Platzhalter für Profilbild

Lunamonique

Lesejury Profi
offline

Lunamonique ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Lunamonique über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2020

Fesselnd und erschütternd

Das wirkliche Leben
0

Das Roman-Debüt „Das wirkliche Leben“ von Autorin und Schauspielerin Adeline Dieudonné wurde mehrfach ausgezeichnet und in 20 Sprachen übersetzt.

Die 10jährige Schwester liebt ihren 6jährigen Bruder ...

Das Roman-Debüt „Das wirkliche Leben“ von Autorin und Schauspielerin Adeline Dieudonné wurde mehrfach ausgezeichnet und in 20 Sprachen übersetzt.

Die 10jährige Schwester liebt ihren 6jährigen Bruder Gilles über alles. Zusammen lauschen sie der Geschichtenerzählerin oder spielen heimlich auf einem Schrottplatz. Ein Unglück verändert von einem auf den anderen Tag alles.

Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus Sicht der großen Schwester erzählt. Die besondere Phantasie des Mädchens, detaillierte Beschreibungen, originelle Bezeichnungen und Vergleiche erwecken Umgebung und Zuhause zum Leben. Der ganz eigene Erzählstil sorgt von Anfang an für eine hohe Intensität. Alles wirkt sehr real und greifbar. Die Geschichte entwickelt einen besonderen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Eine abrupte und sehr überraschende Wende lässt beide Kinder auf den Abgrund zu steuern. Die namenlose Ich-Figur sucht verzweifelt nach einem Ausweg und klammert sich an einen magischen Strohhalm. Bald löst der Roman ein Wechselbad der Gefühle aus. Mal ist man gerührt, dann wieder erschüttert oder schockiert. Der Drahtseilakt der Hauptfigur ist schwer auszuhalten. Eskalationen sind vorprogrammiert. Kurze Kapitel sorgen für Tempo und steigern die Spannung. „Denn das Leben war nun mal eine Ladung Fruchtpüree in einem Mixer und man musste aufpassen, in dem Strudel nicht von den Klingen nach unten gezogen und zerkleinert zu werden.“ Die Ich-Figur verpackt Veränderungen, die vor sich gehen, in phantasievolle und sehr treffende Bilder. In ihren Gedanken und Lösungen steckt lange Zeit das Kind. Die Geschichte umfasst mehrere Jahre. Die Schwester gibt nicht auf, ihren Bruder aus dem erlittenen Trauma zu retten. Dieser Kampf berührt. Trotz aller Grausamkeiten hat der Roman viel Herzenswärme. Das Glück liegt in greifbarer Nähe und ist doch so weit weg. Die Achterbahnfahrt nimmt an Tempo zu. Kann es noch eine Steigerung geben? Mehrmals stockt einem der Atem. Längst hat der Plot Thriller-Niveau. Bis zum Schluss immer härterer Tobak!

Das Cover kreative, moderne Cover lässt den Inhalt nicht annähernd erahnen. Nichts kann auf diese Geschichte vorbereiten. „Das wirkliche Leben“ macht sprachlos und ist für alle empfehlenswert die packende Pageturner lieben. Man sollte dieses Buch lieber bei Tageslicht lesen und sich auf Einiges gefasst machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2020

Warmherzig und unterhaltsam

Wie uns die Liebe fand
0

„Wie uns die Liebe fand“ ist der Debütroman von Autorin Claire Stihlé. Madame Nan erzählt, wie sich ein ganzes Dorf verändert und etwas völlig aus dem Ruder läuft.  

Die 92jährige Marie-Ann-Nanon genannt ...

„Wie uns die Liebe fand“ ist der Debütroman von Autorin Claire Stihlé. Madame Nan erzählt, wie sich ein ganzes Dorf verändert und etwas völlig aus dem Ruder läuft.  

Die 92jährige Marie-Ann-Nanon genannt Madame Nan lässt in ihren Erinnerungen die Vergangenheit und unglaubliche Ereignisse aufleben. Ihre geliebten Töchter Marie, Anne, Chloe und Coraline spielen dabei eine wichtige Rolle.

Die Ich-Perspektive erlaubt viel Nähe zur Hauptfigur und zu ihrer Geschichte. Die große Liebe zu ihrem verstorbenen Ehemann und den Töchtern wird greifbar. Marie, Anne, Chloe und Coraline sind sehr unterschiedlich. Was sie vereint ist die besondere Fürsorge und Liebe zu ihrer starken Mutter. Die Familie hält zusammen, jeder trägt Sorge für den Anderen. Die Warmherzigkeit berührt das Herz. Frech, forsch, unberechenbar, Madame Nans Töchter hecken im Angesicht einer großen Herausforderung besondere Ideen aus, die selbst ihre Mutter zum Staunen bringen. Der Ball gerät ins Rollen. Die Folgen sind sehr unterhaltsam. Immer wieder bringt die Geschichte zum Schmunzeln. Der Handlungsort Elsass, Sprache, Rezepte, eigenwillige Dorfbewohner und eine Kulisse, die im Mittelpunkt steht, lassen viel Atmosphäre aufkommen. Persönliche Anrede, Gedanken und Kommentare machen die Hauptfigur sehr sympathisch und verleihen ihr eine sehr real wirkende Persönlichkeit. Der Erzählstil sorgt dafür, dass auch alle anderen beteiligten Charaktere sehr lebendig wirken. Ernste Themen kommen mit Kriegszerstörung, Besatzung und Nachkriegszeit auf. Es geht nicht nur um das Thema Liebe sondern auch um die Familiengeschichte. Ein Desaster und eine spätere Wende überraschen. Der liebenswerte Umgang in der Familie, trotz aller Gegensätze und so mancher Meinungsverschiedenheiten, berührt von Anfang bis Ende. Auch Schluss und Ausklang sind sehr gelungen. Auf den letzten Seiten des Buches sind Madame Nans Elsässische Rezepte zu finden und laden zum Nachkochen ein.

