Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2025

Durch Höhen und Tiefen zum Glück

Goldene Wege. Die Münchener Ärztinnen
0

Lulu, Elsa und Fanny dürfen endlich studieren und können ihr Glück kaum fassen. Doch ihrer Freude wird vergällt durch die herabwürdigende Haltung mancher Professoren und den Spott und Beleidigungen männlicher ...

Lulu, Elsa und Fanny dürfen endlich studieren und können ihr Glück kaum fassen. Doch ihrer Freude wird vergällt durch die herabwürdigende Haltung mancher Professoren und den Spott und Beleidigungen männlicher Kommilitonen . Besonders Fanny ist ständig wütend, denn sie absolviert das Studium ja zum 2. Mal und erhält nun für die gleiche Leistung schlechtere Noten als zuvor als angeblich männlicher Student. Ich konnte ihren Zorn verstehen, denn die Behandlung war mehr als ungerecht. In meinen Augen hat sie zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, was nicht immer hilfreich ist. Sie legt sich mit jedem an . Besonders Mitstudent Pius ist ihr ein Dorn im Auge und ausgerechnet den findet Elsa sympathisch. Fanny selbst hängt immer noch an ihrem Ferdl, der verheiratet und Vater geworden ist.

Auch Elsa ärgert sich über die Anfeindungen der Männer, aber sie war schon immer die stille. Männer machen ihr Angst nach ihrem traumatischen Erlebnissen. Um so mehr habe ich mich gefreut, dass sie sich mit Pius anfreundet . Offensichtlich ist sie für die Liebe noch nicht verloren. Über ihre Wahl war ich wie Fanny überhaupt nicht begeistert. ich hatte das Gefühl, Pius spielt mit ihr und ist in dunkle Machenschaften verstrickt.
Am meisten habe ich mit Lulu gelitten, denn das Schicksal beutelt sie arg. Sie heiratet tatsächlich Thaddy, was ich überhaupt nicht verstanden habe. Und wie nicht anders zu erwarten, beginnt ein langer Leidensweg für Lulu .Zeitweise habe ich beim Lesen tatsächlich gefürchtet, es gibt kein gutes Ende für die jungen Frauen, die ich kennen und lieben gelernt habe. Die Autorin macht ihnen den Weg zum Glück wahrlich nicht leicht. Es passieren einige unerwartete und dramatische Ereignisse, bis sich alles zum Guten wendet.
Das Buch liest sich sehr unterhaltsam und fesselnd, da ich mich gut in die Frauen hineinversetzen konnte und ständig was los war. Erneut nimmt die Autorin die Gelegenheit wahr, Ereignisse der damaligen Zeit mit einzubeziehen. Das war eine spannende Zeitreise. Meine ganz eigenen Highlights waren die Begegnung mit Dr. Alzheimer und die Anfänge der Luftfahrt mir den Gebrüdern Wright und deren Konkurrenten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2025

Antwerpens Kathedrale - ein Ort voller Leben und Gerüchen

Die Gerüche der Kathedrale
0

Ich liebe Geschichte, bin aber bei reinen Sachbüchern eher zurückhaltend . Ich finde sie oft sehr akademisch, gespickt mit Fachbegriffen und deshalb eher langweilig. Hier hat mich der Titel sofort angesprochen ...

