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Veröffentlicht am 12.08.2023

Iranische Geschichte unterhaltsam näher gebracht

Zum Schweigen verdammt
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Sommer 1953 Der Deutsche Bruno ist zusammen mit seinem Freund, dem Briten Eddy, mit dem Wohnmobil unterwegs von Hamburg nach Teheran. Eddy ist Journalist und plant einen Reisebericht, um seine Karriere ...

Sommer 1953 Der Deutsche Bruno ist zusammen mit seinem Freund, dem Briten Eddy, mit dem Wohnmobil unterwegs von Hamburg nach Teheran. Eddy ist Journalist und plant einen Reisebericht, um seine Karriere damit zu befeuern. Die Freunde sind in Hochstimmung. Endlich brauchen sie ihre Liebe nicht mehr zu verstecken. Sie begegnen freundlichen Menschen und sehen viele interessante Orte. Alles scheint perfekt, bis sie im Iran einer Gruppe Russen über den Weg laufen, die die beiden in ein unangenehmes Gespräch verwickeln. Nun ist es mit der Ruhe vorbei. Eddy fühlt sich vom russischen Geheimdienst verfolgt, sieht in jedem einen möglichen Spion. Nicht ganz abwegig, denn russische und westliche Interessen treffen im Iran aufeinander.

Ohne es zu wollen, finden sich Bruno und Eddy mitten in einem gewaltsamen politischen Umbruch und geraten in den Fokus der russischen und westlichen Geheimdienste, müssen um ihr Leben und ihre bürgerliche Existenz fürchten.

Ich liebe die Bücher der Autorin, weil sie gut recherchierte historische Ereignisse verständlich und in unterhaltsamem, fesselnden Romanen dem Leser näher bringt.

Mein Bild vom Iran ist geprägt von der Zeit nach dem Umsturz durch Ayatollah Khomeini und den aktuellen Widerstand, besonders der iranischen Frauen. Durch diesen Roman und durch die Augen der beiden Liebenden Eddy und Bruno lerne ich einen ganz anderen Iran kennen - westlich orientiert, weltoffen und Fremden gegenüber gastfreundlich. 1953 gärt es gewaltig, seit der Premierminister Mossadegh die britischen Ölfirmen enteignet hat. Sowohl der Westen als auch die Sowjetunion möchten das schwarze Gold für sich. Der Iran wird zum Spielplatz der Geheimdienste, die versuchen , die Massen und die Politiker in ihrem Sinne zu beeinflussen . Diese Schilderungen waren interessant und in meinen Augen beschämend für die beteiligten Großmächte.

Bruno und Eddy waren mir sehr sympathisch. Beide sind durch ihre Erfahrungen im 2. Weltkrieg geprägt und haben deshalb einen besonders kritischen Blick auf die Ereignisse. Ich war schockiert, dass allein ihr Wunsch, über die Vorgänge in Teheran zu berichten, die beiden in Lebensgefahr bringt. Ich habe ihre Haltung und die sich daraus ergebene Lösung gut geheißen und gleichzeitig bewundert.

Nicht zu vergessen, ich erfahre im Laufe des Romans auch viel über die iranische Lebensweise und Mentalität.

Ich war von dem Buch begeistert !

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Veröffentlicht am 02.08.2023

Fesselnde Familiengeschichte auf den Spuren der jüngeren deutschen Geschichte

Das Licht zwischen den Schatten
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ie Autorin erzählt die Geschichte der Familie Sollmann beginnend mit dem Jahr 1919 in Berlin und endet mit Sylvester 1990 kurz nach dem Mauerfall.

1919 sieht der junge Konrad, der aus ärmlichen Verhältnissen ...

ie Autorin erzählt die Geschichte der Familie Sollmann beginnend mit dem Jahr 1919 in Berlin und endet mit Sylvester 1990 kurz nach dem Mauerfall.

1919 sieht der junge Konrad, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, zum ersten Mal Selma, eine Unternehmerstochter. Er verliebt sich sofort in sie und diese Liebe wird fortan sein weiteres Leben bestimmen. Selma hat eine Zwillingsschwester Alma, die durch Sauerstoffmangel bei der Geburt behindert ist. An sich allein für sich bereits eine Bürde angesichts der kommenden Jahre, sind die Schwestern auch Jüdinnen. Konrads macht es sich zur Aufgabe , die beiden zu beschützen.

Die Zeit nach dem Krieg erlebe ich durch Brigitte. Nachdem ihr Bruder Johann sich gegen das Regime der auflehnt hat, flieht die Familie 1953 nach Westberlin. Sehr zu Brigittes Verdruss , die eine überzeugte Anhängerin der kommunistischen Partei ist. Sie findet nie ihren Platz im Leben und beginnt , sich zu radikalisieren.

