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Veröffentlicht am 29.06.2023

Gelungene Trilogie mit schwächendem Ende

Gretas Versprechen
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GRETAS VERSPRECHEN - Die Winzerin, Band 3
Nora Engel

Da ist er endlich - der langersehnte dritte Teil der Winzerin-Saga:

Als Greta vor 19 Jahren spurlos verschwand, zerbrach die Familie:
Mel, die älteste ...

GRETAS VERSPRECHEN - Die Winzerin, Band 3
Nora Engel

Da ist er endlich - der langersehnte dritte Teil der Winzerin-Saga:

Als Greta vor 19 Jahren spurlos verschwand, zerbrach die Familie:
Mel, die älteste Tochter, kehrte nie aus New York zurück. Sie ist glücklich mit dem Staranwalt Gavin verheiratet, gemeinsam haben sie eine jugendliche Tochter. Ihren Vater Bruno besuchte sie in der gesamten Zeit nicht einmal.
Caro, die bereits vor Gretas Verschwinden in Berlin Kunst studierte, blieb dort und ist heute eine erfolgreiche Künstlerin.
Jule, die jüngste Tochter, betreibt ein florierendes Hotel in Spanien.
Das alles glauben sie zumindest voneinander, die Wahrheit ist allerdings eine andere.
Nun ist Vater Bruno tot und alle Mädchen kehren in die Pfalz auf das Weingut Freudberg zurück und stellen fest, dass die jeweils andere Schwester auch ihre Geheimnisse hat.

Die Winzerwelt trauert derweil um den verstorbenen Pfälzer. Als Greta in Südafrika einen Nachruf mit Bild von Bruno im Internet liest, fällt ihr nach fast 20 Jahren endlich alles wieder ein - ihr Leben vor ihrem schweren Sturz. Ihre Amnesie ist vorbei und auch sie kehrt in die Pfalz zurück.

Während wir in den vorherigen zwei Teilen Gretas Leben über mehrere Jahrzehnte begleiteten, haben wir hier im dritten Teil nur eine Zeitspanne von drei Monaten.

Der Schreibstil von dem Autorinnen-Duo Danela Pietrek und Tania Krätschmar ist wieder unglaublich leicht und flüssig. Ich hatte das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, so bildlich beschreiben die Autorinnen das Leben der Winzerfamilie. Die Seiten blättern sich förmlich von alleine um, obwohl dieser Band von allen dreien der schwächste ist.
Und auch wenn ich ganz stolz bin, dass mein Name in der Buchlasche steht <3 , möchte ich objektiv bleiben und sagen, dass zwar am Ende alle Puzzleteile an ihren Platz fielen, das Buch mir aber stellenweise „too much“ war - zu kitschig und zu perfekt.
Eine kleine zusätzliche Spannung oder eine Intrige hätte es noch haben dürfen.
Dennoch ein lesenswertes Buch mit zwei grandiosen Vorgängern, insgesamt eine tolle pfälzer Trilogie, die ich euch empfehlen möchte.
Ich werde Greta vermissen.
3½/ 5

"Manchmal muss man einen falschen Weg einschlagen, um auf die richtige Straße zu kommen. Doch selbst auf der richtigen Straße wirst du nicht immer geradeaus gehen. Mal wirst du links, mal wirst du rechts abbiegen. Nicht immer zielführend, aber immer um eine Erfahrung reicher wirst du deinen Weg gehen. Und wenn du auf diesem Weg erkennst, was dein Ziel ist, dann ist der Weg der richtige.“ (S. 243)

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Gutes Debüt!

Im Morgen wächst ein Birnbaum
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IM MORGEN WÄCHST EIN BIRNBAUM
Fikri Anil Altıntaş

Anil wächst als Sohn türkischer Einwanderer in Deutschland auf. Er wurde hier geboren und wenn er auch als kleiner Junge immer wieder das Gefühl hatte, ...

IM MORGEN WÄCHST EIN BIRNBAUM
Fikri Anil Altıntaş

Anil wächst als Sohn türkischer Einwanderer in Deutschland auf. Er wurde hier geboren und wenn er auch als kleiner Junge immer wieder das Gefühl hatte, wie sein Vater - sein Vorbild - werden zu wollen, so lässt dieser Wunsch während des heranwachsens mehr und mehr nach.
Er kann sich mit dem patriarchalischen Führungsstil des Vaters nicht identifizieren.

