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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2025

Ein gelungener Wohlfühlroman

Villa Seestern - Ein neuer Wind
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Eva zieht mit ihrem fast erwachsenem Sohn Freddy und der Teenager - Tochter Nina nach Amrum., um einen Neuanfang zu wagen. Sie hat ein altes Haus gekauft, um darin eine Pension zu betreiben. Das fand ich ...

Eva zieht mit ihrem fast erwachsenem Sohn Freddy und der Teenager - Tochter Nina nach Amrum., um einen Neuanfang zu wagen. Sie hat ein altes Haus gekauft, um darin eine Pension zu betreiben. Das fand ich schon mal richtig mutig und auch ein wenig leichtsinnig, denn sie hatte das Haus vorher nicht besichtigt und auf die Handwerker vertraut, dass alles rechtzeitig fertig wird. Auch für die Kinder ist die Insel nach Frankfurt erstmal ein Kulturschock. Wie nicht anders zu erwarten, trifft sie auf ein Chaos, einen missmutigen Nachbarn, der ihr schadet, wo er nur kann ,aber auch hilfsbereite Inselbewohner. Da Eva keine Alternative hat, muss sie versuchen, das beste daraus zu machen. Und das gelingt ihr gut. Die Pension nimmt ihren Betrieb auf und ich lerne die Freuden und Leiden , die mit dieser Arbeit verbunden sind, kennen. Manche Gäste waren einfach nur unverschämt. Ich fand es toll, wie Eva trotzdem die Nerven behält. Zumal auch ihr Privatleben Herausforderungen bereit hält - ein überheblicher, unsympathischer Ex-Ehemann, sowie Lenny, ihre Jugendliebe, der immer noch Bauchgriebeln verursacht.

Das liest sich sehr unterhaltsam, macht mich manchmal traurig und lässt mich dann wieder lachen. Spannung erhält der Roman durch Petra, eine Obdachlose, die Eva bei sich wohnen lässt und die über ungeahnte Talente verfügt. Offensichtlich versteckt sie sich und ich wüsste gern wovor. Und dann gibt es noch Briefe von einem jungen Mädchen, Anni, die wohl früher in dem Haus gelebt hat. Auch hier bin ich richtig neugierig, was damals passiert ist. Bis meine Neugierde befriedigt wird, muss ich auf die Fortsetzung warten, die ich auf jeden Fall lesen will.

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Veröffentlicht am 20.04.2025

Agnes, Königin von Ungarn - gebildet, fromm und tatkräftig

Ein geschwind listig Wib
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Albrecht aus dem Hause Habsburg , Herzog von Österreich , möchte der Nachfolger seines Vaters als König werden, nachdem seine Versuche König von Ungarn zu werden gescheitert sind. Nach mehreren kriegerischen ...

Albrecht aus dem Hause Habsburg , Herzog von Österreich , möchte der Nachfolger seines Vaters als König werden, nachdem seine Versuche König von Ungarn zu werden gescheitert sind. Nach mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen mit Rivalen um die Krone wird Agnes mit Andreas, der mittlerweile König von Ungarn ist, verheiratet, um Albrechts Pläne zu unterstützen. Darauf wurde Agnes ihr ganzes Leben vorbereitet, immer im Dienste der Familie zu leben und zu handeln. Agnes wird zwar zur Königin von Ungarn gekrönt, aber die Ehe entwickelt sich anders als erwartet. Andreas sieht sie nicht als Partnerin, lässt aber Agnes Freiheit in kirchlichen Dingen. Zu ihrem Leidwesen kann sie Andreas keinen Erben schenken. Nach nur zwei Jahren Ehe stirbt erst Agnes Schwiegermutter und kurz darauf König Andreas. Es wird von Giftmord gemunkelt. Agnes und ihre Stieftochter die kleine Elisabeth sind in der Burg Ofen nicht mehr sicher und fliehen mitten im Winter nach Wien zurück in die elterliche Hofburg. Das weitere Schicksal von Agnes sowie Elisabeth ist ungewiss, da die politische Lage unübersichtlich ist und deshalb kein passender Ehemann ausgewählt wird. Agnes, weiterhin Königin von Ungarn, unterstützt ihre Eltern in der Verwaltung der Vorlande und reist in das heutige Südbaden. Hier wird sie nicht mit offenen Armen empfangen, denn ihr Onkel glaubt, er sei der rechtmäßige Herrscher und Albrecht ist nicht beliebt. Agnes lässt sich nicht beirren, plant die Gründung eines Frauenkloster und unterstützt ärmere Kloster. Besonders die Frauenklöster lagen ihr am Herzen, denn sie waren der einzige Zufluchtsort für Frauen und der einzige Ort, an dem sie Zugang zu Bildung haben. Ihr war auch deren wirtschaftliche Unabhängigkeit wichtig, damit sie nicht unter die Vormundschaft männlicher Klöster gerieten.