Ich liebe Geschichte, bin aber bei reinen Sachbüchern eher zurückhaltend . Ich finde sie oft sehr akademisch, gespickt mit Fachbegriffen und deshalb eher langweilig. Hier hat mich der Titel sofort angesprochen und ich war bereit, den Versuch zu wagen. Und ich bin froh, dass ich es getan habe, denn der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen, meist leicht verständlich und gespickt mit zum Teil amüsanten Anekdoten. Geschildert werden die Zustände und Ereignisse rund um den Sakralbau beginnend mit dem Jahr 1481 und endet mit dem Bildersturm von 1566.
Der Autorin gelingt es, ein lebendiges und farbenfrohes Bild des Innenraumes der Kathedrale zu zeichnen . Es ist kein Ort der Ruhe und Andacht, sondern ein Ort pulsierenden Lebens und das nicht immer mit religiösen Bezug. Für uns heute unvorstellbar, durchstreunten Tiere wie Hunde und Schweine den Kirchenraum, die natürlich auch ihren Kot dort hinterließen. Es wurden Tote dort bestattet. Dazu mussten erst vor kurzen geschlossene Gräber wieder aufgegraben werden und trugen ihren Anteil zur Duftkomposition bei. Hinzu kam eine Vielzahl von Besuchern, um zu beten , einer Messe beizuwohnen oder Geschäfte zu machen. So sollen zeitweise bis zu 100 Messen am Tag stattgefunden haben, da einzelne Gilden und Bruderschaften ihren eigenen Altar dort hatten und und eigene Gottesdienste abhielten. Dazu kam Baulärm, da die Kathedrale ständig erweitert oder repariert werden musste. Der Lärm und die Gerüche müssen unbeschreiblich gewesen sein. Nur gut, dass ich davon nur gelesen habe.
Sehr gelungen fand ich, dass die Autorin religiöse Gepflogenheiten schildert und die Hintergründe erklärt. Ich habe einiges gelernt und dadurch mein Verständnis für einige Rituale, die noch heute gebräuchlich sind, geschärft. Da Religion und tägliches Leben eine Einheit bildeten, gibt es auch Ausführungen zur Medizin , Dinge des täglichen Lebens und politischen Ereignissen .
Ein weiterer Pluspunkt für mich war, dass es eine Vielzahl von Abbildungen zur Kathedrale gibt. Dazu gibt die Autorin ausführliche Hinweise, so dass ich auch Kleinigkeiten wahrgenommen habe , die ich sonst übersehen hätte und untermauert damit zudem ihre Ausführungen.
Für mich war das Buch ein ausgesprochen gelungener, unterhaltsamer und zugleich informativer Ausflug in die Hochzeit der Kathedrale.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.04.2025

Märzrevolution 1848 - spannend und unterhaltsam nahe gebracht

Im Wind der Freiheit
0

1848 Europa ist in Bewegung. Erneut gab es eine Revolte in Frankreich gegen die Monarchie und für die Republik. Das war das Fanal, auf das alle gewartet zu haben scheinen.

Die Autorin lässt die daraus ...

1848 Europa ist in Bewegung. Erneut gab es eine Revolte in Frankreich gegen die Monarchie und für die Republik. Das war das Fanal, auf das alle gewartet zu haben scheinen.

Die Autorin lässt die daraus folgenden Ereignisse für mich lebendig werden und wählt als Hauptpersonen zwei unterschiedliche Frauen. Und dies aus gutem Grund, denn Frauen haben eine tragende Rolle gespielt, auch wenn das wieder in Vergessenheit geraten ist. Da ist Louise Otto, eine reale Person aus gutem Hause und finanziell unabhängig, die schon immer widerspenstig war , sich der Vormundschaft ihres Schwagers nach dem Tod der Eltern verweigert und sich mit ganzem Herzen der Freiheitsbewegung verschrieben hat und als Schriftstellerin arbeitet. Ihr zur Seite gestellt wird die fiktive Figur Susanne Grabasch, Tochter einer armen Witwe. Mit 13 wird sie vergewaltigt, arbeitet in einer Weberei für einen Hungerlohn unter menschenunwürdigen Bedingungen und verliert die Stelle, weil sie einer Freundin hilft. Kurz zuvor lernt sie durch Zufall Louise kennen, die von den Arbeitsbedingungen schockiert ist.

Diese Begegnung wird für beide schicksalshaft. In einer prekären Situation wendet sich Susanne an Louise um Unterstützung, genau zu dem Zeitpunkt als die deutschen Fürsten das Zugeständnis eines Parlaments machen. Und so erlebe ich die folgenden Ereignisse zusammen mit den beiden Frauen. Wir reisen nach Frankfurt. Schreiende Ungerechtigkeit, Frauen dürfen den Versammlungsort "Paulskirche" nicht betreten. Wenn es um Rechte und Freiheit geht, ist immer nur der männliche Teil der Bevölkerung gemeint. Ich treffe Friedrich Hecker, den Helden der badischen Revolution und ich mochte ihn nicht. Interessant war meine Begegnung mit dem Ehepaar Struve, die meine Hochachtung gewinnen konnten. In meinen Augen war Amalie die radikalere und treibende Kraft der Eheleute. Was mich überrascht hat, dass die Freiheitsbewegung auch Österreich ergriffen hat Hierüber lerne ich einiges, als ich zusammen mit Susanne und Louise nach Wien reise, um den Freund und Mitkämpfer Robert Blum zu treffen. Doch alle Kämpfe sind umsonst. Die Revolution endet mit der Ausrufung des Kaiserreiches mit Preußen an der Spitze.

