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Maimouna19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2025

Lebensfreundschaft

Morgen, morgen und wieder morgen
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In "Morgen, morgen und wieder morgen" schreibt Gabrielle Zevin über die komplizierte und langjährige Freundschaft von Sadie und Sam. Die beiden lernen sich in den 1990er Jahren als Kinder kennen. Sam ...

In "Morgen, morgen und wieder morgen" schreibt Gabrielle Zevin über die komplizierte und langjährige Freundschaft von Sadie und Sam. Die beiden lernen sich in den 1990er Jahren als Kinder kennen. Sam liegt nach einem schweren Verkehrsunfall, bei dem seine Mutter ums Leben kam, im Krankenhaus in Los Angeles. Hier lernt Sadie ihn kennen, die wegen der Krebsbehandlung ihrer Schwester dort ist. Über das Computerspiel „Super Mario“ freunden sich die beiden an.
Nach einer Enttäuschung zerbricht ihre Freundschaft und sie verlieren den Kontakt zueinander.
Jahre später, beide studieren inzwischen an der Ostküste, treffen sich Sadie und Sam zufällig wieder. Sadie hat eine Idee für ein Computerspiel und gemeinsam gründen sie ihre erste Firma, ein Spieleentwicklerstudio. Ihr erstes gemeinsames Spiel „Ichigo“ wird zu einem Sensationserfolg, weitere folgen und ihre gemeinsame Firma „Unfair Games“ wächst rasant. Dadurch entstehen aber auch Spannungen, die ihre Freundschaft erneut auf die Probe stellen.

Gabrielle Zevin beschreibt die jeweiligen Zwänge und Sehnsüchte von Sadie und Sam sowie ihre Kreativität, die sie gleichzeitig verbindet, aber auch zu Rivalen macht.
Der Roman ist in einer klaren, schnörkellosen Sprache geschrieben, es ist eine Geschichte über Wagnisse und Scheitern, über die Möglichkeit aus Fehlern zu lernen und neu anzufangen bzw. sich neu zu erfinden. Und vor allem ist es die Geschichte einer Lebensfreundschaft mit all ihren Höhen und Tiefen. Dass der Roman in die Welt der Computerspiele eingebettet ist, macht es für Leser, die der Generation der Computerspiele angehören, vielleicht sogar noch lesenswerter. Da ich keinerlei Draht zu Computerspielen habe, war das für mich eher abschreckend. Doch insgesamt ist "Morgen, morgen und wieder morgen" einfach intelligente und kurzweilige Unterhaltung und hat mir ein paar angenehme Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 09.09.2025

Oberflächlich und seicht

Cleopatra und Frankenstein
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"Cleopatra und Frankenstein" erzählt die Geschichte von Cleo, einer jungen, mittellosen britischen Kunststudentin, deren US-Visum abläuft und dem bedeutend älterem Amerikaner Frank, wohlhabend und Inhaber ...

"Cleopatra und Frankenstein" erzählt die Geschichte von Cleo, einer jungen, mittellosen britischen Kunststudentin, deren US-Visum abläuft und dem bedeutend älterem Amerikaner Frank, wohlhabend und Inhaber einer Werbeagentur. Die beiden lernen sich zufällig auf einer New Yorker Silvesterparty kennen und beginnen eine Romanze, die in eine spontane, überstürzte Ehe führt. Nach einer anfänglich (zumindest oberflächlich) glücklichen Zeit voller Partys und Abwechslung droht ihre Beziehung zu zerbrechen. Beide haben mit den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit, familiären sowie Drogen- und Alkoholproblemen zu kämpfen. Trotz ihrer Beziehung fühlen sie sich einsam und müssen feststellen, dass sie einander nicht helfen können bzw. einander nicht gut tun.
Mit „Blue Sisters“ hat Coco Mellors eine so vielschichtige und berührende Geschichte vorgelegt, dass ich auch unbedingt „Cleopatra und Frankenstein“ lesen wollte. Leider hat dieser Roman meine Erwartungen überhaupt nicht erfüllt. Das Buch ist zwar flüssig geschrieben, angenehm lesbar, teilweise durchaus humorvoll, aber irgendwie war es mir zu seicht und oberflächlich. Neben Cleo und Frank, haben auch so ziemlich alle anderen Charaktere ihre eigenen Traumata und kommen anscheinend nur mit Alkohol und Drogen durch ihr Leben. Das wurde mir irgendwann wirklich zuviel, ich hatte den Eindruck, ganz New York kokst und säuft…
Wäre „Cleopatra und Frankenstein“ mein erstes Buch von Coco Mellors gewesen, hätte ich wohl kein weiteres Buch der Autorin mehr gelesen. Vielleicht bin ich auch nur kein Fan von Liebesgeschichten, egal wie glücklich oder unglücklich sie ausgehen…

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Veröffentlicht am 09.09.2025

Mir fehlte die Spannung

Babel
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„Babel“ erzählt die Geschichte eines Waisenjungen aus dem südchinesischen Kanton. Nachdem seine Familie von einer Seuche dahingerafft wurde, taucht überraschend ein englischer Professor auf und nimmt ihn ...

„Babel“ erzählt die Geschichte eines Waisenjungen aus dem südchinesischen Kanton. Nachdem seine Familie von einer Seuche dahingerafft wurde, taucht überraschend ein englischer Professor auf und nimmt ihn mit in das London des beginnenden 19. Jahrhunderts. Als Robin Swift, einem selbstgewählten Namen, „den die Engländer aussprechen können“, wird er von Professor Lovell intensiv auf das Studium am „Königlichen Institut für Übersetzung“ (auch Babel genannt) in Oxford vorbereitet.
An der Uni findet Robin in drei Mitstudierenden (Ramy, Victoire und Letty) Freunde, die eine Art Familienersatz für ihn werden. Zwei von ihnen (Ramy und Victoire) befinden sich in einer ähnlichen Situation wie er selbst: dank ihrer Muttersprachen und ihrer Sprachbegabung werden sie vom britischen Empire als wertvolle „Ressourcen“ betrachtet, müssen erfahren, dass auch mit ihrer Mithilfe ihre Herkunftsländer unterdrückt und ausgebeutet werden, sie selbst aber eben aufgrund ihrer „exotischen“ Herkunft nicht von der Gesellschaft akzeptiert werden.
In Oxford trifft er auch auf seinen Halbbruder Griffin, der ebenfalls von Professor Lovell als Kind nach England gebracht und auf ein Studium in Babel vorbereitet wurde. Griffin hat allerdings sein Studium abgebrochen, ist in den Untergrund gegangen und hat sich der Geheimorganisation „Hermes“ angeschlossen, deren Ziel es ist, die Vormachtstellung des britischen Empires zu brechen.

Kennengelernt habe ich R.F. Kuang durch „Yellow Face“, ein Buch, das ich mit großer Begeisterung gelesen habe und der Anlass war, auch „Babel zu lesen, obwohl Fantasy bzw. Dark Academia nicht mein Genre sind. Das hat sich leider bestätigt. Sprachlich ist „Babel“ ein Meisterwerk, es ist hervorragend recherchiert, man lernt so einiges über Etymologie und Literaturtheorie, die (Un)Möglichkeit des Übersetzens. Gleichzeitig liefert das Buch viel Stoff zum Nachdenken über Kolonialismus, Imperialismus, Kapitalismus und Globalisierung. Trotz dieser positiven Aspekte konnte mich „Babel“ nicht packen. Die vielen Fußnoten haben mich genervt, inhaltlich fand ich es irgendwann langweilig, mir fehlte über weite Strecken einfach die Spannung. Ich war durchaus mehrfach versucht, das Buch einfach abzubrechen, habe nur durchgehalten, weil ich immer noch auf eine spannende Wendung gewartet habe.
„Babel“ hat nicht ohne Grund so viele Fans, für mich war es allerdings nicht das Richtige.

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Veröffentlicht am 05.08.2025

Einfach genial!

James
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Percy Everett greift in „James“ Mark Twains Klassiker „Huckleberry Finn“ auf, erzählt die Geschichte aber aus Sicht des Sklaven Jim.
Jim, der eigentlich James heißt, beschließt zu fliehen, als er erfährt, ...

