Ausweglos und zauberhaft
Die Oberfläche des ChaosElli lebt irgendwie zwischen den Welten. Zwischen Schimmel und den banalen Wünschen eines Kindes, zwischen Müll, Urinstein und Unausgeprochenem. Ihre Welt wirkt einsam, ist aber nie leer - und die vermüllte ...
Elli lebt irgendwie zwischen den Welten. Zwischen Schimmel und den banalen Wünschen eines Kindes, zwischen Müll, Urinstein und Unausgeprochenem. Ihre Welt wirkt einsam, ist aber nie leer - und die vermüllte Messi-Wohnung ist ihr Universum. Darin begleiten wir sie für knapp 10 Jahre ihrer Kindheit und erleben zusammen mit ihr das Durchhalten und Überleben.
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Jedes Kapitel ist ein kleines Wunder. Denn Elli schafft es, mich mit ihrem verblüffenden Wesen jedes Mal aufs Neue zu verzaubern. Schimmelpilze werden zu Aquarellen, Bücher werden zum Ausweg in andere Welten. Elli hat diese Gabe: Trotz ihrer durchaus erschreckenden Kindheit findet sie Schönheit im Hässlichen und Zartheit im Verborgenen.
Die Sprache des Romans hat mich sehr beeindruckt. Denn irgendwie ist sie wie Elli selbst: leise und kraftvoll, tabulos und liebevoll. Sie kommt mir ganz nah, ohne mich zu erdrücken. Und es gelingt ihr, die Welt zu beobachten, ohne sie zu verurteilen.
Trotz all dem Zauber schwebt die Traurigkeit immerzu über der Kulisse. Was würde ich Elli einen Ausweg wünschen - eine Person, die sie aus dieser Wohnung holt und vor ihrer Mutter schützt. Doch sie schafft das alles allein, empfindet trotzdem Liebe und eine unerschütterliche Fürsorge für ihre Mutter. Und in ihrem Herzen pocht das Leben, hartnäckig und trotzig.
Ein Lichtblick ist der Nachbarsjunge Jo. Trotz seiner Ecken und Kanten und trotz seines eigenen Schicksals hat Jo etwas tröstendes an sich. Für mich sind diese Passagen so intensiv, dass ich Jos Hände fühlen kann.
Alles in allem tut das Buch weh, da möchte ich nichts schön reden. Und genau deshalb lohnt es sich. Es macht sichtbar, was wir sonst übersehen. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung für ein mutiges Buch, das mit Tabuthemen bricht und das liebe ich an Büchern am meisten. Und letztendlich sind im Chaos manchmal die größten Wunder zu finden.
Übrigens können wir uns nach dem Lesen auf Teil 2 und 3 freuen!