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Veröffentlicht am 18.05.2022

Eine Hommage an den Vater des modernen New Yorks

Der große Fehler
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New York ist eine Stadt, die so ziemlich jeder - zumindest dem Namen nach - kennt. Und vom Central Park hat auch schon fast jeder einmal gehört. Aber dass ein Mann maßgeblich zur Entstehung von letzterem ...

New York ist eine Stadt, die so ziemlich jeder - zumindest dem Namen nach - kennt. Und vom Central Park hat auch schon fast jeder einmal gehört. Aber dass ein Mann maßgeblich zur Entstehung von letzterem beigetragen hat, wissen wohl die wenigsten und seinen Namen noch viel weniger: Andrew Haswell Green.
Jonathan Lee wagt das Experiment, über diese, in Vergessenheit geratene Person zu schreiben. Und das, wie er im Interview am Ende des Buches sagt, mit nur einer dürftigen Quellenauswahl. Lee beginnt seinen Roman mit der Ermordung von Green, die nie so richtig aufgeklärt werden konnte. Er springt anschließend zwischen verschiedenen Anekdoten über Greens Leben und an der Mordermittlung beteiligten Personen hin und her. Dies geschieht für meinen Geschmack leider recht chaotisch und lässt den wirklich roten Faden zum Teil vermissen. Darüber hinaus ziehen sich manche Erzählstränge auch wie Kaugummi in die Länge und bringen die Geschichte bzw das Bild von Green nicht wesentlich weiter.

Lees Schreibstil erinnert in der deutschen Übersetzung an große amerikanische Literaten des vergangenen Jahrhunderts. Jedoch sind die Sätze auf deutsch oft etwas zu verschachtelt, dass der Lesefluss teilweise behindert wird. Dies mag jedoch auch der Übersetzung geschuldet sein, denn solch lange Schachtelsätze sind auf Englisch absolut unüblich und teilweise auch sprachlich gar nicht umzusetzen. Auch die vielen Schreib- und Grammatikfehler empfand ich recht störend. Darüber tröstet leider auch der humorvolle Stil von Lee nicht gut hinweg.

Es freut mich, mehr über Andrew Green erfahren zu haben. Der Roman "Der große Fehler" war dafür auch teilweise geeignet. Besonders angenehm zu lesen war er jedoch leider nicht und ich hoffe sehr, dass in der Endfassung viele Schreib-, Grammatik- und Übersetzungsfehler ausgebessert wurden.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Zweischneidige Sache - geistreich und platt

Über Menschen
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Leirayavor 15 Minuten
Der Name Juli Zeh ist mir schon sehr oft begegnet. Und nun habe ich endlich das erste Hörbuch von ihr gehört. “Über Menschen“ ist ein sehr kluger Titel für eine Geschichte, ...

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Leirayavor 15 Minuten
Der Name Juli Zeh ist mir schon sehr oft begegnet. Und nun habe ich endlich das erste Hörbuch von ihr gehört. “Über Menschen“ ist ein sehr kluger Titel für eine Geschichte, die überwiegend im kleinen Ort Bracken im ländlichen Brandenburg spielt. Dora hat sich von ihrem Freund Robert getrennt als dieser allzu zwanghaft Corona-Regeln im Lockdown verteidigte. Daraufhin kaufte sich die Grafikdesignerin ein Haus in Bracken ohne sich allzu große Gedanken darüber zu machen. Dort angekommen, lernt sie bald ihren Nachbarn Gote kennen, der sich als “Dorfnazi“ vorstellt. Doras Gedankenwelt wird immer wieder aufs Neue durchgewirbelt und der Leser bekommt diese in Ich-Erzählung unmittelbar erzählt.