Die bunten erhabenen Blütenblätter passen sehr gut zur warmherzigen Geschichte. Etwas kreativer hätte der Titel sein können, denn das Buch entwickelt mehr Zauber als erwartet. Schön ist die Buchgestaltung mit dem Spruch auf Rot am Anfang und Ende. „Wie uns die Liebe fand“ befasst sich mit den Facetten der Liebe, dem damit verbundenen Glück und schicksalhaften Verstrickungen. Es zeigt auf seine Weise, was Familie bedeutet und animiert dazu, noch mehr Herzenswärme einzubringen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.05.2020

Beeindruckend und informativ

Young Rebels
0

In „Young Rebels - 25 Jugendliche, die die Welt verändern!“ vom Autorenduo Benjamin und Christine Knödler kämpfen 25 junge Rebellen um Freiheit, Gleichberechtigung, Bildung, Demokratie, Natur- und Umweltschutz ...

In „Young Rebels - 25 Jugendliche, die die Welt verändern!“ vom Autorenduo Benjamin und Christine Knödler kämpfen 25 junge Rebellen um Freiheit, Gleichberechtigung, Bildung, Demokratie, Natur- und Umweltschutz und vieles mehr.

„Wer einmal angefangen hat, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, wird vieles finden, was sich verbessern lässt. So wie Hailey Fort es vormacht. Der Welt hat sie ein menschlicheres Gesicht gegeben. Ihr Facebook-Foto zeigt sie vor einem ihrer mobilen Unterkünfte, wie sie lachend ein Schild hochhält. „Liebe gewinnt“ steht darauf. Danach können alle handeln, ganz egal, wie klein oder groß sie sind. Ganz egal, wie klein oder groß ist, was wir tun.“

Das Vorwort beleuchtet Hintergründe und Entstehung des Buches und stimmt auf 25 spannende Porträts ein. Das ein oder andere Gesicht, der ein oder andere Name ist geläufig. Klima-Aktivistin Greta Thunberg zählt genauso zu den jungen Rebellen wie Bildungs-Aktivistin Malala Yousafzai und Umwelt-Aktivist und Erfinder Boyan Slat. Nicht nur die Menschen hinter dem Engagement begeistern sondern auch die Themenvielfalt. Karolina Farská kämpft gegen Korruption in der Slowakei. Poetry-Slammer Solli Raphael setzt sich für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz ein. Das Buch erzählt, wie sie zu Aktivisten geworden sind, mit welchen Widerständen sie kämpfen mussten und was sie inzwischen erreicht haben. Vollständig kann die Auflistung nicht sein. Die 25 jungen Menschen stehen für Viele auf der Welt, die Dinge hinterfragen, auf Missstände aufmerksam machen und sich mit besonderer Leidenschaft engagieren. Illustratorin Felicitas Horstschäfer setzt die Gesichter der 25 Aktivisten in Szene und zeigt das Kämpferische in prägnanten Details. Der Einsatz, die Lebensaufgaben der jungen Rebellen beeindrucken. Alle haben sie ihr Herzensprojekt gefunden. Jeder auf seine Weise ist Weltenretter und Game Changer. Zu Tränen rührt Emma González, Aktivistin für strengere Waffengesetze. Sie hat am 14. Februar 2018 den Amoklauf an der Marjory Stoneman Douglas High School miterlebt. Ihr Porträt enthält Ausschnitte aus ihrer Rede vom 24.März 2018 in Washington D.C.. In jedem der Porträts stecken auch die Probleme unserer Welt. Das alles so geballt zu lesen, lässt niemanden kalt. „Ich wünsche mir eine breite, offene und couragierte Gesellschaft. In Teilen ist die Gesellschaft noch zu leise. Ich wünsche mir, dass sich noch mehr Leute einbringen, dass noch mehr Leute schlechte Entwicklungen nicht ignorieren, sondern aktiv und bunt dagegenhalten.“ Zitat Jakob Springfeld, Aktivist für Klimaschutz und gegen Rechts.

Der Titel zieht alle Blicke aufs Buch. Spielerische Details weisen auf Inhalt und Themenvielfalt hin. „Young Rebels – 25 Jugendliche, die die Welt verändern!“ ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht, spricht aber auch die ganze Familie an. Die Porträts können Mut machen, sich selbst zu engagieren und sein eigenes Herzensprojekt zu finden. Sehr empfehlenswert für alle Wissbegierigen und zukünftige Weltenretter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere