piktogramme und farbliche Gestaltung wunderbar zurechtfindet, und es ist visuell ansprechend und beruhigend. So könnte bereits das Durchblättern einen tröstlichen Effekt haben.
Besonders gefallen hat mir die Vielzahl an praktischen Übungen, die leicht umsetzbar sind: ein dankbarer Gedanke vor dem Einschlafen oder ein bewusster Atemzug zum Innehalten. Selbst die fantasievollen Übungen fand ich inspirierend, wie das Mondritual, bei dem man die eigenen Licht- und Schattenseiten annimmt. Vermisst habe ich ein Register, um bei Bedarf einschlägige Begriffe nachzuschlagen, und ein Literaturverzeichnis zum Weiterlesen.

Fazit: Eine vielseitige Sammlung von praxisnahen Übungen und Tools, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen. Ansprechend gestaltet, übersichtlich und reduziert auf das Wesentliche ist es super geeignet, um den eigenen Wert zu erkennen, und zu üben, wie man sich selbst netter behandelt und das Vertrauen in sich stärkt. Ein liebevoller Anstupser für jeden Tag - immer griffbereit.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Erfrischender Stil, hilfreiches Wissen und viele Übungen

Anleitung für dein Leben
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Der Ratgeber ist sehr informativ, durchdacht aufgebaut, leicht verständlich und man fühlt sich gut aufgehoben. Einfühlsam berichtet Dr. Sophie Mort in drei Teilen, wie man sich selbst, aus dem Blickwinkel ...

Der Ratgeber ist sehr informativ, durchdacht aufgebaut, leicht verständlich und man fühlt sich gut aufgehoben. Einfühlsam berichtet Dr. Sophie Mort in drei Teilen, wie man sich selbst, aus dem Blickwinkel der Vergangenheit betrachtet, besser versteht und daraus Schlüsse für das Hier und Jetzt ziehen kann. Die Auswirkungen können unser Innenleben und Verhalten beeinflussen. Neben den nötigen Informationen schlägt Dr. Sophie Mort immer wieder Übungen vor und vermittelt das richtige Handwerkzeug, um etwas zu verändern und Techniken zu lernen, die das Stresssystem wieder runterfahren. Immer wieder erinnert sie umsorgend an Lesepausen und regt zur Selbstführsorge an. Das fand ich sehr hilfreich, denn manche Abschnitte können eine ziemliche Herausforderung sein. Positiv hervorheben möchte ich auch die Triggerwarnungen zu Beginn der Kapitel, die sparsame Verwendung von psychologischer Fachbegriffen und die Umsichtigkeit der Autorin, die einräumt, dass jeder ein Individuum ist und sich nicht alles in psychologische Muster pressen lässt. „Es kann nicht alles durch die Kindheit erklärt werden (…). Manchmal werden wir tatsächlich die Perfektionistin, der Clown oder “die Unnahbare“ oder irgendwas anderes, um zu überleben. Manchmal … sind wir halt so. Es gibt nicht unbedingt immer eine verborgene Metapher oder eine geheime Verbindung zur Vergangenheit.“ Außerdem beleuchtet sie oft mehrere Blickwinkel und geht beispielsweise auf Opfer von Rassismus oder Gewalt ein, vermittelt aber auch Bezugspersonen, wie sie angemessen darauf reagieren können. Somit sind auch Kapitel interessant, die einen aktuell nicht betreffen. Dr. Sophie Mort berichtet kompetent über viele Jahre Forschungsarbeit und schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz, durch die Arbeit mit Klienten und ihrem Wunsch, psychologische Erkenntnisse vielen Menschen zugänglich zu machen. Sie empfiehlt auch ggf. eine Psychotherapie, gibt Hintergrundinformationen, wie eine Therapie abläuft und betont, dass das Buch als Hilfestellung keine Therapie ersetzt. Ich fand es besonders bemerkenswert, dass sich Dr. Sophie Mort auch kritisch gegenüber Ratgeberliteratur geäußert hat und empfand das gesamte Buch daher als sehr authentisch. Das Buch am Stück und in krisenhaften Zeiten zu lesen, kann ich nicht empfehlen. Es braucht Zeit und Kraft sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzten. Ich fand so einige Denkanstöße und neue Erkenntnisse hilfreich, besonders die Übungen im dritten Teil haben mir schon geholfen. Allerdings ist der Ratgeber aufgrund der umfangreichen Themen und dem Bestreben, möglichst viele Menschen anzusprechen, insgesamt oberflächlich und bietet vor allem einen informativen Überblick, der trotzdem nicht alles aufgreifen kann, sonst wäre das Buch noch dicker.

Fazit: Vermittelt klar, einfühlsam und leicht zugänglich Wissen, um das eigene Handeln besser zu verstehen und bietet viele Übungen, die helfen, wenn einen die Gefühle überwältigen. Ein tröstliches Nachschlagewerk, das man jederzeit zur Hand nehmen kann. Jeder kann von diesem modernen Ratgeber profitieren und persönliche Gründe für momentane Probleme auswendig machen und angehen. Besonders hilfreich, wenn man nach ersten Ansätzen sucht oder auf einen Therapieplatz wartet.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Glaubwürdig, schockierend, kämpferisch

Nachtschwärmerin
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„Ich weiß nicht, ich hatte im Grunde keine andere Wahl. Ich bin da irgendwie reingerutscht, und dann gab es keinen Weg mehr raus, versteht du?“

Eine bewegende Geschichte über ein junges Mädchen auf der ...

„Ich weiß nicht, ich hatte im Grunde keine andere Wahl. Ich bin da irgendwie reingerutscht, und dann gab es keinen Weg mehr raus, versteht du?“

Eine bewegende Geschichte über ein junges Mädchen auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, die zu viel Last auf ihren Schultern zu tragen hat und dann noch die Verantwortung für ein Kind übernimmt. In Ermangelung anderer Möglichkeiten, um die Miete und Essen zu bezahlen, ergibt sich die Chance, auf der Straße schnelles Geld zu verdienen. Und so gerät Kiara in ein Strudel aus Sex, Misshandlung und Erpressung von Männern, dessen Namen sie nicht kennt. Es sind nur Nummern oder markante Merkmale, die ihr in Erinnerung bleiben. Schonungslos, nüchtern und bildhaft erzählt Leila Mottley in ihrem Debüt Kiaras Geschichte. Der Fokus liegt ganz klar auf der Ich-Protagonistin und der Frage, wie es soweit kommen konnte, wie ihr Umfeld darauf reagiert und wie sie selbst damit umgeht - ob sie sich der Gefahr eigentlich bewusst ist. Die Ich-Perspektive bringt nur sparsam zum Ausdruck, was Kiara fühlt und denkt, denn hauptsächlich verdrängt sei vieles und erinnert sich an vergangene Tage mit der Familie. Kiara ist eine liebevolle Person, naiv, mal selbstbewusst, mal wortkarg, robust und doch verletzlich, als würden ihre vielen Facetten die Widersprüchlichkeit der Welt widerspiegeln. Ihre Familienverhältnisse und die wiederholenden Muster, aus fehlendem Rückhalt und schmerzhaften Enttäuschungen, spielen die Hauptrolle, neben den schrecklichen Konsequenzen.

Der Schluss hat mir gefallen, auch wenn ich mir noch ein paar Seiten mehr gewünscht hätte. Man kann sagen, auf den letzten dreißig Seiten passiert noch so einiges. Ein Abschluss, der die Ungerechtigkeit und das Versagen offenlegt und zeigt, wie wichtig Menschen im Leben sind, die uns unter- und beschützen. Dazu passen auch die abschließenden Anmerkungen der Autorin. Insgesamt hat es mir an Spannung gefehlt, da dem Prozess und der Prostitution nicht so viele Seiten gewidmet wurden, wie ich nach dem Klappentext angenommen hatte. Dafür hat mich Kiaras Schicksal berührt, das gesellschaftskritisch schmerzhafte Missstände aufzeigt. „Aber ganz gleich, wie viel Glück man hat, man muss immer noch tagein, tagaus schuften, um am Leben zu bleiben, während man mit ansieht, wie jemand anderes aus dem sozialen Netz fällt und die Asche in der Bucht verstreut wird.“ Ich möchte auch nicht unerwähnt lassen, dass mir das handliche Buchformat als Hardcover sehr gefallen hat.

Fazit: Ein lesenswertes Romandebüt über das Porträt einer Minderjährigen, die, auf sich allein gestellt, unerfahren und ausgebeutet, in einen Missbrauchsskandal der Polizei verwickelt wird und um Zusammenhalt in der Familie kämpft. 3,5 Sterne für diese schwere Kost.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Von den antiken Ursprüngen bis heute

Papyrus
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Das Buch „Papyrus“ konnte mich mit seinem schlichten und edlem Aussehen ebenso begeistern, wie die über siebenhundert Seiten Inhalt. Die spanische Autorin Irene Vallejo schildert die Reise der Bücher durch ...

