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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2018

Die Hirten sind zurück

Ich bin der Zorn
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Im vierten Teil, rund um das Bruder-Gespann Ackermann, dreht sich die Geschichte um ein neu entwickeltes Gefängnis in Foxbury. In diesem Gefängnis halten sich Schwerverbrecher auf, die mit Fuß- und Handmanschetten ...

Im vierten Teil, rund um das Bruder-Gespann Ackermann, dreht sich die Geschichte um ein neu entwickeltes Gefängnis in Foxbury. In diesem Gefängnis halten sich Schwerverbrecher auf, die mit Fuß- und Handmanschetten ausgestattet sind, die verhindern, dass sie gewalttätig werden. Sobald einer der Gefangenen eine kleine Form von Gewaltausübung in seinen Gedanken spürt, wird er von Stromschlägen zu Boden gerissen. Als ein Attentat auf das Gefängnis veranlasst wird, und Ackermann JR. in das Gefängnis geschleust wird, um an der Aufdeckung teilzunehmen, bricht das Chaos aus. Denn das perfide Spiel eines grausamen Mörders beginnt jenseits des Gefängnisses.
Ackermann JR ist wieder so fantastisch beschreiben, dass er die zentrale Figur dieses Romans einnimmt. ER ist ein Bösewicht, der seinesgleichen in der Literatur sucht. Schon allein wegen dieses Konstrukts, ist der Thriller eine Augenweide.
Marcus, sein Bruder, spielt natürlich wieder eine zentrale Rolle. Neben der Fahndung nach dem Mörder und der Aufklärung der Attentate des Gefängnisses, hat er auch mit seiner Freundin Maggie und seinem Sohn Dylan zu kämpfen. Er verliert immer mehr den Draht zu ihnen.
Dies macht den Fall um so spannender. Denn der Drahtzieher behält die Übersicht und die Macht in seinen Händen und bringt Marcus in lebensgefährliche Situationen.

Der Thriller ist wieder einmal sensationell. Spannung bis zum Ende und natürlich von Anfang bis Ende wieder perfekt strukturiert und geplant. Ich bin ein riesengroßer Fan von Ethan Cross. Ich freue mich auf sein neues Buch "Spectrum" und freue mich auf weitere Teile. Er gehört für mich zu den Größen der Thriller-Literatur.

Ein schönes Zitat von Ackermann JR. aus diesem Band: "Menschen vernichten eher das, was sie lieben, als das, was sie hassen!"

Ich empfehle es jedem Liebhaber dieses Genres und jenen, die es noch sein wollen!

Veröffentlicht am 03.10.2018

Literarischer Soundtrack

Das schönste Mädchen der Welt
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Leo hatte alles und an einem bestimmten Moment im Leben verlor er alles wieder. Bandtour, Auftritte und eine Freundin, Stella, die seine Musik lebt, spiegelten sein Leben. Zudem verfolgte er Liveauftritte ...

Leo hatte alles und an einem bestimmten Moment im Leben verlor er alles wieder. Bandtour, Auftritte und eine Freundin, Stella, die seine Musik lebt, spiegelten sein Leben. Zudem verfolgte er Liveauftritte von großen Musikern. Und auch von DEM Musiker - Prince. 1988 in der Westfallenhalle potenziert er das Bühnenerlebnis für jeden Zuschauer und verändert Leben. Auch Leos. Diesen Moment wird er niemals vergessen. Diese Zeit wird ihn für immer prägen. Das weiß er. Was er nicht weiß, ist, dass sie ihn durch Höhen und Tiefen führen wird. 28 Jahre später ist nichts mehr so wie es einmal war.

Der Ich-Erzähler Leo Palmer betreibt nun ein Tonstudio mit seinem Freund Harry. Ehemals der beste Toningenieur Europas. Ton produzieren sie zwar, jedoch keinen musikalischen, sondern Hörbücher. Für die Miete reicht es immer knapp. Seit fünf Jahren ist Leo Single und seit 20 Jahren geschieden. Mit Tinder sucht er sich seine potenziellen Freundinnen. Erfolgsversprechend ist es nicht, aber es ist der Ausgleich zu seinem tristen Leben. Nach einer äußerst erfolgreichen Karriere hat er nie mehr Fuß gefasst. Eines Tages trifft er sich mit einem Tinder-Date und lernt eine Frau kennen, die im selben Restaurant ihr Gespräch mithört. Was eine ominöse Begegnung zunächst manifestiert, weitet sich in ein brisantes Kennenlernen aus. Sie ist die schönste Frau, die er seit Stella kennengelernt hat - und die Klügste. Er scheint wieder auf der Welle des Erfolges zu reiten. Bis die Nachricht eintrifft, dass Prince gestorben ist - und mit dieser holt ihn auch seine Vergangenheit ein und verändert wieder die Grundfeste seines Lebens.