Andre bringt mir die Zeit von 1970 bis zum Mauerfall näher. Er lebt in der DDR. Er wurde adoptiert und sucht nach den Wurzeln seiner Herkunft. Er trifft aber nur auf eine Mauer des Schweigens und der Lüge.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Die Autorin erzählt die Geschichte der Hauptfiguren abwechselnd. Das ergibt zusätzliche Spannungsbögen und erst am Ende ergibt sich ein Gesamtbild, das alle offenen Fragen beantwortet.

Der Erzählstil ist angenehm zu lesen und gibt mir die Möglichkeit, mich ganz in die Geschichte zu versenken. Ich habe mit den einzelnen Figuren gehofft und gebangt. Erschreckend fand ich, wie sehr sie Spielbälle der Umstände und politischer Ereignisse sind.

So muss Konrad sich gegen seine Überzeugung, den Nazis andienen, um Selma und Alma zu beschützen und sich nach dem Krieg gegen den Vorwurf, ein Naziverbrecher zu sein, verteidigen.

Konrads und Selmas Schicksal war für mich der bewegendste Teil des Romans.

Mit wem ich gehadert habe ,ist Brigitte. Ihr Handeln war mir in weiten Teilen unverständlich und ihre Radikalisierung als Folge von Umstände, die sie nicht zu vertreten hat, hat mich nicht überzeugt.

Obwohl ich auch mit Andre einige Probleme hatte, konnte ich ihn besser verstehen. Ich habe ihn eher als Opfer der Umstände gesehen.

Das Buch erzählt nicht nur eine fesselnde Familiengeschichte, es wirft auch Schlaglichter auf die neuere deutsche Geschichte. Das zusammen ergibt ein lesenswertes und unterhaltsames Buch.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

1933 Österreichs Weg in die Dunkelheit

Zerrüttung
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Obwohl Oberinspector Nechyba in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt, ist es kein Krimi. Dennoch halten mich die realen Ereignisse in Atem. Nechyba ist der aufmerksame Zeitungsleser und Beobachter der ...

Obwohl Oberinspector Nechyba in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt, ist es kein Krimi. Dennoch halten mich die realen Ereignisse in Atem. Nechyba ist der aufmerksame Zeitungsleser und Beobachter der Veränderungen in seinem privaten Umfeld. Und ich als Leser erlebe den rasanten Umbau Österreichs in eine Kopie Nazideutschland durch ihn hautnah mit.

Zudem schildert der Autor das Schicksal einzelner Personen aus Nechybas Bekanntenkreis exemplarisch und füllt die politischen Tatsachen und sozialen Verhältnisse mit Leben. Besonders berührt haben mich der kleine Erich und der Oberkellner aus dem Cafe Jellinek. Erich ist der kleine Sohn des Hausmeisters, der unter den unvorhersehbaren Wutausbrüchen des Vaters leidet. Der Oberkellner Nowak hat mit der Jüdin Dorli seinen sicheren Hafen gefunden und sieht nun seine Liebe bedroht.

Was den Roman für mich besonders lesenswert macht, sind die authentischen wiedergegebenen Zeitungsartikel. Nechyba ist ein begeisterter Zeitungsleser und so über die aktuellen Entwicklungen gut informiert und somit auch ich. Erschreckend fand ich, dass man durch diese Berichte wissen konnte, was Faschismus bedeutet : Bücherverbrennungen, Zensur, Versammlungsverbote, politische Attentate, Todesstrafe .

Gebrochen und desillusioniert durch die politischen Entwicklungen stirbt Nechyba im Sommer 34. Gut, dass er die weiteren Entwicklungen nicht mehr erleben musste.

Für mich ist der Roman ein bewegendes und lebendiges Zeitdokument. Niemand soll sagen, er habe nichts gewusst.

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Der Mordclub und Sara Rattlebag erneut auf Mördersuche

Der Tote im Schafspelz
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Noch ist Sara voller Ärger über ihren Ex Nathan, der sie plötzlich wieder zurück haben will - wohl weil er von ihrer Erbschaft erfahren hat - als die Polizei vor ihrer Tür steht. Auf der angrenzenden Schafsweide ...

Noch ist Sara voller Ärger über ihren Ex Nathan, der sie plötzlich wieder zurück haben will - wohl weil er von ihrer Erbschaft erfahren hat - als die Polizei vor ihrer Tür steht. Auf der angrenzenden Schafsweide wurde ein Mann erschossen. Ganz klar ein neuer Fall für den Krimiclub.

