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Veröffentlicht am 26.11.2025

War früher wirklich alles besser?

Nie war Früher schöner als Jetzt
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In seinem Buch "Nie war Früher schöner als Jetzt" vergleicht Oliver Kalkofe die Kindheit und Jugend der heutigen Boomer . Das Hörbuch hat er selbst eingelesen.

Der entscheidende Satz, der das Buch/Hörbuch ...

In seinem Buch "Nie war Früher schöner als Jetzt" vergleicht Oliver Kalkofe die Kindheit und Jugend der heutigen Boomer . Das Hörbuch hat er selbst eingelesen.

Der entscheidende Satz, der das Buch/Hörbuch trägt ist: Früher hatten wir Zeit und wenig Möglichkeiten, diese Zeit zu nutzen. Heute haben wir viele Möglichkeiten und im Verhältnis zu wenig Zeit, um alle zu nutzen. Anhand vieler Beispiele aus dem Leben in den 60ern, 70ern und 80ern zieht Kalkofe auf humorvolle Art und Weise Vergleiche zwischen damals und heute. Freizeitgestaltung, Fernsehen, Hobbies, Urlaub und einiges mehr beschreibt er in diesem Buch, Locker, flockig von der Leber weg entführt er uns in eine längst vergangene Zeit. Nicht mit erhobenem Zeigefinger oder dem oft gehörten "Früher war alles besser", er arbeitet das reale Leben in dieser Zeit auf sehr witzige aber durchaus reale Weise auf. Ich musste beim Hören mehrmals breit grinsen und laut lachen, hatte ich doch sofort die passenden Bilder vor Augen.

Es ist kein Werk allein für Boomer, im Gegenteil. Jüngere Lesende oder Hörende lernen einiges über das Leben ihrer Eltern und/oder Großeltern. Bei der Boomer-Generation wird Verständnis für die "heutige Jugend" geweckt. Früher war eben nicht alles besser, es war nur total anders!

Danke Oliver Kalkofe für dieses witzige und humorvolle Werk, das (wenn man es sehen will) auch viel Tiefgang bietet! Von mir gibt es gute 4 Sterne!

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Veröffentlicht am 22.11.2025

Großartig gelesen!

Knochenkälte
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Kann er es noch? Ich habe "Knochenkälte" von Simon Beckett als Hörbuch gehört, gelesen von Johannes Steck. Nach sechs Jahren endlich wieder von David Hunter zu hören, hat in mir hohe Erwartungen geweckt.

Dr. ...

Kann er es noch? Ich habe "Knochenkälte" von Simon Beckett als Hörbuch gehört, gelesen von Johannes Steck. Nach sechs Jahren endlich wieder von David Hunter zu hören, hat in mir hohe Erwartungen geweckt.

Dr. David Hunter landet auf dem Weg zu einem Fall in einem kleinen Dorf, jeder kennt jeden, manche mögen sich, andere können sich auf den Tod nicht ausstehen. Als der Winter einbricht und einer der Protagonisten die Brücke aus dem Dorf zum Einsturz bringt, ist das Dorf und mit ihm David Hunter von der Außenwelt abgeschnitten, es gibt keinen Strom mehr und damit auch kein Internet. Auf der Suche nach Handyempfang wandert er durch einen Wald. Die Besitzerin des verlassenen Forest Hotel, in dem er übernachten kann, hat ihm die Richtung gezeigt, in der es Empfang geben soll. Im Wald stolpert Hunter über ein Skelett, was seinen Forschergeist weckt. Als Fremder im Dorf gerät er selbst in den Mittelpunkt der Streitereien und des Hasses.

Als Lesender oder Hörender sollte man diesen Roman mit einer dicken Decke und einem warmen Getränk auf der Couch konsumieren. Die derzeitigen Außentemperaturen werden durch die Schilderungen von Wind, Wetter, Sturm und Schnee auf jeden Fall verstärkt. Beckett baut die Spannung langsam auf, unterbrochen immer wieder durch atmosphärische Beschreibungen von Mensch und Natur. Es ist spannend, teilweise etwas gruselig mit viel Winteratmosphäre. Brrrr! Und sehr merkwürdige Zeitgenossen wohnen in diesem Dorf... So landen wir immer mehr in einem Sumpf aus Verbrechen und Schweigen. Wer in der Geschichte "Dreck am Stecken" hat, war mir recht früh klar. Das Warum wird erst später aufgelöst, dazu gibt es auch noch eine Überraschung. Obwohl die Story am Ende richtig Fahrt aufgenommen hat, war mir der Weg dahin manchmal etwas beschwerlich. Die Fußmärsche durch den bereits erwähnten Fichtenwald waren mir etwas zu ausufernd. Die Story ist insgesamt gut, kommt aber leider nicht an "Chemie des Todes" oder "Kalte Asche" heran. Ein wenig mehr Forensik hätte dem Roman gut getan!

