Eine 70jährige Lebensgeschichte in einer Zeitreise von 500 Jahren Venedigs
Das Geheimnis der GlasmacherinWie das Flitschen eines Steins über das Wasser Kreise zieht, so führt uns die Autorin durch eine Zeitreise Venedigs über 5.Jahrhunderte in 3 Hauptteilen und insgesamt 8 Kapiteln, während die Glasmacherfamilie ...
Wie das Flitschen eines Steins über das Wasser Kreise zieht, so führt uns die Autorin durch eine Zeitreise Venedigs über 5.Jahrhunderte in 3 Hauptteilen und insgesamt 8 Kapiteln, während die Glasmacherfamilie Rosso in einer Zeitblase hängen bleibt.
Ungewöhnlicher Schreibstil, wenn man bedenkt, dass man die Geschichte der Hauptprotagonistin Orsola als 9- jähriges Mädchen im Jahr 1486 beginnt und diese im 21.Jahrhundert während der Coronakrise als ältere Dame Ende 60 endet.
Die Veränderungen Venedigs, insbesondere der Glasmacherinsel Murano, sind gravierend - ob Pest, politische Konflikte, wirtschaftlicher Umschwung und Kriege, unter denen auch die Familie Rosso zu leiden hat. Die Familie wächst, Nachwuchs kommt ebenso dazu wie schmerzliche Verluste.
Man fängt die Eindrücke der Glasmacherkunst ein, darf über die Schulter gucken, um mehr über die Herstellung zu erfahren, zeitgleich reist man durch die Lagunenstadt, erlebt den Werdegang einer Stadt, die geprägt ist durch prächtige Palazzi, historische Bauten, malerische und abstrakte Kunst, die besondere Romantik und die Reisen in einer Gondel.
Allerdings erlebt man auch die Zeitenwende von Werkstatt zu Manufaktur, Leistung, Kommerz und Einzug von neuen Techniken, Angebot und Nachfrage und dem steigenden Konkurrenzdruck. Tradition ist schnell veraltet, die Anpassung an Neues erfolgt nur widerwillig oder verzögert.
Das war schon gut recherchiert und interessant gemacht, wenn auch stellenweise sehr gerafft.
Dennoch habe ich mich trotz der anfänglichen Erklärung für die Wahl der Zeitreise, dass Venedig und seine Inseln ihrer eigenen Uhr folgen, mit dem Roman etwas schwergetan.
Von der Idee gut, aber die Umsetzung hat mir leider nicht zugesagt. Als wenn man einem Geist folgt, der durch all die Veränderungen schwebt. Etwas unrealistisch, zumal einiges an manchen Stellen schon vorweggenommen wurde. Eine 70jährige Lebensgeschichte, die sich über 500 Jahre zieht.
Auch die Charaktere blieben ziemlich arrogant, kühl, trocken, sehr temperamentvoll und impulsiv, teilweise leider auch sehr vulgär. Einerseits waren sie auf Zusammenhalt bedacht, im Alltag war dies jedoch nicht wirklich sichtbar, besonders was das Verhältnis zwischen den Geschwistern betrifft.
Ich habe schon mehrmals eine Glasbläserei besucht und finde diese Kunst verbunden mit anstrengender, schwerer Arbeit faszinierend, die Ergebnisse wunderschön, filigran und vielfältig, deswegen haben mich sowohl Cover als auch Inhaltsbeschreibung auch sofort angesprochen.
Jedoch scheiterte es teilweise an dem Zeitreiseprinzip, den vielen italienischen Wörtern, die man hinten nachschlagen musste, den verschiedenen Längen und der trockenen Erzählweise samt stellenweise fehlender Spannung.