Seit vielen Jahren warte ich nun bereits auf ein Buch von Birbaek. "Die beste zum Schluss" war sein letzter Roman und hat mich faszinierend durch meine Jugendzeit geführt. Nach diesem Roman habe ich auch seine restlichen vier Romane "Was mich fertig macht, ist nicht das Leben, sondern die Tage dazwischen", "Wenn das Leben ein Strand ist, sind Frauen das Mehr", "Beziehungswaise", "Nele & Paul" gelesen und wurde zu einem Birbaek-Fan. Es hat mich sehr gefreut, dass er ein neues Buch geschrieben hat. Ohne den Inhalt zu kennen, habe ich es sofort vorbestellt.
Die Geschichte ist, typisch Birbaek, nostalgisch aufgebaut. Das narrative Erzählen über Beziehungen und Höhen und Tiefen des Lebens beherrscht der Autor exzellent. Seine Figuren sind "lebensecht". Wenn man zwischen Fiktion und Leben beim Lesen nicht mehr unterscheiden kann, ist es ein Zeichen von Genialität.
Was mir nicht gefallen hat, ist die überaus explizite Schilderung der musikalischen Aktivitäten. Diese breite Anekdote über Prince und die ständig wiederholende Darstellung seiner Attribute. Weniger wäre hier tatsächlich mehr gewesen. Zeitweise hat es letztendlich gelangweilt.
Aber Prince hat Michel Birbaek wieder zum Schreiben gebracht - und die Ich-Figur Leo Palmer zum Nachdenken - also kann man über diese Sequenzen auch die Augen zudrücken.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Was wäre wenn ... ?!

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Wir schreiben das Jahr 1942. Die Welt steckt im Krieg. Die Juden wittern bereits früh die Gefahr und flüchten oder verstecken sich. Doch sie sind nirgendwo sicher. Computerprogramme machen es möglich, ...

Wir schreiben das Jahr 1942. Die Welt steckt im Krieg. Die Juden wittern bereits früh die Gefahr und flüchten oder verstecken sich. Doch sie sind nirgendwo sicher. Computerprogramme machen es möglich, sie überall zu finden. Wie hätte die Welt ausgesehen, wenn das Deutsche Reich bereits über die Möglichkeiten der Überwachungssysteme von heute in Besitz gewesen wäre? Wenn es bereits mobile Telefone gegeben hätte? Bargeldloses Zahlen, um immer über jede Aktivität und jeden Aufenthaltsort der Menschen Bescheid zu wissen. Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigt sich das neue Buch von Andreas Eschbach.

Helene ist 21 und begeistere Programmiererin. Sie arbeitet für das Nationale-Sicherheits-Amt – NSA. Während sich die Welt mitten im Krieg befindet, entwickelt sie ein Programm mit, wie man auffällige Menschen herausfiltern kann. Ohne ihr Wissen zielt das Programm jedoch darauf ab, versteckte Juden ausfindig zu machen. Als sie ihre große Liebe Arthur trifft und ihn ebenfalls versteckt halten muss, versteht sie erst, in was sie da hineingeraten ist. Es beginnt ein Kampf gegen ein System und ein perfides Reich. Aber wie kann man alleine diesen Kampf ausfechten? Und irgendwann stellt sich ihr auch die Frage, ob sie es will. Bis eines Tages ein neuer Mann in ihr Leben gelangt, der alles verändert.

Eugen Lettke ist 28 und hatte bislang wenig Erfolge bei Frauen. Um dem Krieg zu entgehen, hat er bei der NSA als Analyst angeheuert und nutzt die Möglichkeiten seines neuen Arbeitgebers, um sich an seiner Vergangenheit zu rächen. 4 Frauen. 4 Frauen, die ihn damals verhöhnt hatten und die dafür nun büßen müssen. Er lernt in kürzester Zeit, wie er Menschen aufspüren kann und beginnt sein infernalisches Spiel.

Diese zwei unterschiedlichen Figuren treffen letztendlich aufeinander und stoßen auf etwas, was die ganze Welt verändern wird. Eine neue Revolution. Es stößt großes Interesse auf. Eines Tages lädt der Führer Persönlich – Adolf Hitler – Eugen ein, um ihn persönlich zu danken. Und ab diesem Moment wird nichts mehr so sein, wie es einmal war.

Andreas Eschbach hat ein sehr interessantes Szenario geschaffen. Sein Thema ist am Puls der Zeit. Längst befinden wir uns in einer Zeit, in der wir wenig Freiheit genießen. Überwachungen, Datendiebstähle, Paybackpunkte, Deutschlandkarte, Online-Banking, Cloud, Facebook etc. Beinahe alles wird online verwaltet. Jede unserer Aktionen könnte mit Leichtigkeit nachverfolgt werden. Was wir essen, wie wir es essen, wo wir es essen. Was wir lesen, was wir in der Freizeit gerne machen etc. Aber was wäre passiert, wenn all diese Dinge bereits zu Zeiten Adolf Hitlers möglich gewesen wären? Wenn das Reich über diese grenzenlosen Möglichkeiten besessen hätte? Wie würde die Welt heute aussehen? Ein sehr spannender Roman, der auf über 700 Seiten große Spannung bietet. Die Figuren wirken extrem lebendig und man kann sie sich als Menschen unserer Gesellschaft sehr leicht vorstellen. Hier beweist der Autor seine große Klasse. Dieses Buch schreit nach einer Verfilmung!

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Veröffentlicht am 25.12.2017

Äußerst realistische Zukunftstendenzen

Die Optimierer
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Was wären wir für Menschen, wenn wir uns kennen würden, ohne uns kennenlernen zu müssen? Wäre Freundschaft eine Utopie? Wäre die Liebe plastisch? Oder wären wir zufrieden, weil wir die Makel bereits im ...

Was wären wir für Menschen, wenn wir uns kennen würden, ohne uns kennenlernen zu müssen? Wäre Freundschaft eine Utopie? Wäre die Liebe plastisch? Oder wären wir zufrieden, weil wir die Makel bereits im Voraus kennen würden und so nicht verletzbar wären und keine Angst vor einer schmerzhaften Trennung haben müssten. Sind Erfahrungen jedoch nicht jene, die uns erst als Menschen ausweisen? Theresa Hannig hat ein Buch geschrieben, welches vorausdenkt. Es manifestiert eine erstrebenswerte Welt, welche am Puls der Zeit zu liegen scheint, die jedoch auch viele Fragen an die Gesellschaft und ihr technifizierendes Zukunftsdenken stellt.

Es gibt nur mehr synthetisches Fleisch. Eine Kommunikationslinse im linken Auge zeigt alle Informationen, die man für das Leben wissen muss und autorisiert alle Personen, die einem über den Weg laufen. Automatisierte Autos, die keine Lenker benötigen und Roboter im Alltag, die alles regeln sind die Eckpfeiler des neuen Staates: Bundesrepublik Europa. Samson Freitag ist ein sehr zufriedener Bürger. Er lebt in München und arbeitet als Lebensberater. Es ist das Jahr 2052. In diesem soll sich einiges für ihn ergeben: eine Beförderung steht im Raum und außerdem bereitet er einen Heiratsantrag für seine Freundin Melanie vor, mit der er laut der Software zu 86 % zusammenpasst. Für die Beförderung fehlen ihm ein paar Sozialpunkte. Diese sammelt man, wenn man gutes für den Staat tut oder Korrekturvermerke an den Staat weiterleitet. Er hat stolze 980 Punkte und ist somit ein angesehener Bürger.

Das Prinzip des Staates ist einfach: jeder, der gebraucht wird, wird unterstützt. Sollte jemand jedoch nicht die Kriterien erfüllen, die der Wirtschaft nützlich sind, kommt er in die Kontemplation. Das bedeutet er wird ausgegliedert aus der Gesellschaft. Man bekommt ein Grundeinkommen und muss nie mehr etwas tun. Samson stört das nicht. So funktioniert das und er empfindet das als fair. Nur die Guten und Klugen können einen Staat aufrechterhalten. Außerdem schottet sich die Bundesrepublik Europa von allen anderen Staaten der Welt durch einen Zaun ab. Keiner darf in diese famose Welt. Für eine noch perfektere Ausgestaltung wird eine Konstellation von Berufsrobotern in den Arbeitsbereichen eingeführt, die alles überwachen. Sie sind fehlerlos. Menschen jedoch neigen zu Fehlern.

Die Elegien gegen diese Überwachungswelt werden strengstens überwacht und bestraft. Erst als Samson von seiner Freundin verlassen wird, weil er versessen ist ein optimaler Bürger zu werden und dem System blind folgt, beginnt sein Leben eine Drehung zu bekommen. Er entdeckt einen mysteriösen Fehler im System der Lebensberatung und begeht selbst einen Fehler, der ihn in eine Gefahr bringt, die sein ganzes Leben verändert.

Theresa Hannig hat sich an ein Thema herangewagt, welches sich explizit mit Zukunftsvisionen beschäftigt, die unserer Zivilisation nicht fremd sind. Edward Snowden öffnete der Welt die Augen, doch sie hielt sie verschlossen. Diese ablehnende Haltung gegen das Offensichtliche suggeriert eine äußerst folgende Gesellschaft, die ein System blindlinks akzeptiert. Deswegen sind Szenarien wie dieses Buch sie aufzeigt keine Unwahrscheinlichkeit. Sie erzeugen Bilder, die zum Nachdenken bewegen. Die Sprache im Buch ist eine äußerst prägnante, die auch mit sehr kurzen Kapiteln umzäunt wird. Was dem Buch fehlt, ist die Strahlkraft in den Figuren. Sie scheinen mir zu mechanisch und „robotisiert“. Die Hauptfigur Samson ist trotz aller Umstände nicht in der Lage eine Humanität zu gewinnen. Diese lieblose Ausgestaltung der Figur und die Machtlosigkeit einer Entwicklungstendenz, stumpfen das Buch etwas ab. Ansonsten ist es ein sehr zu empfehlendes Buch mit großem Potenzial und Visionen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Idee/Originalität
  • Spannung