Cover-Bild Halbinsel
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 19.03.2025
  • ISBN: 9783630877303
Kristine Bilkau

Halbinsel

Roman - Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2025
Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2025!
Ein Haus am Wattenmeer. Eine Mutter und ihre Tochter. Und der Versuch einer Annäherung zwischen den Generationen. Für Leser*innen von Judith Hermanns »Daheim«, Anne Rabe »Die Möglichkeit von Glück«, Daniela Krien »Die Liebe im Ernstfall«und Elizabeth Strout »Am Meer«.


Eine Halbinsel im nordfriesischen Wattenmeer. Hier, an der Nordsee, lebt Annett, Ende vierzig, seit vielen Jahren, hier hat sie nach dem frühen Tod ihres Mannes ihre Tochter Linn allein großgezogen. Linn, Mitte zwanzig, ist nach dem Abitur voller Energie in die Welt gezogen, hat sich in schwedischen und rumänischen Wäldern als Umweltvolontärin engagiert, arbeitet für ein Aufforstungsprojekt. Für Annett ist ihre Tochter die Verkörperung von Hoffnung, Sinn und Zukunft. Doch auf einer Tagung, während eines Vortrags kippt Linn um, Kreislaufzusammenbruch, Erschöpfung. Annett holt sie für eine Woche zu sich nach Hause, ans Meer, nahe Husum. Aus einer werden zwei, dann drei Wochen, dann Monate. Zerrieben zwischen Leistungsdruck und Sinnsuche, scheint Linn mit Mitte Zwanzig an einem Nullpunkt. Annett fühlt sich hilflos angesichts der Antriebslosigkeit ihrer Tochter. Mit der Zeit brechen Konflikte auf, zwischen Mutter und Tochter, aber auch zwischen zwei Generationen. Die eine muss die Lebenswirklichkeit der anderen neu verstehen lernen.

Mit großem Gespür für das Zwischenmenschliche lotet Kristine Bilkau die drängenden Fragen unserer Zeit aus - die Frage nach der Verantwortung der Älteren für den Zustand der Welt sowie der Wunsch der Jüngeren, das eigene Leben mit Sinn zu füllen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2025

Still, aber eindringlich

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Kristine Bilkaus „Halbinsel“ ist die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung, die auf einer nordfriesischen Halbinsel im Wattenmeer spielt. Hier hat Annett nach dem frühen, plötzlichen Tod ihres Mannes ...

Kristine Bilkaus „Halbinsel“ ist die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung, die auf einer nordfriesischen Halbinsel im Wattenmeer spielt. Hier hat Annett nach dem frühen, plötzlichen Tod ihres Mannes ihre Tochter Linn allein aufgezogen und lebt seit deren Auszug ein einsames, zurück-gezogenes Leben. Linn, Mitte zwanzig, hat Umweltmanagement studiert und einen ersten Job bei einem Aufforstungsprojekt begonnen. Nach einem Kreislaufkollaps und kurzem Krankenhausaufenthalt zieht sie wieder bei ihrer Mutter ein. Was eigentlich nur als kurzer Erholungsaufenthalt gedacht war, wird zur Dauerlösung, da Linn ihren Job geschmissen und ihre Wohnung in Berlin gekündigt hat.
Durch die Ich-Perspektive Annetts erfährt der Leser, wie die beiden Frauen lernen müssen, ihre Beziehung zueinander neu zu bestimmen. Besonders Annett muss sich mit ihrer eigenen Vergangenheit, ihren Träumen und Sehnsüchten auseinandersetzen, um Linn als gleichberechtigt anzuerkennen und deren Lebensentwurf zu akzeptieren, auch wenn dieser vielleicht nicht dem entspricht, was Annett sich für ihre Tochter wünscht bzw. gewünscht hat.
Kristine Bilkau hat einen ruhigen, sehr präzisen Erzählstil und ihr ist ein stiller, aber eindringlicher Roman gelungen. Sie beschreibt das ganz normale Leben mit Höhen und Tiefen wie sie wohl jeder kennt. Vielleicht wird es gerade deswegen nicht langweilig, da man die Gedanken und Gefühle der Protagonisten gut verstehen kann bzw. sie selbst schon so oder ähnlich gehabt hat.
„Halbinsel“ ist aber nicht nur die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung, es werden auch gesamtgesellschaftlich relevante Themen wie Leistungsdruck, Selbstverwirklichung, Klimakrise, Systemkritik angestoßen.

