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Veröffentlicht am 16.12.2020

Küss den Frosch?

Froschröschen
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Froschröschen beschreibt die Geschichte rund um die 17jährige Rosalie. Eingesperrt in einem Schloss, aus dem jegliche spitzen Gegenstände fern gehalten werden, langweilt sich die Prinzessin zu Tode. Verflucht ...

Froschröschen beschreibt die Geschichte rund um die 17jährige Rosalie. Eingesperrt in einem Schloss, aus dem jegliche spitzen Gegenstände fern gehalten werden, langweilt sich die Prinzessin zu Tode. Verflucht durch die dunkle Fee Morganthaine in einen 100jährigen Schlaf zu fallen, sollte sie sich an einem spitzen Gegenstand verletzen, bleibt ihr nur wenig als Beschäftigung für den öden Alltag. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Frosch ihre Aufmerksamkeit erweckt, denn er dürfte eigentlich gar nicht dort sein...

Rosalie lernen wir durch den erlebenden Ich-Erzähler als ein junges, fröhliches Mädchen mit einem guten Herzen kennen. Dennoch merkt man sofort, dass sie auch sehr störrisch sein kann und dem jugendlichen Leichtsinn der Pubertät ausgeliefert ist. Sie führt uns durch ihre Geschichte und nimmt uns mit auf ihren Reifeprozess. Die Beziehung zu ihren Eltern ist für den Leser sehr oberflächlich, kaum greifbar. Einzig die Sorge der Eltern um ihre Tochter dringt zu dem Leser durch. Sie wirken mehr wie ein Mittel zum Zweck, ebenso Rosalies beste Freundin Blina. Die beiden sind sich sehr ähnlich und bringen dennoch jeder seine eigenen Charakterzüge mit sich. Trotzdem blieb Blina mir fern und dümpelte am Rand herum, damit sie zwischendurch auftauchen und ein klein wenig Abwechslung bringen kann.

Die Beziehung, die Rosalie im Laufe der Zeit zu dem Frosch entwickelt, ist hingegen deutlich spürbar. Sie beginnt ganz klassisch mit der Abneigung, vermischt sich jedoch ausgezeichnet mit Neugier und rebellischen Trotz. Stück für Stück entwickelt sich eine zarte Bindung, die aus den beiden mehr macht als zwei aufeinander angewiesene Fremde.

Die Prinzessin ist ein sehr kluger und einfühlsamer Mensch. Gerüchte und Vorurteile nimmt sie auf, doch anstatt ihnen zu erliegen macht sie sich ihr eigenes Bild: nicht, ohne eine gewisse Vorsicht zu wahren. Diese Eigenschaft macht sie zu etwas Besonderem, im Buch wie auch im echten Leben, da es solche Protagonisten (meiner Meinung nach) nicht sehr häufig gibt. Nichtsdestotrotz merkt man ihr immer wieder eine kindliche Naivität an.

Der Frosch benimmt sich rau und selbstsüchtig, jagt seinem eigenen Ziel nach und zeigt sich zuweilen hochnäsig. Gleichzeitig hat er eine charmante verspielte Ader, mit der er Rosalie neckt. Sie bringt die Beziehung der beiden ins Rollen und sorgt für heitere Abwechslung. Trotz seiner kühlen Fassade hat auch der Frosch einfühlsame und tiefsinnige Momente. Zunächst scheint es, als würde er Komplimente nur verteilen, um sich selbst einen Vorteil verschaffen zu können, doch schnell wird klar, dass in der harten Schale ein weicher Kern steckt.

Tiefgreifende Beziehungen abseits der beiden Hauptcharaktere gibt es kaum. Viele Figuren bleiben recht gesichtslos und füllen die notwendigen Lücken. Als Ausgleich hierfür begegnen wir drei Geistern, deren Persönlichkeit das Ruder wieder weit herumreißt. Sie sind verkorkst und witzig, jeder auf seine Art und Weise freundlich und liebenswürdig.