„Meine Mutter entschied, was es bei uns zu essen gab. Mein Vater, ob es schmeckte. Ich wehrte mich dagegen. Er fegte den Teller vom Tisch. Der Reis verteilte sich auf den Teppich in der Küche.“ (S. 100)

Zu festgefahren sind ihm die türkisch-moslemischen Männer, Traditionen und Regeln. Er hat Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte, die aber nicht immer mit denen seines Vaters konform sind. Er schlägt einen anderen Weg ein, wobei es ihm wichtig bleibt, dass sein Vater stolz auf ihn ist.

Es sind Geschichten aus Anils Leben. Auch Geschichten über Diskriminierung und Rassismus, wie sie noch ausgeprägter und typischer in den 90er-Jahren in Deutschland waren, wobei die Vater-Sohn-Beziehung stets im Mittelpunkt steht.
Eine ehrliche autobiografische Geschichte von einem jungen Mann, der so gerne angepasst sein wollte.
Ein schmales Buch in einer zu Beginn holprigen, später sehr schönen literarischen Sprache, welches ich nicht in einem Rutsch lesen konnte - zu oft hüpfte der Autor vor und zurück (ich mag wohl doch die chronologischen Geschichten).
Dennoch konnte mich das Buch an einigen Stellen berühren. Ein gutes Debüt, dem ich eine große Leserschaft wünsche.
3½/ 5

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Magisch

Als wir Vögel waren
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ALS WIR VÖGEL WAREN
Ayanna Lloyd Banwo

Yejide lebt im Haus der Toten. Seit ihre Mutter gestorben ist, kann sie alle sehen - und es gibt viele von ihnen. Diese Gabe geht seit vielen Generationen von der ...

ALS WIR VÖGEL WAREN
Ayanna Lloyd Banwo

Yejide lebt im Haus der Toten. Seit ihre Mutter gestorben ist, kann sie alle sehen - und es gibt viele von ihnen. Diese Gabe geht seit vielen Generationen von der Mutter auf die Tochter über.
Schon als sie klein war, erzählte ihr die geliebte Großmutter alle Geschichten über die Ahnen.

David ist Rastafari. Er bricht sein Gelübde, indem er seine Rasta-Haarpracht abschneidet und einen Job als Totengräber annimmt. Der Glaube verbietet ihm, mit Toten zu arbeiten. Jedoch war er viel zu lange arbeitslos, und da er seine Mutter unterstützen muss, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Job auf dem größten Friedhof in Port Angeles anzunehmen.
Die Arbeit auf dem Friedhof, ein Ort voller Knochen, fällt ihm schwer.

Yejide und David lernen sich auf dem Friedhof kennen. Sie wissen beide sofort, dass sie füreinander bestimmt sind.

Wer jetzt denkt, dass es sich um eine ganz gewöhnliche Liebesgeschichte handelt, liegt falsch, denn es geht hier um Leben und Tod.

Als wir Vögel waren, ist ein anderes Buch. Ich habe kein Buch, mit dem ich es vergleichen könnte.
Die Autorin lässt Yejida und David abwechselnd zu Wort kommen, dabei bedient sich Lloyd Banwo mit zwei völlig unterschiedlichen Schreibstilen:
David seiner ist nüchtern und klar, der von Yejida ist blumig und bunt - ich habe noch nie so wunderschöne Beschreibungen von Dingen gehört. Viele Passagen musste ich mehrmals lesen und bin mir noch immer nicht ganz sicher, ob ich alles verstanden habe.
Ein Roman voller Mythen, Geister, lebende Tote, Blumen, Falter, Vögel, kurzgesagt: kunterbunt.

Ich habe den Roman gerne gelesen, aber er zieht nicht in meine Highlights ein.
Wie hat meine liebe Budyread-Partnerin @ninis_weltderbuecher so schön gesagt: „Es ist kein Pageturner, aber man pustet die Seiten einfach nur so um.“
Genau so war es.
Liebe Nini, mal wieder ein ganz liebes Dankeschön für den großartigen Austausch <3

Leseempfehlung für diejenigen, die Mythen und sagenumwobene Bücher schätzen.
3½ / 5

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Anders, rasant und wütend!

Nadia
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NADIA
Can Mayaoglu

Nach fünf Jahren kehrt die Installationskünstlerin Nadia erstmals zurück in ihre Heimatstadt Hamburg um ihre Ausstellung STIP ein erstes und letztes Mal zu zeigen. Zuvor tourte sie ...