Das Buch „Papyrus“ konnte mich mit seinem schlichten und edlem Aussehen ebenso begeistern, wie die über siebenhundert Seiten Inhalt. Die spanische Autorin Irene Vallejo schildert die Reise der Bücher durch die Menschheitsgeschichte, wie alles seinen Anfang nahm und was Bücher so unentbehrlich macht, weshalb sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, wie befürchtet, durch technische Fortschritte überflüssig sein werden. Die Reise beginnt in Griechenland, erste schriftliche Aufzeichnungen, die immer andere Mittel und Wege finden, sich zu präsentieren: über Papyrusrollen bis zum eBook-Reader. Irene Vallejo schreibt von spannenden Begebenheiten, bezieht sich auch auf andere kulturelle Werke, die Geschichten präsentieren, und Orte besonderer Bedeutung, wie die berühmte Bibliothek von Alexandria oder der Palast der Papyri in Herculaneum.

Man merkt Irene Vallejo die große Leidenschaft und Faszination für Bücher und das Lesen (und Vorlesen) an, die sie nahtlos an ihre Leserschaft weitergibt. Es ist eine Freude ihren persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen, Anregungen zum Weiterdenken, klugen Schlussfolgerungen, informativen Recherchen und Anekdoten zu folgen. Der Schreibstil ist wunderbar lebendig, abwechslungsreich, durchaus humorvoll und, trotz Komplexität, verständlich. Ich habe so einige schöne Zitate notiert, konnte viel mitnehmen, was ich noch nicht wusste und hatte eine herrlich entspannte Lesereise, während ich darüber lesen konnte, wie schön das Lesen ist.

Fazit: Ein Schatz für alle, die Bücher lieben. Große Empfehlung! Ganz besonders, wenn die Antike als Themenfeld die Neugier weckt.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Malerisch, sinnlich, stimmungsvoll

Ein französischer Sommer
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Leah wird auf eine Anzeige im Stadtmagazin aufmerksam, in welcher der Schriftsteller Michael eine Assistentin sucht. Es geht darum, Michaels Tagebücher aus zwei Jahrzehnten zu sichten und zu übertragen. ...

Leah wird auf eine Anzeige im Stadtmagazin aufmerksam, in welcher der Schriftsteller Michael eine Assistentin sucht. Es geht darum, Michaels Tagebücher aus zwei Jahrzehnten zu sichten und zu übertragen. Sie hat gerade erst ihren Abschluss gemacht, ohne genau zu wissen, wie es weitergeht, aber die Anzeige macht sie neugierig. Doch erst über Umwege kommt es zu einem Treffen und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Francesca Reece erzählt ihr Debüt aus zwei Ich-Perspektiven: mit Michael taucht man in seine 70er Jahre ein, während Leah im Hier und Jetzt bliebt. Michael wird ungeschönt als rücksichtslose Persönlichkeit dargestellt und seine Vergangenheit gibt interessante Rückschlüsse über sein Verhalten. Leah hingegen hat ein angenehmes Naturell. Mit ihrer Schwäche, den Bewertungen anderer hohe Bedeutung beizumessen, bildet sie einen starken Kontrast zu Michael, der es nicht darauf anlegt, sympathisch zu wirken. Der ausgeglichene Schreibstil verleiht dem Roman einen Flair von Sinnlichkeit und einen spürbaren französischen Esprit voller Klugheit und Charme. Das passt ausgesprochen gut zu der Vorstellung warmer Sommertage und bietet bildhafte Eindrücke französischer Kultur und Landschaftsbilder. Den auch sprachlich spürbaren Wechseln zwischen den Perspektiven, fand ich gelungen. Jugendliche Moderne trifft auf gekünstelte Stabilität. Mit Eingewöhnungszeit wurde der Roman nach zweihundert Seiten deutlich interessanter und ich durchlebte mit Leah aufregende Zeiten. In Hinblick auf das Ende, fehlte es mir an Nachvollziehbarkeit. Dadurch konnte mich die Handlung insgesamt weniger überzeugen, aber die sommerliche Stimmung, der französische Stil und Leah werden mir in guter Erinnerung bleiben. Eine gute Mischung aus anspruchsvollem Stil und federleichtem Sommer.

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