Fazit: Obwohl viele Stellen über die Zeit hinweg nur von Rosalie erzählt werden, tut dies der Geschichte keinen Abriss. Sie lebt von vielen kleinen Momenten und Details, die einen als Leser in den Bann ziehen und Seite um Seite weiterblättern lassen. Die Charaktere sind eine erfrischende Abwechslung, bei denen man schnell merkt, dass sie mehr sind als nur die klassische Märchenfigur. Die Geschichte pflanzt sich tief ins Herz ein und lässt einen am Ende verzückt den Buchrücken schließen. Klare Leseempfehlung! ♡

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Der Schneemann stirbt, wenn des Frühlings Sonne scheint.

Schnee wie Asche
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Der Auftakt zieht einen magisch in den Bann und hält einen, bis man plötzlich schon die letzte Seite zwischen den Fingern hält.


„Schnee wie Asche“ handelt von der sechzehnjährigen Meira. Das Königreich ...

Der Auftakt zieht einen magisch in den Bann und hält einen, bis man plötzlich schon die letzte Seite zwischen den Fingern hält.


„Schnee wie Asche“ handelt von der sechzehnjährigen Meira. Das Königreich Winter wurde vom benachbarten Frühling zerstört, seine Einwohner versklavt. Lediglich eine kleine Gruppe von acht Winterianern, zu denen Meira gehört, lebt im Verborgenen im Exil. Unter ihnen Prinz Mather, in den sie ihre Hoffnung setzen: er soll die Macht und Magie von Winter wiederherstellen. Dabei helfen soll ein Medaillon, dessen eine Hälfte plötzlich zum Greifen nah scheint.

Mit Meira als erlebenden Ich-Erzähler kann man sich als Leser sehr gut in sie hineinfühlen. Linear folgt man ihr durch die Geschichte. Obwohl sie erst sechzehn ist, merkt man ihr an, dass sie ihr Leben lang auf der Flucht und schließlich im Exil war: sie ist eine Kämpferin, die sich nicht unterkriegen lässt und ihren Stolz mit Würde vertritt. Meira möchte für das Königreich Winter von Bedeutung sein; sie möchte für etwas kämpfen, dass sie nur aus Erzählungen anderer kennt, auf das jedoch ihr ganzes Leben ausgelegt ist.
Ihre Sturheit bringt sie nicht weniger in Schwierigkeiten als ihr gutes Herz. Sie bringt sich selbst in große Gefahr, kämpft sich allerdings auch wieder heraus. Dennoch ist auch sie nicht perfekt: obwohl sie seit ihrer Kindheit in der Kampfkunst ausgebildet wird, ist sie zwar eine sehr gute Kämpferin mit dem sogenannten chakram, einer Fernkampfwaffe, hat aber ihre Schwierigkeiten im Nahkampf mit dem Schwert. Obwohl Meira sehr gutherzig ist, kennt sie gegenüber dem unbelehrbaren Bösen wenig Gnade. Gleichzeitig merkt man ihr an, dass es ihr keine Freude bereitet und mehr eine Notwendigkeit für ihr Überleben darstellt. Ihr Mut befreit sie allerdings auch nicht von ihrer Angst.
Ihre fein ausgearbeitete Persönlichkeit ist für den Leser geradezu greifbar, ihr Trotz nicht kindlich, sondern verständlich, ihre Einsicht zur rechten Zeit und ihr Kampfwille bewundernswert. Sie verkörpert somit einen typisch 16jährigen Teenager, dem man gleichzeitig die Strapazen des Krieges anmerkt.

Ein weiterer wichtiger Charakter ist Prinz Mather. Seine schwierige Last trägt er erhobenen Hauptes, lernt früh nicht alle Gefühle nach außen zu lassen und ergibt sich seinem Schicksal. Wie man es von einem zukünftigen König erwarten würde, schiebt er seine persönlichen Bedürfnisse und Empfinden zurück. Er wirkt stark und manchmal geradezu unbezwingbar.

Schreibstil und Tempo waren sehr flüssig und angenehm zu lesen, ich bin durch die Seiten nur hindurchgeflogen. Die Spannung zieht sich durch das gesamte Buch und macht an den richtigen Stellen kleine Pausen, ohne jemals ganz abzuflachen.