Aus heutiger Sicht ist nicht nachvollziehbar, warum für Agnes keine neue Heirat arrangiert wurde. Den Eintritt in ein Kloster hat sich trotz ihrer Frömmigkeit stets abgelehnt, sondern hat sich weiterhin in den Dienst der Familie gestellt.

Das Buch liest sich zeitweise wie ein Krimi. Besonders bei der Flucht nach dem Tod des ungarischen Königs habe ich mehrmals um Agnes und Elisabeths Leben gefürchtet oder um ihre Freiheit. Es muss sehr niederschmetternd für Agnes gewesen sein, als Königin von Ungarn wieder in ihr altes Zuhause zurückzukehren und darauf zu warten, was über sie beschlossen wird. Zu ihrem Glück erkennen ihre Eltern ihre Fähigkeiten und binden sie aktiv in das politische Geschehen ein. Ich bin sicher, Agnes wäre auch heute eine erfolgreiche Geschäftsfrau . Sie hat für damalige Verhältnisse eine gute Bildung erhalten. Sie war intelligent, interessierte sich politische Zusammenhänge und war in der Lage langfristig und strategisch zu planen und dabei mögliche Probleme im Blick zu behalten. ich kannte Agnes vorher nicht, bin aber froh, dass ich sie kennengelernt habe, ist sie doch ein gutes Beispiel dafür, dass es schon immer Frauen gab, die hervorragendes geleistet haben. Nur hat hat man all zu oft vergessen, es zu erwähnen. Der Erzählstil ist unterhaltsam und gut zu lesen. Weitere Pluspunkte für mich waren der Blick in Agnes Gedankenwelt und die informative Zeittafel und der Quellennachweis am Ende des Buches.

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Veröffentlicht am 18.04.2025

Durch Höhen und Tiefen zum Glück

Goldene Wege. Die Münchener Ärztinnen
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Lulu, Elsa und Fanny dürfen endlich studieren und können ihr Glück kaum fassen. Doch ihrer Freude wird vergällt durch die herabwürdigende Haltung mancher Professoren und den Spott und Beleidigungen männlicher ...

Lulu, Elsa und Fanny dürfen endlich studieren und können ihr Glück kaum fassen. Doch ihrer Freude wird vergällt durch die herabwürdigende Haltung mancher Professoren und den Spott und Beleidigungen männlicher Kommilitonen . Besonders Fanny ist ständig wütend, denn sie absolviert das Studium ja zum 2. Mal und erhält nun für die gleiche Leistung schlechtere Noten als zuvor als angeblich männlicher Student. Ich konnte ihren Zorn verstehen, denn die Behandlung war mehr als ungerecht. In meinen Augen hat sie zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, was nicht immer hilfreich ist. Sie legt sich mit jedem an . Besonders Mitstudent Pius ist ihr ein Dorn im Auge und ausgerechnet den findet Elsa sympathisch. Fanny selbst hängt immer noch an ihrem Ferdl, der verheiratet und Vater geworden ist.

