Cover-Bild Die Jagd
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 23.02.2022
  • ISBN: 9783257071580
Sasha Filipenko

Die Jagd

Ruth Altenhofer (Übersetzer)

Ein Journalist, der zu viel weiß. Ein Sohn, der seinen Vater verrät. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt. Ein korrupter Schreiberling ohne jeden Skrupel. Medien, die auf Bestellung einen Ruf ruinieren. Sasha Filipenko erzählt die Geschichte des idealistischen Journalisten Anton Quint, der sich mit einem Oligarchen anlegt. Worauf dieser den Befehl gibt, Quint fertigzumachen. Die Hetzjagd ist eröffnet.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.08.2022

Das Sinnbild für Mobbing und Schikane...

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Da mir die anderen Romane des Autors sehr gefielen, musste ich natürlich auch hier reinlesen und es hat mich ehrlich gesagt umgehauen.

In der Geschichte geht es um Anton Quint, einem Journalisten, der ...

Da mir die anderen Romane des Autors sehr gefielen, musste ich natürlich auch hier reinlesen und es hat mich ehrlich gesagt umgehauen.

In der Geschichte geht es um Anton Quint, einem Journalisten, der gerne provokativ schreibt und Missstände aufdeckt. Seine letzte Enthüllung hat leider einem Oligarchen so gar nicht gefallen und er muss die Konsequenzen tragen. Wie weit geht man, um sich selbst treu zu bleiben?

Der Roman las sich für mich fast so wie ein Drehbuch oder Theaterstück, da viel Redeanteil enthalten ist und der Leser Hinweise bekommt, was ihn als Nächstes erwarten wird.

Es wird sehr anschaulich dargestellt wie die russische Gesellschaft tickt und dass es eben nur darauf ankommt wer Macht und Geld hat und nicht wer im Recht ist. So lässt sich auch verstehen warum auch aktuell im Land kaum Widerstand zu spüren ist, denn da gehören Mut und Mumm dazu das auszuhalten.

Die eigentliche Jagd auf den Journalisten hat mir Gänsehaut verschafft, denn mir war nicht klar wie grausam es zugehen könnte. Man konnte sich intensiv vorstellen wie sich Anton Quint quält und ich muss gestehen, dass ich sehr schnell aufgegeben und mich zurückgezogen hätte.

Lews Erzählungen über sein Leben als junger Mann und wie er dann zum Gangster wurde, das hatte schon etwas für sich. Es machte ihn jetzt nicht sympathisch, aber sein Handeln war doch irgendwie nachvollziehbar, schließlich musste er aus seinem Schlamassel wieder heraus. Und auch für den Oligarchensohn hatte ich irgendwie Mitgefühl, das hat Filipenko sehr geschickt gemacht.

Fazit: Eine bedrückende Geschichte, die mich völlig in ihren Bann gezogen und mich begeistert hat. Klare Leseempfehlung. Klasse!

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Veröffentlicht am 25.07.2022

Der beste, gleichzeitig furchtbarste Filipenko bisher

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„Rote Kreuze“ hat mich begeistert, „Der ehemalige Sohn“ hat mir gut gefallen. So war für mich klar, dass ich auch den nächsten Roman von Sascha Filipenko lesen werde.

„Die Jagd“ war undurchsichtig wie ...

„Rote Kreuze“ hat mich begeistert, „Der ehemalige Sohn“ hat mir gut gefallen. So war für mich klar, dass ich auch den nächsten Roman von Sascha Filipenko lesen werde.

„Die Jagd“ war undurchsichtig wie das russische Regime, sie war maximal gefährlich, eine echte Herausforderung. Insgesamt war das Gelesene einfach nur grauenvoll und hat mich entsetzt zurückgelassen. Mein Glaube an das Gute im Menschen wurde massiv erschüttert. Der kaum zu ertragende Inhalt wird dermaßen dicht an Opfern und Tätern erzählt, dass es mir vorkam, als wäre ich live als Zuschauer dabei. Diese Tatsache lässt mich diesen neuen Roman noch ein Tucken besser finden als „Rote Kreuze“. Vielleicht ist es auch der aktuelle Kontext, der mich so stark berührt.

Anton Quint ist Journalist. Er berichtet kritisch über das Regime sowie über die Reichen und Schönen. Anton führt ein normales, recht unaufgeregtes Familienleben bis er eines Tages aus Sicht des Oligarchen Slawin den Bogen überspannt. Die Jagd beginnt. Dabei geht es nicht darum, Anton zu erwischen und ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen, sondern eher um perfide Tierquälerei. Erschreckend dabei ist die Geschwindigkeit, in der das Grauen voranschreitet, und die Leichtigkeit mit der es konstruiert werden kann.

Zu Beginn des Romans war ich unsicher hinsichtlich der Charaktere, wer gehört zu wem, wer sind hier die Guten. So stelle ich mir auch das Leben in Russland vor, unsicher. Man muss stets auf der Hut sein, mit wem man offen reden kann und mit wem nicht. Fragwürdig ist darüberhinaus, ob die Vertrauten von heute auch in Zukunft noch zuverlässig sind. Interessant war dann die Entwicklung der beiden Brüderfiguren, die sich jeder auf seine Weise hochgearbeitet haben im Leben. Wirklich gemocht habe ich übrigens keine Figur im Roman, es gibt allerdings verschiedene Grade der Abneigung, die ich empfinde. Mit Anton Quint habe ich so meine Probleme, weil er nicht nur sich selbst in Gefahr bringt mit seiner Berichterstattung. Vielleicht spüre ich auch den Wunsch nach dem ganz großen Coup bei ihm. Die meiste Abscheu empfinde ich gegenüber dem Oligarchen und seinem Sohn.

Das Besondere an der Jagd ist Sascha Filipenko’s Fähigkeit, uns in die Stimmung, in die Gefühlswelt seiner Charaktere eintauchen zu lassen. Da ist das Versnobte und die Langeweile der reichen Oligarchen-Kids sowie die überbordende Aufgeregtheit der Jagenden, die im gegenseitigen Wettbewerb immer noch einen draufsetzen wollen. Sie wirken wie Suchtkranke auf der Suche nach dem nächsten Kick. Sie wissen genau was sie tun, bedienen sich allerdings einer verharmlosenden Sprache, ziehen ihr Tun ins Lächerliche als wäre alles nur ein großer Witz. Auch die Darstellung Anton Quints ist gelungen. Der Journalist verliert, getrieben durch den Wunsch das Richtige zu tun, die Wahrnehmung, wann er genug für seine Ideale gekämpft hatte.

Für mich ist es eine Sache, eine Ahnung im Sinne einer Vorstellung von einem autoritären Regime mit seinen Eliten zu haben, es eine zweite Sache hier in so deutlicher Prosa davon zu lesen und sein eigenes Bild weit ins Negative zu korrigieren. Was ganz anderes aber dürfte es sein, in so einem Regime leben zu müssen. Ganz ehrlich: Ich kann gut nachvollziehen, warum Massen von Menschen ein angepasstes Leben führen und eben nicht gegen ihre Eliten rebellieren. Bevor man ebendiese Massen leichtfertig als Mitläufer bezeichnet, sollte man unbedingt diesen Filipenko lesen.

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Belarussische Schikanen

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Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko war mit seinem Roman „Die Jagd“ in Russland für den Big Booker Award und dem russischen Booker Preis nominiert.
Jetzt lebt er mit seiner Familie in Deutschland.


Der ...



Der belarussische Schriftsteller Sasha Filipenko war mit seinem Roman „Die Jagd“ in Russland für den Big Booker Award und dem russischen Booker Preis nominiert.
Jetzt lebt er mit seiner Familie in Deutschland.


Der Autor bringt uns mit großem Ausdruck die belarussische Politik nahe. In dem Roman erkennt man vieles, was man in den Nachrichten von der Lage des Landes für seine Bewohner erfährt.

In dem Roman erlebt man mit, wie einem Journalisten, und seiner Familie. das Leben vermiest wird. Was die Obrigkeit sich einfallen lässt ist grausam. Der Journalist zeigt sich beharrlich, aber er hat keine Chance.
Sasha Filipenko ist ein großartiger Schriftsteller, der die politischen Dinge ehrlich zur Sprache bringt. Für die Obrigkeit ist er da wohl auch unbequem.
Er kennt das Regime, deshalb ist seine Sichtweise nachvollziehbar.

Der Roman ist ein Leseerlebnis, das ich gerne weiter empfehle.




Veröffentlicht am 23.02.2022

Sasha Filipenko - Die Jagd

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Anton Quint ist Journalist in Moskau, kein einfacher Beruf, vor allem nicht dann, wenn man gegen Korruption und für das Aufdecken illegaler Machenschaften kämpft. Er weiß, dass sein Job gefährlich ist, ...

Anton Quint ist Journalist in Moskau, kein einfacher Beruf, vor allem nicht dann, wenn man gegen Korruption und für das Aufdecken illegaler Machenschaften kämpft. Er weiß, dass sein Job gefährlich ist, schon vier seiner Kollegen sind ums Leben gekommen, auch die Geburt seiner Tochter und das eindringliche Bitten seiner Frau können ihn nicht aufhalten, denn er ist gerade einer großen Geschichte auf der Spur. Diese führt zu dem Oligarchen Slawin, der vorgeblich sein Vaterland liebt, was ihn aber nicht daran hindert, zig Immobilien im Ausland zu besitzen. Der Journalist ist ihm ein Dorn im Auge und so beauftragt er seinen Neffen Kalo und dessen Freund Lew, dafür zu sorgen, dass Quint das Land verlässt. Wie ist egal, ebenso die Kosten. Ein perfider Plan wird ausgeheckt und umgesetzt und Anton muss machtlos zusehen, wie sein Leben zerstört wird.

Bei gesellschaftskritischen oder politischen Romanen, drängt sich immer ein wenig die Frage auf, wie viel Meinung des Autors in dem Text steckt. Sasha Filipenko ist jenseits des Schreibens weißrussischer Aktivist – mit allen Gefahren, die dazugehören. Es mutet fast verwunderlich an, dass sein Roman „Die Jagd“ für die beiden größten russischen Literaturpreise nominiert war, wenn man sich die Brisanz des Inhalts anschaut. Es ist eine gnadenlose Abrechnung mit dem politischen System und der durch dieses gesteuerten Presse. Aber auch mit der Bevölkerung, die dies hinnimmt und sich eingerichtet hat.

„Ich bin unlogisch, und das gibt mir recht. Russland ist ein Land, in dem die Mehrheit nur Lügen glauben will.“

Lew hat als Kind in den 90ern den Abstieg seiner Familie miterlebt, von teuren Klamotten und Chauffeur und Privatschule ist nichts mehr geblieben. Er hat verstanden, dass er sich anpassen muss, wenn er in Russland überleben will. Das Angebot seines Schulfreunds für Onkel Wolodja, den Oligarchen, zu arbeiten, ist verlockend und bald schon füttert er das Internet mit Lügen und Erfindungen und hat sogar Spaß daran. Bis die große Aufgabe kommt, den unbequemen Journalisten zu vertreiben, die weitaus mehr erfordert.

Kalo und Lew wählen eine Strategie der Zermürbung. Seine Wohnung wird zum Kampfplatz, die „neuen Nachbarn“ tyrannisieren Anton und seine Familie. Daneben wird eine mediale Schmutzkampagne gestartet, die den vormals angesehenen Reporter schnell ins Abseits befördert, Freunde und Familie wenden sich von ihm ab, glauben das, was über ihn geschrieben wird, oder haben selbst so viel Angst vor Repressalien, dass sie sich schnell von ihm distanzieren.

„Vielleicht irre ich mich, aber mein erster Eindruck ist: Russland ist ein Land der Klischees. Die Leute sprechen mehrheitlich in den Parolen, die sie tags zuvor im Fernsehen aufgeschnappt haben. Es ist nicht üblich, Informationen zu verdauen.“

Filipenko schildert detailliert, wie einfach es ist, Anton zu diskreditieren und letztlich gesellschaftlich und beruflich zu töten. Noch dazu viel ungefährlicher, als ihn einfach zu töten, denn schnell springen andere mit auf den Zug auf und führen das fort, was Kalo und Lew initiiert haben. Besonders ironisch dabei eine Kurzgeschichte des Reporters, in der der fiktive TV Sender Execution-HD die Öffentlichkeit über vermeintliche Straftäter urteilen lässt. Hier: ein Blog-Beitrag ohne Inhalt. Die Empörung ist groß, man hat verstanden, was der Urheber damit sagen will und dafür gehört der Vaterlandsverräter hart bestraft. Was zu Beginn des Romans noch absurd amüsant anmutet, ist jedoch nur der Hinweis darauf, was Anton erwartet.

