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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2020

nette Sommerlektüre mit nervös-nervigem Bauch in der Hauptrolle

Die Liebe fällt nicht weit vom Strand
2

* Gut, dass mir noch eingefallen ist, meine Hose wieder zuzumachen. Der Bauch hasst diese Einzwängung und ist auch mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. *
Franziska Jebens kann schreiben und hat einen ...

* Gut, dass mir noch eingefallen ist, meine Hose wieder zuzumachen. Der Bauch hasst diese Einzwängung und ist auch mit der Gesamtsituation sehr unzufrieden. *
Franziska Jebens kann schreiben und hat einen tollen Humor, das hat sie mit ihrem Debut "Kaffee mit Käuzchen" bereits unter Beweis gestellt und deswegen habe ich mich auch sehr auf ihr neustes Werk gefreut.
Erwartet habe ich einen leichten Unterhaltungsroman, mit ein wenig Situationskomik und einer romantischen Liebesgeschichte. Und genau so ging es auch los. Sophie ist ein interessanter, sehr sympathischer Charakter, mit einem nervösen Bauch bzw. Reizdarm, dem Traum von einem eigenen Foodtruck und einem semi-sympathischen Freund namens Tim. Durch Zufall bekommt sie die Chance das Marketing für einen neuen Film zu übernehmen und wird zu den Dreharbeiten nach Dänemark eingeladen. .
Mittlerweile ging mir "Bauch" mit seiner ständigen Mitsprache, sein grunzen, grummeln und knurren und Sophies Kommunikation mit ihm, zunehmend auf die Nerven und auch die sich anbahnende Liebesgeschichte mit dem gutaussehenden Traumhausbesitzer, konnte mich nicht wirklich überzeugen - genauso wenig wie die ihrer Freundin Sascha, im Übrigen.
Was die Autorin vermitteln will wird deutlich und gefällt mir in der Kernaussage ja auch, aber die Umsetzung über den Bauch war mir tatsächlich irgendwann einfach zu viel (und das nicht nur in der Buch- sondern auch in der Hörbuchversion, wo mir so etwas meist weniger ausmacht.)
Es geht um Selbstbewusstsein und Selbstverwirklichung, darum seinen eigenen Weg zu finden und den Mut zu haben ihn auch zu gehen - etwas überdreht und realitätsfern und mit ganz viel omnipräsenter Bauchkommunikation. Wen das nicht stört, der bekommt eine kurzweilige, unterhaltsam-leichte Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 21.02.2020

atmosphärischer Mysterykrimi

Die Heimsuchung von Rosecliff Manor
1

* In Wahrheit war sie sich nicht sicher, wie sie sie wieder zum Erscheinen bringen sollte, oder ob sie das überhaupt konnte. Zwanzig Minuten verstrichen. Keine Spur von den Kindern. *

War es ein schrecklicher ...

* In Wahrheit war sie sich nicht sicher, wie sie sie wieder zum Erscheinen bringen sollte, oder ob sie das überhaupt konnte. Zwanzig Minuten verstrichen. Keine Spur von den Kindern. *

War es ein schrecklicher Unfall oder doch Mord, der den 11-jährigen Zwillingen vor vielen Jahren das Leben kostete?

Addison waren die beiden schon auf Roxannes Beerdigung aufgefallen, aber erst ein Traum führt sie nach Rosecliff Manor. Was ist damals wirklich geschehen, die Mutter verhält sich merkwürdig und warum ist der Dachboden seitdem verschlossen?

Ich war schon vom ersten Addison Lockhart Band restlos begeistert und dem steht "Die Heimsuchung von Rosecliff Manor" in nichts nach.

Die Geschichte fesselt von der ersten Seite und besticht mit einer unheimlich dichten Atmosphäre und Gänsehautmomenten. Ich mag diese kleinen Mystery-Elemente: Visionen, wenn sie Gegenstände berührt oder das sich ihr unbeeinflussbar Geister zeigen.

Die Autorin hat schon sehr interessante Charaktere geschaffen. Man hat das Gefühl, jeder verbirgt irgendetwas und das nicht nur rund um Rosecliff Manor, sondern grade auch in Addisons Privatleben. Ihre Nachbarin Helen benimmt sich noch merkwürdiger als sonst und plötzlich taucht ihre Großmutter wieder auf, eine absolut undurchsichtige, sehr interessante Frau.

Ich bin riesiger Fan der Addison Lockhart Reihe. Cheryl Bradshaw nimmt einen von der ersten Seite an mit und wenn man das Buch zuklappt, möchte man am liebsten sofort den nächsten Teil lesen. Ihr Schreibstil ist angenehm, ruhig und trotzdem sehr spannend.