NADIA
Can Mayaoglu

Nach fünf Jahren kehrt die Installationskünstlerin Nadia erstmals zurück in ihre Heimatstadt Hamburg um ihre Ausstellung STIP ein erstes und letztes Mal zu zeigen. Zuvor tourte sie mit ihrer Ausstellung durch die ganze Welt, vermied es aber ihre Bilder in Hamburg zu zeigen. Anschliessend will sie alle Bilder, die ihre jüngere Schwester Dilhan zeigen, zerstören - das ist zumindest der Plan.

Aber hier in Hamburg kommt es ganz anders und alte Erinnerungen werden wach:
Dilhan, die vor 10 Jahren einfach verschwand, blieb auch nach jahrelanger intensiver Suche unauffindbar. Erst später erfuhren sie, dass Dilhan harte Drogen nahm. Ob es sich um eine geplante Flucht oder eine Gewalttat handelte, konnte nie herausgefunden werden.
Auf einem Konzert trifft sie ihre Ex-Freundin Rahel, die damals der eigentliche Grund für ihre spontane Abreise aus Hamburg war. Diese Begegnung reisst erneut Wunden auf, die offensichtlich nicht verheilt waren.
Und ihre ältere Schweser Minoo spricht Wahrheiten aus, die sie eigentlich nicht hören will.
Doch zum Glück gibt es noch Jean, den Schwager ihrer Schwester. An der Seite dieses Mannes kann sie durchatmen oder hat er doch Geheimnisse vor ihr?

Das Buch ist anders, modern und rasant und kommt direkt mit Spotify Playlist, die uns durch das ganze Buch begleitet.
Leider wurde ich persönlich mit der Protagonistin Nadia nicht sehr warm. Sie war mir zu aufbrausend und motzig, wie ein Kind. Die anderen Personen um Nadia herum fand ich um so sympathischer.
Wie dem auch sei, ich habe das Buch, das in meiner Heimatstadt spielt, gerne gelesen und wäre jetzt zu gerne in die U1 gestiegen um mir die Ausstellung STIP in der Deichtorhalle anzusehen.

Ich wünsche Can Mayaoglu eine grosse Leserschaft und drücke ihr für ihr Debüt die Daumen.
Leseempfehlung für Indie Pop-Begeisterte und Leser, die wütende Protagonisten mit rasanter Handlung mögen.

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Wohlfühlbuch

Storchenherzen
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STORCHENHERZEN
Fritzi Teichert

Helga und Monika sind Inhaberinnen des Storchennestes, einer kleinen Hebammenpraxis. Die Online Bewertungen gehen jedoch kontinuierlich abwärts, was der "immer frei heraus" ...

STORCHENHERZEN
Fritzi Teichert

Helga und Monika sind Inhaberinnen des Storchennestes, einer kleinen Hebammenpraxis. Die Online Bewertungen gehen jedoch kontinuierlich abwärts, was der "immer frei heraus" und "kein Blatt vor dem Mund“ nehmenden Helga geschuldet ist. Frischer Wind muss her, beschliesst Monika, und so komplettiert die junge Hebamme Madita das Team im Storchennest.
Helga ist alles andere als begeistert von der Neuen, dem Küken.
Madita ist jung, erfrischend, aber leicht chaotisch und bring erstmal alles durcheinander.
Abwechselnd erzählen Madita und Helga ihre Geschichten.

Ich habe einen Liebesroman erwartet und nicht damit gerechnet mitten in den Alltag einer Hebamme zu platzen.
Für mich, die eher an dem Ende der Fruchtbarkeitsskala steht und bereits die Kindeserziehung hinter sich hat, war es ein wenig viel über Geburt, Säuglinge und Babywissen - auch der Humor war nicht immer meins.
Ich glaube einfach, dass das Buch eher für jüngere Frauen geeignet ist, deshalb möchte ich die Geschichte, als solches bewerten:

Leicht und locker ist der Schreibstil des Autorinnen-Duos Fritzi Teichert und auch das Hörbuch war angenehm zu hören. Detailliert wird über den Beruf der Hebamme erzählt. Wer ein Baby hat oder sich eins wünscht, kann hier einiges lernen.
Kleine Anmerkung zum Hörbuch: Für mich waren die Erzählerinnenstimmen falsch eingesetzt: Die sprühende, lebendige Stimme von Sandra Voss hätte - für mein Empfinden - besser zu Madita gepasst und die empathiearme Helga hätte gerne von Anne Sofie Schietzold gesprochen werden können.

Leseempfehlung für alle jungen Frauen, Frauen, die sich Kinder wünschen oder kleine Kinder haben und natürlich für diejenigen, die mehr über den Beruf Hebamme erfahren möchten.
3½ / 5

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