Besonders gut gefallen hat mir die Harmonie der Charaktere. Alle haben ihre Stärken und Schwächen, ihre eigene Geschichte und trotzdem gehören sie zusammen. Sie geraten aneinander und streiten sich, wie sie einander unterstützen. Mein Lieblingscharakter ist Meira, da ich mich hervorragend mit ihr identifizieren kann und sie, meiner Meinung nach, eine rundum gelungene Protagonistin ist.
Ebenso spannend fand ich die Idee um die Jahreszeiten- und Rhythmus-Königreiche. Das Königreich Winter zählt ebenso wie Frühling zu den Jahreszeiten-Königreichen. Dort herrscht die jeweilige Jahreszeit, ihre Bewohner haben sich den Gegebenheiten angepasst. Die Rhythmus-Königreiche hingegen erleben einen stetigen Wechsel der Jahreszeiten, wie man ihn aus der realen Welt kennt.

Fazit: Das Buch erhält von mir eine klare Leseempfehlung an Jugendliche wie Erwachsene und ich bin sehr gespannt auf den Rest der Trilogie. Wer Fantasie liebt, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 07.08.2020

Brausepulver mit Salzgeschmack

Im nächsten Leben wird alles besser
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Das Cover macht einen schrillen, bunten Eindruck, der mich ebenso zum Schmunzeln gebracht hat wie die Leseprobe. Das Buch handelt von dem 53jährigen Arnold Kahl. 2045 erwacht er in einer für ihn unbekannten ...

Das Cover macht einen schrillen, bunten Eindruck, der mich ebenso zum Schmunzeln gebracht hat wie die Leseprobe. Das Buch handelt von dem 53jährigen Arnold Kahl. 2045 erwacht er in einer für ihn unbekannten Umgebung und in seinem 78 Jahre alten Körper. Nach der ersten Verwirrung tritt ein in die Jahre gekommener Service-Bot ins Zimmer. Gustav stellt fest, dass Arnold an einer Amnesie zu leiden scheint und hilft ihm, die letzten 25 Jahre seines Lebens zu rekonstruieren.

An dieser Stelle steigt man als Leser in das Buch ein und wird durch die nicht lineare Erzählung gleichzeitig in die Geschichte eingeführt, wie über Arnolds Leben bis zu seinem 53. Lebensjahr aufgeklärt. Arnold bleibt jedoch stets der erlebende Ich-Erzähler.
Wir lernen ihn als einen zynischen und sehr realistischen Charakter kennen, der eher zum Pessimismus als Optimismus neigt. Seine Verwirrung beim Aufwachen ist greifbar und sein Unglauben über den technischen Fortschritt mehr als greifbar. Seine Ahnungslosigkeit bietet dem Autor allerdings auch die Möglichkeit, dem Leser selbst die Technik verständlicher zu machen, ohne dass es langweilig wird.
Service-Bot Gustav entpuppt sich als freundlicher, geduldiger Charakter. Er ist sehr hilfsbereit und besorgt über Arnolds Zustand, da die beiden sich bereits seit fünfzehn Jahren kennen. Obwohl er als künstliche Intelligenz nicht darauf programmiert ist Humor zu empfinden, haben sich seine Bemerkungen an den ironischen von Arnold angepasst. Den Unterhaltungen der beiden zu folgen ist demnach ein sehr amüsantes Spektakel.