Man hat beim Lesen keine Zweifel, dass sich all dies genau so, wie es Filipenko schildert, zutragen könnte. Wer Geld hat und mit den richtigen Menschen befreundet ist, kann sich offenbar alles kaufen und alles erlauben. Kollateralschäden, wie Slawins eigener Sohn Alexander oder Antons Familie, werden billigend in Kauf genommen.

Man soll Literatur nicht zwingend als Abbild der Realität sehen, aber es fällt schwer, dies hier nach den Ereignissen in Russland und Belarus in den vergangenen Jahren zu trennen. Am erschreckendsten dabei, wie einfach der Plan ist, der reibungslos aufgeht. Ein Roman, der nachwirkt und kein gutes Gefühl zurücklässt.

Veröffentlicht am 23.02.2022

5 Sterne für diesen Lese-Knaller

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!ein Lesehighlight 2022!



Klappentext:

„Ein Journalist, der zu viel weiß. Ein Sohn, der seinen Vater verrät. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt. Ein korrupter Schreiberling ohne jeden Skrupel. Medien, ...

!ein Lesehighlight 2022!



Klappentext:

„Ein Journalist, der zu viel weiß. Ein Sohn, der seinen Vater verrät. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt. Ein korrupter Schreiberling ohne jeden Skrupel. Medien, die auf Bestellung einen Ruf ruinieren. Sasha Filipenko erzählt die Geschichte des idealistischen Journalisten Anton Quint, der sich mit einem Oligarchen anlegt. Worauf dieser den Befehl gibt, Quint fertigzumachen. Die Hetzjagd ist eröffnet.“



Sasha Filipenko gehört nach „Rote Kreuze“ zu meinem ganz festen Stamm-Autoren-Repertoire. In seinem aktuellen Werk „Die Jagd“ dürfen wir ihn wieder in Höchstleistung erleben. Der bietet uns eine Hetzjagd an! Also nutzen wir Leser diese Chance und lassen uns jagen oder werden wir die Jäger sein?

Journalist Anton Quint hat etwas, was andere nicht haben und das ist zu viel Wissen. Ich will hier versuchen ganz behutsam auf den Inhalt neugierig zu machen, ohne etwas zu verraten. Dieses Wissen wird ihm zum Verhängnis. Und dann ist da noch dieser Oligarch mit einer Macht, die den Leser fast erschlägt. Wow! Filipenko fängt auch in diesem Buch wieder eine politische Lage in den Ostländern auf und zeigt schonungslos und offen das Böse. Hier braucht man wahrlich etwas stärkere Nerven. Wer offen durch die Welt geht und sich für Weltpolitik ein wenig interessiert, wird hier viele Parallelen erkennen, und wie gesagt, kennt man das als Leser von Filipenko sehr gut. Er zeigt aber auch, das Idealismus und zu viel Akribie komplett das Gegenteil erzielen können und den Menschen der dies betreibt, aus der Bahn werfen kann. Filipenko hat auch hier wieder einen scharfen und dieses Mal auch etwas gewaltbereiten Ton am Leib. Hier werden wir Leser mit Gewalt konfrontiert, aber keine Angst, Sie werden kein blaues Auge dabei bekommen oder gar den KGB auf den Hals gehetzt bekommen. Aber seien Sie vorsichtig und auf der Hut! Anton wollte auch nur „Gutes tun“ und trat in ein Wespennest und zertrat dabei fast die Königin. Er wird zum Spielball, die Hetzjagd die hier beschrieben wird, bringt uns Leser wirklich in Fahrt und fast um den Verstand.

Es war wieder ein Fest Filipenko zu lesen, er hat einen grandiosen und treffenden Stil. Er bohrt in Wunden und traut sich den Mund aufzumachen. Er weiß genau den Leser gekonnt am Ball zu halten, er weiß, wie er uns gefangen nehmen muss um dieser Geschichte treu zu bleiben.

Dieses Buch bekommt von mir wieder 5 von 5 Sterne verliehen und eine Leseempfehlung!