Doch es bleibt nicht bei einem Toten. Mittlerweile scheint es, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt. Vor vielen Jahren wurde ein junges Mädchen ermordet. Der Tatverdächtige hat sich aus dem Staub gemacht. Ist er zurück und will den wahren Täter und diejenigen, die ihn gedeckt haben, zur Rechenschaft ziehen ? Unglücklicherweise zählt Cedric, ein Mitglied des Mordclubs, dazu. Und Michael Brickerton, den Sara sehr sympathisch findet und leider nicht von der Liste der Verdächtigen streichen kann. Der Krimiclub ist mehr denn je gefordert.

Gegen Ende wird es richtig eng für sara, bis der Täter letzten Endes überführt ist.

Ich fand Sara schon nach wenigen Seiten sympathisch mit ihrer Vorliebe für Süßigkeiten und gutem Tee.

Auch die anderen Figuren erfüllen zu meiner Freude die Erwartungen, die ich an einen cosy crime habe. Miss Spinster ist die ältere Dame, die um das leibliche Wohl aller besorgt ist, Sara gerne verkuppeln würde und nicht auf den Kopf gefallen ist .Bobby Bobby - die Doppelung ist gewollt und kein Tippfehler - ist der Bedenkenträger und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Cedric ist in Sara verliebt und ergänzt die Truppe perfekt. Inspector Webster gibt den griesgrämigen Beamten, der von den Ermittlungen des Krimiclub nicht begeistert ist.

Es macht einfach Spaß, den Krimiclub bei seinen Nachforschungen zu begleiten. Die Krimihandlung ist in meinen Augen überzeugend mit hohem Spannungsfaktor und einer Portion Humor

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Veröffentlicht am 21.07.2023

Mordserie in der Ferienregion Uddevalla

Der Orchideenmörder: Schweden-Thriller
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Kriminalkommissarin Monica Sandström tritt nach sechswöchiger Abwesenheit wieder ihren Dienst an. Grund dafür war, dass ihr Mann seit seinem Segeltörn vermisst wird. Eine lange Eingewöhnungsphase ist ihr ...

Kriminalkommissarin Monica Sandström tritt nach sechswöchiger Abwesenheit wieder ihren Dienst an. Grund dafür war, dass ihr Mann seit seinem Segeltörn vermisst wird. Eine lange Eingewöhnungsphase ist ihr nicht gegönnt, denn es wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ermittlungen werden aufgenommen, Zeugen befragt. Gerade als sich ein Verdächtiger aufdrängt, wird eine weitere Frau ermordet. Monicas Vorgesetzter macht erheblichen Druck. Uddevalla ist eine beliebte Ferienregion und die Tourismusbehörde fürchtet um die Saison.

Monica wird immer wieder durch ihre eigenen Probleme abgelenkt. Gut, dass ihre loyalen Kollegen Ole und Kamal sich intensiv um eine Lösung des Falles kümmern.

Ich war auf diesen Krimi aus der der Feder des Autors besonders gespannt. Ich kenne seine Krimireihe um den Dorfpolizisten Jupp Backes und seine Familie, die sich neben einer spannenden Handlung auch durch ihren Humor auszeichnet. Aber kann der Autor auch "seriös " ? Ja, er kann und das auch ausgesprochen gut und packend.

Der Krimi hat zwei Handlungsstränge. Es beginnt mit der Entführung einer jungen Frau, die zum zufälligen Opfer wird. Der Täter - Philip - wollte eigentlich deren Freundin in seine Gewalt bringen. Von seinem ersten Auftritt an ist klar, dass er massive psychische Probleme hat.

Die Handlung wechselt zwischen den Aktionen der Kriminalbeamten und den Ereignissen rund um den Täter. Bei Philip drängt sich der Verdacht auf, dass es jemanden im Hintergrund geben muss, der ihn massiv für seine Zwecke missbraucht und manipuliert.

Monica war mir nicht wirklich sympathisch. Zwar habe ich verstanden , dass das Verschwinden ihres Mannes, sie stark belastet. Ich hatte den Eindruck, dass sie zu sehr in Selbstmitleid badet und viel zu viel trinkt. Gegen Ende gelangt sie zu meiner Erleichterung zu der Einsicht, dass sie Hilfe braucht. Das Rätsel um ihren Mann bleibt als Cliffhänger ungelöst.

Ihre Kollegen Ole und Kamal waren mehr nach meinem Geschmack. Sie sind kompetent, zielorientiert und besonders Ole steht loyal zu Monica.

Die Krimihandlung ist fesselnd und legt gekonnt falsche Spuren. Ich war mir bis kurz vor dem Ende nicht sicher, wer der wirklich Schuldige ist. Als er gefunden ist und Monica klar ihren Abscheu vor der Boshaftigkeit des Mörders zum Ausdruck bringt, konnte ich ihr von Herzen zustimmen.

Der Krimi ist auf jeden Fall der lesenswerte und vielversprechende Auftakt zu einer neuen Reihe.

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