Die Fälle sind zwar in sich abgeschlossen und man bekommt auch alle Informationen, die man braucht, zwischen den Zeilen geliefert, ich würde dennoch empfehlen, mit "Die Heimsuchung von Grayson Manor" zu beginnen, um in den kompletten Genuss der Randgeschichte und ihren Charaktere zu kommen.

Fazit: Ein toller Whodunit - Cold Case - Mystery und fast schon Cozy Krimi mit einer unheimlich dichten Atmosphäre und Gänsehautmomenten. Ich hoffe, dass der dritte Band schnell übersetzt wird.

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Veröffentlicht am 17.04.2018

Offen - Ehrlich - Frisch

Curvy
1

Mein Körper folgt einem genetischen Masterplan. So bin ich einfach gedacht. Aus einem Kürbis wird schließlich auch niemals eine Gurke.

Den meisten ist Sarina Nowak wohl durch GNTM ein Begriff. Mir ist ...

Mein Körper folgt einem genetischen Masterplan. So bin ich einfach gedacht. Aus einem Kürbis wird schließlich auch niemals eine Gurke.

Den meisten ist Sarina Nowak wohl durch GNTM ein Begriff. Mir ist sie jedenfalls als eine der wenigen in Erinnerung geblieben, was vor allem an ihrer sympathischen und authentischen Art liegt. Deswegen hat es mich auch gefreut, sie (als eine der wenigen) ein paar Jahre später durchstarten zu sehen.

Dieses Buch beschreibt ihren ganz persönlichen Weg dahin. Wer auf "Behind-the-Scenes und Heidi-Storys" hofft, ist hier aber zum Glück falsch.

Sarina Nowak schildert sehr selbstreflektiert und erwachsen ihren Kampf mit dem eigenen Körpergefühl, dem Gewicht, der Selbstliebe und dem Aussen. Sie spricht über Body Shaming, soziale Medien und wie man Hatern am besten begegnet.

Das alles kommt scheinbar direkt aus dem Herzen in ihrer herrlich frischen, ehrlichen, humorvollen und bewundernswert positiven Art. Und das macht es so fesselnd und lesenswert, man nimmt ihr jedes Wort ab und ich höre ihr gerne zu.

Hier hat keine Psychologin oder Lebenscoach einen weiteren Ratgeber verfasst, sondern da erzählt eine junge Frau von ihren Erfahrungen; dem Frust als Mager-Model, Diätenwahn und damit verbundenem körperlichen und psychischen Stress, dem Zusammenbruch und endlich dem Umdenken. Und ihre Botschaft kommt beim Leser an: Sag ja zu deinem Körper und kämpfe nicht dein ganzes Leben gegen ihn.

Neben einer tollen Bilderstrecke (farb/matt) im Innenteil, gibt es vor allem auch viele persönliche Tipps und Tricks z.B. für gute Selfies, scheuernde Oberschenkel, einen guten Style, mentale Gesundheit, Ernährung, Hairbun etc.

Fazit: Hut ab. Hier schreibt kein Girly, sondern eine sehr bodenständige, selbstbewusste und selbstreflektierte Frau, die genau weiss wovon sie spricht.
Ich hoffe, dieses Buch findet viele Leser, egal ob curvy oder Bohnenstange, denn es spricht einen universellen Punkt in uns allen an, die Selbstliebe.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Von Vätern und Söhnen und Frauen

Die Herzen der Männer
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"Papa?" "Was denn, Nelson?" Hast Du mich lieb?, möchte der Junge fragen. "Danke für den Orangensaft."

Nelson ist ein Aussenseiter. So sehr ihm das bewusst ist und wehtut, weiss er doch nicht, was er tun ...

"Papa?" "Was denn, Nelson?" Hast Du mich lieb?, möchte der Junge fragen. "Danke für den Orangensaft."

Nelson ist ein Aussenseiter. So sehr ihm das bewusst ist und wehtut, weiss er doch nicht, was er tun müsste, um dies zu ändern. Denn selbst bei den Pfadfindern ist er aussen vor; er schläft alleine in einem Zelt und steht immer als Erster auf, um zum Morgenappell zu blasen, was ihm den Spitznamen "Trompeter" einbringt.

Auch bei seinem Vater findet er keine Liebe und Geborgenheit, der weiss recht wenig mit dem sensiblen Jungen anzufangen. Und so eskaliert die Situation an Nelson´s 13ten Geburtstag beinahe, als er das gesamte Lager eingeladen hat, aber niemand zu seiner Gartenparty erscheint und Nelson zutiefst enttäuscht in Tränen ausbricht. Doch kurz vor dem grossen Knall steht plötzlich Jonathan an der Gartenpforte. Der Junge, zu dem Nelson heimlich aufblickt, bei allen beliebt und zu den Anführern im Camp gehörend.
Hat Nelson in Jonathan tatsächlich einen Freund gefunden....?