Ich habe viel gelernt und fand es spannend so viele führende Köpfe der Freiheitsbewegung zu treffen. Dass so viele Frauen beteiligt waren und vieles bewegt haben, hätte mich nicht überraschen sollen, aber in der Schule habe ich davon nichts gehört. Besonders dankbar bin ich für die Figur der Susanne. Zum einen setzt sie eine fesselnde Handlung in Gang, bei der ich nie wusste, welche Wendung sie nimmt. Susanne ist eine vielschichtige Persönlichkeit, die ich respektiere, aber nicht wirklich ins Herz geschlossen habe. Ihr Verdienst ist für mich, dass sie einen wichtigen Gegenpart zu den Idealisten der Freiheitsbewegung einnimmt. Sie stellt wichtige Fragen, wie ob es die Toten wert war, was ist mit der realen Situation der Arbeiter , warum werden Frauen nicht gesehen .

Mich hat der Roman in wie eine Zeitmaschine in diese turbulente Zeit versetzt. Manche der Abliegen von damals sind meiner Meinung nach auch heute noch von Bedeutung. Und ein weiterer dicker Pluspunkt des Buches ist, dass es perfekt unterhält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.04.2025

Tödliche Schönheit

Blutige Puppen (Thriller)
0

Kriminalkommissarin Jana Bein wird aus dem Urlaub geholt, was sie schon mal nicht mag und dann bekommt sie auch noch aus heiterem Himmel einen neuen Kollegen zugeteilt, Oliver Markquart, den sie unbedingt ...

Kriminalkommissarin Jana Bein wird aus dem Urlaub geholt, was sie schon mal nicht mag und dann bekommt sie auch noch aus heiterem Himmel einen neuen Kollegen zugeteilt, Oliver Markquart, den sie unbedingt wieder loswerden will. Der Fall selbst ist in seiner Grausamkeit kaum zu überbieten. Der Täter lässt junge Frauen verhungern, misshandelt sie und stellt sie dann öffentlich zu Schau. Ihr Fehler war, dass sie schön waren. Und es gibt noch mehr Opfer, was den Ermittlungsdruck und den Schrecken zusätzlich erhöht. Der Fall wird persönlich, als die beiden Ermittlern zu ihrem Entsetzen erkennen müssen, dass der Mörder mit ihnen spielt und mehr über sie weiß, als ihnen lieb sein kann. Plötzlich sind ihre Angehörigen in Gefahr und Janas Schwester passt vortrefflich in das Beuteschema des Verbrechers. Als Bilder eines neuen Opfers im Darknet auftauchen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, den die Beamten unbedingt gewinnen wollen, denn das Opfer ist keine Unbekannte.

Der Autor schickt ein neues Ermittlerduo ins Rennen, das mich mit seinem bizarren Fall komplett überzeugen konnte. Anfangs habe ich mich mit Jana schwer getan. Ich fand die Art und Weise, wie sie ihren neuen Kollegen behandelt ungerecht und fast schon kindisch. Umso mehr habe ich Oliver bewundert, dass er sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Ich mochte ihn sofort und er war bei den Ermittlungen mehr als hilfreich. Ich war geradezu erleichtert, dass die beiden sich zusammen raufen und gut ergänzen. Überzeugend fand ich das Katz- und Mausspiel des Täters. Das war spannend und ich wusste bis kurz vor Schluss nicht, wer es war. Die Taten selber waren schockierend , um so mehr als die Opfer willkürlich gewählt waren. Ziemlich schnell war zumindest klar, dass der Mörder psychische Probleme haben muss, was mich nicht in Mitleid ausbrechen ließ Vielleicht auch, weil ich mehrfach die Möglichkeit hatte, in die Gedankenwelt des Psychopathen einzutauchen, was ich als verstörend empfunden habe. Der Thriller bleibt in meinen Augen bis zur letzten Seite fesselnd und hat mich wunderbar unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2025

Unterhaltsame Familiengeschichte erzählt auf zwei Zeitebenen

Vor hundert Sommern
0

Beim Ausräumen der Wohnung ihrer Mutter Elisabeth fallen Anja einige Erinnerungsstücke und auch alte Unterlagen in die Hände, die ihre Mutter Elisabeth dazu bewegen, die Geschichte ihrer Tante Clara zu ...