Schon Bilkaus Roman „Die Glücklichen“ hat mich sehr für sie eingenommen, auch „Halbinsel“ hat mich nicht enttäuscht. Den Preis der Leipziger Buchmesse 2025 hat sie meiner Meinung nach zurecht erhalten, da es ihr hervorragend gelungen ist, die Literatur mit Themen der Gegenwart zu verknüpfen. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 15.06.2025

Orientierungslos

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Das Cover von Kristine Bilkaus Roman lässt bereits erahnen, dass es eher ein Buch der ruhigen Töne ist. Auf der titelgebenden Halbinsel in Nordfriesland steht das Haus von Annett. Sie ist Ende 40 und arbeitet ...

Das Cover von Kristine Bilkaus Roman lässt bereits erahnen, dass es eher ein Buch der ruhigen Töne ist. Auf der titelgebenden Halbinsel in Nordfriesland steht das Haus von Annett. Sie ist Ende 40 und arbeitet als Bibliothekar. Als ihre gemeinsame Tochter Linn drei Jahre alt war, starb ihr Mann Johan an einer Herzmuskelentzündung. Nun ist Linn seit kurzem mit dem Studium fertig und bricht bei einem Vortrag zusammen. Sie zieht sich daraufhin in ihr Elternhaus zurück, kündigt Job und Wohnung in Berlin, lässt ihre besorgte Mutter aber nicht so richtig an sich heran. Und auch Annett muss sich klar werden, wie ihr eigenes Leben weitergehen soll, ob sie das Haus behalten und weiterhin nur interessante Stellenanzeigen lesen möchte, ob sie irgendwann noch einmal bereit für eine Partnerschaft ist.

Kristine Bilkau ist es gelungen, ein sehr feines Bild ihrer beiden Protagonistinnen zu zeichnen. Trotz aller Unterschiede konnte ich mich gut in sie und ihre jeweilige Situation hineinversetzen und beide irgendwie verstehen. Auch aktuelle Thematiken, wie der Krieg in der Ukraine, spielten neben dem Mutter-Tochter-Verhältnis, dem Verlust geliebter Menschen, dem Älter Werden, der beruflichen Verwirklichung und den Bedrohungen durch den Klimawandel eine Rolle. Auch die Gegend, in der alles spielt, nimmt ausreichend Raum im Roman ein und wird von der Autorin so beschrieben, dass ich eine gute Vorstellung von den jeweiligen Orten bekam. Der Schreibstil war auch insgesamt gut lesbar, sodass man sehr schnell am Ende des Buches angekommen ist.

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Veröffentlicht am 23.05.2025

Ein ruhiger Generationsroman voller Tiefe und emotionaler Komplexität

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Kristine Bilkau ist so eine Meisterin darin, ruhige Texte voll menschlicher Tiefe und Nahbarkeit zu schreiben, dass es mich nach „Nebenan“ nun schon zum zweiten Mal von den Socken gehauen hat.

Dieser ...

Kristine Bilkau ist so eine Meisterin darin, ruhige Texte voll menschlicher Tiefe und Nahbarkeit zu schreiben, dass es mich nach „Nebenan“ nun schon zum zweiten Mal von den Socken gehauen hat.

Dieser Roman ist eine Mutter-Tochter-Geschichte und so viel mehr. Er ist eine Erzählung über die Verantwortung älterer Generationen gegenüber den jüngeren und eine Ode an zwischenmenschlichen Respekt. Annett ist, als ihre Tochter Linn nach einem Zusammenbruch ihren Job kündigt und wieder zu ihr zieht, nicht nur mit ihren Erwartungen an Linn konfrontiert, sondern reflektiert dadurch ausgelöst auch über ihre eigenen Lebenswünsche. Dabei ist sie ausgesprochen authentisch, ohne je ihrer Tochter gegenüber abwertend zu sein. Im Endeffekt ist Annett (und damit offenbar auch Bilkau selbst) für mich wie ältere Generationen sein sollten: reflektiert und emotional zugänglich.

