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Veröffentlicht am 22.11.2025

Fesselnder Kurzroman

Erde
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Fesselnder Kurzroman

„Erde“ ist der zweite von vier Kurzromanen aus der Feder des großen irischen Schriftstellers John Boyne, die locker zusammenhängen, aber problemlos unabhängig voneinander gelesen ...

Fesselnder Kurzroman

„Erde“ ist der zweite von vier Kurzromanen aus der Feder des großen irischen Schriftstellers John Boyne, die locker zusammenhängen, aber problemlos unabhängig voneinander gelesen werden können. Das Buch erschien im Oktober 2025 im Piper Verlag. Übersetzt wurde es von Nicolai von Schweder-Schreiner.

Der junge Profifußballspieler Evan Keogh steht zusammen mit seinem Freund Robbie in einem Vergewaltigungsprozess vor Gericht. Die beiden beteuern hartnäckig ihre Unschuld, müssen sich aber mit dem Shitstorm in den sozialen Medien und der vorläufigen Suspendierung ihres Vereins auseinandersetzen.

Wir begleiten Evan durch die Prozesstage, wobei die Erzählung immer wieder durch Rückblenden zu Evans Vergangenheit unterbrochen wird. So erfährt man langsam, wie Evan zu dem wurde, der er nun ist: ein junger Mann, der sich ein Leben lang nach Liebe gesehnt hat, aber immer nur zurückgewiesen oder ausgenutzt wurde, vor allem ausgerechnet von den Menschen, die ihm am Herzen lagen.

Obwohl Evan nicht wirklich sympathisch erscheint, kann man seine Handlungsweisen gut nachvollziehen. Hier hat der Autor wirklich gute Arbeit geleistet. Mich hat Evans Geschichte tief berührt. Der versöhnliche Schluss hat mir besonders gut gefallen.

Die Elemente:
1. Wasser
2. Erde
3. Feuer
4. Luft

★★★★★

Veröffentlicht am 21.11.2025

Hat mich sehr enttäuscht

Knochenkälte
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Hat mich sehr enttäuscht

„Knochenkälte“ ist Band 7 der Reihe um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Eher würde ich allerdings zu den ersten ...

Hat mich sehr enttäuscht

„Knochenkälte“ ist Band 7 der Reihe um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter, kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Eher würde ich allerdings zu den ersten Bänden der Reihe raten, die ich wirklich geliebt habe, da ich vor allem die forensischen Aspekte sehr interessant finde, die im aktuellen Band doch etwas zu kurz kommen.

Hunter verschlägt es dieses Mal in das Dorf Edendale in den Cumbrian Mountains, wo er nur landet, weil er sich granatenmäßig verfahren hat. Natürlich wird das Dorf dann von der Umwelt abgeschnitten und es werden diverse Leichen entdeckt. Leider kein allzu neues Setting, sondern eins, das ich schon zig Mal gelesen habe, und zwar weit besser ausgeführt. Der Autor beweist hier eine enorme Vorstellungskraft und erzählt eine dermaßen unwahrscheinliche (aber doch mögliche) Geschichte. Ich halte einen Sechser im Lotto für wahrscheinlicher als diese enorme Anhäufung von Zufällen.

Auch mit den Figuren konnte Simon Beckett mich nicht überzeugen. Hunter selbst strauchelt ohne Plan durch die Handlung, seine forensischen Kenntnisse sind kaum gefragt. Auch die übrigen Personen brachten mich nicht zum Mitfiebern, weil sie einfach zu unsympathisch und plakativ gezeichnet sind.

Warum vergebe ich dann doch noch 3 Sterne? Ganz einfach: Simon Beckett hat eigentlich fast alles richtig gemacht. Der Schreibstil ist gut lesbar, mir sind keine Logikfehler aufgefallen, die Geschichte ist leidlich spannend und am Schluss sind alle Fragen geklärt. Nur mir persönlich hat es halt inhaltlich nicht gefallen.

Empfehlen mag ich dieses Werk daher nicht. Wie ich mich kenne, werde ich einem nächsten Band aber trotzdem noch mal eine Chance geben. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Die Reihe:
1. Die Chemie des Todes
2. Kalte Asche
3. Leichenblässe
4. Verwesung
5. Totenfang
6. Die ewigen Toten
7. Knochenkälte

★★★☆☆

Veröffentlicht am 20.11.2025

Unterhaltsamer Schmöker

Der Tote mit dem Silberzeichen
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Unterhaltsamer Schmöker

Der achte Band um die Detektive Cormoran Strike und Robin Ellacott erschien im November 2025 bei blanvalet in der Übersetzung von Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz. ...

Unterhaltsamer Schmöker

Der achte Band um die Detektive Cormoran Strike und Robin Ellacott erschien im November 2025 bei blanvalet in der Übersetzung von Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz.

Dieses Mal nahm die Beziehungskiste zwischen Cormoran und Robin, die seit Band 1 latent lauert, einen für meinen Geschmack zu großen Raum ein. Die beiden lavieren umeinander herum und immer, wenn man denkt, jetzt müssen sie doch mal endlich Klartext reden, kommt irgendetwas dazwischen und sie missverstehen sich gründlich und werden bockig. Das hat zum Teil schon etwas von Kindergarten. Aber natürlich macht auch gerade die Beziehung der beiden viel vom Charme dieser Reihe aus. Nur wie gesagt: Diesmal war es etwas zu viel davon.