Auch Elsa ärgert sich über die Anfeindungen der Männer, aber sie war schon immer die stille. Männer machen ihr Angst nach ihrem traumatischen Erlebnissen. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass sie sich mit Pius anfreundet . Offensichtlich ist sie für die Liebe noch nicht verloren. Über ihre Wahl war ich wie Fanny überhaupt nicht begeistert. ich hatte das Gefühl, Pius spielt mit ihr und ist in dunkle Machenschaften verstrickt.
Am meisten habe ich mit Lulu gelitten, denn das Schicksal beutelt sie arg. Sie heiratet tatsächlich Thaddy, was ich überhaupt nicht verstanden habe. Und wie nicht anders zu erwarten, beginnt ein langer Leidensweg für Lulu .Zeitweise habe ich beim Lesen tatsächlich gefürchtet, es gibt kein gutes Ende für die jungen Frauen, die ich kennen und lieben gelernt habe. Die Autorin macht ihnen den Weg zum Glück wahrlich nicht leicht. Es passieren einige unerwartete und dramatische Ereignisse, bis sich alles zum Guten wendet.
Das Buch liest sich sehr unterhaltsam und fesselnd, da ich mich gut in die Frauen hineinversetzen konnte und ständig was los war. Erneut nimmt die Autorin die Gelegenheit wahr, Ereignisse der damaligen Zeit mit einzubeziehen. Das war eine spannende Zeitreise. Meine ganz eigenen Highlights waren die Begegnung mit Dr. Alzheimer und die Anfänge der Luftfahrt mir den Gebrüdern Wright und deren Konkurrenten.

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Veröffentlicht am 15.04.2025

Antwerpens Kathedrale - ein Ort voller Leben und Gerüchen

Die Gerüche der Kathedrale
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Ich liebe Geschichte, bin aber bei reinen Sachbüchern eher zurückhaltend . Ich finde sie oft sehr akademisch, gespickt mit Fachbegriffen und deshalb eher langweilig. Hier hat mich der Titel sofort angesprochen ...

Ich liebe Geschichte, bin aber bei reinen Sachbüchern eher zurückhaltend . Ich finde sie oft sehr akademisch, gespickt mit Fachbegriffen und deshalb eher langweilig. Hier hat mich der Titel sofort angesprochen und ich war bereit, den Versuch zu wagen. Und ich bin froh, dass ich es getan habe, denn der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, meist leicht verständlich und gespickt mit zum Teil amüsanten Anekdoten. Geschildert werden die Zustände und Ereignisse rund um den Sakralbau beginnend mit dem Jahr 1481 und endet mit dem Bildersturm von 1566.
Der Autorin gelingt es, ein lebendiges und farbenfrohes Bild des Innenraumes der Kathedrale zu zeichnen . Es ist kein Ort der Ruhe und Andacht, sondern ein Ort pulsierenden Lebens und das nicht immer mit religiösen Bezug. Für uns heute unvorstellbar, durchstreunten Tiere wie Hunde und Schweine den Kirchenraum, die natürlich auch ihren Kot dort hinterließen. Es wurden Tote dort bestattet. Dazu mussten erst vor kurzen geschlossene Gräber wieder aufgegraben werden und trugen ihren Anteil zur Duftkomposition bei. Hinzu kam eine Vielzahl von Besuchern, um zu beten , einer Messe beizuwohnen oder Geschäfte zu machen. So sollen zeitweise bis zu 100 Messen am Tag stattgefunden haben, da einzelne Gilden und Bruderschaften ihren eigenen Altar dort hatten und und eigene Gottesdienste abhielten. Dazu kam Baulärm, da die Kathedrale ständig erweitert oder repariert werden musste. Der Lärm und die Gerüche müssen unbeschreiblich gewesen sein. Nur gut, dass ich davon nur gelesen habe.
Sehr gelungen fand ich, dass die Autorin religiöse Gepflogenheiten schildert und die Hintergründe erklärt. Ich habe einiges gelernt und dadurch mein Verständnis für einige Rituale, die noch heute gebräuchlich sind, geschärft. Da Religion und tägliches Leben eine Einheit bildeten, gibt es auch Ausführungen zur Medizin , Dinge des täglichen Lebens und politischen Ereignissen .
Ein weiterer Pluspunkt für mich war, dass es eine Vielzahl von Abbildungen zur Kathedrale gibt. Dazu gibt die Autorin ausführliche Hinweise, so dass ich auch Kleinigkeiten wahrgenommen habe , die ich sonst übersehen hätte und untermauert damit zudem ihre Ausführungen.
Für mich war das Buch ein ausgesprochen gelungener, unterhaltsamer und zugleich informativer Ausflug in die Hochzeit der Kathedrale.