Großartig ist die Vortragsweise von Johannes Steck. durch seine Stimme hat er den Protagonist*innen exakt die Rollen gegeben, die ihnen auch zugedacht waren. Chapeau!

Der neue Simon Beckett wird zwar nicht zu meinen Jahreshighlights zählen, gut unterhalten hat er mich trotzdem! Daher gibt es gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Fans eisiger Thriller und natürlich Fans von Simon Beckett!

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Besser lesen und nicht hören

Die wilden Jahre
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Ich habe "Die wilden Jahre" von Susanne Goga als Hörbuch gehört, eingelesen von Isabel Kluth.

Die Story spielt in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg in Düsseldorf und Mönchengladbach, das unter belgischer ...

Ich habe "Die wilden Jahre" von Susanne Goga als Hörbuch gehört, eingelesen von Isabel Kluth.

Die Story spielt in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg in Düsseldorf und Mönchengladbach, das unter belgischer Besatzung steht. Die Hauptprotagonistin Thora ist gezwungen, eine Grenze zu passieren, um ihre Eltern in Mönchengladbach zu besuchen. Sie selbst hat ihren Traum verwirklicht und studiert in Düsseldorf Schauspiel. Ihr Bruder Hannes, zurück von der Front, ist orientierungslos. Einerseits soll er die Firma seines Vaters übernehmen, andererseits möchte er Architektur studieren. Eines Tages wird Hannes wegen Mordverdachts verhaftet., schweigt aber beharrlich. Thora möchte ihm helfen , aber auch sie stößt auf Schweigen. Sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.

Wie von Susanne Goga gewohnt, schildert sie die damalige Zeit spannend. Vorurteile gegenüber Frauen und weitere gesellschaftspolitische Themen sind gut in die Story um Thora und Hannes eingeflochten. Die Sprache ist gut verständlich und bildhaft. Thora und Hannes waren mir beider sympathisch und ich habe mitgefiebert, ob es Thora gelingt, ihrem Bruder zu helfen. Daher habe ich auch durchgehalten bis zum Schluß.

Aber jetzt kommt der Punkt, wegen dem ich fast abgebrochen hätte und das ziemlich früh: Die Sprecherin des Hörbuchs.! Isabel Kluth lag mir zum Einen stimmlich nicht (dafür war die Hörprobe zu kurz), zum Anderen hat sie eine sehr merkwürdige Art, Wörter zu betonen und auszusprechen. Ich würde es als Überbetonung bezeichnen (Beispiel: hätte klingt wie hättäää), Das hat mich massiv gestört. Hörbuchsprechende sollten ein Buch zum Leben erwecken und daher werden hierfür in den überwiegenden Fällen ausgebildete Schauspieler*innen eingesetzt, was auch gut so ist.

Leider hat mir die Sprecherin den Genuss des Hörbuchs verdorben, ich werde den Roman irgendwann noch einmal als Buch lesen. Ich hoffe, dabei nicht immer die Stimme im Ohr zu haben.

Die Story hat 4 Sterne verdient, aufgrund der Sprecherin gibt es aber nur sehr gut gemeinte 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.11.2025

Drei Frauen in schwierigen Zeiten

Lebensbande
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Nachdem ich bereits "Trümmerkind" und "Feldpost" von Mechtild Borrmann gelesen habe, hat mich auch "Lebensbande" sehr interessiert. Diesmal habe ich zum Hörbuch gegriffen, eingelesen von Vera Teltz und ...

Nachdem ich bereits "Trümmerkind" und "Feldpost" von Mechtild Borrmann gelesen habe, hat mich auch "Lebensbande" sehr interessiert. Diesmal habe ich zum Hörbuch gegriffen, eingelesen von Vera Teltz und >Johanna Zehendner.

In diesem auf Tatsachen beruhenden Roman geht es um drei Frauen: Nora, Lene und Lieselotte. Nora lebt 1993 in Mecklenburg-Vorpommern und erhält eines Tages Post. Sie soll ihre Rentenansprüche für die Zeit vor 1953 nachweisen. So beginnt sie, ihr vergangenes Leben Revue passieren zu lassen und schreibt alles in einem Heft auf. In den 30er Jahren lernen wir zunächst Lene kennen. Lene ist Tochter eines Gutsbesitzers und Bauern, der nicht begeistert davon ist, als Lene sich in den niederländischen Tischler Joop verliebt. Ihre Eltern verbieten ihr den Umgang mit ihm und verbringen sie als Angestellte in einen Haushalt. Als sie glauben muss, dass Joop tot ist, heiratet sie und bringt erst ein behindertes Kind und dann Zwillinge zur Welt. Als ihr mittlerweile gewalttätiger Mann tödlich verunglückt, wird ihr das Sorgerecht für Leo entzogen und dieser in ein Heim verbracht. In diesem Heim arbeitet auch Nora als Krankenschwester. Ihr fällt auf, dass immer mehr der Kinder in ein anderes Heim verlegt werden, in dem auffällig viele Kinder an Lungenentzündung sterben. Sie will Leo retten und begeht einen schrecklichen Fehler. Sie wird nach Danzig versetzt, lernt dort Lieselotte kennen und kommt mit dieser in einen Gulag.