Percy Everett greift in „James“ Mark Twains Klassiker „Huckleberry Finn“ auf, erzählt die Geschichte aber aus Sicht des Sklaven Jim.
Jim, der eigentlich James heißt, beschließt zu fliehen, als er erfährt, dass er ohne seine Frau und Tochter verkauft werden soll. In der Hoffnung, dass man dort nicht nach ihm sucht, macht er sich in Richtung Süden auf und nicht - wie die meisten entflohenen Sklaven - in den freien Norden. Unterwegs trifft er auf Huckleberry Finn, genannt „Huck“, der seinem gewalttätigen und trunksüchtigen Vater entkommen will. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg – James mit dem Ziel, genug Geld zu verdienen, um seine Familie freizukaufen.
OK, ich hätte dieses Buch nicht gebraucht, um zu lernen, dass Rassismus und Sklaverei falsch sind, aber die Idee, die Geschichte aus der Perspektive des Sklaven James zu erzählen, ist einfach grandios. Der Roman ist großartig geschrieben, spannend und unterhaltsam. Da ich das Buch auf Englisch gelesen habe, hatte ich anfänglich Schwierigkeiten mit dem von James und anderen Sklaven gesprochenen Kauderwelsch-Slang, musste mir Dialoge teils laut vorlesen, um sie zu verstehen. Das Lesevergnügen wurde dadurch allerdings nicht getrübt, sondern war der einzige Grund, der mich beim Lesen zum Schmunzeln gebracht hat: um der Erwartungshaltung der weißen Sklavenhaltergesellschaft zu entsprechen, befleißigen sich die Sklaven dieses Slangs und James verbirgt dadurch seine Sprachgewandtheit und die Tatsache, dass er lesen und schreiben kann. Schon den Kindern wird beigebracht, in Gegenwart von Weißen nur in diesem Kauderwelsch zu reden, um das Bild des dummen, einfältigen Schwarzen aufrechtzuerhalten und damit Bestrafungen und Misshandlungen zu vermeiden.
Ansonsten schildert der Autor schonungslos und eindringlich die Grausamkeiten der Sklaverei: Menschen werden wie Vieh behandelt, Männer werden ausgepeitscht, Frauen vergewaltigt, Familien ohne mit der Wimper zu zucken, voneinander getrennt.
Mit „James“ ist Everett ein genialer Roman gelungen, allemal mehr als nur eine „Abenteuergeschichte“. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 31.07.2025

Heißes Pflaster Porto

Tod in Porto
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Porto im Hochsommer: Inspektor Fonseca und sein Team haben sich geistig schon fast in den Urlaub verabschiedet. Noch ein letzter Bereitschaftsdienst und die verdienten Ferien können beginnen.
Doch dann ...

Porto im Hochsommer: Inspektor Fonseca und sein Team haben sich geistig schon fast in den Urlaub verabschiedet. Noch ein letzter Bereitschaftsdienst und die verdienten Ferien können beginnen.
Doch dann wird die Leiche eines brasilianischen Immobilienmaklers gefunden. Auf einem seiner Mobiltelefone wird ein brutales Video, das eine abgeschnittene Zunge und Ohren zeigt, die an eine Holztür genagelt sind, gefunden – die brasilianische Methode, jemandem mitzuteilen, dass er ein Spitzel und seinem Ende nahe ist. Dieses Video wurde insgesamt an 8 Männer brasilianischer Herkunft geschickt. Fonsecas Team nimmt sofort die Ermittlungen auf und rechnet mit dem Schlimmsten. Schon bald darauf wird eine zweite Leiche gefunden, ebenfalls ein Brasilianer und Angestellter der gleichen Firma wie das erste Opfer. Welche Rolle spielen der Eigentümer der Immobilienfirma, eine bekannte Portoer Halbweltgröße, seine junge brasilianische Ehefrau und deren Halbschwester, die sehr zurückgezogen lebt und ständig von Leibwächtern umgeben ist? Gibt es eine Verbindung zur brasilianischen Unterwelt? Fonseca und sein Team stoßen auf eine Mauer des Schweigens.
Tod in Porto“ ist nach „Barco Negro“ der zweite Fall um Inspektor Fonseca. Wie üblich bei dieser Art Krimi, kann man die Bücher unabhängig voneinander lesen bzw. muss sich nicht an die Reihenfolge halten, da es sich um abgeschlossene Fälle handelt.
Das Buch ist spannend geschrieben und lässt sich flüssig lesen. Besonders die häufigen Perspektivwechsel zwischen Inspektor Fonseca, den verschiedenen Ermittlerteams und Verdächtigen lassen keine Langeweile aufkommen.
Insgesamt ein solider, spannender Krimi mit etwas weniger Lokalkolorit als man es von Krimis dieser Art gewohnt ist – was der Lektüre aber keinen Abbruch tut. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt.

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