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Veröffentlicht am 18.02.2024

Unterhaltsam

Trial of the Sun Queen
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Lor ist eine Gefangene. Zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Schwester fristet sie ihr Dasein im Gefängnis. Das Überleben dort ist hart und die Strafen noch viel härter. Als sie sich mit einer anderen ...


Lor ist eine Gefangene. Zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Schwester fristet sie ihr Dasein im Gefängnis. Das Überleben dort ist hart und die Strafen noch viel härter. Als sie sich mit einer anderen Gefangenen prügelt, wird sie für zwei Wochen in ein dunkles Erdloch gesperrt. Ein Ort, den man so lange eigentlich nicht überleben kann, doch Lor wird befreit, landet im Schloss des Sonnenkönigs und soll an einem Wettbewerb teilnehmen, bei dem die Gewinnerin zur Sonnenkönigin ernannt wird. Kann Lor den Wettbewerb gewinnen?

Nisha J. Tuli erschafft mit dem Romane Fantasy-Welt, die Spaß macht. Dazu tragen altbewährte Fantasy-Elemente bei, wie zum Beispiel der lebensgefährliche Wettbewerb, den die Protagonistin überleben muss (erinnert an Fourth Wing, Hunger Games, etc.). Und auch die Protagonistin ist in typischer Fantasymanier tough, mutig und loyal. Sie hat viel durchgemacht und gibt trotzdem nicht auf. Dann sind da all die anderen Charakteren, die - ohne viel spoilern zu wollen - alle eigene Interessen und Motive haben. Kurzum: Nichts ist so, wie es zu Beginn scheint. Doch der aufmerksame Lesende kann die vielen Anspielungen und Hinweise schon relativ früh zusammenführen. Das Ende ist deshalb nicht so überraschend, der Cliffhanger trotzdem gut. Deshalb kriegt man Lust auf den nächsten Band, der auf Englisch schon 2023 erschienen ist und auf Deutsch dann hoffentlich auch bald!

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Geschichte, die zum Aktivwerden auffordert

Climate Action
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In der Bahn wird man als Lesender auf ein Mädchen aufmerksam. Ihr Blick ist intensiv. Als Kontrolleure einsteigen, scheint sie in Panik zu geraten, rempelt einen an und steig aus. Dann merkt man, dass ...

In der Bahn wird man als Lesender auf ein Mädchen aufmerksam. Ihr Blick ist intensiv. Als Kontrolleure einsteigen, scheint sie in Panik zu geraten, rempelt einen an und steig aus. Dann merkt man, dass man plötzlich ihm Besitz von Paulines Notizbuch ist. Sie hat es einem zugesteckt.
Zuhause fängt man an zu lesen und taucht in Paulines Geschichte ein. Vor allem in all das, was ihr in den letzten Wochen passiert ist. Denn Pauline ist zur Klimaaktivistin geworden, zusammen mit ihren Freunden Sadiq und Vic. Zunächst zerstechen sie Reifen von SUVs, dann verstecken sie Zettel in billigen T-shirts, auf denen auf die Arbeitsbedingungen und die Auswirkungen auf die Umwelt aufmerksam gemacht wird. Und schließlich widmen sie sich ganz der Firma von Vics Eltern, die ihr Geld durch Fast Fashion verdienen.

Plötzlich ist man als Lesender selbst Teil der Geschichte und muss Entscheidungen treffen: Will man Pauline und ihre Freunde in ihren Vorhaben unterstützen oder möchte man sie doch lieber an die Polizei verraten? Der zweite Teil des Buches entwickelt sich ganz individuell auf Grundlage der Entscheidungen das Lesenden.

Eine spannende Geschichte wird also mit dem eigenem Aktivwerden verbunden. Die Lesenden müssen sich damit auseinandersetzen, wie weit sie für den Klimaschutz gehen würden. Es wird ihnen kein Weg vorgegeben, alles ist möglich, aber jede Entscheidung hat natürlich auch ihre ganz eigenen Konsequenzen und führt zu einem anderen Romanende.

Kleine Abzüge gibt es dafür, dass ich “mein Ende” etwas abrupt fand.

Aber insgesamt verbindet “Climate Action” eine ernstes Thema mit einem abwechslungsreichem, interaktivem Leseerlebnis und ist deshalb für Jugendliche empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Großartig!

Ein Garten offenbart sich
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Was passiert mit einem Garten, wenn man den Rasen nicht mehr mäht, wenn man kein Unkraut mehr jätet, wenn man kranke Bäume nicht mehr fällt?

In Kartrin de Vries' Garten lässt sich beobachten, welche ...

Was passiert mit einem Garten, wenn man den Rasen nicht mehr mäht, wenn man kein Unkraut mehr jätet, wenn man kranke Bäume nicht mehr fällt?

In Kartrin de Vries' Garten lässt sich beobachten, welche Auswirkungen es auf die Natur hat, wenn der Mensch sich zurücknimmt, wenn er auf Rasenmäher, Laubbläser, Gifte, Steine und Plastikplanen verzichtet.

Es ist faszinierend zu erfahren, wie im Garten der Autorin durch das wenige Eingreifen ein Ökosystem entsteht, in dem sich wilde Pflanzenarten und selten gewordene Insekten niederlassen. Doch nicht nur das, es werden Symbiosen eingegangen, Pflanzen ergänzen sich gegenseitig, bieten einander beispielsweise Schatten oder sorgen für genügend Feuchtigkeit.

Die Autorin macht dabei im Laufe des Buches selbst eine Entwicklung durch. Sie nimmt immer mehr Details in ihrem Garten wahr, schaut immer genauer hin. Die "Verwilderung" wird für sie immer natürlicher. Auch ihre eigene Rolle in diesem neuen System nimmt sie dabei klarer wahr.