Schon vor der Lektüre habe ich Bilkau in einem Interview so respektvoll über junge Menschen und deren Herausforderungen in der heutigen Zeit sprechen hören, dass ich sie direkt ins Herz geschlossen habe. Und „Halbinsel“ unterstreicht ihre Einstellung noch einmal ganz deutlich. Es sollte natürlich keiner Komplimente bedürfen, wenn Menschen mit mehr Lebensjahren nicht überheblich auf jüngere Generationen gucken und dann auch noch ihre Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft anerkennen. Und doch ist das einfach nicht oft der Fall. Ich habe selten eine Autorin gelesen, die nicht nur gut über ihre eigene Generation, sondern auch so menschlich und greifbar über eine jüngere schreiben kann. Dadurch konnte ich mit beiden Figuren gleichermaßen mitfühlen und hatte keine Chance, in eine einseitige Solidarität zu verfallen.

Bilkaus Sprache ist präzise, leise und zart, mit einem Hauch Melancholie, aber nie verträumt. Mich zieht es immer wieder hinein in diese norddeutschen Geschichten, weil sie mich mit ihrer Tiefe begeistern, ohne zu sehr aufzuregen. Das kann dazu führen, dass manche die Handlung zu plätschernd finden. Als eine Person, die sich bei banalen Geschichten schnell langweilt, kann ich das überhaupt nicht bestätigen. Was an Drama „fehlt“, wird durch emotionale Komplexität dreimal wieder rausgeholt.

Ich kann meiner Begeisterung für diese Autorin unmöglich angemessene Worte verleihen. Ihre Erzählungen sind von einer solchen Prägnanz und Aktualität, dass sie mich niemals kalt lassen. Lest ihre Bücher, wenn ihr zwischenmenschliche Geschichten sucht, die besonders bei jüngeren Menschen wie eine Umarmung wirken können, weil die Autorin sich über ihre Erzählerin auch mit jungem Widerstand solidarisiert.
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„Wer kann mit Gewissheit sagen, dass die Älteren in der Überwindung von Krisen besser geschult sind als die Jüngeren? Wie krisenfest ist ein Erwachsener, der an einem beliebigen Morgen am Straßenrand steht und angesichts einer Gruppe von Menschen, die mit ihrem Protest andere Menschen am Weiterfahren hindern, einer jungen Frau gegen den Kopf tritt?“

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Veröffentlicht am 10.05.2025

Ausgezeichnet!

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Als Annetts Tochter Linn einen Zusammenbruch erleidet, zieht sie bei ihrer Mutter ein, in das Haus am Wattenmeer, nahe Husum, um sich zu erholen. Aus einer Woche werden zwei, dann mehrere, und als die ...

Als Annetts Tochter Linn einen Zusammenbruch erleidet, zieht sie bei ihrer Mutter ein, in das Haus am Wattenmeer, nahe Husum, um sich zu erholen. Aus einer Woche werden zwei, dann mehrere, und als die Monate ins Land ziehen, wird es Zeit, dass beide Frauen darüber nachdenken, wie es weitergeht; mit ihnen, aber ebenso dem Leben allgemein. Dafür müssen auch unliebsame Dinge angesprochen und Barrieren beseitigt werden.

»Inzwischen habe ich begriffen, es grenzt an ein Wunder, wenn man geliebte Menschen um sich hat und sie nicht zu früh verliert. Ein noch größeres Wunder ist es, wenn es einem mehrmals im Leben gelingt, jemanden zu finden, der es gut mit einem meint.« (Seite 50)

Ich klappte das Buch zu und wünschte, ich könnte über den Inhalt sofort mit jemandem diskutieren, so vieles schwirrte mir im Kopf herum. Zu Beginn hatte ich, weil ich altersgemäß eher zu Annett passte, deren Ansichten überwiegend übernommen, im Laufe der Geschichte jedoch zusammen mit ihr als Ich-Erzählerin vieles davon wieder revidiert. Die Überzeugungen der fast fünfundzwanzigjährigen Linn bekamen dadurch zwar nicht automatisch meine Zustimmung, aber sie brachten mich zum Nachdenken und einiges ergab für mich tatsächlich einen anderen Sinn. Kristine Bilkau schaffte es, ihren Figuren Fragen in den Mund zu legen, die mich sogar bei Themen, die mich sonst nicht interessieren, ungeduldig auf Antworten warten ließen. Ob Klima, Naturkatastrophen, wirtschaftliche Probleme, der Tod, Angst vor Unfällen oder zwischenmenschliche Beziehungen, es kam so vieles vor, und eingeflochten in die Erzählung wurden sogar Nebensächlichkeiten wie ein Ziegelstein oder ein Tag am See zu einem wichtigen Ereignis, das sich einfügte und das Buch zu einem besonderen Lesevergnügen machte. Dafür ist der Preis der Leipziger Buchmesse mehr als verdient. Großartig!

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Veröffentlicht am 07.05.2025

Zwischen Ebbe und Flut: Kristine Bilkaus „Halbinsel“ ist ein leiser Triumph der Literatur

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Kristine Bilkau ist eine Meisterin des Unaufgeregten. Mit Halbinsel hat sie einen Roman geschrieben, der nicht laut sein muss, um lange nachzuhallen. Er erzählt von einer Mutter und ihrer erwachsenen Tochter, ...

Kristine Bilkau ist eine Meisterin des Unaufgeregten. Mit Halbinsel hat sie einen Roman geschrieben, der nicht laut sein muss, um lange nachzuhallen. Er erzählt von einer Mutter und ihrer erwachsenen Tochter, von Nähe, Entfremdung, von Lebensbrüchen, Hoffnungen und dem Versuch, in einer brüchigen Welt nicht den Mut zu verlieren. Und all das verwebt sie mit solcher Feinheit und sprachlichen Eleganz, dass einem beim Lesen manchmal der Atem stockt.
Wir sind an der Nordsee, irgendwo zwischen Husum und dem Horizont, wo das Wattenmeer bei Ebbe mehr vom Leben preisgibt, als einem manchmal lieb ist. Dort lebt Annett, Bibliothekarin, Anfang fünfzig, allein, verwitwet, geerdet. Die Tochter Linn, Mitte zwanzig, war immer ihr Leuchten: klug, engagiert, voller Weltveränderungshunger. Doch jetzt ist Linn zurück – erschöpft, leergebrannt, ausgelaugt vom Daueranspruch, die Zukunft retten zu müssen. Was als Erholungswoche beginnt, dehnt sich aus zu einem Sommer der Schonungslosigkeit – und des Verstehens.
Bilkau gelingt das Kunststück, große Themen – Klimakrise, Leistungsdruck, Mutterrolle, Selbstverwirklichung, Systemkritik – ganz klein zu erzählen. Nichts ist platt oder symbolisch aufgeladen, alles durchdrungen von Alltag, Zweifel, leiser Ironie. Ihre Sprache ist präzise, manchmal fast scheu, dann wieder überraschend scharf: „Als stünde ich an einer Bahnschranke und ein Zug rast vorbei“ – solche Bilder hallen wie ein Glockenton nach. Sie trifft genau den Ton, in dem sich das Innerste einer Figur äußert, ohne Pathos, aber voller Tiefe.
Was Halbinsel so außergewöhnlich macht, ist seine erzählerische Luftigkeit. Es ist ein Roman der Lücken, des Unausgesprochenen, der zarten Andeutung. Die Figuren sind keine Heldinnen, sondern Menschen. Zwischen Annett und Linn öffnet sich eine Kluft, aber keine unüberwindbare. Es gibt Streit, Schweigen, Verletzungen – aber auch ein tastendes Zugehen, ein zögerliches Wiederfinden. Die innere Bewegung, die beide durchmachen, ist berührender als jeder dramatische Plot es je sein könnte.
Die Halbinsel, auf der alles spielt, ist mehr als Kulisse – sie ist Resonanzraum. Ihre flache Weite, die ständige Nähe von Wasser und Horizont, das Kommen und Gehen der Gezeiten spiegeln die Gefühlslage der Figuren. Wer einmal dort war, spürt sofort: Dieser Roman riecht nach Salzwasser und stillstehenden Tagen, nach Sand in den Schuhen und alten Sommern, die nie ganz vergangen sind.
Bilkau schreibt gegen das Vergessen und gegen das Vereinfachen. Ihr Blick auf die Welt ist zugleich zärtlich und klar. Sie urteilt nicht, sie zeigt. Zeigt, wie Menschen sich verlieren – und wie sie vielleicht wieder zueinanderfinden können, wenn sie bereit sind, sich selbst zu hinterfragen. Dass dabei auch noch ein feiner Humor aufblitzt, leise und entwaffnend, macht die Lektüre umso beglückender.
Halbinsel ist ein Roman, der ruhig daherkommt und doch alles trifft. Ein literarisches Kleinod, das mit minimalen Mitteln maximal bewegt. Wer Kristine Bilkau liest, liest nicht nur eine Geschichte – er erlebt ein Lebensgefühl. Und das ist selten genug.

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