Ich verstehe, warum Zeh eine große Fangemeinde hat, denn beobachten und darüber schreiben kann sie meiner Meinung nach sehr gut. Leider habe ich aber wohl nicht ihr bestes Werk erwischt, denn einige Passagen dieses Buches waren für mich ein großer Gegensatz zu diesem geistreichen, teils gewitzten Schreibstils: Es plätscherte teils belanglos vor sich hin, die Protagonistin tut und sagt seltsame Dinge, die nicht so ganz zu ihrem dargestellten Charakter zu passen scheinen und oft etwas merkwürdig anmutend “over the top“ sind. Im Gegensatz dazu stehen die vielen klugen Wortspiele und geistreiche Überlegungen, die bei mir selbst viele Fragen aufgeworfen haben. Z.B. der Titel: geht die Geschichte “über Menschen“ oder wer sind “Übermemschen“. Ist man tatsächlich besser, nur weil man sich dafür hält?

Gelesen wird das Hörbuch von der Schauspielerin Anna Schudt. Sie macht einen sehr guten Job und ich habe ihr sehr gerne zugehört.

Vermutlich ist dies nicht das letzte (Hör)Buch, das ich von der Autorin kennenlernen möchte. Und ich bin der Autorin für viele Gedanken sehr dankbar. Stellenweise fand ich es jedoch etwas dröge und hätte mir manches weniger platt gewünscht.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Gute und spannende Idee, jedoch literarisch nicht ausgereift

Das verschlossene Zimmer
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Als ich das Cover von "Das verschlossene Zimmer" das erste mal sah, war ich sofort interessiert. Der Klappentext war ebenfalls vielversprechend. Die Leseprobe hat mich dann gefangen genommen. Ich wollte ...

Als ich das Cover von "Das verschlossene Zimmer" das erste mal sah, war ich sofort interessiert. Der Klappentext war ebenfalls vielversprechend. Die Leseprobe hat mich dann gefangen genommen. Ich wollte unbedingt weiterlesen und gemeinsam mit der Protagonistin Marie herausfinden, warum ihr Vater immer sein Schlafzimmer abschließt und was mit ihrer Mutter passiert ist.

Dieser Frage widmet sich ein Großteil des Buches und Marie wird von ihren Emotionen hin- und hergeworfen. Das ist ja auch unter den Umständen völlig nachvollziehbar und für so ein junges Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenenwerden sowieso. Trotzdem ist Marie (speziell auch für ihre im Buch geschilderte Intelligenz) doch extrem naiv, übergeht trotzig beinahe jede Warnung und ist von vielen Ereignissen oder Einstellungen der damaligen Zeit völlig überrollt, dass es beim Lesen an einigen Stellen ziemlich genervt hat. Eine Entwicklung für sie als Figur findet auch nur bedingt statt und auch andere Figuren wirken blass oder unausgewogen. Darüber hinaus gibt es im Buch auch viele Handlungen von Maries Vater Dominik, die nicht nachvollziehbar sind, manchmal gar übermenschlich anmuten.

Am schlimmsten fand ich jedoch, dass es sowohl Nebenfiguren als auch Handlungsstränge gibt, die vielsagend eingeführt werden, dann jedoch im Nichts verschwinden oder (unnachvollziehbarer) Weise nur als stumme Figuren dabeistehen. Da das an vielen Stellen passiert, wirkt das gesamte Buch leider wie ein unfertiges Manuskript, das mit ein paar Streichungen/ Ausschmückungen wirklich großes Potential gehabt hätte. Denn die grundlegende Idee der Handlung ist eigentlich toll und spannend. So liest es sich jedoch wie eine unfertige Arbeit, bei der man gerne den Rotstift zum Korrigieren ansetzen würde.

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Veröffentlicht am 12.02.2022

Spannende Persönlichkeiten, aber die Liebe kam zu kurz

Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen
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Salvador Dali ist zweifelsohne eine spannende und berühmte Persönlichkeit. Und jeder, der sich auch nur ein wenig mit Kunst befasst hat, hat sicher schon einmal irgendein Bild von ihm gesehen, wie bspw ...