Beim Ausräumen der Wohnung ihrer Mutter Elisabeth fallen Anja einige Erinnerungsstücke und auch alte Unterlagen in die Hände, die ihre Mutter Elisabeth dazu bewegen, die Geschichte ihrer Tante Clara zu erzählen. Besonders Anjas Tochter Lena zeigt großes Interesse und fühlt sich auf besondere Weise mit ihrer Großtante Clara verbunden.
Claras Geschichte beginnt im Jahr 1924. Die Familie lebt in Berlin. Massenarbeitslosigkeit und beengte Wohnverhältnisse bestimmen das Leben. Clara arbeitet als Flaschenreinigerin in einer Brauerei. Dort lernt sie Helene kennen. Die beiden bleiben Freundinnen bis ans Lebensende. Gemeinsam überstehen sie die Schikanen des Vorarbeiters und später die Heimsuchung durch die Gestapo. Helene habe ich aufrichtig bedauert, denn ihr Schicksal hat mich sehr berührt. Um so mehr habe ich gefeiert, dass sie zum richtigen Zeitpunkt Stärke beweist. Clara verliert ihre Arbeit, weil sie sich gegen den böswilligen Vorarbeiter zur Wehr setzt und macht durch eine glückliche Fügung die Bekanntschaft mit der Inhaberin eines Hundesalons. Dort ist sie glücklich und übernimmt später das Geschäft. Hier gibt es eindeutige Parallelen zu Lena, die sich unter Menschen unwohl und fehl am Platze fühlt . Sie nimmt während ihres Studiums einen Minijob ebenfalls in einem Hundesalon an.
Zeit ihres Lebens steht Clara zwischen zwei Männern. Da ist der Exilrusse Aleksei, überzeugter Kommunist und Aktivist, unter der NS-Herrschaft ständig in Gefahr. Willy, der Bruder ihrer Freundin Anna, ist bodenständig und schwärmt für Autos. Er gibt Sicherheit und ist verlässlich. Dann kommt es durch die politischen Umstände zu einem Zerwürfnis zwischen Clara und ihrer Schwester Mathilde, Elisabeths Mutter. Die Familie wird auseinander gerissen und Mathilde gibt Clara die Schuld. Das habe ich nicht verstanden, denn verantwortlich war das Unrechtsregime in meinen Augen. Vermutlich ist es einfacher, eine Person zu hassen als ein abstraktes Gebilde.

Die Geschichte in der Gegenwart beginnt Anfang 2024. Aufgrund des Überfalls der Hamas und Israels Reaktion kommt es verstärkt zu antisemitischen Vorfällen. Manches erinnert an den wachsenden Judenhass in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Anja arbeitet an der Bremer Uni und die Vorfälle zwingen sie zu einem Überdenken, der eigenen Situation. Auch Lena bleibt von den Ereignissen nicht unberührt.
Da die Erzählerin zwischen den beiden Zeitebenen hin und her springt, ist es nie langweilig und es entstehet ein Spannungselement, da man jeweils den Erzählstrang an einem entscheidenden Punkt verlässt. Clara war mir sehr sympathisch. Ich fand, sie war eine starke Persönlichkeit und bleibt sich selbst treu. Anja hat mich dadurch überzeugt, wie sie sich im Laufe des Romans von fremden Erwartungen emanzipiert. Das hat mich beeindruckt. Leider muss ich zugeben, dass Lena mir unsympathisch war. Ich habe sie zu oft als egoistisch, selbstgerecht und wenig verständnisvoll empfunden.
Wie gewohnt und mit Freude erwartet, spricht die Autorin viele verschiedene Aspekte der beiden Zeitebenen an und nennt prägende Ereignisse. Das gefällt mir gut, weil dadurch ein weiter umfassendes Bild der jeweiligen Zeit entsteht. Bei der Fülle der Informationen bleibt manches oberflächlich , das hat aber meiner Lesefreude keinen Abbruch getan. Der Roman will und soll unterhalten , was er in meinen Augen absolut macht

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere