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Veröffentlicht am 05.04.2024

Eine Hoch auf die Selbständigkeit

Luis' Plan
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Luis ist mutig. Er will alleine mit seinem Roller durch die Stadt zu einem Park fahren. Und sein Papa traut ihm das zu. So fährt Luis los und erlebt ein tolles Abenteuer.
Luis malt sich mit Hilfe seines ...

Luis ist mutig. Er will alleine mit seinem Roller durch die Stadt zu einem Park fahren. Und sein Papa traut ihm das zu. So fährt Luis los und erlebt ein tolles Abenteuer.
Luis malt sich mit Hilfe seines Papas einen Stadtplan, denn er will auch nicht das Handy mitnehmen, er will es ganz alleine schaffen. Und Luis kommt an, aber das Tor, durch das er fahren wollte, ist verschlossen. Doch Luis weiß sich zu helfen und fragt einen Passanten. Danach klappt alles und Luis kann mit seinem Roller den Berg hinuntersausen.
In diesem Bilderbuch wird die kindliche Selbständigkeit gefeiert, denn Luis traut sich etwas zu und sein Vater unterstützt ihn dabei. So wächst Luis an diesem, seinem selbstgewählten Abenteuer. Der Stadtplan spielt dabei eine entscheidende Rolle und auch dieser war Luis eigene Idee. Der Stadtplan zieht sich so auch durch die Bilder des gesamten Buches und verbindet sie, genauso wie die graublaue Katze, „die den Jungen wie ein stummer Schutzengel zu begleiten scheint“. (Text des Verlages)
Dabei sind die klaren Zeichnungen stets doppelseitig und ummalen den Text in kräftigen Farben, der sehr knapp, oft sogar nur in Gedanken- oder Gesprächsblasen wie bei einem Comic gehalten ist. Auf jeder Doppelseite sind neben dem Haupterzählstrang noch viele Details zu entdecken, so dass die Bilder immer über den Text hinausgehen und noch mehr erzählen.
An der Stelle, an der Luis im Park angekommen ist und endlich seinen Roller den Skaterberg hinaufgezogen hat, kann die Doppelseite aufgeklappt werden, so dass die Leser*innen ein Panorama der Rollbahn sehen mit vielen, vielen Kindern mit ihren Helmen und Rollern und einigen Häusern im Hintergrund. Dieses Bild hat die Autorin und Illustratorin wohl dem Superkilen, einer Parkanlage in Kopenhagen, nachempfunden, denn dort traf sie einmal einen Jungen mit seinem Roller, der sie zu dieser Geschichte inspirierte. (Text des Verlages)
Die letzte Doppelseite zeigt Luis bei einer Pause. In dieser wird er von einem Mädchen angesprochen, in dessen Sprechblase nur steht: „Noch mal?“ Doch ihr freundlicher Gesichtsausdruck und Luis Lächeln dazu sprechen Bände: Luis hat mutig eine neue Freundin gefunden.
„Mit Witz, Liebe zum Detail und sehr viel Charme erzählt Eilika Mühlenberg eine inspirierende Geschichte über kindliche Eigenständigkeit und das Wachsen an Herausforderungen.“ (Text des Verlages)
Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Tolle Idee!

Der Recyclosaurus
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Matti liebt Dinos. Er sammelt alles über sie und von ihnen: Wissen und Dinge. Leider sind sie ja ausgestorben. Doch eines Abends findet Matti einen kleinen Dinosaurier unter seinem Bett.

Der kleine Saurier, ...

Matti liebt Dinos. Er sammelt alles über sie und von ihnen: Wissen und Dinge. Leider sind sie ja ausgestorben. Doch eines Abends findet Matti einen kleinen Dinosaurier unter seinem Bett.

Der kleine Saurier, den Matti findet, frisst am liebsten Plastik! Wie praktisch! Dadurch wird er immer größer und größer. Bald können Matti und seine Eltern ihn auch nicht mehr satt bekommen. Deshalb fährt der Dino am Ende durchs Land, um überall den Plastikmüll zu verschlingen.
Die Geschichte ist so einfach, wie genial, um mit Kindern über das wichtige Thema „Was passiert eigentlich mit unserem (Plastik-)Müll?“ ins Gespräch zu kommen, denn jedes Kind weiß, dass es so einen genialen, praktischen Dinosaurier nicht gibt. Aber viele Kinder lieben Dinosaurier und finden sie sehr spannend. Dazu liefert das Buch ganz hinten auf zwei Doppelseiten die Sachinformationen zu den Themen Erdöl, Plastik und Müll(vermeidung).
Die Autorin und Illustratorin unterstreicht die Geschichte mit großflächigen, kindgerechten Bildern in kräftigen, bunten Farben. Oft geht das Bild über eine Doppelseite, manchmal ist es auch einseitig. Der Text ist immer kurzgehalten und stets kleiner als das begleitende Bild. Teilweise zeigt die Illustration mehr als der Text sagt, z. B. hat Matti ein Dinobett und Dino-Bettwäsche, auf dem Bild trägt er aber auch noch einen Dinoanzug. Auch sein Aussehen, das des Dinos und seiner Eltern wird im Text nicht beschrieben, aber in den Bildern liebevoll umgesetzt. Text und Ilustration ergänzen sich so perfekt.
Der Dino zieht, als er für die Wohnung zu groß ist, auf einen Tierschutzhof um. Dies ist ein Hinweis auf ein Anliegen des Verlages, der mit dem Verkauf seiner Bücher den Begegnungs- und Gnadenhof Dorf Sentana in Bielefeld unterstützt. Die Informationen dazu findet die Leserin auf der zweiten Seite.
Die Deckelklappen-Innenseiten vorne und hInten sind doppelseitig mit Dinosaurierzeichnungen von Kindern gestaltet und vorne mit einem Hinweis dazu und der Frage versehen: „Wie sieht dein Lieblingsdino aus?“, um die jungen Leser
innen zum eigenen fantasievollen Zeichnen anzuregen.
Ein rundherum gelungenes Buch, um mit Kindern über das Thema Müll fantasievoll ins Gespräch und Nachdenken zu kommen.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Familienbeziehungen

Wir sitzen im Dickicht und weinen
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Die Autorin legt hier als ihr Debut einen vielschichtigen, lebensnahen Familienroman vor. Über vier Generationen hinweg beschreibt sie die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern in der Schweiz und ...

Die Autorin legt hier als ihr Debut einen vielschichtigen, lebensnahen Familienroman vor. Über vier Generationen hinweg beschreibt sie die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern in der Schweiz und Österreich, wobei sie den Focus besonders auf die weiblichen Familienmitglieder und ihre Lebensumstände, die zum Teil noch sehr von der Suppression der Frau geprägt sind, legt. Die Mutter-Tochter-, aber auch Mutter-Sohn-Beziehungen sind gekonnt angerissen, verbunden und in die Erzählung eingegliedert. Es gelingt ihr, das Erleben von so vielen Personen auf wenigen Seiten eindringlich zu vermitteln.
Am Ende der Kette stehen Valerie und ihr Sohn Tobi. Valerie will bei ihrer Erziehung alles richtig machen, da sie ihre eigene Kindheit mit ihrer alleinerziehenden Mutter Christina und dem fehlenden Vater als sehr schwierig empfand und immer noch empfindet. Nun will Tobi ein Schuljahr mit Freunden ins Ausland, wovor Valerie Angst hat, und ihre Mutter bekommt eine Krebsdiagnose. Dadurch fühlt sich Valerie verpflichtet für die Mutter, die sie nach ihrem Erwachsenwerden gemieden hat, da zu sein. Das fordert ihr jedoch alles ab und so brechen alte Wunden wieder auf. Das Leben schlägt über Valerie zusammen.
Der Roman hat mich durch den Schreibstil der Autorin sehr überzeugt. Durch die Ich-Erzählerin in den Kapiteln, die von Valerie handeln, kann ich die geschilderten Situationen sehr gut nachempfinden, obwohl ich nicht alleinerziehend bin und auch keine alleinstehende Mutter hatte. Ich finde die Hauptfigur sehr tough, trotz ihrer eingestandenen Ängste und Sorgen. Die Rückblenden in die Großmütter-Generation von Valerie hat mir vieles verdeutlicht, u. a. warum Christina so geworden ist und ihre Tochter so erzogen hat. Allerdings hat sie dabei vergessen, dass ein Kind niemals etwas dafürkann, auf der Welt zu sein und damit besondere Lebensumstände zu verursachen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für diejenigen, die sich Gedanken darüber machen, wie Eltern-Kind-Beziehungen funktionieren und was sie über Generationen hinweg auslösen können, wenn nie offen über das eigene Erleben und Empfinden gesprochen wird.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Hoch interessant

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Leonardo da Vinci
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Dieses kleine, aber feine Bilderbuch erzählt die Lebensgeschichte von Leonardo aus Vinci, der schon in jungen Jahren seine Neugier nutzte um Beobachtungen, Entdeckungen und Erfindungen zu machen. So wuchs ...

Dieses kleine, aber feine Bilderbuch erzählt die Lebensgeschichte von Leonardo aus Vinci, der schon in jungen Jahren seine Neugier nutzte um Beobachtungen, Entdeckungen und Erfindungen zu machen. So wuchs er zu einem der bedeutsamsten Entdecker und Erfinder der Menschheitsgeschichte heran. Viele seiner damals „unmöglichen“ Ideen und Erfindungen sind heute Wirklichkeit geworden und werden von der Menschheit genutzt. Neben allen anderen Wissenschaften galt seine Liebe aber der Kunst. In dieser war er sehr perfektionistisch und selten zufrieden mit seinen Werken.
Die Bilder des Illustrators dominieren dieses comichafte Bilderbuch, aber auch der Text ist in seiner Kürze nicht ohne und bringt die Ereignisse und Fakten sehr präzise auf den Punkt. Der Erzähler lässt Leonardo in der Ich-Form von seinem Leben, seinen Kunstwerken und seinen Erfindungen und Entdeckungen erzählen und spricht damit die (jungen) Leser direkt an. Meistens ist der Text im Erzählstil gehalten, aber in Verbindung mit den Bildern sind auch Sprechblasen dabei.
Das ganze Buch ist im Rückblick auf das Leben des Protagonisten aufgebaut und so erscheint Leonardo da Vinci stets als kleines, im Stil seiner Zeit gekleidetes Männchen mit grauen, langen Haaren und Bart – auch als Kind und Jugendlicher.
Die Bilder sind oft seitenfüllend, manchmal auch doppelseitig, manchmal halbseitig, aber stets so, dass der Text in ihnen erscheint; einige Kunstwerke und Zeichnungen Leonardos sind als Fotos oder wie Kopien abgedruckt. Der Illustrator bedient sich eines ansprechenden, comichaften, auf das Wesentliche vereinfachten Zeichenstils, wobei Kinder (und auch Leonardo) im Kindchenschema mit zu großen Köpfen dargestellt werden. Er bedient sich klarer, kräftiger Farben mit denen er seine Zeichnungen füllt.
Am Ende ermutigt das Buch die (jungen) Leser auf mehreren Seiten, sie selbst zu sein, mit Freude anders zu sein als andere und dadurch Neues zu sehen, zu erfinden und zu schaffen, so wie Leonardo da Vinci es tat, dem wir heute noch so viel verdanken.
Das Buch endet mit einer doppelseitigen Zeitleiste zu da Vincis Leben mit zwei Fotos und Selbstporträts.
Dieses lohnenswerte Bilderbuch erscheint in der Reihe „Jeder kann die Welt verändern“ mit weiteren interessanten Biografien bedeutender Künstler, Wissenschaftler und anderer berühmter Personen der Weltgeschichte, wie Albert Einstein, Marie Curie, Martin Luther King, etc. im gleichen Stil von demselben Autor und Illustrator.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Eddie und Jane auf der Farbskala

Rot
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In der Welt von Eddie Russett, genannt Chromatica, ist das Leben nur scheinbar so, wie wir es kennen. Jasper Fforde eröffnet den Leserinnen eine ganz neue Welt. Nichts ist mehr, wie es vor der „Katastrophe“ ...

In der Welt von Eddie Russett, genannt Chromatica, ist das Leben nur scheinbar so, wie wir es kennen. Jasper Fforde eröffnet den Leserinnen eine ganz neue Welt. Nichts ist mehr, wie es vor der „Katastrophe“ war, so muss sich auch die aufmerksame Leserin diese andere Welt komplett neu erlesen, erschließen und sich daran gewöhnen, denn es gibt andersartige Wörter und die engen Regeln der Farbpolitik.
Alles in dieser Welt basiert auf Farben, vor allem auf den Farben, die der einzelne Mensch sehen kann, denn dieses Farbsehen bestimmt seinen Rang in dieser Gesellschaft. Diese Sicht wird mit zwanzig Jahren bei einem Farbsehtest bestimmt und ist danach unveränderbar. Vorher gehört man zu der Farbe, die die Eltern erblicken können. Ganz oben stehen die, die Purpur sehen können, ganz unten die, die alles nur in Grau erkennen. Das heißt, es ist auch ein gesellschaftlicher Aufstieg oder Absturz möglich.
Das gesamte Buch wird im Vorwort dazu vom Autor schon umrissen, aber trotzdem weiß die Leserin eigentlich nichts, auch wenn sich dieses Vorwort bis zum Ende des Buches bewahrheitet. Eddie und seine Freundin Jane arbeiten sich in der Geschichte durch mehrere „Außenmissionen“ (fast tödliche Aufträge außerhalb der „zivilisierten“ Welt) und eine Gerichtsverhandlung, die eine Farce ist, da die Richter sie sowieso für schuldig halten und hinrichten lassen wollen.
Außerdem erfahren Jane und Eddie immer mehr, was hinter dem ganzen System steckt, ohne die Informationen sinnvoll verknüpfen zu können. Das gelingt ihnen erst ganz am Ende.
Bedrückend ist in diesem Roman, wie miteinander umgegangen wird, das ist schon wirklich niederträchtig und menschenverachtend. Nur bei den Grauen gibt so etwas wie echten Zusammenhalt und Solidarität. Der Autor beschreibt diese herzlose Gesellschaft aber so, dass es für die Protagonisten als völlig normal erscheint, sogar mit einer Prise (schwarzem) Humor. Außerdem gibt es auch immer wieder Menschlichkeit bei einzelnen Personen, so dass die Leserin die Hoffnung auf Besserung nie ganz aufgibt.
Jasper Fforde zeichnet eine Welt in oder nach einer „Katastrophe“ mit Anklängen an Orwells und Huxleys Dystopien, in der die Menschheit über (ethische, religiöse und humanistische) Regeln geht, um zu überleben.
Ein spannendes Buch mit einer völlig neu gedachten Welt! „Ein fantastisches Abenteuer um Liebe, Verrat und die Macht der Neugier“ (Kommentar des Verlages). „Keine Zusammenfassung kann dem schieren Einfallsreichtum und dem großartigen Humor gerecht werden.“ (Times)
Sehr empfehlenswert!

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