Salvador Dali ist zweifelsohne eine spannende und berühmte Persönlichkeit. Und jeder, der sich auch nur ein wenig mit Kunst befasst hat, hat sicher schon einmal irgendein Bild von ihm gesehen, wie bspw “Die Beständigkeit der Erinnerung“. Dass hinter einem solch großen Künstler eine starke Frau stehen würde, konnte man sich eigentlich denken. Bis jetzt wusste ich allerdings nicht viel über Dali und die Frau an seiner Seite: Gala. Das hat sich nun durch das Buch Gala und Dali geändert.
Sehr unwissend konnte ich völlig unbefangen in die Geschichte einsteigen, die den/die Leser:in zunächst in den kleinen spanische Ort Cadaqué entführt und dort an Dalis spätere Jugend und jungen Erwachsenendaseins sowie Galas kaputter erster Ehe teilhaben lässt. Man lernt den exzentrischen Dali kennen, der von seiner Familie nicht so recht als das Genie wahrgenommen wird, das er war. Im Laufe des Romans erfährt man so manches zu seiner Kunst und zu seinem Leben, den schwierigen Umständen als Künstler, sich über Wasser zu halten und wie Gala sich immer ums Wesentliche kümmerte. Man versteht, durch welch schwierige Situationen die beiden gehen mussten.

Was für meinen Geschmack dabei jedoch viel zu kurz kam, waren die Emotionen zwischen Gala und Dali, um die beiden wirklich als das Paar zu begreifen, das sie mit Sicherheit gewesen waren. Zwar erklärt das Autorenpaar, dass es auch trotz einer sehr intensiven Recherche schwierig war, verlässliche Informationen zu Gala und Dali zu finden, bzw dass diese viele Falschinformationen verbreitet hatten. Selbst in Dalis Autobiografie über sich selbst widersprach sich dieser in so manchen Dingen. Und trotzdem fehlte mir in diesem Roman für eine Liebesgeschichte an vielen Stellen die Emotionalität, um die beiden als Liebespaar zu begreifen.
Daher bin ich trotz der vielen neuen Dinge, die ich nun über Dali und Gala weiß, etwas enttäuscht von dem Roman.
Trotzdem bin ich aber schon gespannt auf die neue Reihe und weitere Liebespaare. Ich lasse mich im nächsten Band gerne neu überraschen.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Nordische Fantasy mit Schwächen

Snehild - Die Seherin von Midgard
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Da ich in letzter Zeit sehr gerne vermehrt Fantasy höre, mich aber in dem Genre nicht ganz so gut auskenne, teste ich gerade ganz verschiedene Richtungen. "Snehild" klang dabei für mich sehr spannend, ...

Da ich in letzter Zeit sehr gerne vermehrt Fantasy höre, mich aber in dem Genre nicht ganz so gut auskenne, teste ich gerade ganz verschiedene Richtungen. "Snehild" klang dabei für mich sehr spannend, da darin Mythen der Nordischen Sagenwelt - zumindest teilweise - Einzug halten. Und so hat mich auch das Setting, die anders klingenden Namen und der ganz andere Beginn der Geschichte sehr interessiert.

Nachdem ich mich ein wenig in die etwas andere Welt einfühlen musste, wusste ich zwar nicht so genau, wohin die Reise gehen sollte und ich muss zugeben, dass mich die vielen Figuren zu Beginn etwas überforderten. Nach und nach war aber klar, wer die Hauptakteuer sind und so konnte ich der Handlung gut folgen. Die Naturbeschreibungen fand ich sehr schön und auch die Ansichten von Snehild und ihrer Mutter waren sehr passend. Als jedoch die Handlungsorte immer wieder wechselten und dazu plötzlich Zeitsprünge gemacht wurden, ohne dass dies aus der Erzählweise ohne weiteres erkennbar war, war ich einerseits sehr irritiert, andererseits aber auch ziemlich raus aus der Geschichte. Snehild entwickelt sich dabei nämlich zum Teil so rasch, dass es mit der Handlung nicht so recht passen will, zumindest für meinen Geschmack. Außerdem hab ich so immer wieder die Verbindung zur Hauptfigur verloren, aber genauso auch zur Handlung. Da fehlte leider an den verschiedensten Stellen für mich etwas. Die Stimme der Sprecherin fand ich angenehm, aber das kann natürlich nicht über verschiedene Schwächen hinweghelfen.

Mich konnte das Hörbuch leider nicht überzeugen, auch wenn es von der Grundidee und -stimmung gut gedacht war. Mit etwas mehr Überarbeitung und Lückenfüllen, hätte es aber durchaus Potential.

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