Bei der Suche nach der Ursache für Arnolds Gedächtnisschwund lernen wir außerdem Times Beach kennen. Times Beach ist eine virtuelle Version der Welt, in die man umziehen kann. Das Gehirn wird digitalisiert und so kann man über die körperlichen Grenzen hinaus ewig leben. Auch wer sich die reale Welt nicht mehr leisten kann oder eine Gefahr für die Gesellschaft bildet, wird dorthin umgesiedelt. Arnolds zuständiger Arzt empfiehlt eine Behandlung durch die Digitalisierung seines Gehirnes, um die letzten 25 Jahre wieder aufgreifen zu können. Während Arnold noch über die Möglichkeiten nachdenkt und Fragmente seines Lebens findet, wird ihm klar, dass er sein Leben gründlich verbockt hat. Seine Ehe ist gescheitert, der Kontakt zu Familie und Freunde nicht vorhanden.
Im Verlauf der Geschichte beschäftigt sich Arnold mit vielen Fragen zu seinem Leben. Was hätte er besser machen können? Wieso war er immer so ein Miesepeter? Was erwartet er von dem Leben überhaupt? Er wird nachdenklicher und seine zynische Einstellung weicht der Hoffnung. Arnold beginnt zu kämpfen, will seine Erinnerungen wiederhaben und bereut die Fehler, die er gemacht hat. In ihm wächst der Wunsch nach einer zweiten Chance. Ob er die in Times Beach bekommen kann?
Ebenso wie Arnold wandelt sich auch Gustav mit der Zeit. Trotz Arnolds Amnesie ist die Freundschaft zwischen den beiden deutlich zu spüren. Gustav unterstützt seinen Freund in jeder Situation und nimmt mehr und mehr menschliche Züge an. Hier wird der Leser zum Nachdenken angeregt. Wo härt künstliche Intelligenz auf und wo beginnt Menschsein? Was macht einen Menschen überhaupt aus und unterscheidet ihn von einer KI?

Die Spannung zieht sich durch das gesamte Buch, da die Zukunft einen immer wieder mit neuen Wendungen überrascht. Beim Lesen bin ich nur so durch die Seiten geflogen und war völlig überrascht schon das Ende erreicht zu haben. Dieses ist vom Autor sehr geschickt konzipiert worden, sodass man nie genau wusste, ob alles doch nur ein böser Albtraum oder die Realität ist.

Obwohl das Buch 275 Seiten Story beinhaltet, hätte diese an einigen Stellen noch ausgebaut werden können. Arnold ist zunächst sehr verwirrt, akzeptiert nach einigen Seiten jedoch stillschweigend viele Tatsachen, von denen ich mir nicht vorstellen kann, dass man sie in einer solchen Situation ignorieren würde. Hier hätten ein paar weitere Gespräche und Geschehnisse für Klarheit sorgen können. Auch die Frage nach seinen Liebsten stellt er sehr spät: für mich wäre dies eine der ersten gewesen. Gar nicht gefallen hat mir persönlich der Epilog. Er besteht aus zwei Seiten, von denen man die zweite hätte streichen können. Gefühle hat er dennoch hervorgerufen und mir sind die Tränen in die Augen gestiegen.

Nichtsdestotrotz bekommt „Im nächsten Leben wird alles besser“ eine klare Leseempfehlung von mir. Das Buch eignet sich sowohl für Jugendliche wie Erwachsene und ist sehr humorvoll geschrieben, während gleichzeitig ernste Fragen aufgeworfen werden. Es ist ein bisschen so, als würde man Brausepulver mit Salzgeschmack essen. Während das Pulver auf der Zunge kribbelt und man lachen muss, erinnert einen der Salzgeschmack an unschöne Realitäten, die man nicht aus den Augen verlieren darf.

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Veröffentlicht am 25.07.2020

Nicht nur Cinderella trägt ein wunderschönes Kleid.

Winters zerbrechlicher Fluch
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„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist der Sammelband dreier Einzelbücher, in dem verschiedene bekannte Märchen neu adaptiert werden. Im Vordergrund steht Protagonistin Mary aus Athos. In den sieben Königreichen ...

„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist der Sammelband dreier Einzelbücher, in dem verschiedene bekannte Märchen neu adaptiert werden. Im Vordergrund steht Protagonistin Mary aus Athos. In den sieben Königreichen ist sie die einzige Prinzessin und soll mit dem Kronprinzen Duncan von Maywater verheiratet werden. Auf dem Ball, an dem die im Hintergrund geschmiedeten Allianzen öffentlich gemacht werden sollten, taucht plötzlich ein geheimnisvolles Mädchen in einem wunderschönen Kleid auf und erobert des Prinzen Herz im Nu. Mary ist am Boden zerstört, denn sie hat in Duncan mehr als nur den arrangierten Ehemann gesehen. Am Ende der Nacht ist die Unbekannte, Cinderella, jedoch verschwunden und hinterlässt nur einen gläsernen Schuh. Entschlossen dem Schicksal zu trotzen versucht Mary diesen zu zerstören – erfolglos.