"Es gelingt mir immer besser, langsam durch diese erweiterte Welt zu gehen und zu schauen, mich nicht mehr ganz so wichtig zu nehmen."

Eine der für mich eindrücklichsten Erkenntnisse der Autorin war, dass sie versteht, dass es in einem Garten nicht um Schnelligkeit oder Wachstum gehen darf. Dass es ganz egal ist, wie groß die Ernte ausfällt. Dass, wie ihr Sohn ihr erklärt, sie nicht eine Fabrik betreibt, sondern es mit einem lebendigen Organismus zu tun hat.

"Ein Garten offenbart sich" ist ein Buch, dass der Idee des "gepflegten" (man könnte auch sagen: spießigen, toten, biologisch wertlosen) Gartens etwas entgegensetzt. Es ist dabei nicht nur inhaltlich überzeugend, sondern auch stilistisch. Für mich ein in jeder Hinsicht rundes und bereicherndes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Dystopische Zukunft

Hund 51
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Eine dystopische Zukunft. Ganz Griechenland befindet sich nach einer Staatspleite in den Händen eines Konzerns, der die Menschen unterdrückt. Zem Sparak ist deshalb geflohen, nach Magnapolis, eine Metropole, ...

Eine dystopische Zukunft. Ganz Griechenland befindet sich nach einer Staatspleite in den Händen eines Konzerns, der die Menschen unterdrückt. Zem Sparak ist deshalb geflohen, nach Magnapolis, eine Metropole, die in Zonen aufgeteilt ist. Wer in Zone 1 lebt, gehört zur Spitze der gesellschaftlichen Hierarchie. In Zone 3 hingegen herrschen Armut und Ausbeutung. Einzige Hoffnung auf ein scheinbar besseres Leben bietet die Lotterie des TV Senders Destiny. Wer gewinnt, darf die Zone wechseln und bekommt einen Chip implantiert, der Gesundheit und ein langes Leben verspricht.

Das ist die Ausgangssituation in Laurent Gaudé Roman "Hund 51", der sich zwischen Genres bewegt und Elemente der Dystopie, des Krimis, Politthrillers und der Klimawandel-Literatur miteinander vereint. Er hat in mir ganz wilde Assoziationen ausgelöst, an The Hunger Games und The Dome ebenso wie an Brave New World.

Gaudé hat eine reiche Welt erschaffen, die vor lauter Details schillert und dem Lesenden eine abwechslungsreiche und spannende Lektüre bietet. Zumindest bis zum Ende, oder sagen wir, bis zum letzten Drittel des Romans. Da nehmen die Krimi- und Thrillerelemente nämlich überhand und drängen dabei so spannende Themen wie staatliche Überwachung, wirtschaftliche Monopole, Korruption in der Politik, die Unterdrückung von Gesellschaftsgruppen oder die Konsequenzen des Klimawandel in den Hintergrund. Das ist deshalb so schade, weil das für mich die Themen waren, die Substanz hatten. Und in der Hinsicht hat der Roman sein Potential leider nicht ganz ausgeschöpft. Er verliert sich zu sehr in seinem Anliegen, unterhalten zu wollen, schafft das aber zumindest auf den letzten Seiten sowieso nicht mehr.

Erzählerisch und eigentlich auch thematisch ein überzeugender Roman, wie man es von dem großartigen Laurent Gaudé erwarten würde. Es hätte nur eines weniger kon- und diffusen Endes bedurft..

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Reise in die Vergangenheit

Von Königreichen hast du geträumt
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Tenochtitlán 1519. Hernán Cortés und seine Männer, die Konquistadores, kommen in der Stadt der Azteken an. Moctezuma empfängt sie.

Das ist die Ausgangssituation, von der aus Álvaro Enrigue ein historisches ...

Tenochtitlán 1519. Hernán Cortés und seine Männer, die Konquistadores, kommen in der Stadt der Azteken an. Moctezuma empfängt sie.

Das ist die Ausgangssituation, von der aus Álvaro Enrigue ein historisches Aufeinandertreffen zweier Kulturen, zweier Nationen beschreibt, das zu keiner Zeit glorifiziert oder romantisiert: Die Konquistadores können sich nicht benehmen, sind grob und ungehobelt. Moctezuma hingegen schwächelt und verliert sich zunehmend in seiner durch Pilze hervorgerufenen Traumwelt.

"Von Königreichen hast du geträumt" ist eine andere Art von historischem Roman. Er besteht aus nur wenigen Dialogen, nimmt unterschiedliche Perspektiven an, denkt sich in die Köpfe seiner Figuren rein und erschafft bewusst kein schwarz-weiß Bild. Er besticht durch seinen Humor, der an keiner der Figuren ein gutes Haar lässt. Aber auf einer ganz anderen Ebene auch durch seine Details, zum Beispiel durch die genauen Beschreibungen der Kleidung und der Orte. Der Palast Moctezumas wirkt dadurch so greifbar, dass überhaupt kein Gefühl von zeitlicher und räumlicher Distanz aufkommt.

Schließlich wagt der Autor am Ende ein historisches Gedankenexperiment, das an dieser Stelle nicht verraten werden soll, das aber für mich einige etwas lange und fast schon langatmige Stellen im Mittelteil wieder wett gemacht hat. Enrigue regt die Fantasie an, aber driftet nicht ins Unglaubwürdig-Fantastische ab und das ist sicherlich eines der bemerkenswerten Charakteristika dieses Romans.

Ein Roman also, der es schafft, auf ganz neue Art in eine Vergangenheit vorzudringen, über die schon so viel geschrieben und erzählt worden ist. Eine bereichernde Lektüre.

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