Der Kriminalfall ist dagegen hervorragend aufgebaut. Im Tresorraum eines Silberhändlers wird die Leiche eines Mannes gefunden. Da Augen, Zähne und Hände fehlen, gestaltet sich die Identifizierung schwierig. Es kommen verschiedene vermisste Männer in Frage. Strike und Robin werden von Decima Mullins beauftragt zu bestätigen, dass es sich bei dem Toten um ihren vermissten Lebensgefährten Rupert Fleetwood handelt. Doch für die Detektive - und die Polizei - steht Fleetwood nicht an oberster Stelle.

Die Ermittlungen gehen in verschiedene Richtungen. Mal wird nach dem einen gesucht, dann wieder nach einem anderen. Mit vielen Zeugen wird gesprochen, viele Dienstreisen sind notwendig, bis schließlich am Ende der Verbleib aller in Frage kommenden vermissten Männer geklärt ist und noch vieles mehr. Die Handlung ist mit ihren verschiedenen Erzählperspektiven und sehr vielen Personen äußerst komplex. Konzentration ist beim Lesen angesagt, sonst kann man sich leicht zwischen den Zeilen verirren. Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr geschmeidig und leicht zu lesen. Die mehr als 1240 Seiten können mit etlichen Wendungen überraschen. Langeweile kommt hier nicht auf.

Die Reihe:
1. Der Ruf des Kuckucks
2. Der Seidenspinner
3. Die Ernte des Bösen
4. Weißer Tod
5. Böses Blut
6. Das tiefschwarze Herz
7. Das strömende Grab
8. Der Tote mit dem Silberzeichen

★★★★☆

Veröffentlicht am 12.11.2025

Zu wenig Krimi, zu viel Architektur

Weinbrenners Schatten
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Zu wenig Krimi, zu viel Architektur

Da ich aus der Karlsruher Gegend stamme, war es für mich ganz interessant, über die Stadt und vor allem das Wirken des Baumeisters Friedrich Weinbrenner zu lesen. Es ...

Zu wenig Krimi, zu viel Architektur

Da ich aus der Karlsruher Gegend stamme, war es für mich ganz interessant, über die Stadt und vor allem das Wirken des Baumeisters Friedrich Weinbrenner zu lesen. Es wirkt sehr gut recherchiert und ich kann mir vorstellen, dass man damals wirklich so wie in diesem Roman beschrieben gelebt hat. Doch nehmen die Fakten mit all der Architektur und die Beschreibung der verschiedenen Straßen und Häuser für meinen Geschmack einen zu großen Raum ein. Der Kriminalfall bleibt dagegen fast im Hintergrund. Richtige Ermittlungen gibt es praktisch gar nicht. Mehr oder weniger zufällig führen die Spuren schließlich ans Ziel.

Ortsfremde könnten über den ein oder anderen eingestreuten Satz oder Begriff im Dialekt stolpern. Für mich war dies kein Problem; gestört hat mich nur, dass der Dialekt nicht konsequent an den entsprechenden Stellen verwendet wurde oder manchmal die Schreibweise sehr seltsam war (z.B. „Hoornoggs“).

★★★☆☆

Veröffentlicht am 12.11.2025

Definitiv lesenswert

Wasser
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Definitiv lesenswert

Nachdem die Untaten ihres Mannes wochenlang in den Medien waren, zieht Vanessa Carvin sich auf eine kleine Insel vor der irischen Küste zurück. Hier will sie sich über Vergangenheit ...

Definitiv lesenswert

Nachdem die Untaten ihres Mannes wochenlang in den Medien waren, zieht Vanessa Carvin sich auf eine kleine Insel vor der irischen Küste zurück. Hier will sie sich über Vergangenheit und Zukunft ihres Lebens klar werden. Hätte sie etwas merken müssen? Hätte sie ihn stoppen können? Wie viel Schuld trägt sie selbst an dem Unglück vieler kleiner Mädchen?

John Boyne lässt uns an dem inneren Monolog der Protagonistin teilhaben. Ganz auf sich selbst zurückgeworfen, hadert sie mit ihrem Schicksal, das sie selbst in der Hand hatte. Und gleichzeitig lehnt sie sich dagegen auf und weigert sich, sich unterkriegen zu lassen.

John Boyne ist ein begnadeter Autor, der gerne heiße Eisen anfasst. Auch mit „Wasser“ ist er am Puls der Zeit. Auch wenn hier vieles nur angedeutet wird, ist doch ganz klar, worum es geht. In einem Rundumschlag werden gleich noch die Rolle der Frau in Irland, gleichgeschlechtliche Beziehungen und mehr abgehandelt. Das wirkt auf mich zum Teil etwas bemüht und nicht ganz rund.

Alles in allem ist „Wasser“ aber ein sehr lesenswerter Kurzroman. Nun bin ich neugierig, was mich in den weiteren Element-Romanen erwartet.

Die Elemente:
1. Wasser
2. Erde
3. Feuer
4. Luft

★★★★☆