Erzählt wird die Geschichte vorrangig aus der Sicht von Mary als erlebender Ich-Erzähler. Weiterhin fließen multiperspektivisch allerdings auch immer wieder auf personale Erzählarten weitere Figuren ein: Prinz Duncan, Marys Zofe, ihr Vater und viele weitere. Größtenteils folgt die Geschichte einem linearen Erzählstrang, kleinere Rückblicke in die Vergangenheit sind selten und dienen zumeist der Veranschaulichung vorheriger Erkenntnisse oder Vermutungen.
Mary wirkt auf ihr Umfeld zurückhaltend, still, schüchtern und sogar langweilig; allein ihre Schönheit ist in allen Königreichen wohl bekannt. Als Leser merkt man jedoch schnell, dass mehr in ihr steckt. Sie passt sich zwar den höfischen Etiketten und dem Willen ihres Vaters an, lebt sich hinter den Schlossmauern jedoch im Verborgenen aus. Ihre Mutter verlor sie durch deren Sturz von dem Schlossturm in Athos. Die Kapitel aus Marys Sicht beginnt stets mit einer Aussage ihrer Mutter, die diese zu Lebzeiten von sich gab.

Duncan lernt man zunächst als einen fröhlichen und munteren Gesellen kennen, der eine weiße Weste trägt und das beste für sein Volk will, dass am Rande des Verderbens lebt. Erst kurz vor Ende des ersten Buches kommt seine eigentliche Rolle zum Vorschein, die einen dann noch einmal kräftig in die Irre führt.

Ein weiterer Protagonist mit vielen Auftritten ist Prinz Tarek aus Westham. Bei ihm ist rasch klar, dass er einiges Wissen mit sich trägt, das allen voran Mary lange Zeit verborgen bleibt. Dennoch tritt er nicht als Bösewicht auf, mehr ist er ein heimlicher Ritter in schimmernder Rüstung, dessen Herz sich nach Mary verzehrt. Die Verbindung der beiden bleibt lange Zeit ein Geheimnis und wird immer wieder angeteasert, was die Neugier steigert.

Das Buch ist voller Intrigen, was zugleich seine größte Stärke wie Schwäche ist. Im ersten Band schraubt sich die Spannung mehr und mehr in die Höhe. Der Ball und die Ereignisse, die er zur Folge trägt, lassen einen auf fein ausgearbeitete und greifbare Charaktere blicken, deren Handlungen für den Leser einen klaren roten Faden ergeben. Nichtsdestotrotz bietet das Buch aufgrund der Multiperspektive neue Überraschungen, Wendungen und Spannungspunkte, die mich völlig in den Band gezogen haben. Ich war gefesselt und habe mitgefiebert, was als nächstes passieren könnte, bekam gute wie böse Vorahnungen und konnte den zweiten Teil kaum erwarten.
Hier bekam mein Höhenschwung jedoch einen kleinen Dämpfer. Während sich im ersten Band die Figuren mit ihren Gesprächen bewegen, stehen sie im zweiten still. Er zieht sich und während mehr und mehr erzählt wird, fragt man sich gleichzeitig wann es endlich weiter geht. Viele Intrigen werden sprachlich ohne jede Spannung gelöst, allerdings nicht für jede Figur gleich. Wie kleine Häppchen wird alles auf ein schier unendliches Repertoire an Figuren verteilt. Um einen Ausgleich dafür zu schaffen werden neue Geheimnisse herbeigeführt, die in ihrer Idee allerdings eher lasch sind. Zu viele Figuren sind hier starr an zu vielen verschiedenen Orten gleichzeitig und das spiegelt sich auch in ihren Handlungsweisen wider. Während ich zuvor noch die charaktergetreuen Aktionen bewundert habe, fällt der Großteil von ihnen im Mittelteil aus ihren Rollen und reagiert unvorhergesehen – aber nicht auf eine gute Art und Weise. Mehr als Aufklärung schuf Band zwei Verwirrung.
Der Beginn des dritten Bandes ließ mich neue Hoffnung schöpfen. Der zuvor im Keller versunkene Spannungsbogen bekam einen neuen Aufschwung, die Figuren bewegten sich und bekamen etwas von ihrem alten Ich zurück. Leider währte dieser Schimmer nicht ewig und der dritte Teil des Sammelbandes wurde ein stetiges Auf und Ab an Verwirrung, Rätsellösen und Mitfiebern. Leider fand ich das Ende sehr frustrierend und enttäuschend, aber das ist wohl Geschmackssache.

Dieser Sammelband würde von mir in Einzelteilen folgendermaßen bewertet werden.
Band 1, Winters zerbrechlicher Fluch: 5 Sterne
Band 2, Frühlings Tod: 2 Sterne
Band 3, Herbst im Blut: 3 Sterne
Daraus ergibt sich eine Gesamtwertung von drei Sternen.

Fazit: Ein Buch, das Durchhaltevermögen und eine Vorliebe für wechselnde Perspektiven fordert. Für Märchenliebhaber könnte es sich lohnen einen Blick hineinzuwerfen, da einige Figuren sehr interessant verbaut sind. Und ebenso wie Cinderella trägt auch dieses Buch ein wunderschönes Kleid.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Wer Fantasy liebt, wird auf seine Kosten kommen.

Die Hüter der vier Elemente Band 1
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Die Reise nach Nimoron ist der Auftakt einer Trilogie von Dagmar Winter. Sie handelt von den Jugendlichen Aaron, Moe, Jules und Summer. Diese lernen sich in den Sommerferien kennen, welche sie auf dem ...

Die Reise nach Nimoron ist der Auftakt einer Trilogie von Dagmar Winter. Sie handelt von den Jugendlichen Aaron, Moe, Jules und Summer. Diese lernen sich in den Sommerferien kennen, welche sie auf dem Hof von Aarons Großmutter verbringen wollen. Schnell wird klar, dass sie nicht zufällig dort sind: das Land Nimoron, eine Parallelwelt, braucht ihre Hilfe; sie sind die neuen Hüter des Landes, das sie bereits aus den Geschichten ihrer Eltern kennen. Der dunkle König Kratos giert erneut nach der Herrschaft und nur sie können ihn aufhalten.

Mit Aaron hat das Buch eine personale Erzählperspektive, die linear dem Geschehen folgt. Er weist für einen 15-jährigen typische Charaktermerkmale auf, bspw. eine leicht rebellisch-pubertäre Einstellung gegenüber anderen Menschen. Gleichzeitig besitzt er die typisch britische Höflichkeit, was mich sehr zum Schmunzeln gebracht hat. Besonders gut hat mir Aarons Aussehen gefallen: er ist kein typischer 0815 Junge, sondern fällt z.B. durch einen Augenbrauenpiercing auf.

Die anderen Charaktere sind ebenfalls liebevoll mit Klischees und ihren persönlichen Eigenarten erschaffen. Einzig mit Summer habe ich lange gebraucht um warm zu werden. Ihr Charakter nimmt rasch einen plötzlichen Umschwung, weshalb ich stolperte. Nach dem Wandel bleibt sie sich selbst allerdings treu.

Die Idee einer anderen Welt ist grundsätzlich nichts neues. Dagmar Winter hat es allerdings geschafft mit ihren eigenen Ideen das Gefühl zu vermitteln, dass es eine noch nie gelesene Geschichte ist. Hierbei spielen die detailliert, aber nicht überdrüssigen Beschreibungen eine ebenso große Rolle wie die Authentizität der Haupt- und Nebencharakteren. Die Beweggründe der Figuren sind klar erkennbar, egal wie wichtig oder nichtig ihre Rolle im Gesamtgeschehen ist.

Das Lesetempo lässt mich allerdings erst nach etwa einem Viertel so richtig durch die Seiten fliegen. Der Anfang kam mir etwas zäh vor. Sehr irritiert hat mich außerdem Aarons Mutter. Obwohl er sie persönlich als seine Mutter bezeichnet, wird von ihr stets als Mrs. Darnley geredet. So wird eine ziemlich unpersönliche Beziehung zu ihr aufgebaut.

Fazit: Ein gelungener Einstieg, der definitiv neugierig auf die Fortsetzung macht. Wer Fantasy liebt, wird auch hier auf seine Kosten kommen.

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