Auch dieser Roman von Mechtild Borrmann lässt sich gut lesen oder hören. Ihre lebendige und einfühlsame Sprache lässt einen ins Geschehen abtauchen. Sie verzichtet auf allzu brutale Schilderungen aus der damaligen Zeit. Ihr Schwerpunkt liegt bei den Frauen, ihrem Mut, ihrer Freundschaft und ihrem Zusammenhalt.

Für meinen persönlichen Geschmack hat Borrmann in diesen Roman allerdings zu viele Themen gepackt: Auf knapp 300 Seiten und grade mal 7,5 Stunden erfahren wir über Euthanasie, russische Gefangenschaft im Gulag, häusliche Gewalt, Krieg und die Zeit nach der Wende in der (Noch)DDR. Diese unterschiedlichen Themen tragen zwar zur Abwechslung bei, der Tiefgang bleibt aber auf der Strecke. Schade!

Die Sprecherinnen haben den Roman gut eingelesen. Zwischendurch hatte ich manchmal Schwierigkeiten, die beiden auseinanderzuhalten, was aber dem Hörvergnügen nicht geschadet hat.

Trotz meines persönlichen Eindrucks der Themenüberfrachtung empfehle ich den Roman gerne weiter. 4 Sterne für diesen Roman, in dem es überwiegend um Frauen geht!

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Wieder ein absoluter Pageturner!

Das Antiquariat am alten Friedhof
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Auch Band 4 der Reihe um das Graphische Viertel in Leipzig ist ein absolutes Highlight! Mit "Das Antiquariat am alten Friedhof" hat mich Kai Meyer wieder voll in seinen Bann gezogen. Unterbrechen zwecklos!

Der ...

Auch Band 4 der Reihe um das Graphische Viertel in Leipzig ist ein absolutes Highlight! Mit "Das Antiquariat am alten Friedhof" hat mich Kai Meyer wieder voll in seinen Bann gezogen. Unterbrechen zwecklos!

Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, 1930 und 1945. Felix, Vadim, Julius und Eddie gründen 1930 den „Club Casaubon“. Sie alle lieben Bücher und kommen aus guten Verhältnissen. Gelangweilt von ihrem Studium werden sie zu Bücherdieben, Spezialgebiet kostbare und okkulte Literatur. Als Eddies Schwester Eva sich ihnen anschließt, geraten sie in ein Machtspiel und in Gefahr.

In Jahr 1945 kehrt Felix nach Leipzig zurück. Er arbeitet in der Zwischenzeit für die Amerikaner und soll Millionen von geraubten Büchern katalogisieren. Auf der Suche nach seinen alten Freunden erfährt er, dass Eva tot sein soll. die anderen Freunde sind nicht auffindbar. Durch seine Nachforschungen gerät Felix immer mehr in das Visier verschiedener Mächte und wieder in tödliche Gefahr. Die Zeit drängt, droht doch die Besatzung durch die Sowjets.

Das Cover des Romans passt gut zu den Vorgängern und bietet damit einen Wiedererkennungswert. Ich liebe die Sprache von Kai Meyer! Er versteht es, durch detaillierte Beschreibungen die Gefühle der Protagonist*innen fühlbar, die Atmosphäre im Graphischen Viertel spürbar und riechbar zu machen. Obwohl es sich in diesem Band - der sich gut alleine lesen lässt- um eine eigene Geschichte handelt, treffen wir auch in diesem Band wieder auf alte Bekannte. Alle Charaktere sind gut beschrieben, die einen mag man und fiebert mit ihnen mit, die anderen eben nicht. Die abwechselnde Beschreibung in den verschiedenen Zeitebenen von verschiedenen Personen treiben die Spannung immer mehr bis zum Ende des Romans hoch. Auch in diesem Band habe ich wieder viele Zitate markiert, eines besser als das andere! Ein Beispiel: "Unlesbares Zeug zwischen zwei Deckel zu pressen, macht einen nicht zum Schriftsteller" Wie wahr!

Kurz: ein Roman, der mich begeistert hat und den ich sehr gerne weiterempfehle. Nicht nur an Kai Meyer-Fans, sondern an alle Lesenden, die es historisch, spannend, geheimnisvoll und mystisch mögen. Bei mir wird der Roman ganz oben auf der Liste meiner Jahreshighlights stehen. Ich freue mich jetzt schon auf Band , der laut Kai Meyer bereits in Arbeit ist. Jetzt heißt es, sich in Geduld zu üben....

6 von 5 Sternen für diesen packenden Roman!

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