~ ~ ~ *

"Die Herzen der Männer" umspannt 3 Generationen.
Behutsam und leise erzählt Nickolas Butler von abwesenden Vätern und verlorenen Söhnen, von Müttern und Söhnen, von Männern und Frauen, der Liebe und dem Leben.
Im Mittelpunkt eine Konstante: Das Pfadfinderlager im Wandel der Zeiten.

In seinem Debütroman "Shotgun Lovesongs" hat Nickolas Butler schon mit seinem Erzähltalent überzeugt und ich war sehr gespannt auf seinen neuen Roman.

Sein Schreibstil, sehr ruhig und unaufgeregt, lebt von den Charakteren und ihren Geschichten.
Sein Talent; den Leser mit leisen Tönen und ausgewählten Situationen zu fesseln.

Man kann sie jetzt nicht wirklich vergleichen (und ich sehe so manchen schon leicht die Augen verdrehen), aber sowohl Stephen King als auch Nickolas Butler sind einfach grossartige Erzähler. Man folgt ihnen gebannt; sie fangen das alltägliche miteinander, die Natur der Kleinstädte, das scheinbar Nebensächliche so gekonnt ein, was das Gelesene unheimlich greifbar und die Personen so nahbar macht.

Emotionen brauchen hier keinen großen Auftritt, sie sind einfach da - die ganze Zeit - und manchmal nur schwer zu ertragen. Die Geschichte von Nelson, Jonathan und seinem Sohn mit Familie geht unter die Haut und lässt einen so schnell nicht mehr los.

Fazit: Berührend und sprachlich überzeugend erzählt der Autor von Kindheit, Verlusten, Traurigkeit, Freundschaft, Liebe und die Sprachlosigkeit der Männer.

Veröffentlicht am 31.10.2022

interessante und spannende Einblicke in die Anfänge der Gesichts-Rekonstruktion

Der Horror der frühen Chirurgie
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>> Manchmal wurden ganze Gesichter zerstort. Eine Frontkrankenschwester formulierte es so:"Die Heilkunde stand der Wissenschaft der Zerstörung ratlos gegenüber." >>

Dies ist das zweite geschichtlich-medizinische ...

>> Manchmal wurden ganze Gesichter zerstort. Eine Frontkrankenschwester formulierte es so:"Die Heilkunde stand der Wissenschaft der Zerstörung ratlos gegenüber." >>

Dies ist das zweite geschichtlich-medizinische Sachbuch von Lindsey Fitzharris. Der Vorgänger "Der Horror der frühen Medizin" hatte mich schon völlig in seinen Bann gezogen. Der zweite Teil - mit Wiedererkennungswert in Cover und Titel - hat einen ähnlichen Aufbau und genauso eine Sogwirkung.

Diesmal befasst Fitzharris sich mit dem Grauen des ersten Weltkriegs, der ganze Generationen verstümmelte. Durch die neuen Waffen und Kampftechniken gab es besonders viele Kopf- und Gesichtsverletzungen. Und während ein fehlender Arm oder Bein Annerkennung einbrachte, wandten die Menschen sich bei fehlenden Nasen, Unterkiefern oder klaffenden Löchern im Gesicht vor Ekel und Abneigung ab. Ein normales Leben war für die Entstellten oftmals nicht mehr möglich, denn auch die Nahrungsaufnahme und das Atmen waren eine Herausforderung.

Valedier, Morestin, Buck und Wood waren nur Einige, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, diesen Männern in irgendeiner Art und Weise zu helfen. Einer der bekanntesten Pioniere aber war Harold Gillies, auf den die Autorin sich vornehmlich konzentriert.

Mit seiner großen Empathie und Menschlichkeit in dieser unmenschlichen Zeit, arbeitet er unermüdlich daran, seine Methoden zur Gesichts-Rekonstruktion zu verfeinern und scheut sich nicht, völlig neue Wege zu testen.

In einem informativen, kurzweiligen Schreibstil erfährt man viele Fakten aus der medizinischen Geschichte und dem Leben und Werken Harold Gillies und seiner Weggefährten. Was das ganze beim Lesen unheimlich greifbar macht, sind die detaillierten Beschreibungen anhand von Einzelschicksalen der Soldaten.

Gerne hätte ich, wie auch schon im ersten Band, ein paar Skizzen oder Bilder gehabt. Doch die sind im Internet fix zu finden und jeder interessierte Leser wird sie sich sofort nebenher anschauen. Und auch auf aufblähende Fussnoten verzichtet die Autorin wieder und bringt diese in einem umfangreichen Glossar unter.

Fazit: Bestimmt kein Sachbuch das ich jedem empfehlen würde, aber wer sich ein wenig für den ersten Weltkrieg oder die frühe Medizin interessiert, der wird begeistert sein. Fitzharrold schafft es immer wieder eigentlich trockenen Stoff in interessante und spannende Geschichten zu verpacken.

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