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Veröffentlicht am 12.04.2025

Märzrevolution 1848 - spannend und unterhaltsam nahe gebracht

Im Wind der Freiheit
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1848 Europa ist in Bewegung. Erneut gab es eine Revolte in Frankreich gegen die Monarchie und für die Republik. Das war das Fanal, auf das alle gewartet zu haben scheinen.

Die Autorin lässt die daraus ...

1848 Europa ist in Bewegung. Erneut gab es eine Revolte in Frankreich gegen die Monarchie und für die Republik. Das war das Fanal, auf das alle gewartet zu haben scheinen.

Die Autorin lässt die daraus folgenden Ereignisse für mich lebendig werden und wählt als Hauptpersonen zwei unterschiedliche Frauen. Und dies aus gutem Grund, denn Frauen haben eine tragende Rolle gespielt, auch wenn das wieder in Vergessenheit geraten ist. Da ist Louise Otto, eine reale Person aus gutem Hause und finanziell unabhängig, die schon immer widerspenstig war , sich der Vormundschaft ihres Schwagers nach dem Tod der Eltern verweigert und sich mit ganzem Herzen der Freiheitsbewegung verschrieben hat und als Schriftstellerin arbeitet. Ihr zur Seite gestellt wird die fiktive Figur Susanne Grabasch, Tochter einer armen Witwe. Mit 13 wird sie vergewaltigt, arbeitet in einer Weberei für einen Hungerlohn unter menschenunwürdigen Bedingungen und verliert die Stelle, weil sie einer Freundin hilft. Kurz zuvor lernt sie durch Zufall Louise kennen, die von den Arbeitsbedingungen schockiert ist.

Diese Begegnung wird für beide schicksalshaft. In einer prekären Situation wendet sich Susanne an Louise um Unterstützung, genau zu dem Zeitpunkt als die deutschen Fürsten das Zugeständnis eines Parlaments machen. Und so erlebe ich die folgenden Ereignisse zusammen mit den beiden Frauen. Wir reisen nach Frankfurt. Schreiende Ungerechtigkeit, Frauen dürfen den Versammlungsort "Paulskirche" nicht betreten. Wenn es um Rechte und Freiheit geht, ist immer nur der männliche Teil der Bevölkerung gemeint. Ich treffe Friedrich Hecker, den Helden der badischen Revolution und ich mochte ihn nicht. Interessant war meine Begegnung mit dem Ehepaar Struve, die meine Hochachtung gewinnen konnten. In meinen Augen war Amalie die radikalere und treibende Kraft der Eheleute. Was mich überrascht hat, dass die Freiheitsbewegung auch Österreich ergriffen hat Hierüber lerne ich einiges, als ich zusammen mit Susanne und Louise nach Wien reise, um den Freund und Mitkämpfer Robert Blum zu treffen. Doch alle Kämpfe sind umsonst. Die Revolution endet mit der Ausrufung des Kaiserreiches mit Preußen an der Spitze.

Ich habe viel gelernt und fand es spannend so viele führende Köpfe der Freiheitsbewegung zu treffen. Dass so viele Frauen beteiligt waren und vieles bewegt haben, hätte mich nicht überraschen sollen, aber in der Schule habe ich davon nichts gehört. Besonders dankbar bin ich für die Figur der Susanne. Zum einen setzt sie eine fesselnde Handlung in Gang, bei der ich nie wusste, welche Wendung sie nimmt. Susanne ist eine vielschichtige Persönlichkeit, die ich respektiere, aber nicht wirklich ins Herz geschlossen habe. Ihr Verdienst ist für mich, dass sie einen wichtigen Gegenpart zu den Idealisten der Freiheitsbewegung einnimmt. Sie stellt wichtige Fragen, wie ob es die Toten wert war, was ist mit der realen Situation der Arbeiter , warum werden Frauen nicht gesehen .

Mich hat der Roman in wie eine Zeitmaschine in diese turbulente Zeit versetzt. Manche der Abliegen von damals sind meiner Meinung nach auch heute noch von Bedeutung. Und ein weiterer dicker Pluspunkt des Buches ist, dass es perfekt unterhält.

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